Verbandsarbeit 2022 - ein Rückblick

Ein weiteres ereignisreiches Jahr neigt sich dem Ende zu. Wir laden Sie ein, sich zum Ausklang des Jahres zurückzulehnen und die Ereignisse und Aktivitäten Ihres Berufsverbandes noch einmal an sich vorbeiziehen zu lassen – mit unserem Jahresrückblick 2022.

Politik

Es waren vor allem drei große Themenkomplexe, die die bayerischen Hausärztinnen und Hausärzte 2022 beschäftigt haben: die Digitalisierung, der Ausverkauf des Gesundheitssystems durch investorenbetriebene MVZ und natürlich bereits im dritten Jahr die Corona-Pandemie.

Riesenerfolg: TI-Petition erreicht Quorum

Das Jahr 2022 begann direkt mit einem Paukenschlag: Die von Dr. Petra Reis-Berkowicz initiierte TI-Petition zur Einführung einjähriger Testphasen für Anwendungen im Rahmen der Telematikinfrastruktur (TI) in Arztpraxen hat das benötigte Quorum von 50.000 Unterschriften innerhalb von nur vier Wochen erreicht. Das bestätigte im Januar der Petitionsausschuss des Deutschen Bundestages.

 
Dr. Markus Beier
Dr. Petra Reis-Berkowicz stellte das Anliegen der TI-Petition
dem Petitionsausschuss des Bundestags vor.

Dr. Reis-Berkowicz, Hausärztin in Gefrees, Mitglied des Geschäftsführenden Vorstands des Bayerischen Hausärzteverbandes, Vorsitzende der Vertreterversammlung der Kassenärztlichen Bundesvereinigung und Vorsitzende der Vertreterversammlung der Kassenärztlichen Vereinigung Bayerns, konnte damit das Anliegen am 14.02.2022 vor dem Petitionsausschuss vortragen. Dort warnte sie davor, Arztpraxen, Apotheken, Krankenkassen und Versicherte „als Betatester im Livebetrieb zu Versuchskaninchen im Gesundheitswesen zu machen“. Eine verpflichtende, stichtagsbezogene Einführung von TI-Projekten ohne vorherige ausgiebige Testung könne ganze Praxen lahmlegen.

Gehe es um einen Digitalisierungsstopp? Das Gegenteil sei der Fall, erklärte Dr. Petra Reis-Berkowicz: „Wir stehen für eine Digitalisierung, die dazu beiträgt, die Versorgung und den Arbeitsalltag in den Praxen zu verbessern. Grundvoraussetzung dafür ist eine IT, die funktioniert und auch unter Last getestet worden ist, und die nicht zu Systemabstürzen führt und den Praxisbetrieb lahmlegt.“ Bereits zuvor hatte Bundesgesundheitsminister Prof. Dr. Karl Lauterbach die Zwangseinführung ausgesetzt, die ursprünglich für den 1. Januar 2022 geplante Einführung des sogenannten eRezepts wurde verschoben.

Das Thema TI entwickelte sich dennoch in diesem Jahr zu einem Dauerbrenner, nicht nur berufspolitisch, sondern auch in den Hausarztpraxen selbst. So führte das Einlesen der elektronischen Gesundheitskarte mit Lesegeräten eines bestimmten Typs regelmäßig zum Absturz der gesamten Praxissoftware, was viele Praxen belastete – gerade auch in Zeiten einer Pandemie. Und das nächste Problem stand schon in den Startlöchern: Der Wechsel der Konnektoren, also der Geräte, die ein sicheres Übertragen von Patientendaten ermöglichen sollen. Auch hier hat man den Hausärztinnen und Hausärzten lange falsche Versprechungen gemacht. Die Konnektoren, die von Anfang an nur für fünf Jahre zertifiziert waren, sollten anschließend durch eine Software-Lösung ersetzt werden, doch die ist auch 2022, fünf Jahre nach dem Start, immer noch nicht in Sicht. Ein Konnektorentausch aufgrund von Versäumnissen der Industrie bei der Entwicklung der Software-Lösung dürfe jedoch nicht zu Lasten der Praxen gehen, hatte Dr. Petra Reis-Berkowicz in einem Interview bereits Anfang des Jahres betont.

Pilotversuch von Grippeschutz-Impfungen in Apotheken gescheitert

Im März mussten die AOK Bayern und der Bayerische Apothekerverband einräumen, dass der Modellversuch, Apotheken in die Grippeschutz-Impfungen einzubeziehen, keinen messbaren Anstieg der Impfquote zur Folge hatte. Dr. Markus Beier, damals Vorsitzender des Bayerischen Hausärzteverbandes, nannte den Pilotversuch „gescheitert“, da ohnehin unklar bliebe, ob die verabreichten Impfungen tatsächlich Patientinnen und Patienten erreicht haben, die zuvor keine Grippeschutz-Impfung in Anspruch genommen haben. Umso größer die Empörung bei Bayerns Hausärztinnen und Hausärzten, dass die AOK ankündigte, den gescheiterten Modellversuch auf ganz Bayern ausweiten zu wollen. Kein Verständnis hatte man beim BHÄV auch für die Informationspolitik der Krankenkasse. Nach den gemeinsamen Erfolgen im Bereich der Hausarztzentrierten Versorgung hätte der BHÄV erwartet, dass die AOK Bayern das Gespräch gesucht hätte, um gemeinsame Lösungen zu erarbeiten, mit denen man regional niedrige Impfquoten von AOK-Versicherten begegnen könnte. Ähnlich wie bei der Grippeimpfung konnten die impfenden Apotheken auch nur wenig zur einer steigenden Corona-Impfrate beitragen. Das sah bei den Hausärztinnen und Hausärzten anders aus.

Kriegsausbruch in der Ukraine forderte schnelles Handeln

Mitten in die Pandemie und die Diskussionen um E-Rezept und Co. brach die Nachricht vom Kriegsausbruch in der Ukraine. Gemeinsam mit dem Deutschen Hausärzteverband hat der Bayerische Hausärzteverband den völkerrechtswidrigen Überfall Russlands auf die Ukraine Ende Februar 2022 auf das Schärfste verurteilt und zugleich Unterstützung bei den Vorbereitungen angeboten, die zu treffen waren, um geflüchteten Menschen aus dem Kriegsgebiet umfassende medizinische Hilfe schnell und unbürokratisch anbieten zu können.
Darüber hinaus hat der BHÄV zeitnah Informationen gebündelt zur Verfügung gestellt, beispielsweise in einem Sonder-Newsletter rund um die Thematik der medizinischen Versorgung von Flüchtlingen aus der Ukraine. Auch Informationen zu Hilfsangeboten und Spendenkonten waren über die Webseite des Verbandes abrufbar.

 
Dr. Markus Beier
Viele Hausarztpraxen organisiertzen oder beteiligten sich an
Corona-Impfaktionen wie beispeilsweise das HausarztZentrum
Grafenrheinfeld (Foto).

Ohne Hausärzteschaft keine Pandemiebekämpfung

Impfen blieb auch in diesem Jahr der Pandemie ein Thema nicht nur der bayerischen Hausarztpraxen. Aber auch im dritten Pandemiejahr haben die bayerischen Hausärztinnen und Hausärzte ebenso wie ihre Kolleginnen und Kollegen in den anderen Bundesländern einen Großteil der Pandemie bewältigt. Neben dem erhöhten Patientenaufkommen in den Praxen waren es vor allem zahlreiche Impfaktionen der Hausärztinnen und Hausärzte, ohne die die Impfkampagne der Bundesregierung wohl deutlich weniger Erfolg gehabt hätte.

Immerhin haben Vertragsärztinnen und -ärzte allein im ersten Jahr (seit April 2021) ihrer Einbindung in die Impfkampagne nach Angaben des Zentralinstituts für die kassenärztliche Versorgung (Zi) beinahe 88 Millionen Corona-Impfungen in Praxen verabreicht und damit deutlich mehr als in den Impfzentren, die bereits seit Dezember 2020 geimpft haben. Wertschätzung und Anerkennung forderte deshalb der Bayerische Hausärzteverband angesichts der enormen Teamleistung in den hausärztlichen Praxen.

Forderung nach einem Corona-Bonus für MFA

Als Ende April im Gesundheitsausschuss des Bundestages eine Anhörung zu einem Regierungsentwurf für ein Pflegebonusgesetz stattfand, blieben die Medizinischen Fachangestellten trotz ihrer immensen Leistung während der Pandemie unbeachtet. Aus Sicht des Bayerischen Hausärzteverbandes war und ist das in keiner Weise nachvollziehbar, die Anerkennung der Leistungen der MFA in Form einer Bonuszahlung sei überfällig. Zumindest die Möglichkeit, den MFA einen erneuten steuerfreien Bonus zukommen zu lassen, müsse den Praxisinhabern zugestanden werden. Dieser Forderung wurde auch auf dem Bayerischen Hausärztetag noch einmal Ausdruck verliehen – nicht ohne erfreuliche Folgen.

Mitte Mai wurde das Vierte Gesetz zur Umsetzung steuerlicher Hilfsmaßnahmen zur Bewältigung der Corona-Krise beschlossen. Darin wurden die Änderungsempfehlungen des Finanzausschusses übernommen, die eine erhebliche Verbesserung zur steuerfreien Auszahlung eines Corona-Bonus vorsahen. So wurde nicht nur der steuerfreie Betrag von 3.000 Euro auf 4.500 Euro erhöht, auch der Kreis der Anspruchsberechtigten wurde erweitert, so dass es jetzt möglich wurde, dass auch Hausärztinnen und -ärzte ihren Medizinischen Fachangestellten steuerfreie Boni auszahlen konnten.

 
Dr. Markus Beier
Der Bayerische Hausärztetag im Mai 2021 in Erlangen hatte
bereits die Vorbereitungen auf den Coron-Herbst im Blick.

Bayerischer Hausärztetag mit 15-Punkte-Plan für pandemischen Herbst

Die großen Themen des Frühjahrs bestimmten auch den Bayerischen Hausärztetag Mitte Mai in Erlangen, allen voran die Vorbereitungen auf den Corona-Herbst und der Bonus für MFA. Einstimmig haben die Delegierten des Bayerischen Hausärzteverbandes auf dem Bayerischen Hausärztetag in Erlangen die Bundesregierung und die Bayerische Staatsregierung aufgefordert, „die essenziell notwendigen Rahmenbedingungen in den Praxen des hausärztlichen Versorgungsbereichs für den nächsten pandemischen Herbst rechtzeitig und nachhaltig zu schaffen“ und einen detaillierten 15-Punkte-Plan vorgelegt.

Zu diesen gehörte auch die Forderung, den ambulanten (und hier schwerpunktmäßig den hausärztlichen) Bereich zu betrachten, da er sich in der Pandemie einmal mehr als essenzieller Teil des Gesundheitssystems gezeigt hat – sowohl aus praktischer als auch aus wissenschaftlicher Perspektive. In der Konsequenz müssten deshalb Hausärztinnen und -ärzte in alle Gremien der Pandemiesteuerung eingebunden werden, so die zentrale Forderung des Leitantrags. Weitere Forderungen betreffen unter anderem das Monitoring der ambulanten Versorgung, um Überlastungssituationen zu erkennen und reagieren zu können, die dauerhafte und verlässliche Bereitstellung von Schutzausrüstung sowie funktionierende und dauerhafte Prozesse in Bezug auf Testung, Kontaktnachverfolgung und Isolierung, die in den Hausarztpraxen starten. Auch eine einheitliche Kommunikationsstrategie sowie ein zentrales Impfregister gehören zu den Forderungen, um die Pandemie zu beherrschen. Long-COVID- und Post-COVID-Behandlung soll als im Kern ambulante (hausärztliche) Behandlung auch dort prioritär ermöglicht und ausgebaut werden.

Die Forderung nach Wertschätzung und Respekt gegenüber Pflegekräften und medizinischen Fachangestellten, aber auch gegenüber vielen anderen Menschen im privaten wie beruflichen Umfeld, bekräftigten die Delegierten des Bayerischen Hausärzteverbandes noch einmal in aller Deutlichkeit. „Unsere Gesellschaft und unsere Regierung müssen dies hörbar und spürbar und explizit artikulieren und belohnen. In einer der letzten großen Krisen der Welt haben wir als Gesellschaft Banken gerettet, weil diese systemrelevant waren. In einer lebendigen Demokratie ist der einzelne Mensch der eigentliche Kern von Systemrelevanz“, heißt es im Antrag.

Weitere wichtigen Themenfelder auf dem Bayerischen Hausärztetag, der 2022 unter dem Motto „Hausarztmedizin im Zentrum – persönlich bleiben, digital werden“ stand, waren der drohende Ausverkauf der medizinischen Versorgung über investorengesteuerte Medizinische Versorgungszentren (MVZ) durch profitgetriebene Privat-Equity-Gesellschaften, der zunehmende Nachwuchsmangel bei jungen Hausärztinnen und Hausärzten sowie bei Medizinischen Fachangestellten und die vielen Pannen bei der Digitalisierung. Auch die Forderung nach einem MFA-Coronabonus bekräftigten die Delegierten bei ihrer Abstimmung noch einmal. Kurz nach dem Hausärztetag wurde dieser zumindest in einer steuerfreien Sonderzahlung der Hausärztinnenn und Hausärzte an ihr Praxisteam per Gesetz ermöglicht (siehe oben).

 
Dr. Markus Beier
Prof. Dr. Marco Roos, Dr. Beate Reinhardt und Dr. Markus Beier
informierten über das Train-the-trainer-Programm und weitere
Angebote des KWAB für weiterbildende Hausärztinnen und
Hausärzte.

Tag der Hausarztmedizin im Zeichen der Nachwuchsarbeit

2022 stand der Tag der Hausarztmedizin des Bayerischen Hausärzteverbandes ganz im Zeichen des hausärztlichen Nachwuchses. Zu diesem Anlass bekräftigte der BHÄV noch einmal seine Forderung nach Umsetzung des Masterplans Medizinstudium 2020 inklusive der längst überfälligen Reform der Ärztlichen Approbationsordnung (ÄApprO). Sollte der Referentenentwurf wie gewünscht in Kraft treten, werden die praktischen Ausbildungszeiten im Studium verlängert und der Bedarf an allgemeinmedizinischen Lehrpraxen wachsen. Daran geknüpft ist ebenfalls die Hoffnung, dass sich auch die Zahl der Medizinabsolventen, die sich für die Weiterbildung Allgemeinmedizin entscheiden, deutlich erhöht.

Um Hausärztinnen und Hausärzte zu motivieren, akademische Lehrpraxis zu werden, hat der BHÄV gemeinsam mit dem Kompetenzzentrum Weiterbildung Allgemeinmedizin Bayern (KWAB) in einer Informationsveranstaltung am 1. Juni 2022 über das Train-the-trainer-Programm und weitere Angebote des KWAB für weiterbildende Allgemeinmedizinerinnen und Allgemeinmediziner aus erster Hand informiert.

Strategie für Corona-Herbstwelle

Im Juli beschäftigte sich die Landesarbeitsgemeinschaft Impfen (LAGI) in einer Sondersitzung mit der bereits absehbaren Corona-Welle im Herbst und Winter. Den Bayerischen Hausärzteverband vertrat dort Dr. Wolfgang Ritter, Mitglied des geschäftsführenden Vorstands und heute Landesvorsitzender. Das Ziel müsse die Verringerung der Sterblichkeit sein, und das gelte vor allem für älteren Patientinnen und Patienten, stellte er klar. Deshalb seien Auffrischimpfungen für vulnerable Personen jetzt entscheidend, Hausarztpraxen dafür die richtige Anlaufstelle. Bei ihren Hausärztinnen und Hausärzten könnten sie individuelle und gezielte Impfangebote erhalten, gleiches gilt für ambulant gepflegte Patientinnen und Patienten ebenso wie in Pflegeheimen, betonte Dr. Ritter.

Zu diesem Zeitpunkt waren in Bayerns Praxen 13,2 Millionen Impfungen verabreicht worden, die meisten im hausärztlichen Bereich.
Angesichts dieser enormen Zahl appellierte auch Dr. Ritter einmal mehr an die Politik für mehr Wertschätzung der niedergelassenen Ärzteschaft und deren Teams, forderte aber auch eine klare, stringente Kommunikation der Politik in Bezug auf die Impfkampagne sowie die Einbindung der Stiko und vor allem der Ärzteschaft.

Umfrage: Meinung der Mitglieder zählt

Im Sommer befragte der Bayerische Hausärzteverband seine Mitglieder rund um deren Mitgliedschaft, die Hausarztzentrierte Versorgung (HZV), Fortbildungen, die Stiftung, aber auch die Kommunikation des Verbandes. Die Umfrage kam gut an, es beteiligten sich sowohl Vertragsärztinnen und -ärzte (80%), aber auch angestellte und Ärztinnen und Ärzte in Weiterbildung.

Dabei wurde deutlich, dass die wichtigsten Gründe für eine Mitgliedschaft im BHÄV immer noch der Wunsch nach einer Interessensvertretung gegenüber Selbstverwaltung, Krankenkassen und Politik, aber auch das Angebot einer Hausarztzentrierten Versorgung (HZV) sind. Dicht gefolgt von Förderangeboten für Mitglieder und dem Wunsch, die Arbeit des Verbandes zu unterstützen. Bei den Themen, für die sich der Verband noch stärker einsetzen soll, lag eine faire Vergütung weit vorne, aber auch Freiberuflichkeit vs. Finanzinvestoren und die Digitalisierung bewegen die Gemüter der Mitglieder.
Die Ergebnisse der Befragung werden jetzt in die Arbeit des Verbandes einfließen.

 
Dr. Markus Beier
 An der Podiumsdiskussion der gut besuchten Online-
Protestveranstaltung nahmen für den BHÄV
Dr. Wolfgang Ritter und Dr. Christian Pfeiffer teil.

Protesttag gegen Spardiktat der Bundesregierung

Gemeinsam mit anderen ärztlichen Berufsverbänden und der Kassenärztlichen Vereinigung Bayerns rief der Bayerische Hausärzteverband im Oktober zu einem bayernweiten Protesttag auf. Nach über zwei Jahren Pandemiebekämpfung bis über die Grenzen der Belastbarkeit hinaus sehen sich die niedergelassenen Ärztinnen und Ärzte statt mit Würdigung seitens der Bundespolitik mit Nullrunden und Leistungskürzungen konfrontiert.

An der Podiumsdiskussion der gut besuchten Online-Protestveranstaltung nahmen für den BHÄV Dr. Wolfgang Ritter und Dr. Christian Pfeiffer teil. Themen waren die inakzeptabel geringen Honorarsteigerungen für das Jahr 2023, der Wortbruch von Bundesgesundheitsminister Karl Lauterbach bei der Neupatientenregelung, die Unbrauchbarkeit des EBM für die ambulante Versorgung und letztlich das Dauerärgernis mit der fehleranfälligen Telematikinfrastruktur (TI).

Den Vertretern des BHÄV gelang es, die hausärztlichen Positionen hervorzuheben und insbesondere erneut auf die mangelnde Wertschätzung der Arbeit der Praxisteams - nicht nur in der Corona-Pandemie - und die Gefahren durch ein immer stärkeres Eindringen von Investoren in das Gesundheitssystem hinweisen. Es wurde deutlich, dass der ständig komplexer werdende EBM in seiner Gesamtheit immer mehr Fehlanreize setzt und so die Versorgung der Patientinnen und Patienten auf Dauer nicht mehr durch das aktuelle System sichergestellt werden kann.

Bayerische Delegierte pochen auf Gegenfinanzierung explodierender Praxiskosten

Bereits im September hatten die bayerischen Delegierten auf dem Deutschen Hausärztetag in Berlin einen Antrag eingebracht, der Bundesregierung und Gesetzliche Krankenkassen auffordert, der Kostenexplosion in den Praxen entgegenzuwirken. Der Antrag wurde von der Bundesdelegiertenversammlung angenommen. Eine der Forderungen ist ein vollumfänglicher Inflationsausgleich durch die gesetzlichen Krankenkassen, die dafür von der Bundesregierung steuerfinanzierte Zuschüsse aus dem Bundeshaushalt erhalten sollten. Überdies wird in dem Beschluss ein Honorarplus durch eine entsprechende Anpassung Vorhaltepauschale, Ordinationsgebühr und Chronikerzuschläge in EBM und HZV gefordert, sowie die Gegenfinanzierung des Anstiegs der Mobilitätskosten durch eine Erhöhung der Honorare für Hausbesuche. Außerdem beinhaltet die Forderung eine Vergütung von 90 Euro extrabudgetär für poststationäre und post-Reha-Beratungen in Praxen, die regelhaft mit einer Medikamentenumstellung verbunden sind - analog zur Vergütung in Apotheken.

 
Dr. Markus Beier
Das KV-Wahlkampfteam des BHÄV (v. li.): Dr. Wolfgang Ritter,
Dr. Beate Reinhardt, Dr. Markus Beier,
Dr. Petra Reis-Berkowicz und Dr. Christian Pfeiffer.

BHÄV klarer Sieger der KV-Wahl

Mit 19 von 50 Sitzen ist die Liste Bayerischer Hausärzteverband als klarer Sieger aus der Wahl zur Vertreterversammlung der Kassenärztlichen Vereinigung Bayerns (KVB) hervorgegangen. Im Vergleich zur KV-Wahl 2016 haben Bayerns Hausärztinnen und Hausärzte sogar einen Sitz im Ärzteparlament hinzugewonnen und sind damit eine der stärksten hausärztlichen Vertretungen in Deutschlands 17 Länder-KVen.

Dabei ist dieser Wahlausgang als Doppelerfolg zu werten. Zum einen hat die hohe Wahlbeteiligung der Hausärztinnen und Hausärzte die zahlenmäßige Unterlegenheit der Hausärzteschaft mehr als wett gemacht, zum anderen ist dieser klare Wahlsieg eine Wertschätzung des langjährigen Engagements innerhalb der KVB über Facharztgruppen hinweg.

Über die Liste Bayerischer Hausärzteverband in die Vertreterversammlung der Kassenärztlichen Vereinigung Bayern wurden gewählt: Dr. Markus Beier (Erlangen), Dr. Petra Reis-Berkowicz (Gefrees), Dr. Christian Pfeiffer (Giebelstadt), Dr. Beate Reinhardt (Effeltrich), Maria Stich (Thierhaupten), Dr. Wolfgang Ritter (München), Dr. Oliver Abbushi (Oberhaching), Dr. Kristian Ott (Garmisch-Partenkirchen), Dr. Stefan Semmler (Lappersdorf), Dr. Margit Kollmer (Velden), Anja Tischer (Thurnau), Dr. Peter Deinlein (Kemnath), Dr. Michael Haslbeck (Kranzberg), Prof. Dr. Joerg Schelling (Planegg), Dr. Hans-Erich Singer (Mitteleschenbach), Stefanie Berger (Thierhaupten), Dr. Julia Born (Lauf a.d.Pegnitz), Susanne Schober (Wartenberg) und Dr. Jakob Berger (Wemding).
Nach dem Verzicht von Dr. Julia Born, die auf Platz 17 gewählt worden war, rückt Dr. Mohammad Ahmadi, Facharzt für Allgemeinmedizin in Mainstockheim, nach.

Stabilisierung der Finanzsituation und Weiterentwicklung der hausärztlichen Versorgung gefordert

Auf ihrer Herbstsitzung in Bad Gögging verabschiedeten die Delegierten des Bayerischen Hausärzteverbandes einstimmig einen Leitantrag, den noch der alte Vorstand eingebracht hatte. Darin unterstreichen sie die Forderungen nach deutlichen Honorarsteigerungen und einem Inflationsausgleich und benennen vier „Maßnahmen zur Stabilisierung der Finanzsituation der hausärztlichen Praxen und zur Weiterentwicklung der hausärztlichen Versorgung“.

 
Dr. Markus Beier
Die Delegioertenversammlung Anfang November in Bad Gögging
forderte in einem Leitantrag unter anderem deutliche
Honorarsteigerungen und einem Inflationsausgleich.

Dazu gehören neben einem Inflationsausgleich und einem Honorarplus über eine Anpassung von Vorhaltepauschale, Ordinationsgebühr und Chronikerzuschlägen im EBM und in der HZV auch eine Gegenfinanzierung für angestiegene Mobilitätskosten und eine extrabudgetäre Vergütung von poststationären und post-Reha-Beratungen, die regelhaft mit Medikamentenumstellungen verbunden sind.

Mit einem ebenfalls einstimmig gefassten Beschluss warnten die Delegierten des Bayerischen Hausärzteverbandes erneut und eindringlich vor der zunehmenden Bedrohung ambulanter Strukturen durch von Kapitalinteressen geprägte Entwicklungen im Bereich der MVZ. Deshalb forderten sie das Bundesgesundheitsministerium sowie die Regierungsparteien auf, bis zum 31.03.2023 gesetzliche Maßnahmen zu ergreifen.

Die Zahl der in einem MVZ tätigen Ärztinnen und Ärzte müsse auf maximal 50 Personen begrenzt werden, um die Entwicklung einer marktbeherrschenden Stellung in einer Region und das weitere Verschwinden wohnortnaher ambulanter Strukturen zu verhindern. Zudem müsse man die Gründungsbefugnis von Krankenhäusern für humanmedizinische MVZ analog der Beschränkung bei zahnmedizinischen MVZ beschränken, heißt es in dem Beschluss.

Zusammenfassung der Beschlüsse

Nikolausempfang nach zwei Jahren Zwangspause

 
Dr. Markus Beier
Prof. Dr. Ursula Münch bei ihrem Impulsvortrag am
Nikolausempfang.

Am 30. November 2022 fand nach zwei Jahren, in denen die Veranstaltung pandemiebedingt ausfallen musste, der traditionelle Nikolausempfang des Bayerischen Hausärzteverbandes wieder statt. Vorstandsmitglieder und Delegierte des BHÄV empfingen Vertreter aus Politik, Ärztekammer, KVB, anderen Verbänden im Gesundheitswesen und der Krankenkassen zum gemeinsamen Austausch im Künstlerhaus in München. Der neue Landesvorsitzende, Dr. Wolfgang Ritter, forderte in seiner Begrüßungsrede die Anwesenden auf, gemeinsam Bedrohungen der medizinischen Versorgung durch profitorientierte Konzerne, insbesondere investorenbetriebenen Medizinischen Versorgungszentren (iMVZ) und digitalen Angeboten von Firmen, die junge Versicherte umwerben, entgegenzutreten. Dr. Markus Beier, Amtsvorgänger Ritters und jetzt Bundesvorsitzender des Deutschen Hausärzteverbandes, bedankte sich für die jahrelange gute Zusammenarbeit und versprach, sich für eine Reform der hausärztlichen Vergütung einzusetzen. Ein wichtiger Programmpunkt war die Premiere der Verleihung der Promotionspreise, die die Stiftung Bayerischer Hausärzteverband erstmals ausgelobt hatte. (Nachzulesen hier unter dem Punkt STIFTUNG).

Mit einem kurzweiligen Impulsvortrag zum Thema „Die Auswirkungen einer Pandemie auf die Entscheidungsprozesse in Regierungen und Parteien am Beispiel der Corona-Pandemie unterhielt Prof. Dr. Ursula Münch, Direktorin der Akademie für politische Bildung in Tutzing, die Anwesenden und lieferte gleichzeitig Stoff zum Nachdenken und für Diskussionen. Dem offiziellen Teil des Programms folgte ein zwangloser Austausch mit vielen interessanten Begegnungen und Gesprächen, was nach zwei Jahren Zwangspause alle Gäste sehr genossen.

Ärztekammerwahl: Hausärzteschaft wieder stärkste Fraktion

Für den Bayerischen Hausärzteverband war die Ärztekammerwahl im November der zweite Wahlerfolg innerhalb weniger Wochen. Auch aus den Wahlen zur Vertreterversammlung der Kassenärztlichen Vereinigung Bayerns sind die Hausärztinnen und Hausärzte erneut als stärkste Fraktion hervorgegangen. Mit 64 Fachärztinnen und -ärzten für Allgemeinmedizin sowie zahlreichen hausärztlich tätigen Internistinnen und Internisten vertritt die Hausärzteschaft in den kommenden fünf Jahren wieder die Interessen bayerischer Hausärztinnen und Hausärzte im Bayerischen Ärztetag. Hinzu kommen die vielen kinderärztlich tätigen Kolleginnen und Kollegen.

KÖPFE / PERSONALIA

 
Dr. Markus Beier
Der langjährige bundesvorsitzende Ulrich Weigeldt (li.)
gratuliert seinem  Amtsnachfolger Dr. Markus Beier.
Foto: © Georg J. Lopata/axentis.de

Dr. Markus Beier neuer Bundesvorsitzender des Deutschen Hausärzteverbandes

Auf dem 43. Deutschen Hausärztetag übergab Ulrich Weigeldt nach 16 Jahren als Bundesvorsitzender den Staffelstab an Dr. Markus Beier, Hausarzt in Erlangen und seit 2018 Vorsitzender des Bayerischen Hausärzteverbandes. Beier erhielt bei der Wahl 97 Prozent aller Stimmen (115 von 119). Bereits vor einem Jahr war er zum ersten stellvertretenden Bundesvorsitzenden gewählt worden.

Neuer Vorstand gewählt

Auf der Delegiertenversammlung am 12.11.2022 hatten die Delegierten nach der Wahl des bisherigen Landesvorsitzenden des Bayerischen Hausärzteverbandes, Dr. Markus Beier, zum Bundesvorsitzenden des Deutschen Hausärzteverbandes, und dem Ausscheiden von Dr. Jürgen Büttner als 1. Stellvertreter sowie Dr. Ernst Engelmayr als Fortbildungsbeauftragter über einen neuen Vorstand zu entscheiden.

 
Dr. Markus Beier
Der neu gewählte geschäftsführende Vorstand (v. li.): Maria
Stich, Dr. Stefan Semmler, Dr. Petra Reis-Berkowicz, 
Dr. Wolfgang Ritter, Dr. Beate Reinhardt und Fortbildungs-
beauftragter Dr. Josef Pömsl.

Dr. Wolfgang Ritter wurde dabei mit überwältigender Zustimmung von 98,6 Prozent zum neuen Landesvorsitzenden gewählt. Er ist nicht neu auf dem berufspolitischen Parkett, engagiert er sich doch bereits seit 2009 als Delegierter des BHÄV und gehörte auch zuletzt bereits als Schatzmeister dem Geschäftsführenden Vorstand an. Der Facharzt für Allgemeinmedizin und Diplom-Biologe ist in München in der Praxis Dr. Grassl niedergelassen.

Erste stellvertretende Landesvorsitzende ist jetzt Dr. Petra Reis-Berkowicz. Die Bezirksvorsitzende Oberfranken und Fachärztin für Allgemeinmedizin ist in Gefrees niedergelassen. Sie ist außerdem Vorsitzende der Vertreterversammlung der Kassenärztlichen Bundesvereinigung und der Kassenärztlichen Vereinigung Bayerns.

Dr. Beate Reinhardt, bis dahin Schriftführerin des BHÄV und im oberfränkischen Effeltrich niedergelassene Fachärztin für Allgemeinmedizin, wurde zur 2. stellvertretenden Landesvorsitzenden gewählt.

Neue Schatzmeisterin ist Maria Stich, Fachärztin für Allgemeinmedizin in Thierhaupten (Schwaben). Und zum neuen Schriftführer wählten die Delegierten Dr. Stefan Semmler, Facharzt für Innere Medizin aus Lappersdorf und Bezirksvorsitzender Oberpfalz.

Als neuer Fortbildungsbeauftragter des Bayerischen Hausärzteverbandes wurde Dr. Josef Pömsl in den Vorstand kooptiert. Der Facharzt für Innere Medizin ist in Kaufering (Oberbayern) niedergelassen. Ebenfalls zu Beauftragten ernannt wurden Dr. Christian Pfeiffer (Beauftragter für Lehre und Forschung), Dr. Jürgen Büttner (HZV-Beauftragter) und Dr. Jakob Berger (Beauftragter für Stiftungsfragen).

Neuer Ehrenvorsitzender und Ehrenmitglieder

Als besonderes Zeichen der Wertschätzung wählte der neue Landesvorstand im Rahmen der Delegiertenversammlung im November einstimmig Dr. Markus Beier zum Ehrenvorsitzenden sowie Dr. Jürgen Büttner, Dr. Ernst Engelmayr und den Vorstandsvorsitzenden der Kassenärztlichen Vereinigung Bayerns, Dr. Wolfgang Krombholz, zu Ehrenmitgliedern.

Verdienstkreuz am Bande für Dr. Dieter Geis

 
Dr. Markus Beier
Innenstaatssekretär Sandro Kirchner (li.) überreichte im
Beisein von Regierungspräsident Dr. Eugen Ehmann (re.)
die Ordensinsignien an Dr. Dieter Geis.
Foto: Nicolas Rupp/Regierung Unterfranken

Im November erhielt Dr. Dieter Geis das Verdienstkreuz am Bande für sein jahrzehntelanges Engagement im Gesundheitswesen. Dr. Geis, der von 2011 bis 2019 an der Spitze des Bayerischen Hausärzteverbandes stand und seitdem Ehrenvorsitzender ist, nahm die Auszeichnung in der Würzburger Residenz aus den Händen von Innenstaatssekretär Sandro Kirchner entgegen.

In der Laudatio ehrte Kirchner Geis mit den Worten, er behandele mit hohem persönlichem Einsatz, immensem Wissen und viel Herzblut nicht nur täglich Patienten in der Praxis, sondern setzt sich auch politisch auf allen Ebenen für eine ausgezeichnete ärztliche Versorgung und habe so die Versorgungslandschaft wesentlich und in vorbildlicher Weise geprägt.

Von 2011 bis 2021 war Dr. Geis neben seinem Amt in Bayern stellvertretender Bundesvorsitzender des Deutschen Hausärzteverbandes und ist heute dessen Ehrenmitglied. Er hat sich unter anderem für die Nachwuchsförderung und die Etablierung von Lehrstühlen für Allgemeinmedizin in Bayern starkgemacht. Dass die 2010 nahezu vollständig gekündigten Hausarztverträge bis Ende 2012 in Bayern wieder flächendeckend abgeschlossen wurden, ist in großen Teilen sein Verdienst.

Fortbildung

Kleiner Herbstkongress feierte Premiere

 
Dr. Markus Beier
Kam gut an: Der Erste Kleine Herbstkongress des Bayerischen
Hausärzteverbandes in Bad Griesbach.

Nachdem der traditionelle Bayerische Hausärztekongress im Ötztal pandemiebedingt auch in diesem Jahr ausfallen musste, rief das Fortbildungsteam des BHÄV in diesem Jahr den Kleinen Herbstkongress ins Leben. Das verlängerte Fortbildungswochenende vom 29.09.2022 bis 03.10.2022 in Bad Griesbach war ein voller Erfolg. Die Teilnehmenden konnten nicht nur bis zu 29 CME-Punkte sammeln, sie genossen vor allem, dass ein kollegialer Austausch in Präsenz wieder möglich war. Das Programm war vielfältig und deckte überdies mit DMP-Updates und drei PTQZ die Pflichtfortbildungen ab. Aber auch die Pandemie selbst war Thema: mit einer Expertenrunde zum Thema „Aktuelle Corona-Situation“ mit den Referenten Dres. Jürgen Büttner, Wolfgang Ritter und Josef Pömsl vom Bayerischen Hausärzteverband sowie Gastreferent Prof. Dr. Rembert Koczulla, Spezialist für LONG-COVID, fand die Premiere des Kleinen Herbstkongresses einen runden Abschluss.

Die Teilnehmer lobten anschließend sowohl Inhalt als auch Organisation und wünschen sich auch 2023 eine Wiederholung des neuen Formats. Dem kommt das Fortbildungsteam des Bayerischen Hausärzteverbandes gerne nach: Von Freitagabend, 01.12.2023 bis Montag, 04.12.2023 wird der 2. Kleine Winterkongress des Bayerischen Hausärzteverbandes im Tagungshotel Kloster Seeon am Chiemsee stattfinden. Auch der Hausärztekongress des Bayerischen Hausärzteverbandes im Ötztal wird 2023 wieder stattfinden und ist bereits ausgebucht.

Darüber hinaus bot der Bayerische Hausärzteverband auch im dritten Pandemiejahr 2022 wieder ein breites Fortbildungsangebot für das gesamte Praxisteam. In 99 Fortbildungsveranstaltungen für Ärztinnen und Ärzte, darunter die Thementage Abdomen und Orthopädie, habe man knapp 1.640 Kolleginnen und Kollegen geschult, berichtete Dr. Ernst Engelmayr, bis November Fortbildungsbeauftragter des Bayerischen Hausärzteverbandes, der Delegiertenversammlung am 13. November. „Hinzu kommen 59 Veranstaltungen für Ärztinnen, Ärzte und MFA mit 1.095 Teilnehmenden sowie weitere 69 Veranstaltungen für MFA mit 964 Teilnehmenden. Wir haben also 2022 insgesamt fast 4.300 Teilnehmerinnen und Teilnehmer in unseren Fortbildungen geschult – wieder eine großartige Leistung unserer Fortbildungsabteilung“, lobte er.

Nachwuchs

Universität Augsburg beruft Dr. Marco Roos zum Professor für Allgemeinmedizin

 
Dr. Markus Beier
Prof. Dr. Dr. Marco Roos bei seiner Antrittsvorlesung.

Seit Februar ist Dr. Marco Roos Professor für Allgemeinmedizin an der Universität Augsburg. Damit verfügen jetzt fünf von sechs Medizinischen Fakultäten in Bayern über einen eigenen Lehrstuhl für Allgemeinmedizin. Prof. Dr. Roos war zuvor am Lehrstuhl für Allgemeinmedizin an der FAU Erlangen-Nürnberg tätig und leitet seit 2017 das Kompetenzzentrum Weiterbildung Allgemeinmedizin Bayern. Eine wichtige Aufgabe des Allgemeinmediziners wird der Aufbau eines Praxisnetzwerks für Lehre und Forschung in der Region sein, welches gemeinsam mit der Medizinischen Fakultät Aufgaben in der medizinischen Ausbildung übernimmt und in die Versorgungsforschung eingebunden sein wird.

Das Ziel des Lehrstuhlinhabers: Die Begeisterung für das Fach Allgemeinmedizin und die praktische Arbeit am Patienten an die Studierenden weitergeben, ebenso wie das Verständnis dafür, dass sich die neue Hausarzt-Generation als erster Ansprechpartner der Patienten sieht. Prof. Roos wird deshalb neben seiner Hochschultätigkeit weiter als Facharzt für Allgemeinmedizin am MVZ in Eckental praktizieren.

Erfolgreiche Premiere: Erster Bavarian Circle

 
Dr. Markus Beier
Teilnehmenden und Referierende am ersten Bavarian Circle.

Kompakt, intensiv und wunderbar geeignet für die Vernetzung von Gleichgesinnten – das beschreibt den ersten „Bavarian Circle“ vom 08. bis 10. Juli 2022 wohl am besten. Rund 20 junge Hausärztinnen und Hausärzte nahmen an dem dreitägigen Workshop-Wochenende in Gößweinstein in der Fränkischen Schweiz teil und nutzten die Gelegenheit, sich Wissen rund um die Niederlassung anzueignen, sich mit erfahrenen Kolleginnen und Kollegen auszutauschen und sich mit anderen Niederlassungswilligen zu vernetzen. Vier Module aus dem Werkzeugkasten Niederlassung zu den Themenbereichen Sozialmedizin, Qualitäts- und Fehlermanagement, Praxisausstattung sowie Abrechnung und HZV standen auf dem Programm. Letzteres war ein Highlight der Veranstaltung, hatte doch das Modul mit dem Titel „Ehrlich gutes Geld verdienen – Abrechnung EBM und HZV“ in Gößweinstein Premiere. Praktisch alle Teilnehmenden, die erstmals von der Hausarztzentrierten Versorgung (HZV) hörten, wollten selbst in die HZV-Verträge einsteigen oder noch mehr Informationen dazu bekommen.

Die Veranstaltung ermöglichte den jungen Ärztinnen und Ärzten auch Einblicke in die Berufspolitik: Am politischen Abend hatten sie die Gelegenheit, sich auf Augenhöhe mit den Vorstandsmitgliedern Dr. Beate Reinhardt und Dr. Markus Beier auszutauschen. Neben diesen ersten Berührungen mit berufspolitischen Themen und den wertvollen Tipps und Informationen zur Niederlassung ist Dr. Reinhardt, deren berufspolitischer Schwerpunkt der Nachwuchsförderung im hausärztlichen Bereich liegt, am Format Bavarian Circle der Vernetzungsgedanke besonders wichtig: „Es war schön zu sehen, wie in den drei Tagen in Gößweinstein Kontakte geknüpft und sogar gemeinsame Niederlassungspläne geschmiedet wurden. Diese Premiere war in jeder Hinsicht ein voller Erfolg, das werden wir fortsetzen“, kündigt sie an. Und so sind für kommendes Jahr gleich zwei Bavarian Circle geplant: vom 14. bis 16.07.2023 in Feldkirchen-Westerham im oberbayerischen Landkreis Rosenheim und vom 29.09. bis 01.10.2023 in Gössweinstein in der Fränkischen Schweiz.

Reger Austausch beim Nachwuchstag im E-Werk Erlangen

 
Dr. Markus Beier
Dr. Markus Beier eröffnete den Nachwuchstag 2022.

Der Nachwuchstag Meet & Connect im Vorfeld des Bayerischen Hausärztetages ist inzwischen eine feste Institution für angehende Hausärztinnen und Hausärzte. In diesem Jahr trafen sich über 100 Medizinstudierende und Ärztinnen sowie Ärzte in Weiterbildung zum Austausch über ihre Zukunftschancen im E-Werk Erlangen.

Dabei bildete eine Podiumsdiskussion mit den Vorstandsmitgliedern des Bayerischen Hausärzteverbandes Dr. Wolfgang Ritter und Dr. Beate Reinhardt sowie Prof. Dr. Marco Roos, Lehrstuhlinhaber für Allgemeinmedizin an der Universität Augsburg und Leiter des Kompetenzzentrums Weiterbildung Allgemeinmedizin Bayern (KWAB) den Auftakt. Weitere Teilnehmerinnen und Teilnehmer der Podiumsdiskussion waren Christina Batz vom Bayerischen Staatsministerium für Gesundheit und Pflege, Dr. Matthias Fischer von der Kassenärztlichen Vereinigung Bayerns (KVB), Dr. Claudia Dodeller von der Koordinierungsstelle Allgemeinmedizin (KoStA). Ergänzt wurde die Runde durch die beiden Ärztinnen in Weiterbildung Dr. Johanna Mühldorfer und Dr. Verena Malleier, die über ihre eigenen Erfahrungen berichteten. Themen waren neben der Vereinbarkeit von Familie und Beruf die zahlreichen Gestaltungsmöglichkeiten in der eigenen Praxis, Studierenden-Förderungen sowie die starke Aufstellung von Weiterbildung und fachwissenschaftlicher Allgemeinmedizin in Bayern.

Praxisteam / MFA

Plakat-Aktion „MFA- Ein Beruf mit Herz“

 
Dr. Markus Beier
Gemeinsame Plakataktion mit dem BVKJ:
„MFA-Ein Beruf mit Herz“ .

Auch 2022 bestimmte die Corona-Pandemie noch den Alltag in den hausärztlichen Praxen, das Engagement der Praxisteams ist nach wie vor immens bis hin zur Erschöpfung. Viele Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter haben deshalb in den vergangenen Pandemiejahren die Hausarztpraxen verlassen und sich beruflich neu orientiert. Das hat den ohnehin bestehenden Fachkräftemangel in diesem Bereich weiter verschärft.

Der Bayerische Hausärzteverband hat gemeinsam mit dem BVKJ (Berufsverband der Kinder- und Jugendärzte) in diesem Jahr deshalb die Plakat-Aktion „MFA-Ein Beruf mit Herz“ ins Leben gerufen und möchte damit Praxisinhaberinnen und -inhaber ganz praktisch bei der Suche nach neuem Personal unterstützen und es ihnen erleichtern niederschwellig für den Beruf der Medizinischen Fachangestellten in ihren Praxen zu werben. Dazu wurde ein Praxisplakat entwickelt, das zusammen mit einem Informationsschreiben an die Praxen versendet wurde.

Dank des großen Interesses wird die VERAH®-Förderung 2023 fortgesetzt

Der Bayerische Hausärzteverband förderte 2022 erstmals die Ausbildung von VERAH® (Versorgungsassistenz in der Hausarztpraxis). Geplant hatten die Initiatoren des Bayerischen Hausärzteverbands 50 Förderungen von VERAH®-Ausbildungen bis zum Jahresende 2022, bis heute profitierten bereits 71 hausärztliche Praxen davon. Stand Dezember waren von den bis dahin 71 geförderten Praxen 23 bislang ohne VERAH® im Praxisteam. Die Möglichkeit der Förderung nutzten aber bislang nicht nur Neustarter in Sachen VERAH®, ein Großteil der geförderten Praxen, die diese Chance jetzt ergriffen, haben bereits eine oder mehrere VERAH® im Team. Schließlich bedeutet jede VERAH® mehr Flexibilität, sei es im Urlaubs- oder Krankheitsfall, bei Elternzeiten oder im Kündigungsfall.

In allen Praxen ist natürlich der VERAH®-Zuschlag in den HZV-Verträgen ein Argument. Die Förderung, die ursprünglich nur bis zum Jahresende 2022 geplant war, geht aufgrund des großen Erfolges in die Verlängerung. Die Förderung in Höhe von insgesamt 379 Euro für Ausbildung und Prüfung können Praxisinhaberinnen und - inhaber erhalten, die Mitglied im Bayerischen Hausärzteverband sind und an der Hausarztzentrierten Versorgung (HZV) teilnehmen.

Erfolgreicher Studienstart: Primärmedizinisches Versorgungs- und Praxismanagement

Die ersten MFA mit VERAH®- bzw. NäPa-Weiterbildung haben im September mit dem neuen Studiengang „Primärmedizinisches Versorgungs- und Praxismanagement“ an der FOM begonnen. Für die Schaffung und Etablierung eines solchen Studiengangs hatte sich der Bayerische Hausärzteverband in der Vergangenheit stark gemacht.

Das Studium, das überwiegend online absolviert wird, beinhaltet im ersten Semester Themen wie Management Basic im Gesundheits- und Sozialwesen oder Einführung in das Praxismanagement. Im weiteren Verlauf ihres Studiums lernen die Studierenden unter anderem die spezielle primärmedizinische Krankheitslehre und Untersuchungstechniken kennen, beschäftigen sich mit Patientensicherheit sowie den Besonderheiten bei der Versorgung chronisch kranker und älterer Menschen. Sie erlangen zudem Kenntnisse im Projektmanagement, in der Gesprächsführung und im Case Management. Auch Personal-, Datenschutz- und Schnittstellenmanagement, die Anwendung von Informationstechnologien sowie die vertragsärztliche Versorgung und Abrechnung zählen zum Lehrstoff.

Ergänzt wird der virtuell stattfindende Teil des Studiums durch Blockwochen mit ganztägigem Präsenzunterricht an den jeweiligen Studienstandorten – im Fall der bayerischen Studierenden in München. Die Studierenden schließen das Studium mit dem akademischen Grad „Bachelor of Science“ (B.Sc.) ab. Da die VERAH®- bzw. NäPa-Weiterbildung auf das Studium angerechnet wird, steigen die Studierenden ins dritte Semester ein, die Studienzeit verkürzt sich so von sieben auf fünf Semester.

Dieses Studium für VERAH und NäPa soll dem Berufsbild der MFA eine neue, zusätzliche Perspektive geben und den Beruf der Medizinischen Fachangestellten durch neu entstehende Karrierechancen für Schulabgänger noch attraktiver machen, so die Intention der Initiatoren. Statt neue Berufsbilder zu schaffen, bauen sie auf die Weiterqualifikation der Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter, die bereits seit Jahren in der hausärztlichen Versorgung arbeiten.

Stiftung Bayerischer Hausärzteverband

 
Dr. Markus Beier
Dr. Jakob Berger und RDr. Dieter Geis überreichten die Promo-
tionspreise beim Nikolausermpfang an Die beiden Preisträger
Dr. Maximilian Pausch und Dr. Flora Wendel.

Promotionspreis Allgemeinmedizin erstmalig verliehen

In diesem Jahr hat die Stiftung Bayerischer Hausärzteverband erstmals ihren "Promotionspreis Allgemeinmedizin" für drei herausragende Arbeiten im Bereich Hausärztliche Versorgung / Familienmedizin ausgelobt. „Damit wollen wir ein Zeichen setzen, dass auch in der Allgemeinmedizin wertvolle Forschungsarbeit geleistet wird“, erklärte Stiftungsvorstand Dr. Jakob Berger bei der Preisverleihung.

Am 1. Oktober, pünktlich zum Tag der Stiftungen, standen die ersten Preisträger fest. Den mit 2.500 Euro dotierten Promotionspreis Gold erhält Maximilian Pausch, der an der Friedrich-Alexander-Universität Erlangen-Nürnberg promoviert, für seine Doktorarbeit „Überversorgung aus Sicht der Hausärzte – Sind wirklich vor allem die anderen Schuld?“. Der Promotionspreis Silber mit einem Preisgeld von jeweils 1.500 wurde zweimal vergeben an eine Doktorandin der Ludwig-Maximilian-Universität München (LMU) und einen Doktoranden der Technischen Universität München (TUM): Die Jury zeichnete damit die Dissertationen von Flora Wendel zum Thema „Auswirkungen Partizipatorischer Entscheidungsfindung auf die Impfraten von Erwachsenen in der ambulanten Versorgung“ und von Benedikt Kohler zum Thema „Entwicklung und Evaluation eines Online-Selbstmanagements für Patienten mit Asthma bronchiale“ aus.

Die Jury, bestehend aus Dr. Max Kaplan, Ehrenpräsident der Bayerischen Landesärztekammer, Dr. Dieter Geis, Ehrenvorsitzender des Bayerischen Hausärzteverbandes, Dr. Jakob Berger, Vorstand der Stiftung Bayerischer Hausärzteverband, Dr. Markus Beier, (ehemaliger) Landesvorsitzender des Bayerischen Hausärzteverbandes und Bundesvorsitzender des Deutschen Hausärzteverbandes, sowie Dr. Beate Reinhardt, Beauftragte für den Bereich Junge Medizin im geschäftsführenden Vorstand des Bayerischen Hausärzteverbandes, berücksichtigte in ihrem Auswahlverfahren unter anderem Kriterien wie die Versorgungsforschung in der Hausarztmedizin, die Steuerungswirkung der hausärztlichen Medizin und den Nutzen der hausärztlichen Versorgung für das deutsche Gesundheitswesen.

Übergeben wurden die Auszeichnungen im Rahmen des Nikolausempfangs am 30.11.2022.

PJ-Förderung: 100.000 Euro pro Jahr für die Zukunft der hausärztlichen Versorgung

 
Dr. Markus Beier

Rund 100.000 Euro pro Jahr stellt die Stiftung Bayerischer Hausärzteverband bereit, um Medizinstudierenden im Praktischen Jahr (PJ) ein Lehrtertial in einer Hausarztpraxis auf dem Land zu ermöglichen. „Damit wollen wir bei den angehenden Ärztinnen und Ärzten kurz vor der Wahl der Facharztrichtung noch einmal Begeisterung für den Hausarztberuf wecken. Und wo geht das besser als in einer Landarztpraxis, in der das Behandlungsspektrum besonders breit und vielfältig, die Arzt-Patienten-Bindung sehr ausgeprägt ist?“, erläutert Dr. Dieter Geis, Vorsitzender des Kuratoriums der Stiftung Bayerischer Hausärzteverband. Mit dieser Art der Förderung räume man auch finanzielle Hindernisse aus dem Weg, die Studierende häufig davon abhalten, ihren Studienort zu verlassen und Erfahrungen in anderen Regionen Bayerns zu sammeln.

Mit ihrem Projekt zur PJ-Förderung unterstützt die Stiftung Bayerischer Hausärzteverband seit 2016 sowohl die Studierenden im Praktischen Jahr (PJ), die ein Tertial in einer Hausarztpraxis zubringen, wie auch die jeweilige Lehrpraxen, um deren Aufwand zu wertschätzen. 2022 wurden 28 PJler und ihre Lehrpraxen gefördert - mit Erfolg, wie die Zwischenbilanz der Jahre 2016 bis 2018 zeigt: Von den insgesamt 46 Medizinstudierenden, die von der Stiftung Bayerischer Hausärzteverband bei ihrem PJ-Tertial in der Hausarztpraxis unterstützt wurden, haben sich 35 für eine Weiterbildung zur Fachärztin/zum Facharzt für Allgemeinmedizin entschieden oder sind bereits hausärztlich tätig. Die PJ-Förderung läuft auch im kommenden Jahr weiter. Bislang wurden für 2023 bereits 7 Förderanträge genehmigt.

Weitere Förderungen der Stiftung im Jahr 2022

Förderung von Famulaturen: Seit 2015 fördert die Stiftung Bayerischer Hausärzteverband in einem gemeinsamen Projekt mit der Techniker Krankenkasse Landesvertretung Bayern Medizinstudierende, die ihre Famulatur dazu nutzen, die Arbeit in einer Hausarztpraxis auf dem Land in Bayern kennenzulernen, mit aktuell bis zu 600 Euro. 2022 wurden insgesamt 35 Förderzusagen erteilt und damit das jährliche Kontingent voll ausgeschöpft. Über die Fortführung des Programms 2023 haben sich TK und Stiftung Bayerischer Hausärzteverband bereits geeinigt.

Förderung von Blockpraktika: 2020 startete die Stiftung Bayerischer Hausärzteverband ihr Projekt zur Blockpraktikumsförderung – zunächst nur für Studierende dere LMU und der TU München. Inzwischen wurde das Förderprogramm auch auf Medizinstudierende der FAU Erlangen und – im Frühjahr 2022 – der Universität Augsburg ausgeweitet. 32 Blockpraktikantinnen und -praktikanten wurden mit einer Förderung von bis zu 250 Euro dabei unterstützt, Einblicke in die hausärztliche Tätigkeit auf dem Land zu gewinnen.

Hausarztzentrierte Versorgung (HZV)

HZV-Pilotprojekt: Videosprechstunde – aber mit Mehrwert!

Die Bosch BKK bietet Versicherten, die an ihrem Hausarztprogramm teilnehmen, seit dem Frühjahr 2022 im Rahmen eines Pilotprojekts mit einigen Hausarztpraxen im Allgäu die Videosprechstunde an. Der Vorteil: Anders als bei kommerziellen Anbietern von Videosprechstunden kennen sich hier Arzt und Patient meist über Jahre hinweg. „Ideale Voraussetzungen, um den einen oder anderen Termin auch online abwickeln zu können“, findet Dr. Gramlich, der das Pilotprojekt mit initiiert hat.

Das Ziel des Projekts, das auch wissenschaftlich evaluiert werden soll, beschreibt der Hausarzt und Bezirksdelegierte des Bayerischen Hausärzteverbandes für Schwaben so: „Die Hausarztzentrierte Versorgung steht für Qualität, und die wollen wir auch bei der Videosprechstunde. Es geht darum, herauszufinden, wann und wie Online-Sprechstunden Sinn machen. Wir wollen das Angebot so gestalten, dass es für die Patientinnen und Patienten, aber auch für ihre betreuenden Hausärztinnen und Hausärzte einen echten Mehrwert hat“, erklärt Dr. Gramlich. „Und wenn wir diese Erkenntnisse haben, können wir überlegen, wie wir das dann erprobte Konzept in die Fläche bringen, damit mehr Menschen davon profitieren.“

Geregelte Praxisübergabe jetzt auch für HZV-Versicherte der Betriebskrankenklassen in Bayern

 
Dr. Markus Beier

In der Vergangenheit bedeutete die Praxisübergabe für Versicherte, dass ihre HZV-Teilnahme automatisch endete und sie sich bei der/dem Praxisnachfolger/in erneut in den HZV-Vertrag ihrer Krankenkasse einschreiben musste. Mit der AOK Bayern konnte bereits im vergangenen Jahr eine Einigung auf einen Prozess erzielt werden, mit dem die HZV-Versicherten an eine/n Praxisnachfolger/in ohne manuelle Umschreibung übergehen, sodass die Versicherten lückenlos in der HZV versorgt werden können. Seit dem 2. Quartal 2022 gibt es eine vergleichbare Regelung auch für HZV-Versicherte der Betriebskrankenkassen in Bayern inklusive der Bosch BKK. „Das ist ein wichtiger Verhandlungserfolg, der den Praxisübergabe-Prozess erleichtert“, erklärt Dr. Jürgen Büttner, Vorstandsbeauftragter für die HZV. „Eine entsprechende Einigung auch mit den Ersatzkassen und Innungskrankenkassen zu erzielen, steht ganz oben auf unserer Agenda für das kommende Jahr“, kündigt er an.

Verhandlungserfolge mit den Ersatzkassen kann Dr. Büttner für den Bayerischen Hausärzteverband jedoch bei einem anderen Thema verbuchen: „Die Interimsvereinbarung zur Chroniker-Pauschale P3 wurde zum 1. April 2022 abgelöst durch eine Regelung, wonach die Chronikerpauschale mit einer festgeschriebenen Höhe von 25,00 EUR weiterhin abrechenbar ist für alle Patientinnen und Patienten mit chronischer Erkrankung bei kontinuierlichem Betreuungsaufwand. Somit wird es zukünftig keine Kürzungen bei der Leistung P3 geben, da die Kopplung an die Finanzmittel des Vorjahresquartals aus der Interimsvereinbarung entfällt“, berichtet er. Positiv zu werten ist auch die Anhebung des VERAH-Zuschlags von 5 auf 8 Euro im HZV-Vertrag mit den Ersatzkassen.

Ausblick: Termine 2023

Folgende wichtige Termine, bitten wir Sie, sich für das kommende Jahr schin einmal vorzumerken:

  • Nachwuchstag „Meet & Connect“ am 11. Mai 2023 in München

  • 30. Bayerischer Hausärztetag 12. & 13. Mai 2023 in München

 

Informationen dazu finden Sie voraussichtlich ab Februar 2023 unter www.bayerischer-hausaerztetag.de

BHT 2023 Save the DATE s

 

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