Nach zwei Jahren Zwangspause: Bayerischer Hausärzteverband lädt wieder zu seinem Nikolausempfang

Barbara Stamm beim Nikolausempfang des Bayerischen Hausärzteverbandes 2017
Dr. Wolfgang Ritter, Vorsitzender des Bayerischen
Hausärzteverbandes, begrüßte die Gäste zum
Nikolausempfang.

Zwei Jahre fiel der Nikolausempfang des Bayerischen Hausärzteverbandes der Corona-Pandemie zum Opfer, am Mittwochabend dieser Woche aber war es wieder so weit: Vorstandsmitglieder und Delegierte des Bayerischen Hausärzteverbandes empfingen Vertreter aus Politik, Ärztekammer, KVB, anderen Verbänden im Gesundheitswesen und der Krankenkassen zum gemeinsamen Austausch im Künstlerhaus in München.

Dr. Wolfgang Ritter begrüßte die Gäste in seiner neuen Funktion als Landesvorsitzender des Bayerischen Hausärzteverbandes, darunter auch viele Vertreter der Krankenkassen, und forderte dazu auf, gemeinsam Bedrohungen der medizinischen Versorgung durch profitorientierte Konzerne entgegenzutreten. Explizit nannte er investorenbetriebene Medizinische Versorgungszentren (iMVZ), aber auch digitale Angebote von Firmen, die „junge gesunde Versicherte umwerben“.

Sein Amtsvorgänger Dr. Markus Beier, jetzt Bundesvorsitzender des Deutschen Hausärzteverbandes, war aus Berlin angereist. Es war mir ein persönliches Anliegen, heute hier zu sein, auch um mich für die jahrelange gute Zusammenarbeit zu bedanken“, sagte er.

Ein Punkt auf seiner Agenda als Bundesvorsitzender des Hausärzteverbandes: Die hausärztliche Vergütung reformieren. „Wir sind Weltmeister bei der durchschnittlichen Anzahl der Arzt-Patienten-Kontakte. Das hängt mit der Vergütung zusammen“, sagte er. „Das künstliche Generieren von Versorgungskontakten können wir uns nicht leisten.“

Promotionspreis setzt Zeichen, dass in der Allgemeinmedizin wertvolle Forschungsarbeit geleistet wird

Barbara Stamm beim Nikolausempfang des Bayerischen Hausärzteverbandes 2017
v. li.: Die beiden Preisträger Dr. Maximilian Pausch und
Dr. Flora Wendel mit Dr. Jakob Berger und Dr. Dieter Geis

Auf dem Programm des Nikolausempfangs stand dieses Jahr erstmals die Verleihung der Promotionspreise, die die Stiftung Bayerischer Hausärzteverband ausgelobt hatte. „Damit wollen wir ein Zeichen setzen, dass auch in der Allgemeinmedizin wertvolle Forschungsarbeit geleistet wird“, erklärte Stiftungsvorstand Dr. Jakob Berger. Er überreichte den mit 1.500 Euro dotierten Promotionspreis Silber an Dr. Flora Wendel für Ihre Arbeit „Auswirkungen partizipatorischer Entscheidungsfindung auf die Impfraten von Erwachsenen in der ambulanten Versorgung. Ein systematischer Review und Metaanalyse“ – ein sehr aktuelles Thema, wie Dr. Berger betonte.

Dr. Dieter Geis, Ehrenvorsitzender des Bayerischen Hausärzteverbandes und Kuratoriumsvorsitzender der Stiftung Bayerischer Hausärzteverbandes, überreichte den mit 2.500 dotierten Promotionspreis Gold an Dr. Maximilian Pausch für den wertvollen Blick auf die Versorgung, die er mit seiner Arbeit „Überversorgung aus Sicht der Hausärzte – sind wirklich vor allem die andere Schuld“ vorgelegt hat. Mit dem Promotionspreis Silber wurde auch seine Arbeit „Entwicklung und Evaluation eines Online-Selbstmanagements für Patienten mit Asthma bronchiale“ von Dr. Benedikt Kohler ausgezeichnet, der den Preis aber nicht persönlich entgegennehmen konnte.

Impulsvortrag von Prof. Münch: Komplexes Thema kurzweilig präsentiert

Dr. Oliver Abbushi, Bezirksvorsitzender München des Bayerischen Hausärzteverbandes, leitete über zum nächsten Programmpunkt, dem Impulsvortrag über das Thema „Die Auswirkungen einer Pandemie auf die Entscheidungsprozesse in Regierungen und Parteien am Beispiel der Corona-Pandemie“ von Prof. Dr. Ursula Münch, Direktorin der Akademie für politische Bildung in Tutzing. Er schickte voraus, dass die Pandemie bei allen Belastungen den Hausarztpraxen auch positive Erfahrungen beschert hätten, und nannte vor allem die Zusammenarbeit als Team – zwischen Ärztinnen/Ärzten und MFA, aber beispielsweise auch mit Studierenden und Verwaltungsangestellten. „Wir haben teilweise in neuen Strukturen gearbeitet“, sagte er mit Blick auf die Ernennung von Versorgungsärzten - meist Hausärztinnen und Hausärzte. „Wir wurden als Versorgungsärzte in Entscheidungen einbezogen, konnten unsere Kompetenz in der regionalen Versorgung einbringen“, erinnerte er.

Barbara Stamm beim Nikolausempfang des Bayerischen Hausärzteverbandes 2017
Prof. Dr. Ursula Münch, Direktorin der Akademie für
politische Bildung in Tutzing.

Prof. Münch gelang es im Anschluss, das sehr komplexe Thema ihres Impulsvortrags verständlich und kurzweilig aufzudröseln. So erklärte die Politologin, wie die unterschiedlichen politischen Entscheidungsfindungsprozesse in Bundestag und Bundesrat sowie das ausgeklügelte gewaltenteilende System in Deutschland zu dem viel kritisierten „föderalen Flickenteppich“ an Coronamaßnahmen führen konnten, wie die Erwartungshaltung der Bürger, befeuert von den Medien, Politiker:innen zu Entscheidungen getrieben hat, ohne ausreichende Informationen zu haben, und wie die Vorbehalte der Bürger gegen eine Beeinflussung der Politik durch die Wissenschaft eine Wissenschaftsfeindlichkeit bis hin zum Querdenkertum hervorbrachten. „Die Wissenschaft folgt einer anderen Logik als die Politik“, stellte Prof. Münch klar. Politische kluge Entscheidungen basierten oft auf klugem Abwägen zwischen verschiedenen, vertretbaren Positionen – aber dazu gönne man der Politik oft nicht die Zeit.

Zwangloser Austausch mit vielen interessanten Begegnungen und Gesprächen

Auf das offizielle Programm folgte ein zwangloser Austausch mit vielen interessanten Begegnungen und Gesprächen – nach zwei Jahren pandemiebedingter Pause ein schöner Ausklang des diesjährigen Nikolausempfangs

 

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