"BayernDoc" ist der Podcast des Bayerischen Hausärzteverbands.
In "BayernDoc" geht es um Themen rund um Hausarztpraxen und den hausärztlichen Beruf - informativ, alltagsnah und politisch.
Unter dem Slogan "Update Berufspolitik" diskutiert Dr. Wolfang Ritter, Vorsitzender des Bayerischen Hausärzteverbandes, mit unterschiedlichen Gästen über aktuelle Entwicklungen in der Gesundheitspolitik, die Hausärztinnen und Hausärzte direkt betreffen und Auswirkungen auf die ambulante hausärztliche Versorgung haben.
Gleich in der ersten Folge geht es um den Krisengipfel mit Bundesgesundheitsminister Prof. Karl Lauterbach, den der Hausärztinnen- und Hausärzteverband eingefordert hatte und der am 9. Januar in Berlin stattfand.
Mit dem Co-Bundesvorsitzenden Dr. Markus Beier spicht Dr. Ritter über die Ergebnisse und wie diese einzuordnen sind.
An dieser Stelle finden Sie künftig weitere Podcasts in regelmäßigen Abständen.
Seien Sie gespannt auf viele Themen, die Sie als Hausärztin oder Hausarzt betreffen - ganz gleich, ob Sie am Beginn Ihrer beruflichen Laufbahn stehen oder schon auf ein langjähriges unf erfahrungsreiches Berufsleben zurückblicken.
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Folge 2: Bayerischer Hausärztetag 2024
Dr. Wolfgang Ritter, Landesvorsitzender des Bayerischen Hausärzteverbandes, spricht mit Dr. Petra Reis-Berkowicz, 1. stellvertretende Vorsitzende des Bayerischen Hausärzteverbandes, über den Bayerischen Hausärztetag, der am 19. und 20. April in Augsburg stattfindet und darüber, warum es wichtig ist, sich berufspolitisch zu engagieren und warum der Bayerischer Hausärzteverband insbesondere für junge Hausärztinnen und Hausärzte attraktiv ist.
Folge 1: Nach dem Krisengipfel beim Bundesgesundheitsminister
Dr. Wolfgang Ritter, Landesvorsitzender des Bayerischen Hausärzteverbandes, im Gespräch mit Dr. Markus Beier, Co-Bundesvorsitzender des Hausärztinnen- und Hausärzteverbandes, über die aktuelle Gesundheitspolitik und den Krisengipfel beim Bundesgesundheitsminister Karl Lauterbach
Das Jahr 2021 startete in Bayern mit einem Wechsel im Gesundheitsministerium: Klaus Holetschek löste Melanie Huml als Gesundheits- und Pflegeminister ab. Der Bayerische Hausärzteverband dankte Melanie Huml für ihr großes und erfolgreiches Engagement und die vorausschauende, konstruktive Zusammenarbeit und das stets offene Ohr, das sie für die Anliegen der Hausärztinnen und Hausärzte zeigte, und wünschte ihr in ihrer neuen Funktion als Staatsministerin für Europaangelegenheiten und Internationales in der Bayerischen Staatskanzlei alles Gute und viel Erfolg.
Klaus Holetschek neuer bayerischer Gesundheitsminister
Bis zur Mitte des Jahres 2021 erfolgte die Vergabe der
Corona-Impftermine nach Priorisierungsvorgaben.
„Viel Erfolg und gutes Gelingen“ wünschte Dr. Markus Beier, Vorsitzender des Bayerischen Hausärzteverbandes, auch ihrem Nachfolger Klaus Holetschek. Dr. Beier stand und steht mit weiteren Kollegen des geschäftsführenden Vorstands auch mit dem neuen Staatsminister in regelmäßigem Austausch zur Pandemiebekämpfung – ein Thema, das wie schon im Vorjahr auch 2021 die berufspolitische Arbeit des Bayerischen Hausärzteverbades prägte.
Holetschek begann seine Amtszeit mit einer für Bayerns Hausärztinnen und Hausärzte wichtigen Klarstellung: Hausärztinnen und Hausärzte mit ihren medizinischen Fachangestellten, die regelmäßig Bewohnerinnen und Bewohner von Alten- und Pflegeheimen visitieren und / oder Infektsprechstunden abhalten, zählen zu den Personengruppen, die als erstes geimpft werden (siehe Rundfax vom 12.01.2021).
Vorausgegangen waren zahlreiche Gespräche und Abstimmungsrunden auch mit Vertretern des Bayerischen Hausärzteverbandes. Die Klarstellung war ein wichtiger Schritt, um hausärztliche Praxisteams und damit auch ihre Patientinnen und Patienten zu schützen.
Zur Erinnerung: Seit Ende 2020 war in Deutschland Impfstoff gegen COVID-19 verfügbar, aber bis Mitte des Jahres 2021 ein knappes Gut. Daher hatte das Bundesgesundheitsministerium in der Corona-Impfverordnung (CoronaImpfV) rechtsverbindliche Vorgaben zur Priorisierung bei der Verabreichung der Corona-Impfung festgelegt.
Hoher Beratungsbedarf zur Corona-Impfung: Bayerischer Hausärzteverband fordert unabhängige Impfberatungsziffer
Das Thema Impfen, wechselnde Vorgaben und eine teils wenig abgestimmte Kommunikation hielten die hausärztlichen Praxisteams das ganze Jahr über in Atem. Obwohl das Impfen gegen SARS-COV-2 zunächst Impfzentren vorbehalten war, in denen viele Hausärztinnen und Hausärzte neben dem Praxisbetrieb mitarbeiteten, sorgte die Beratung zur Impfung und den Impfstoffen auch für Mehraufwand in den Praxen. Der Bayerische Hausärzteverband trat daher gemeinsam mit der Kassenärztlichen Vereinigung Bayerns (KVB) und der Bayerischen Landesärztekammer (BLÄK) für eine honorierte und von einer tatsächlichen Impfung unabhängigen Impfberatungsziffer ein. Das Thema gewann zusätzlich an Bedeutung, als die Nachfrage nach Impfstoff Mitte des Jahres sank und viel Überzeugungsarbeit gefragt war, um Unsicherheiten zu nehmen. Ab Mitte November 2021 wurde die Beratung zur Corona-Impfung ohne nachfolgende Immunisierung schließlich mit einer Pauschale von immerhin 10 Euro vergütet.
Impfstart in Bayerns Praxen am 31. März
Dr. Wolfgang Ritter im
Video-Interview zum Impfstart: "
Wir sind alle froh, dass es losgeht, wir wollen unsere
Patienten ja schützen."
Am 31. März fiel in Bayern noch vor allen anderen Bundesländern der Startschuss für flächendeckende Corona-Impfungen in Vertragsarztpraxen. Zuvor hatten der Deutsche Hausärzteverband und die angeschlossenen Landesverbänden in einem Positionspapier Voraussetzungen dafür zusammengetragen, und in Pilotprojekten agierten einzelne Praxen bereits als Außenstellen der Impfzentren und zeigten, dass die Verabreichung des Impfstoffes auch über die Praxen realisierbar ist.
Der Beginn der Corona-Impfungen stellte die Praxen vor erhebliche Herausforderungen. Es galt, die Fülle von Anfragen nach einer Impfung zu bearbeiten, den Patientinnen und Patienten angelehnt an die Priorisierungsvorgaben Impfangebote zu machen beziehungsweise sie zu vertrösten, und entsprechend dem Bedarf den Impfstoff zu bestellen. Dennoch war der Start der Impfungen in den Praxen ein wichtiger Schritt, wie Dr. Wolfgang Ritter, Schatzmeister des Bayerischen Hausärzteverbandes, im Video-Interview klarstellte: "Wir sind alle froh, dass es losgeht, wir wollen unsere
Patienten ja schützen."
Lieferprobleme und Vertrauensverlust
Erschwerend hinzu kamen immer wieder Lieferprobleme und Vorbehalte der Patienten gegenüber dem für Praxen einfacher zu handhabenden Corona-Impfstoff von AstraZeneca, den die STIKO zunächst nur für Menschen unter 65 Jahre empfohlen hatte. Ende März, kurz vor dem Start flächendeckender Corona-Impfungen in den Arztpraxen, hatte die STIKO ihre Empfehlung aufgrund „seltener, aber sehr schwerer thromboembolischer Nebenwirkungen“ vor allem bei jüngeren Personen geändert: Nur noch über 60-Jährige sollten nun mit dem AstraZeneca-Vakzin immunisiert werden. Jüngere konnten sich mit dem Impfstoff allerdings weiterhin nach Beratung und auf ausdrücklichen Wunsch hin impfen lassen.
Keine Rosinenpickerei: Bayerischer Hausärzteverband setzt sich erfolgreich für Verfügbarkeit aller zugelassener Impfstoffe in Praxen ein
Der Wegfall der Priorisierungspflicht führte zu einer
erneuten Flut von Anfragen in den Praxen.
Das Vertrauen in den Impfstoff war jedoch für viele erschüttert. In den kommenden Wochen mussten Hausärztinnen und Hausärzte viel Überzeugungsarbeit leisten, um ihre älteren Patientinnen und Patienten von der hohen Qualität des AstraZeneca-Impfstoffs zu überzeugen, um genügend Impfstoff von Biontech und Moderna für die jüngeren Impfwilligen zu haben. Bestrebungen, Hausarztpraxen nur noch mit dem zwar qualitativ hochwertigen, aber nur für ältere Menschen empfohlenen AstraZeneca-Vakzin zu beliefern, erteilte der Bayerische Hausärzteverband eine klare Absage. „Nach wie vor machen wir uns stark dafür, dass eine verlässliche Menge an allen verfügbaren Impfstoffen regelmäßig an die Praxen ausgeliefert wird. Impfstoffkürzungen oder einseitige Aufteilung der Impfstoffe stoßen auf unseren entschiedenen Widerstand. Dies gilt auch für „Rosinen-Pickerei“ beim Impfstoff von Patienten oder Einrichtungen, die impfen“ (siehe Rundfax Mitte April).
Mit einer erneuten Flut von Anfragen sahen sich die Praxen konfrontiert, als in der zweiten Maihälfte in Bayern die Priorisierungspflicht für Praxen entfiel und dann ab 7. Juni bundesweit auch für Impfzentren. Großes Problem war die nach wie vor bestehende Impfstoffknappheit.
Problem Verteilungssystematik
Als Teil des Problems erwies sich die Verteilungssystematik des knappen Impfstoffs. „Weiterhin herrscht Impfstoffmangel – vor allem bei großen hausärztlichen Einzelpraxen, die gerade in ländlichen Räumen einen wichtigen Baustein in der ambulanten medizinischen Versorgung bilden – während in städtischen Regionen Ketten oder große Zusammenschlüsse von Fachärzten, die nicht wie Gynäkologen oder Kinderärzte regelhaft impfen, aufgrund der vorgegebenen Bestell-Systematik über eine mehr als ausreichende Menge an Impfstoff verfügen“, stellte der Bayerische Hausärzteverband fest und forderte daher umgehend eine Anpassung der Impfstoff-Bestellsystematik für Hausärztinnen und Hausärzte und damit endlich ausreichenden Impfstoff für alle Hausarztpraxen (Rundfax vom 18.06.2021).
Besonders vulnerable Gruppen sollten bei der
Booster-Impfung zunächst Vortritt haben..
Von Impfstoffknappheit zu Impfmüdigkeit
Während in den Hochsommermonaten Juli und August zunehmend ausreichend Impfstoff zur Verfügung stand, sank die Impfbereitschaft in der Bevölkerung. Der Bayerische Hausärzteverband forderte Einzelgebinde von Corona-Impfstoffen, um auf die vereinzelten Impfanfragen direkt und schnell reagieren zu können – allerdings vergeblich.
Booster-Impfungen ab Mitte August
Anfang August, mitten in der Impfflaute, beschloss die Gesundheitsministerkonferenz (GMK), Corona-Auffrischungsimpfungen zu forcieren, und konkretisierte die dafür in Betracht kommenden Personengruppen – darunter Bewohner/innen in Pflegeeinrichtungen. Auf Nachhaken des Bayerischen Hausärzteverbands bekräftigte das StMGP mit Schreiben vom 13.08.2021, „dass weiterhin vorrangig die Hausärztinnen und Hausärzte die Auffrischimpfungen in den von ihnen versorgten Alten- und Pflegeheimen durchführen sollen“ (Rundfax zur Corona-Auffrischimpfung vom 16. August).
Biontech-Rationierung: „Politikversagen“
Ende Oktober rief der damalige Bundesgesundheitsminister Jens Spahn die gesamte Bevölkerung zum Boostern auf und verstärkte den Ansturm in den Hausarztpraxen. Gleichzeitig wurden Vorwürfe laut, die Hausärzte würden nicht schnell genug impfen, die der Bayerische Hausärzteverband angesichts langer Bestellvorlaufzeiten als „schlicht unverschämt“ zurückwies. Keine vier Wochen nach seiner allgemeinen Aufforderung zur Corona-Auffrischimpfung, als die Booster-Impfungen auf Hochtouren liefen, kündigte Spahn Lieferkürzungen für den Impfstoff von Biontech an und sorgte damit erneut für große Verunsicherung bei den Impfwilligen. Dr. Markus Beier bescheinigte Spahn daraufhin „Politikversagen“, und nach bundesweiten Protesten der Ärzteschaft konnte immerhin erreicht werden, dass die Kürzungen etwas moderater als angekündigt ausfielen.
Impfstoffverteilung bleibt Problem
Der Bayerische Hausärzteverband forderte immer wieder
eine gerechtere Verteilung des Corona-Impfstoffs.
Der Verteilungsschlüssel nach dem Gießkannenprinzip erwies sich jedoch erneut als fatal. „Wir fordern daher seit Monaten eine gerechtere Verteilung des Impfstoffs. Es muss endlich sichergestellt werden, dass die Praxen bzw. Fachgruppen, die bis dato die Impfungen in Deutschland sichergestellt und einen Großteil der Impfkampagne getragen haben, mit einem Bestellfaktor 3 bis 4 versehen werden. Und wir fordern eine frühzeitige Bestellung von ausreichend Impfstoff für die kommenden Monate. Auch wurde bisher zu wenig wissenschaftliche und zu viel politische Pandemiepolitik betrieben, aber dies ist der neuen BMG-Spitze sicher mehr als bewusst“, fasste Dr. Beier in einem Interview vom 9. Dezember die Hauptprobleme zusammen.
Eine klare Meinung vertrat er auch gegenüber Bestrebungen, weitere Berufsgruppen in die Impfkampagne einzubeziehen: „Es fehlt an planbaren Impfstofflieferungen und nicht an Impfmöglichkeiten. Mit dem Vorstoß, Impfen auch in Apotheken zuzulassen, baut die Politik potemkinsche Dörfer auf, um vom eigenen Versagen abzulenken. Schlimmer noch: Apotheken jetzt als weitere Impfstellen einzuführen, wird das vom Staat zu verantwortende Verteilungschaos beim Impfstoff nur vergrößern“ (Pressemitteilung vom 02.12.2021).
Tägliche Corona-Tests für Praxisteams abgewendet
Für erneute Aufregung sorgte auch die Nachricht Anfang Dezember, Praxismitarbeiter müssten sich täglich testen lassen. Hier haben neben dem Bayerischen Hausärzteverband und dem Deutschen Hausärzteverband auch alle anderen Ärzteorganisationen an einem Strang gezogen. So ist es gelungen, diese Kuh wieder vom Eis zu bekommen. Das zeigt aber, wie wichtig es für alle Hausärztinnen und Hausärzte ist, einen engagierten Berufsverband als Rückendeckung zu haben und sollte auch Nichtmitglieder bewegen, Mitglied im Bayerischen Hausärzteverband zu werden.
Generalmajor Carsten Breuer: "Es muss klar werden, wann
man vor Ort mit welchem Impfstoff rechnen kann“, .
Generalmajor Breuer will mehr Planbarkeit für Praxen bei der Impfstoffversorgung
Hoffnung auf mehr Planbarkeit bei der Impfstoffbelieferung im kommenden Jahr 2022 machte Generalmajor Carsten Breuer, Leiter des Corona-Krisenstabs im Bundeskanzleramt. Nach seinem Austausch mit Bayerns Ministerpräsident Markus Söder und dem bayerischen Gesundheits- und Pflegeminister Klaus Holetschek sowie einem Besuch in der München Klinik am 22. Dezember traf er sich am frühen Abend auch mit den Vorständen des Bayerischen Hausärzteverbandes Dr. Markus Beier und Dr. Wolfgang Ritter. „Wir sind sehr in die Tiefe gegangen, insbesondere in die Tiefe der Impfstoffversorgung. Ich habe unschätzbare Erfahrungen gewonnen, die sicherlich meine Arbeit in Berlin mitbeeinflussen werden. Es muss klar werden, wann man vor Ort mit welchem Impfstoff rechnen kann“, sagte er im Interview nach dem über einstündigen Gespräch mit den beiden Hausärzten.
Dr. Beier zog ein positives Fazit in einer Pressemitteilung zu dem Besuch: „Wir hatten ein sehr gutes Gespräch und waren positiv überrascht, dass sich General Breuer mit Planungen am grünen Tisch offensichtlich nicht zufrieden gibt. Uns war es deshalb wichtig, dem Leiter des Krisenstabes vor Ort zu zeigen, wo es in der Praxis noch hakt. Wir haben insbesondere sehr deutlich gemacht, dass Hausärzte sowie Kinderärzte, die neben den Impfzentren seit Monaten den allergrößten Teil der Impfungen durchführen, auch priorisiert und zuverlässig mit Impfstoff versorgt werden müssen.
Bayerischer Hausärztetag erstmal rein digital
Virtuelle Diskussionsrunde
am bayerischen Hausärztetag 2021
Der Bayerischen Hausärztetag, der vom 21. bis 24. April 2021 pandemiebedingt erstmals rein digital stattfand, war zwar ebenfalls thematisch von Corona und den Auswirkungen für die Hausärztinnen und Hausärzte mit ihren Praxisteams geprägt. In der Mitgliederinformationsveranstaltung, die mit einer virtuellen Diskussionsrunde den berufspolitischen Höhepunkt bildete, wurden aber auch eine Reihe weiterer Themen angeschnitten, die wichtig für die Zukunft der Hausarztmedizin sind. So gingen Dr. Markus Beier und seine beiden Gäste, der Bundesvorsitzende des Deutschen Hausärzteverbandes Ulrich Weigeldt und Prof. Dr. Martin Scherer, Präsident der Deutschen Gesellschaft für Allgemein- und Familienmedizin (DEGAM), beispielsweise auf das Thema Reform der Ärztlichen Approbationsordnung ein, die dringend umzusetzen sei, auf den Praxisaufkauf durch Investoren, der gestoppt werden müsse, und die Digitalisierung im Gesundheitswesen.
Auch der Beruf der MFA und wie er durch einen Bachelor-Studiengang mehr Perspektive erhalten könnte, stand im Blickpunkt der drei Hausärzte-Vertreter. Einig waren sich alle drei, dass ein MFA-Bonus „mehr als überfällig“ ist.
BayFoNet bringt Praxis und Lehre zusammen
Dr. Cristian Pfeiffer: "BayFONET stärkt die
Bedeutung der Allgemeinmedizizin
als wissenschaftliche Disziplin."
Im Frühjahr 2021 ging der Internetauftritt des Bayerischen Forschungsnetzes in der Allgemeinmedizin (BayFoNet) unter www.bayfonet.de online. Ziel des Netzwerks, auf das der Bayerische Hausärzteverband am Bayerischen Hausärztetag hinwies, ist es, Hausarztpraxen als Partner der Wissenschaft zu gewinnen.
Dr. Christian Pfeiffer, Beirat des geschäftsführenden Vorstands des Bayerischen Hausärzteverbandes und Beauftragter für Forschung und Lehre: „BayFoNet bringt Praxis und Lehre zusammen. Wir Hausärztinnen und Hausärzte in den Praxen erhalten so die Möglichkeit, uns in wissenschaftliche Studien mit unserem Blick des Praktikers zu beteiligen und selbst Forschungsideen zu entwickeln und einzubringen. Das stärkt auch die Bedeutung der Allgemeinmedizin als wissenschaftliche Disziplin.“
Tag der Hausarztmedizin: Politiker zu Gast in Hausarztpraxen
Der Beginn der Corona-Impfungen stellte die Praxen vor
erhebliche Herausforderungen.
Diese Themen und die Zukunft der Hausarztzentrierten Versorgung standen auch bei den Praxisbesuchen durch Politiker rund um den Tag der Hausarztmedizin am 7. Mai im Vordergrund. Pandemiebedingt fanden nur einige wenige Termine statt: Bayerns Gesundheitsminister Klaus Holetschek war zu Gast in der Gemeinschaftspraxis von Dr. Markus Beier in Erlangen und wertschätzte die Leistungen der hausärztlichen Praxisteams: „Unsere Hausärztinnen und Hausärzte und ihre Teams leisten Herausragendes – dafür ein herzliches Dankeschön!“ Und er versicherte: „Die Hausarztzentrierte Versorgung inklusive die per Gesetz verankerten Hausarztverträge sind für die Bayerische Staatsregierung ein zentrales Thema. Unser Ziel ist es, auch in Zukunft eine hochwertige hausärztliche Versorgung in allen Regionen Bayerns sicherzustellen“.
Die CSU-Bundestagsabgeordnete Emmi Zeulner brachte zu ihrem Besuch in der Gemeinschaftspraxis der Drs. Beate und Gunther Reinhardt in Effeltrich eine sehr gute Nachricht mit: „Der Medizincampus Oberfranken erhält einen Lehrstuhl für Allgemeinmedizin“, berichtete sie. Dr. Beate Reinhardt, im geschäftsführenden Vorstand des Bayerischen Hausärzteverbandes Beauftrage Junge Medizin, lobte die Entscheidung: „Wir brauchen Hausärztinnen und Hausärzte, um die Versorgung der Patientinnen und Patienten in Bayern auch in Zukunft flächendeckend sicherstellen zu können. Der Lehrstuhl für Allgemeinmedizin in Bayreuth ist deshalb ein weiterer wichtiger Schritt“.
Dr. Gunther Reinhardt empfing den Bundestagskandidaten der Freien Wähler Jens Herzog und sprach das Therma MVZ bei dem Politiker an. Die grundsätzlich begrüßenswerte Möglichkeit, MVZs zu gründen, werde mittlerweile von Kapitalinvestoren missbraucht, die mit der Gesundheit der Bürger eine möglichst hohe Rendite erzielen wollen, mahnte er und forderte: „Hier muss die Politik regulierend eingreifen, damit Ärzte nicht zu Befehlsempfängern von Controllern werden“.
Dr. Jakob Berger, Bezirksvorsitzender Schwaben des Bayerischen Hausärzteverbandes, hieß mit seinem Sohn Dr. Johannes Berger in der gemeinsamen Praxis in Herbertshofen (Landkreis Augsburg) den Bundestagskandidaten Stefan Lindauer (Bündnis 90/Die Grünen) willkommen. Mehr Studienplätze, eine Reform der Zulassungsverfahren und eine rasche sowie konsequenten Umsetzung des Masterplans Medizinstudium 2020 mit einer Stärkung der Allgemeinmedizin waren Punkte, über die sich Lindauer und die beiden Hausärzte sofort einig waren. Dr. Jakob Berger betonte die Bedeutung der HZV. Die Hausarztverträge seien ein wesentlicher Faktor, angehende Ärztinnen und Ärzte für die Allgemeinmedizin zu begeistern, erklärte er.
Klartext Hausarztmedizin – der Politik-Talk
Die Gäste in der Reihe "Klartext Hausarztmedizin - der
Politik-Talk"
Den Anfang machte am 14. Juli 2021 der Arzt und Infektiologe sowie FDP-Bundestagsabgeordnete Prof. Dr. Andrew Ullmann.
Weitere Gäste der lebhaften und informativen Diskussionsrunden waren Kerstin Haimerl-Kunze, Landes- und Bundesvorsitzende der Freien Wähler Frauen, Ates Gürpinar, stellvertretender Vorsitzender der Partei Die Linke und Sprecher des Landesverbandes Die Linke Bayern, der angehende Kinder- und Jugendmediziner Johannes Wagner, der für Bündnis 90/Die Grünen bei der Bundestagswahl antrat, die ehemalige Hausärztin und SPD-Bundestagsabgeordnete Sabine Dittmar und der angehende Allgemeinmediziner und CSU-Bundestagsabgeordnete Stephan Pilsinger (CSU).
Gute Basis für einen langfristigen Dialog
Dr. Markus Beier zog rückblickend ein positives Fazit zu dem neuen Veranstaltungsformat: „Die durchweg sehr konstruktiven Gesprächen boten Gelegenheit, festzustellen, wie die potenziellen künftigen Bundestagsabgeordneten zu Themen stehen, die uns Hausärztinnen und Hausärzten in Bayern besonders am Herzen liegen, allen voran der Erhalt der Hausarztzentrierten Versorgung, die Begrenzung von MVZ auf ein sinnvolles Maß und die Nachwuchsförderung im hausärztlichen Bereich. Die Politikerinnen und Politiker haben ihrerseits unsere Argumente und Sichtweise zur Kenntnis genommen - das ist eine gute Basis für einen langfristigen Dialog“, fasst er die Ergebnisse der Gesprächsrunden zusammen. Den langfristigen Dialog dürfte es mit fast allen DiskussionsteilnehmerInnen geben: Bis auf Kerstin Haimerl-Kunze erreichten alle am 26. September den Einzug in den neuen Bundestag.
Dankes-Aktion „Kinogutschein für MFA“
„Liebe Praxisteams, wir sagen Danke – Ihr Einsatz ist
ganz großes Kino“
Auch 2022 fand der Kampf gegen Corona in der öffentlichen Kommunikation fast ausschließlich in den Intensivstationen der Kliniken statt; Lob und Anerkennung in Form von staatlichen Bonuszahlungen blieb bislang den Teams dort für ihre unbestritten großartigen Leistungen vorbehalten.
Der Bayerische Hausärzteverband hat wiederholt gefordert, die MFA, die durch die Pandemie ebenfalls stark belastet und einem erhöhten Ansteckungsrisiko in den Praxen ausgesetzt sind, ebenfalls mit einem staatlichen Corona-Bonus zu wertschätzen. Im Sommer hat sich der Bayerische Hausärzteverband zu einer eigenen kleinen Dankesaktion unter dem Motto „Liebe Praxisteams, wir sagen Danke – Ihr Einsatz ist ganz großes Kino“ entschlossen. Mitglieder, die ihr Einverständnis für Benachrichtigungen per E-Mail hinterlegt hatten, wurden angeschrieben und konnten maximal 4 Kino-Gutscheine für ihr Team abrufen. Insgesamt 4.299 Kino-Gutscheine wurden abgerufen und konnten oder können noch für eine kleine Auszeit vom Alltagsstress für die Empfängerinnen sorgen.
Herbst-Delegiertenversammlung
Die Herbstdelegiertenversammlung des Bayerischen Hausärzteverbandes, die digital ausgerichtet wurde, diskutierte neben der Corona-Pandemie als weiteren Schwerpunkt die Rahmenbedingungen der hausärztlichen Versorgung und wie sich diese verbessern lassen. Dazu verabschiedeten die Delegierten einen Katalog mit Erwartungen an die neue Bundesregierung.
Die aktuelle pandemische Lage beschäftigte auch die
digitale erbst-Delegiertenversammlung.
Ein zentraler Punkt dabei: Die Hausarztzentrierte Versorgung (HZV) und damit auch die Hausarztpraxen zu stärken und eine Teilnahme für Patientinnen und Patienten durch Anreize attraktiver zu machen. Die positive Wirkung der HZV, die Hausarztpraxen als zentrale Anlaufstellen der Patientinnen und Patienten in den Mittelpunkt der medizinischen Versorgung stellt, ist inzwischen mehrfach in Studien evaluiert, die Ausweitung der HZV ist damit auch aus wissenschaftlicher Perspektive geboten.
Natürlich nahm auch die aktuelle pandemische Lage breiten Raum in der Diskussion und den Beschlüssen ein, und die Delegierten forderten mehr Anerkennung und Unterstützung für die Arbeit in den Praxen. Eine klare Absage erteilte die Delegiertenversammlung Bestrebungen anderer Berufsgruppen, die aktuell angespannte Situation zu nutzen, um originäre hausärztliche Leistungen an sich zu reißen. So bekräftigen die Delegierten erneut ihren Widerspruch gegen die Ausweitung von Modellprojekten zu Impfungen in den Apotheken. „Impfen gehört in die Praxen. Impfungen zählen zur Kernkompetenz hausärztlichen Tuns und sind wesentlicher Bestandteil einer patientenorientierten und hausarztzentrierten Versorgung. Es ist wichtig, hier eine rote Linie zu ziehen“, machte Dr. Beier deutlich und erneuerte seinen Appell an Kolleginnen und Kollegen, untereinander sowie mit den PatientInnen solidarisch zu sein und zu impfen und zu boostern, wo es nur geht: „In der jetzigen Situation kommt es wirklich auf jede und jeden von uns an!“.
Petition: Testphase für TI-Anwendungen
Dr. Petra Reis-Berkowicz, Initiatorin der Petition: "
"Digitalisierung darf kein Selbstzweck sein"
Die Einführung von TI-Anwendungen wie elektronische Arbeitsunfähigkeitsbescheinigung oder elektronisches Rezept muss über die ersten zwölf Monate als Testphase ausgestaltet werden, an der sich die Anwender freiwillig beteiligen können. Das ist die Kernaussage der Online-Petition mit dem Titel „Kassenarztrecht - Einführung einjähriger Testphasen für bevorstehende Anwendungen der Telematikinfrastruktur nach § 295 Abs. 1 Satz 1 SGB V und § 360 Abs. 1 SGB V“, die Dr. Petra Reis-Berkowicz, Vorsitzende der KVB-Vertreterversammlung und stellv. Vorsitzende des Bayerischen Hausärzteverbandes, im Bundestag eingereicht hat. "Digitalisierung darf kein Selbstzweck sein, sondern sie muss funktionieren und darf nicht den Workflow der Praxen stören. Die neuen IT-Anwendungen werden vollkommen unvorbereitet und unausgegoren in die Praxen gedrückt. Das Hauptproblem: Diese digitalen Anwendungen funktionieren einfach nicht!", begründete sie ihre Beweggründe für das Einreichen der Petition.
Der Bayerische Hausärzteverband unterstützte die Petition und berichtete in seinen Medien ausführlich dazu und rief immer wieder dazu auf, die Petition zu unterzeichnen.
Quorum erreicht
Am 16. Dezember endetet die vierwöchige Mitzeichnungsfrist. Noch befindet sich die Petition in Prüfung. Mit 15.297 Online-Mitzeichnungen und 38.454 Offline-Mitzeichnern wurde das Quorum von insgesamt 50.000 Mitzeichnern jedoch laut Petitionsausschuss erreicht. Damit wird die Petition in einer der kommenden öffentlichen Sitzungen des Petitionsausschusses verhandelt werden.