„Ich möchte eine Politik machen, die auch für Ärzte gut ist“

Dr. Jakob Berger
Praxisbesuch (von links nach rechts): Klaus Kinzinger, Johannes
Wagner (MdB), Dr. Thomas Herold, Dr. Swetlana Herold und Ulrich Zuber

„Das ist mein erster Tag der Hausarztmedizin, aber sicher nicht mein letzter“, sagt MdB Johannes Wagner, als er vor der Praxis Dr. Herold in Rödental bei Coburg von seinem Rad steigt. Hausärztin Dr. Swetlana Herold und ihr Mann Thomas haben den im vergangenen Herbst in den Bundestag gewählten Grünen eingeladen, sich in ihrer Hausarztpraxis über die aktuelle Versorgungslage zu informieren.

Ebenfalls dabei sind Ullrich Zuber, der Vorsitzende des Hausarztvereins Coburg Stadt und Land, sowie Klaus Kinzinger, stellvertretender Bezirksvorsitzender Oberfranken des Bayerischen Hausärzteverbandes.

Die Begrüßung ist kollegial. Wagner lebt in Coburg und hat bis zu seinem Einzug in den Bundestag als Arzt in Weiterbildung in der Kinderklinik gearbeitet. Jetzt vertritt der 30-Jährige die Grünen unter anderem im Gesundheitsausschuss. Außerdem ist er Obmann und stellvertretender Vorsitzender des Unterausschusses Globale Gesundheit.

Hausarztverträge als Grundvoraussetzung der hausärztlichen Versorgung

„Ich möchte eine Politik machen, die auch für die Ärztinnen und Ärzte gut ist“, erklärt Wagner, warum er sich die Zeit für diesen Praxisbesuch nimmt. Die Grundvoraussetzung, um dieses Ziel nicht zu verfehlen und die hausärztliche Versorgung in Stadt und Land nachhaltig zu sichern, sind die Hausarztverträge, antwortet ihm Kinzinger und sagt: „Für die Versorgung ist es elementar, dass die HzV weiter im Gesetz verankert bleibt.“

Dringend nachsteuern, so erklären die drei Hausärzte Dr. Herold, Kinzinger und Zuber, müsse die Bundespolitik beim Thema MVZ. „Dieses eigentlich sinnvolle Instrument eines von Ärzten gemeinsam betriebenen Medizinischen Versorgungszentrums, in dem Ärzte auch angestellt oder in Teilzeit arbeiten können, wird von Private-Equity-Unternehmen missbraucht, um auf Kosten der Praxen und Patienten eine maximale Rendite zu erwirtschaften“, sagt Kinzinger. Zuber: „Die Politik muss den Missbrauch stoppen und die Gesetzeslücke schließen.“

"Politik muss den Missbrauch von medizinischen Versorungszentren stoppen"

Dr. Jakob Berger
 Grünenpolitiker Johannes Wagner (links) zu
Besuch in der Praxis Dr. Herold.

Diese eindringlichen Worte stießen beim Grünen Abgeordneten Wagner auf Verständnis: „Hier gibt es in der Tat eine Fehlentwicklung, die korrigiert werden muss. Unser Ziel muss es sein, die Primärversorgung durch die Hausärztinnen und Hausärzte zu stärken.“

Außerdem will Wagner die Infrastruktur auf dem Land verbessern und die Digitalisierung vorantreiben. „Wir Hausärztinnen und Hausärzte sind für die Digitalisierung“, bestätigt Kinzinger, fordert aber drei Grundvoraussetzungen: „Die Software muss funktionieren, die Praxen dürfen also nicht weiter als Beta-Tester missbraucht werden. Die Kosten für die Digitalisierung dürften nicht einfach den Praxen aufgebürdet werden. Und vor allem: Jede digitale Anwendung muss den Praxen und den Patienten einen echten Mehrwert bringen.“

Eine weitere Herausforderung, da waren sich Wagner und die Hausärzte einig, ist der Nachwuchsmangel – sowohl bei den Hausärztinnen und Hausärzten als auch bei den Medizinischen Fachangestellten. Zuber wies darauf hin, dass die Region Coburg sich mit dem Netzwerk Hausarztverein, der GesundheitsRegion plus, dem Weiterbildungsverbund, dem Stipendiaten-Programm und der Medical School Regiomed den Herausforderungen des realen Hausärztemangels stelle und man schon erste Erfolge habe einfahren können. Wagner erklärte: „Ich werde mich dafür einsetzen, dass der Masterplan 2020 endlich umgesetzt wird. Und generell steht das Thema Fachkräftemangel bei uns ganz oben auf der Liste.“

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