KVB-Vorstand sieht Freiberuflichkeit durch iMVZ bedroht

Der KVB-Vorstand hat am Dienstag seine Jahrespressekonferenz abgehalten. Themen waren unter anderem Corona - gelobt wurde dabei das Engagement bayerischer Praxen in der Pandemie. So hätten die bayerischen Haus- und Fachärzte bislang 9,2 Millionen COVID-19-Schutzimpfungen durchgeführt. Deutlich kritisiert wurden auch die investorengetragenen Medizinischen Versorgungszentren (iMVZ).

„Bayerns Praxen sind der Treiber der Impfkampagne. Sie haben seit Beginn der Pandemie im Februar 2020 Großartiges geleistet und die Regelversorgung der Patientinnen und Patienten auch unter widrigsten Bedingungen aufrechterhalten. Gerade den Medizinischen Fachangestellten gebührt höchster Dank und natürlich auch finanzielle Anerkennung für ihren großartigen Einsatz“, haben Dr. Wolfgang Krombholz, Vorstandsvorsitzender der Kassenärztlichen Vereinigung Bayerns (KVB), und seine beiden Vorstandskollegen Dr. Pedro Schmelz und Dr. Claudia Ritter-Rupp auf der Jahrespressekonferenz am Dienstag in München klargestellt „

Insgesamt haben die Haus- und Fachärzte in Bayern in ihren Praxen bislang rund 9,2 Millionen COVID-19-Schutzimpfungen durchgeführt, davon waren 3,6 Mio. Erstimpfungen, 3,8 Mio. Zweitimpfungen und 1,8 Mio. Boosterimpfungen“, so Dr. Krombholz. Von den insgesamt 21 Millionen Impfungen in Bayern wurde damit fast jede zweite in einer Praxis verabreicht. „Die Behandlung der am Coronavirus erkrankten Menschen stellt unser Gesundheitssystem vor gigantische Herausforderungen. Die Bilder aus den überfüllten Intensivstationen sind allgegenwärtig. Aber darüber darf nicht vergessen werden, dass der Großteil aller Corona-Erkrankungen in den Praxen der niedergelassenen Ärztinnen und Ärzte behandelt wird“, so die KVB-Vorstände.

Long Covid-Syndrom stellt Praxen vor Herausforderung

 

PJ-Studentin Dayana Walter
Der Vorstand der Kassenärztlichen Vereinigungung bei der
Jahrespressekonferenz in München.

Neben der Versorgung dieser akut erkrankten Covid-Patienten stelle insbesondere das neue Krankheitsbild Long-Covid die Praxen vor enorme Herausforderungen. Allein im ersten Halbjahr 2021 wurden in Bayern über 67.000 Patienten mit Long-Covid ambulant behandelt, erklären die KVB-Vorstände. „Um die Praxen dabei zu unterstützen, haben wir ein LOCON-Netzwerk mit Fachexperten aus Wissenschaft und Praxis gegründet. Ziel ist vor allem der Wissensaustausch und die Bereitstellung von Informationen über Behandlungswege“, sagt Dr. Krombholz.

Mit der neuen Bundesregierung verbindet der KVB-Vorstand die Hoffnung, dass die Gesundheitspolitik wieder nachhaltiger und professioneller werde. „Wir wünschen dem neuen Bundesgesundheitsminister Professor Karl Lauterbach ein glücklicheres Händchen und mehr Erfolg, als dies seinem Amtsvorgänger Jens Spahn beschieden war. Dieser hatte insbesondere mit einer Flut an Gesetzen, insbesondere zur Digitalisierung, viel Unruhe in den Praxen geschaffen“, so die Drs. Krombholz, Schmelz und Ritter-Rupp.
Neben der Corona-Pandemie, die derzeit alles überlagere, dürften gravierende Fehlentwicklungen im Gesundheitswesen aber nicht aus dem Blickfeld geraten. Für die KVB-Vorstände gibt es dabei vor allem zwei Problemfelder: Der Aufkauf von Medizinischen Versorgungszentren durch renditegetriebene Investoren und der Zwang zur Digitalisierung trotz mangelhafter Soft- und Hardware.

 

Problemfelder: Digitalisierung und Aufkauf medizinischer Versorgungszentren

„Wir stehen der digitalen Transformation des Gesundheitssystems aufgeschlossen gegenüber, sofern diese einen echten Mehrwert für die Praxen wie auch die Patienten bringt und sofern der Datenschutz entsprechend berücksichtigt ist. Das Mindeste, was wir vom Gesetzgeber erwarten, ist, dass vor der Umsetzung digitaler Neuerungen in der Praxis jeweils eine Testphase erfolgt und erst nach erfolgreichem Praxistest eine Umsetzung in der Fläche startet. In dem Sinne unterstützen wir sehr die entsprechende Petition, die die Kollegin Dr. Petra Reis-Berkowicz beim Petitionsausschuss des Bundestags gestellt hat.“

Und beim Thema der investorengetragenen Medizinischen Versorgungzentren könne man sich „nur wundern, dass die schleichende Unterwanderung des Gesundheitssystems durch Kapitalinvestoren aus dem In- und Ausland nicht schon längst ganz oben auf der gesundheitspolitischen Agenda“ stehe. Dieses elementare Thema müsse umgehend von der neuen Regierung angegangen werden, warnen die KVB-Vorstände und verweisen auf die Gesundheitsministerkonferenz der Länder, die sich bereits klar gegen den Missbrauch der MVZ positioniert hat: „Unsere Kritik richtet sich nicht gegen MVZ an sich, die als Organisationsform eine ebensolche Daseinsberechtigung haben wie Einzel- und Gemeinschaftspraxen. Aber wir kritisieren den Einfluss von Kapitalinvestoren, die iMVZ als Renditeobjekte nutzen und sich insbesondere auf finanziell lukrative Eingriffe spezialisieren und damit eine renditeorientierte Medizin betreiben. Wir sehen diesen Angriff auf die Freiberuflichkeit als reale Gefahr für die Regelversorgung der Patienten. Strategischen Aufkäufen von Praxen und Kliniken durch gewinnorientierte Kapitalunternehmen muss ein Ende gesetzt werden."

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