Neuer Studiengang für medizinische Fachangestellte

Dr. Jakob Berger
MFA-Workshop während des Bayerischen Hausärztetags.

Auf dem Bayerischen Hausärztetag gab es eine Vielzahl von Infoveranstaltungen und Fortbildungen. Eine davon war zu dem neu geschaffenen Studiengang „Primärmedizinisches Versorgungs- und Praxismanagement“ für medizinische Fachangestellte (MFA). Dabei ging es um die Inhalte des Studiums und welche Voraussetzungen gegeben sein müssen, um studieren zu können.

Weitere Themen waren unter anderem die Möglichkeiten zur Weiterbildung zur Betriebswirtschaftlichen Assistentin in der Hausarztpraxis (BEAH) und zur Versorgungsassistentin in der Hausarztpraxis (VERAH).

„Primärmedizinisches Versorgungs- und Praxismanagement“ studieren

Medizinische Fachangestellte (MFA) haben seit diesem Jahr die Möglichkeit, ein berufsbegleitendes Studium zu absolvieren. Der grundständige Bachelor-Studiengang „Primärmedizinisches Versorgungs- und Praxismanagement“ der Hochschule für Oekonomie und Management (FOM) wurde gemeinsam mit dem Deutschen Hausärzteverband ins Leben gerufen.

Den Studiengang und seine Besonderheiten stellte Robert Festersen vor, Geschäftsführer beim Deutschen Hausärzteverband. Er verdeutlichte zu Beginn, dass sich die Praxisarbeit im Wandel befinde. Dem Praxisteam seien in den vergangenen Jahren mehr Verantwortung und Kompetenzen übertragen worden – man wolle weg vom Einzelkämpfertum. Im Deutschen Hausärzteverband habe man geschaut, was für solch ein Studium nötig sei; in entsprechenden Arbeitsgruppen hätten auch MFA mitgearbeitet.

„Wir haben großen Wert darauf gelegt, dass das kompatibel mit Ihrem Beruf und Ihrer Lebenswirklichkeit ist“, erklärte er den rund 15 Zuhörerinnen. Das FOM-Studium biete die Möglichkeit, den Bachelor in fünf statt sieben Semestern zu absolvieren. Für das Studium müsse eine Präsenzwoche eingeplant werden, „alles weitere können Sie auch am Küchentisch oder wo Sie möchten studieren“.

Ziel sei, den Hausarzt besser von der Bürokratie zu entlasten, beispielsweise in Abrechnungsfragen und auch bereits bei kleineren Aspekten der Versorgung. „Die Bundesländer sind an der Versorgung interessiert“, so Festersen weiter, „und mit diesem neuen Studiengang stellen wir die Versorgung sicher“. Die Ärztinnen und Ärzte erwarteten sich von dem Studiengang, dass die MFA noch anspruchsvollere Kompetenzen erwerben.

„Ein Studium kann ich mir schon vorstellen“

Zwei MFA aus einer Praxis in Coburg erklärten anschließend ihre Sichtweise auf das Thema Studium. So erklärte Carola Grass, 44 Jahre, und MFA: „Diese Möglichkeit hätte ich mir schon vor zehn Jahren gewünscht. Mit Familie ist sowas für mich heute schwierig.“ Svenja Nitsch, 21 Jahre, MFA, VERAH und Näpa erklärte, dass ein berufsbegleitendes Studium während dem Praxisalltag vermutlich schwierig sei.

Die Idee findet sie jedoch interessant: „Ich kann mir das schon vorstellen – wenn einen da der Chef unterstützt, wäre das natürlich gut.“ Gerade auch im Hinblick auf mehr Verantwortung, Aufstiegschancen und generell mehr Verantwortung im Beruf könne das Studium interessant sein.

„VERAHs bringen Entlastung bei der Versorgung“

Auch andere Weiterbildungsmöglichkeiten wurden vorgestellt. Susanne Rupprath vom Institut für hausärztliche Fortbildung (IHF) und VERAH-Teamleitung, erläuterte die Möglichkeiten zu dieser Weiterbildungsmaßnahme. Die Versorgungsassistentin in der Hausarztpraxis (VERAH®) ist für erfahrene MFA konzipiert, die sich in acht Modulen weiterbilden wollen. Vorteile dessen gebe es auf beiden Seiten, so Rupprath. So brächten die VERAH nicht nur „konkrete Entlastung bei der Versorgung chronisch kranker Patienten“ und übernähmen mehr Verantwortung, zum Beispiel durch Hausbesuche, sondern seien Studien zufolge auch „zufriedener und selbstbestimmter“. Auch die Kompetenzen verbesserten sich durch die Fortbildung. Zwei Jahre habe die MFA Zeit, um die Weiterbildung abzuschließen.

Die VERAH-Weiterbildung bezahle üblicherweise der Praxisinhaber, die Eingruppierung erfolge nach Tätigkeitsgruppe IV der Tariftabelle. Das Konzept gebe es seit 2008 und sei in Zusammenarbeit mit dem Bayerischen Hausärzteverband begründet worden. Heute seien 20 Prozent der VERAHs aus Bayern.

„Es ist wichtig, sich durch Qualifikation seinen Arbeitsplatz zu sichern“

Referentin Margit Büttner, die in der Praxis Drs. Büttner/Linzmeier in Roth arbeitet, berichtete über die Fortbildung zur Betriebswirtschaftlichen Assistentin in der Hausarztpraxis (BEAH®). Die erfahrene MFA, VERAH und Näpa, die für den Bayerischen Hausärzteverband regelmäßig Seminare hält, erklärte, dass die BEAH ein geschützter Begriff sei. Die BEAH gebe es zudem nur in Bayern. Voraussetzungen für die Fortbildung seien eine Berufserfahrung von mindestens fünf Jahren – ohne die Ausbildungszeit. Denn es sei sehr wichtig, dass man sich in den einzelnen Bereichen wie Onkologie, Vorsorge oder Geriatrie, auskenne.

Die Fortbildung sei auch im Eigeninteresse der MFA: „Es ist wichtig, sich durch mehr Qualifikation auch seinen eigenen Arbeitsplatz zu sichern“, so Büttner. Der Arzt habe für Details um Abrechnungsziffern beispielsweise keinen Kopf – deshalb sei die BEAH dafür qualifiziert und sichere durch ihre erworbenen Kenntnisse auch ihren Arbeitsplatz.

Die Fortbildung finde grundsätzlich in Präsenz statt, so Büttner. „Der persönliche Austausch ist ganz wichtig, um die Anpassung der Praxisorganisation zu besprechen.“ Zum Abschluss warb Büttner noch darum, Referentin zu werden, gerade auch im Bereich BEAH.

Themen in HOME ÜBER UNS SERVICE AKTUELL HZV FORTBILDUNG NACHWUCHS STIFTUNG :

Login Mitgliederbereich:

Login Mitgliederbereich

Suche: