Dr. Wolfgang Ritter: "Wir haben das Schlimmste gerade noch verhindert"

Barbara Stamm beim Nikolausempfang des Bayerischen Hausärzteverbandes 2017
Dr. Wolfgang Ritter, Vorsitzender des
Bayerischen Hausärzteverbandes

„Dieses aktuelle Beispiel zeigt, warum ein gut organisierter und schlagkräftiger Berufsverband wichtig für alle Hausärztinnen und Hausärzte ist“, erklärt Dr. Wolfgang Ritter, Landesvorsitzender des Bayerischen Hausärzteverbandes. Aktueller Anlass: Das Chaos um die Überführung der Corona-Impfungen in die Regelversorgung.

Völlig überraschend hatte Bundesgesundheitsminister Karl Lauterbach vor wenigen Tagen erklärt, die Überführung in die Regelversorgung solle nicht, wie von ihm mehrfach öffentlich angekündigt, im April 2023 erfolgen, sondern bereits zum Jahreswechsel.

Umstellung zum Jahreswechsel "hätte das Aus für die Corona-Impfkampagne bedeutet"

Dr. Ritter: „Dies hätte das Aus für die Corona-Impfkampagne bedeutet – mit unkalkulierbaren Folgen für die Menschen und unser Gesundheitssystem.“ Schließlich wäre es kaum möglich gewesen, dass die Kassenärztliche Bundesvereinigung und die 16 Länder-KVen innerhalb weniger Tage vor Weihnachten vertragliche Regelungen mit den Krankenkassen abschließen, die dann zum 1. Januar in Kraft treten, zumal eine ganze Reihe von Problemen noch zu lösen sind. Dabei geht es nicht nur um das Honorar, sondern auch um den Aufbau nachhaltiger Lieferketten und den Schutz vor Regressen. Noch immer gibt es für die Corona-Impfung keine Einzelgebinde, angebrochene Impfstoffvials, die nur wenige Stunden haltbar sind, müssen wohl auch in Zukunft entsorgt werden. Dr. Ritter: „Es muss sichergestellt werden, dass wir Hausärztinnen und Hausärzte nicht dafür in Regress genommen werden. Wir fordern seit Anbeginn der Impfkampagne Einzelgebinde – leider bislang ohne Erfolg.“

"Auf allen Kanälen über den Deutschen Hausärzteverband im Bundesgesundheitsministerium interveniert"

Als der Lauterbach-Plan bekannt wurde, habe man umgehend auf allen Kanälen über den Deutschen Hausärzteverband im Bundesgesundheitsministerium interveniert, erzählt Dr. Ritter und dankte explizit Dr. Markus Beier, dem neuen Bundesvorsitzenden des Deutschen Hausärzteverbandes, für seinen Einsatz. Auch Bayerns Gesundheitsminister Klaus Holetschek und weitere Ärzteorganisationen, wie die Vertreterversammlung der Kassenärztlichen Vereinigung Bayerns sowie die Kassenärztliche Bundesvereinigung, machten in Stellungnahmen sehr deutlich, dass der Lauterbach-Plan zum Scheitern verurteilt ist.

Am Dienstag gab dann Bundesgesundheitsminister Karl Lauterbach selbst das Signal zum Rückzug und kündigte auf einer Pressekonferenz an, dass die Überführung in die Regelversorgung jetzt doch erst zum 7. April erfolgen soll. Finanzieren will der Minister die Fortsetzung der Impfverordnung durch Gelder aus der Liquiditätsreserve des Gesundheitsfonds.

Dr. Wolfgang Ritter: „Wir sind sehr froh, dass der Bundesgesundheitsminister selbst die Notbremse gezogen hat und zu seiner ursprünglichen Zeitplanung zurückgekehrt ist. Dieser Fall zeigt aber exemplarisch, wie wichtig es ist, als Berufsverband die politischen Entscheidungsprozesses permanent und sorgfältig zu analysieren, um umgehend für die Praxen reagieren zu können. Wir haben das Schlimmste gerade noch verhindert.“

Weitere rechtliche und organisatorische Regelungen sind noch erforderlich und werden derzeit im Bundesgesundheitsministerium vorbereitet.

 

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