Große Teamleistung - zu wenig Respekt

Liebe Kolleginnen und Kollegen,

vor den Sommerferien ist es Zeit, Bilanz zu ziehen. Und diese Bilanz fällt in diesem Jahr sehr gemischt aus. Dies aus den unterschiedlichsten Gründen.

Ganz vordringlich aber eine Frage an Politik und Gesellschaft: Was wäre, wenn wir und unsere Teams in unseren hausärztlichen Praxen nicht wären? Wo stünden wir in der Pandemie? Die erneute und große Infektwelle, die seit Wochen wieder rollt, wird Tag für Tag in unseren Praxen gebrochen. Wir Hausärztinnen und Hausärzte und unsere Teams sind es, die die Krankenhäuser von ambulantsensitiven Fällen frei halten, damit Schwerstkranke dort weiterhin maximal versorgt werden können. Wo jetzt Engpässe entstehen, sind dies pandemiebedingte Effekte mit einer deutlich höheren Dunkelziffer an Infektionen im Vergleich zu den letzten Wellen.

Wir trotzen diesem Ansturm und diesen Widrigkeiten pragmatisch und schließen täglich Lücken, wo immer es uns möglich ist. Und dies bei einer wahnsinnig aufwändigen und nicht mit uns abgestimmten Testbürokratie, die an uns und unseren Teams zehrt, und einer TI-Umsetzung, die auch bei den wenigen sinnhaften Elementen nur behindert, weil es viel zu selten einfach funktioniert. Wir und unsere Teams funktionieren, sind da für die Menschen, für die Impfkampagne, für jeden Infekt, für die kleinen und großen Krankheiten. Wir springen in jede Lücke mit unserem ärztlichen Ethos und unserem Wissen, mit Beratungen, die aus tiefer Kenntnis kommen, und immer wieder mit dem hausärztlichen Pragmatismus, der das ambulante System am Laufen hält, jeden Tag.

Spielchen rund ums Impfen, zur Show, Konzepte, die nur Schein, nicht Sein sind, helfen nicht weiter. Zusammenarbeit und Aufgabenteilung ja, aber ärztliche Behandlung gehört weiterhin und unzerstückelt in unsere Hände. Pseudoinnovationen, wie die Beratung multimorbider Patientinnen und Patienten durch Apotheker, verbessern die Versorgung nicht, frustrieren aber maximal die, die tagtäglich Patientinnen und Patienten versorgen, nämlich uns und unsere Teams.

Die Mitglieder des Bayerischen Hausärzteverbandes führen viele Gespräche und nutzen die zunehmenden Medienanfragen, um immer wieder auf diese Umstände hinzuweisen. Aber die Gesellschaft muss sich bewusst sein, dass systematische Missachtung der Leistungen unserer Teams irgendwann in einen offenen Protest führen wird.

Dieses gemeinsame und tägliche Agieren als Berufsverband auf Bundes- und Landesebene, bei den Kassenärztlichen Vereinigungen (KVB und KBV) und Kammern, in Ministerien, in den Medien und auch im Hintergrund zeigt aber auch Erfolge. Diese sind mühsam erstritten, aber sie sind da:

  • Honorarkürzungen im hausärztlichen Sektor zum Ausgleich der Pandemiekosten konnten trotz drohender Defizite der Gesetzlichen Krankenkassen verhindert werden,
  • die Möglichkeit eines weiteren steuerfreien Bonus zu Gunsten unserer Medizinischen Fachangestellten wurde geschaffen,
  • die telefonische AU wird wieder kommen,
  • eine Petition gegen die TI wurde erfolgreich in den Deutschen Bundestag eingebracht und
  • es wird 2022 noch kein verpflichtendes E-Rezept in Bayern geben,
  • mit dem Start der bundesweiten Akademisierung der VERAH ist ferner ein erster wichtiger Schritt gelungen, den MFA-Beruf wieder attraktiv zu machen,
  • die Sensiblisierung für das Thema der investorengestützten MVZ in Politik und Öffentlichkeit – ganz zentral unterstützt durch juristische Gutachten der KVB.

Diese Erfolge müssen gesichert und ausgebaut werden! Dazu bedarf es zweier Dinge ganz essentiell: Mehr Respekt und Anerkennung unserer in den Praxen zusammen mit unseren Teams erbrachten Leistungen und - vordringlich im EBM - eines ganz anderen und besseren Honorierungssystem.

Wir fordern deshalb konkret:

  • Vorhaltepauschale, Ordinationsgebühr und Chronikerzuschläge im EBM und HZV müssen deutlich nach oben angepasst werden.
  • Honorare für Hausbesuche müssen – auch wegen der explodierenden Mobilitätskosten – erhöht werden.
  • In Analogie zur Vergütung in Apotheken muss künftig jede poststationäre und post Reha- Beratung in unseren Praxen, die regelhaft mit einer Medikamentenumstellung verbunden ist, mit 90 Euro extrabudgetär vergütet werden.
  • Für die Sicherstellung des Praxisbetriebs brauchen wir einen vollumfänglichen Inflationsausgleich, insbesondere als Lohnplus für die angestellten Kolleginnen und Kollegen sowie für unsere Medizinischen Fachangestellten.

Genau dafür kämpfen wir, streiten wir in den Wahlkämpfen, die jetzt anstehen. Denn unsere Interessen vertritt niemand, außer wir tun es selbst und gemeinsam!

Herzliche Sommergrüße und ein großes Dankeschön Ihnen und Ihren Teams!

Ihr Dr. Markus Beier
Landesvorsitzender
für die Mitglieder des Vorstands Bayerischer Hausärzteverband e.V.

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