"BayernDoc" ist der Podcast des Bayerischen Hausärzteverbands.
In "BayernDoc" geht es um Themen rund um Hausarztpraxen und den hausärztlichen Beruf - informativ, alltagsnah und politisch.
Unter dem Slogan "Update Berufspolitik" geht Dr. Wolfang Ritter, Vorsitzender des Bayerischen Hausärzteverbandes, auf aktuelle Entwicklungen in der Gesundheitspolitik ein, die Hausärztinnen und Hausärzte direkt betreffen und Auswirkungen auf die ambulante hausärztliche Versorgung haben, oder diskutiert darüber mit unterschiedlichen Gästen.
Gleich in der ersten Folge geht es um den Krisengipfel mit Bundesgesundheitsminister Prof. Karl Lauterbach, den der Hausärztinnen- und Hausärzteverband eingefordert hatte und der am 9. Januar in Berlin stattfand.
Mit dem Co-Bundesvorsitzenden Dr. Markus Beier spicht Dr. Ritter über die Ergebnisse und wie diese einzuordnen sind.
An dieser Stelle finden Sie künftig weitere Podcasts in regelmäßigen Abständen.
Seien Sie gespannt auf viele Themen, die Sie als Hausärztin oder Hausarzt betreffen - ganz gleich, ob Sie am Beginn Ihrer beruflichen Laufbahn stehen oder schon auf ein langjähriges unf erfahrungsreiches Berufsleben zurückblicken.
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Bisherige Folgen von "Bayern Doc"
Folge 3: Neue Regierung muss Stärkung der ambulanten Versorgung voranbringen
Das Jahr 2024 neigt sich dem Ende zu. In der neuen Folge der Podcast-Reihe „Bayern Doc“ zieht Dr. Wolfgang Ritter, Vorsitzender des Bayerischen Hausärzteverbandes, Bilanz und erklärt, womit aus seiner Sicht im kommenden Jahr zu rechnen ist. Was er von der/dem künftigen Bundesgesundheitsminister/in erwartet, fasst er in einem Satz zusammen: „Die Überschrift muss sein: Stärkung der ambulanten Versorgung.“
Folge 2: Bayerischer Hausärztetag 2024
Dr. Wolfgang Ritter, Landesvorsitzender des Bayerischen Hausärzteverbandes, spricht mit Dr. Petra Reis-Berkowicz, 1. stellvertretende Vorsitzende des Bayerischen Hausärzteverbandes, über den Bayerischen Hausärztetag, der am 19. und 20. April in Augsburg stattfindet und darüber, warum es wichtig ist, sich berufspolitisch zu engagieren und warum der Bayerischer Hausärzteverband insbesondere für junge Hausärztinnen und Hausärzte attraktiv ist.
Folge 1: Nach dem Krisengipfel beim Bundesgesundheitsminister
Dr. Wolfgang Ritter, Landesvorsitzender des Bayerischen Hausärzteverbandes, im Gespräch mit Dr. Markus Beier, Co-Bundesvorsitzender des Hausärztinnen- und Hausärzteverbandes, über die aktuelle Gesundheitspolitik und den Krisengipfel beim Bundesgesundheitsminister Karl Lauterbach
Das Jahr 2021 startete in Bayern mit einem Wechsel im Gesundheitsministerium: Klaus Holetschek löste Melanie Huml als Gesundheits- und Pflegeminister ab. Der Bayerische Hausärzteverband dankte Melanie Huml für ihr großes und erfolgreiches Engagement und die vorausschauende, konstruktive Zusammenarbeit und das stets offene Ohr, das sie für die Anliegen der Hausärztinnen und Hausärzte zeigte, und wünschte ihr in ihrer neuen Funktion als Staatsministerin für Europaangelegenheiten und Internationales in der Bayerischen Staatskanzlei alles Gute und viel Erfolg.
Klaus Holetschek neuer bayerischer Gesundheitsminister
Bis zur Mitte des Jahres 2021 erfolgte die Vergabe der
Corona-Impftermine nach Priorisierungsvorgaben.
„Viel Erfolg und gutes Gelingen“ wünschte Dr. Markus Beier, Vorsitzender des Bayerischen Hausärzteverbandes, auch ihrem Nachfolger Klaus Holetschek. Dr. Beier stand und steht mit weiteren Kollegen des geschäftsführenden Vorstands auch mit dem neuen Staatsminister in regelmäßigem Austausch zur Pandemiebekämpfung – ein Thema, das wie schon im Vorjahr auch 2021 die berufspolitische Arbeit des Bayerischen Hausärzteverbades prägte.
Holetschek begann seine Amtszeit mit einer für Bayerns Hausärztinnen und Hausärzte wichtigen Klarstellung: Hausärztinnen und Hausärzte mit ihren medizinischen Fachangestellten, die regelmäßig Bewohnerinnen und Bewohner von Alten- und Pflegeheimen visitieren und / oder Infektsprechstunden abhalten, zählen zu den Personengruppen, die als erstes geimpft werden (siehe Rundfax vom 12.01.2021).
Vorausgegangen waren zahlreiche Gespräche und Abstimmungsrunden auch mit Vertretern des Bayerischen Hausärzteverbandes. Die Klarstellung war ein wichtiger Schritt, um hausärztliche Praxisteams und damit auch ihre Patientinnen und Patienten zu schützen.
Zur Erinnerung: Seit Ende 2020 war in Deutschland Impfstoff gegen COVID-19 verfügbar, aber bis Mitte des Jahres 2021 ein knappes Gut. Daher hatte das Bundesgesundheitsministerium in der Corona-Impfverordnung (CoronaImpfV) rechtsverbindliche Vorgaben zur Priorisierung bei der Verabreichung der Corona-Impfung festgelegt.
Hoher Beratungsbedarf zur Corona-Impfung: Bayerischer Hausärzteverband fordert unabhängige Impfberatungsziffer
Das Thema Impfen, wechselnde Vorgaben und eine teils wenig abgestimmte Kommunikation hielten die hausärztlichen Praxisteams das ganze Jahr über in Atem. Obwohl das Impfen gegen SARS-COV-2 zunächst Impfzentren vorbehalten war, in denen viele Hausärztinnen und Hausärzte neben dem Praxisbetrieb mitarbeiteten, sorgte die Beratung zur Impfung und den Impfstoffen auch für Mehraufwand in den Praxen. Der Bayerische Hausärzteverband trat daher gemeinsam mit der Kassenärztlichen Vereinigung Bayerns (KVB) und der Bayerischen Landesärztekammer (BLÄK) für eine honorierte und von einer tatsächlichen Impfung unabhängigen Impfberatungsziffer ein. Das Thema gewann zusätzlich an Bedeutung, als die Nachfrage nach Impfstoff Mitte des Jahres sank und viel Überzeugungsarbeit gefragt war, um Unsicherheiten zu nehmen. Ab Mitte November 2021 wurde die Beratung zur Corona-Impfung ohne nachfolgende Immunisierung schließlich mit einer Pauschale von immerhin 10 Euro vergütet.
Impfstart in Bayerns Praxen am 31. März
Dr. Wolfgang Ritter im
Video-Interview zum Impfstart: "
Wir sind alle froh, dass es losgeht, wir wollen unsere
Patienten ja schützen."
Am 31. März fiel in Bayern noch vor allen anderen Bundesländern der Startschuss für flächendeckende Corona-Impfungen in Vertragsarztpraxen. Zuvor hatten der Deutsche Hausärzteverband und die angeschlossenen Landesverbänden in einem Positionspapier Voraussetzungen dafür zusammengetragen, und in Pilotprojekten agierten einzelne Praxen bereits als Außenstellen der Impfzentren und zeigten, dass die Verabreichung des Impfstoffes auch über die Praxen realisierbar ist.
Der Beginn der Corona-Impfungen stellte die Praxen vor erhebliche Herausforderungen. Es galt, die Fülle von Anfragen nach einer Impfung zu bearbeiten, den Patientinnen und Patienten angelehnt an die Priorisierungsvorgaben Impfangebote zu machen beziehungsweise sie zu vertrösten, und entsprechend dem Bedarf den Impfstoff zu bestellen. Dennoch war der Start der Impfungen in den Praxen ein wichtiger Schritt, wie Dr. Wolfgang Ritter, Schatzmeister des Bayerischen Hausärzteverbandes, im Video-Interview klarstellte: "Wir sind alle froh, dass es losgeht, wir wollen unsere
Patienten ja schützen."
Lieferprobleme und Vertrauensverlust
Erschwerend hinzu kamen immer wieder Lieferprobleme und Vorbehalte der Patienten gegenüber dem für Praxen einfacher zu handhabenden Corona-Impfstoff von AstraZeneca, den die STIKO zunächst nur für Menschen unter 65 Jahre empfohlen hatte. Ende März, kurz vor dem Start flächendeckender Corona-Impfungen in den Arztpraxen, hatte die STIKO ihre Empfehlung aufgrund „seltener, aber sehr schwerer thromboembolischer Nebenwirkungen“ vor allem bei jüngeren Personen geändert: Nur noch über 60-Jährige sollten nun mit dem AstraZeneca-Vakzin immunisiert werden. Jüngere konnten sich mit dem Impfstoff allerdings weiterhin nach Beratung und auf ausdrücklichen Wunsch hin impfen lassen.
Keine Rosinenpickerei: Bayerischer Hausärzteverband setzt sich erfolgreich für Verfügbarkeit aller zugelassener Impfstoffe in Praxen ein
Der Wegfall der Priorisierungspflicht führte zu einer
erneuten Flut von Anfragen in den Praxen.
Das Vertrauen in den Impfstoff war jedoch für viele erschüttert. In den kommenden Wochen mussten Hausärztinnen und Hausärzte viel Überzeugungsarbeit leisten, um ihre älteren Patientinnen und Patienten von der hohen Qualität des AstraZeneca-Impfstoffs zu überzeugen, um genügend Impfstoff von Biontech und Moderna für die jüngeren Impfwilligen zu haben. Bestrebungen, Hausarztpraxen nur noch mit dem zwar qualitativ hochwertigen, aber nur für ältere Menschen empfohlenen AstraZeneca-Vakzin zu beliefern, erteilte der Bayerische Hausärzteverband eine klare Absage. „Nach wie vor machen wir uns stark dafür, dass eine verlässliche Menge an allen verfügbaren Impfstoffen regelmäßig an die Praxen ausgeliefert wird. Impfstoffkürzungen oder einseitige Aufteilung der Impfstoffe stoßen auf unseren entschiedenen Widerstand. Dies gilt auch für „Rosinen-Pickerei“ beim Impfstoff von Patienten oder Einrichtungen, die impfen“ (siehe Rundfax Mitte April).
Mit einer erneuten Flut von Anfragen sahen sich die Praxen konfrontiert, als in der zweiten Maihälfte in Bayern die Priorisierungspflicht für Praxen entfiel und dann ab 7. Juni bundesweit auch für Impfzentren. Großes Problem war die nach wie vor bestehende Impfstoffknappheit.
Problem Verteilungssystematik
Als Teil des Problems erwies sich die Verteilungssystematik des knappen Impfstoffs. „Weiterhin herrscht Impfstoffmangel – vor allem bei großen hausärztlichen Einzelpraxen, die gerade in ländlichen Räumen einen wichtigen Baustein in der ambulanten medizinischen Versorgung bilden – während in städtischen Regionen Ketten oder große Zusammenschlüsse von Fachärzten, die nicht wie Gynäkologen oder Kinderärzte regelhaft impfen, aufgrund der vorgegebenen Bestell-Systematik über eine mehr als ausreichende Menge an Impfstoff verfügen“, stellte der Bayerische Hausärzteverband fest und forderte daher umgehend eine Anpassung der Impfstoff-Bestellsystematik für Hausärztinnen und Hausärzte und damit endlich ausreichenden Impfstoff für alle Hausarztpraxen (Rundfax vom 18.06.2021).
Besonders vulnerable Gruppen sollten bei der
Booster-Impfung zunächst Vortritt haben..
Von Impfstoffknappheit zu Impfmüdigkeit
Während in den Hochsommermonaten Juli und August zunehmend ausreichend Impfstoff zur Verfügung stand, sank die Impfbereitschaft in der Bevölkerung. Der Bayerische Hausärzteverband forderte Einzelgebinde von Corona-Impfstoffen, um auf die vereinzelten Impfanfragen direkt und schnell reagieren zu können – allerdings vergeblich.
Booster-Impfungen ab Mitte August
Anfang August, mitten in der Impfflaute, beschloss die Gesundheitsministerkonferenz (GMK), Corona-Auffrischungsimpfungen zu forcieren, und konkretisierte die dafür in Betracht kommenden Personengruppen – darunter Bewohner/innen in Pflegeeinrichtungen. Auf Nachhaken des Bayerischen Hausärzteverbands bekräftigte das StMGP mit Schreiben vom 13.08.2021, „dass weiterhin vorrangig die Hausärztinnen und Hausärzte die Auffrischimpfungen in den von ihnen versorgten Alten- und Pflegeheimen durchführen sollen“ (Rundfax zur Corona-Auffrischimpfung vom 16. August).
Biontech-Rationierung: „Politikversagen“
Ende Oktober rief der damalige Bundesgesundheitsminister Jens Spahn die gesamte Bevölkerung zum Boostern auf und verstärkte den Ansturm in den Hausarztpraxen. Gleichzeitig wurden Vorwürfe laut, die Hausärzte würden nicht schnell genug impfen, die der Bayerische Hausärzteverband angesichts langer Bestellvorlaufzeiten als „schlicht unverschämt“ zurückwies. Keine vier Wochen nach seiner allgemeinen Aufforderung zur Corona-Auffrischimpfung, als die Booster-Impfungen auf Hochtouren liefen, kündigte Spahn Lieferkürzungen für den Impfstoff von Biontech an und sorgte damit erneut für große Verunsicherung bei den Impfwilligen. Dr. Markus Beier bescheinigte Spahn daraufhin „Politikversagen“, und nach bundesweiten Protesten der Ärzteschaft konnte immerhin erreicht werden, dass die Kürzungen etwas moderater als angekündigt ausfielen.
Impfstoffverteilung bleibt Problem
Der Bayerische Hausärzteverband forderte immer wieder
eine gerechtere Verteilung des Corona-Impfstoffs.
Der Verteilungsschlüssel nach dem Gießkannenprinzip erwies sich jedoch erneut als fatal. „Wir fordern daher seit Monaten eine gerechtere Verteilung des Impfstoffs. Es muss endlich sichergestellt werden, dass die Praxen bzw. Fachgruppen, die bis dato die Impfungen in Deutschland sichergestellt und einen Großteil der Impfkampagne getragen haben, mit einem Bestellfaktor 3 bis 4 versehen werden. Und wir fordern eine frühzeitige Bestellung von ausreichend Impfstoff für die kommenden Monate. Auch wurde bisher zu wenig wissenschaftliche und zu viel politische Pandemiepolitik betrieben, aber dies ist der neuen BMG-Spitze sicher mehr als bewusst“, fasste Dr. Beier in einem Interview vom 9. Dezember die Hauptprobleme zusammen.
Eine klare Meinung vertrat er auch gegenüber Bestrebungen, weitere Berufsgruppen in die Impfkampagne einzubeziehen: „Es fehlt an planbaren Impfstofflieferungen und nicht an Impfmöglichkeiten. Mit dem Vorstoß, Impfen auch in Apotheken zuzulassen, baut die Politik potemkinsche Dörfer auf, um vom eigenen Versagen abzulenken. Schlimmer noch: Apotheken jetzt als weitere Impfstellen einzuführen, wird das vom Staat zu verantwortende Verteilungschaos beim Impfstoff nur vergrößern“ (Pressemitteilung vom 02.12.2021).
Tägliche Corona-Tests für Praxisteams abgewendet
Für erneute Aufregung sorgte auch die Nachricht Anfang Dezember, Praxismitarbeiter müssten sich täglich testen lassen. Hier haben neben dem Bayerischen Hausärzteverband und dem Deutschen Hausärzteverband auch alle anderen Ärzteorganisationen an einem Strang gezogen. So ist es gelungen, diese Kuh wieder vom Eis zu bekommen. Das zeigt aber, wie wichtig es für alle Hausärztinnen und Hausärzte ist, einen engagierten Berufsverband als Rückendeckung zu haben und sollte auch Nichtmitglieder bewegen, Mitglied im Bayerischen Hausärzteverband zu werden.
Generalmajor Carsten Breuer: "Es muss klar werden, wann
man vor Ort mit welchem Impfstoff rechnen kann“, .
Generalmajor Breuer will mehr Planbarkeit für Praxen bei der Impfstoffversorgung
Hoffnung auf mehr Planbarkeit bei der Impfstoffbelieferung im kommenden Jahr 2022 machte Generalmajor Carsten Breuer, Leiter des Corona-Krisenstabs im Bundeskanzleramt. Nach seinem Austausch mit Bayerns Ministerpräsident Markus Söder und dem bayerischen Gesundheits- und Pflegeminister Klaus Holetschek sowie einem Besuch in der München Klinik am 22. Dezember traf er sich am frühen Abend auch mit den Vorständen des Bayerischen Hausärzteverbandes Dr. Markus Beier und Dr. Wolfgang Ritter. „Wir sind sehr in die Tiefe gegangen, insbesondere in die Tiefe der Impfstoffversorgung. Ich habe unschätzbare Erfahrungen gewonnen, die sicherlich meine Arbeit in Berlin mitbeeinflussen werden. Es muss klar werden, wann man vor Ort mit welchem Impfstoff rechnen kann“, sagte er im Interview nach dem über einstündigen Gespräch mit den beiden Hausärzten.
Dr. Beier zog ein positives Fazit in einer Pressemitteilung zu dem Besuch: „Wir hatten ein sehr gutes Gespräch und waren positiv überrascht, dass sich General Breuer mit Planungen am grünen Tisch offensichtlich nicht zufrieden gibt. Uns war es deshalb wichtig, dem Leiter des Krisenstabes vor Ort zu zeigen, wo es in der Praxis noch hakt. Wir haben insbesondere sehr deutlich gemacht, dass Hausärzte sowie Kinderärzte, die neben den Impfzentren seit Monaten den allergrößten Teil der Impfungen durchführen, auch priorisiert und zuverlässig mit Impfstoff versorgt werden müssen.