Habemus institutum: Gründungsfest für den Lehrstuhl Allgemeinmedizin an der Universität Augsburg

Stephan Pilsinger
 v. li.: Prof. Dr. Klaus Markstaller, Prof. Dr. Martina Kadmon,
Dr. Markus Beier, Prof. Dr. Sabine Doering-Manteuffel,
Prof. Dr. Marco Roos, Dr. Sandra Blumenthal, Dr. Christian
Pfeiffer, Dr. Gerrald Quitterer und Dr. Wolfgang Ritter

Habemus institutum: Mit einer Festveranstaltung im Großen Hörsaal ist am Freitag die Gründung des Instituts für Allgemeinmedizin an der Universität Augsburg unter Leitung von Prof. Dr. Marco Roos offiziell gefeiert worden. Die Präsidentin der Universität Augsburg, Prof. Dr. Sabine Doering-Manteuffel, sprach in ihrem Grußwort von einem weiteren wichtigen Schritt im Aufbau der Medizinischen Fakultät – eine Einschätzung, die auch die anderen Redner in ihren Beiträgen unterstrichen.

Bedeutung der Allgemeinmedizin unbestritten

„Die Allgemeinmedizin bildet das Fundament unseres Gesundheitssystems. Mit dem neuen Institut wollen wir sicherstellen, dass wir zukünftig noch besser ausgebildete Allgemeinmedizinerinnen und Allgemeinmediziner haben, die die medizinische Versorgung in der Region gewährlisten können.“, sagte die Dekanin der Medizinischen Fakultät, Prof. Dr. Martina Kadmon, in ihrem Grußwort.

Dr. Christian Pfeiffer, Vorstandsvorsitzender der Kassenärztlichen Vereinigung Bayerns, Dr. Gerald Quitterer, Präsident der Bayerischen Landesärztekammer, und Dr. Wolfgang Ritter, Landesvorsitzender des Bayerischen Hausärzteverbandes, unterstrichen die Bedeutung der Allgemeinmedizin für die Ausbildung der Medizinstudierenden ebenfalls. Die drei Fachärzte für Allgemeinmedizin erinnerten in ihren Grußworten an die intensive Überzeugungsarbeit der vergangenen Jahre, die notwendig war, bis der erste Lehrstuhl für Allgemeinmedizin in Bayern eingerichtet wurde. Dennoch, so die drei Ärztevertreter, müssten weitere Anstrengungen unternommen werden, um die Versorgung auch in Zukunft in Stadt und Land sicherzustellen, wie die Schaffung weiterer Medizinstudienplätze und die längst überfällige Umsetzung der Studienreform Masterplan 2020 mit einer Stärkung der ambulanten Medizin.

Fester Platz für Forschung, Lehre und klinische Versorgung in der Allgemeinmedizin in Augsburg

Dass die Allgemeinmedizin auch an einem Universitätsklinikum mittlerweile hohe Relevanz hat, bestätigte auch Prof. Dr. Klaus Markstaller, Ärztlicher Direktor und Vorstandsvorsitzender des Universitätsklinikums, der von einem „weiteren wichtigen Entwicklungsschritt für das Universitätsklinikum Augsburg“ sprach: „Universitäre Spitzenmedizin und Professionalisierung sind auch in diesem Gebiet der Medizin wesentlich, so dass Forschung, Lehre und klinische Versorgung in der Allgemeinmedizin einen festen Platz an unserem Uniklinikum haben werden.“

Den Part der Festrede übernahmen drei namhafte Vertreter der Allgemeinmedizin. Unter dem Titel „Allgemeinmedizin früher“ erinnerte Dr. Sandra Blumenthal mit viel Empathie an „die leeren Sprechzimmer“ in der NS-Zeit, die Verfolgung jüdischer Ärztinnen und Ärzte und an die Schuld, die auch Ärztinnen und Ärzte auf sich geladen hatten.

Teamarbeit wichtig in einer Hausarztpraxis

Unter dem Titel „Allgemeinmedizin heute“ sprach Dr. Markus Beier, Bundesvorsitzender des Deutschen Hausärzteverbandes, über die aktuellen Herausforderungen in der hausärztlichen Versorgung und stellte die Vorteile der Hausarztverträge als freiwilliges Primärarztsystem dar. Gleichzeitig zeigte Dr. Beier anhand von Zahlen, wie wichtig die Teamarbeit in einer Hausarztpraxis ist und welche Bedeutung die Praxen in der Versorgung haben. So werden 80 Prozent aller Beratungsanlässe abschließend in der Hausarztpraxis gelöst. Und während der Pandemie wurden 9 von 10 Covid-Kranken von Hausärztinnen und Hausärzten ambulant versorgt. Die Praxen waren damit ein Schutzwall für die Kliniken, in denen man sich auf die Behandlung der Schwersterkrankten fokussieren konnte.

Dr. Beiers Bilanz: „Es braucht dringend mehr Ressourcenschonung, mehr sichere Bindung in einem freiwilligen Primärarztsystem und die Weiterentwicklung unserer Praxen zu Teampraxen.“ Die Politik müsse aufhören, den Patienten eine 24/7-Verfügbarkeit aller Gesundheitsleistungen zu versprechen und sich für eine bessere Gesundheitskompetenz der Bürger einsetzen.

Best-Cast-Szenario für Allgemeinmedizin der Zukunft beinhaltet bessere Vernetzung

Den Abschluss bildete DEGAM-Präsident Prof. Dr. Martin Scherer mit einem Referat zum Thema „Allgemeinmedizin morgen – Die Zukunft der Allgemeinmedizin“. Prof. Scherer präsentierte dabei zwei Zukunftsprojektionen der Allgemeinmedizin – ein Worst-Case-Szenario und ein Best-Cast-Szenario, das unter anderem eine bessere Vernetzung zwischen den verschiedenen Sektoren sowie zwischen den Haus- und Gebietsfachärzten beinhaltet.

Unter den Teilnehmenden dieses Symposiums waren unter anderem Prof. Dr. med. Jochen Gensichen (LMU München), Prof. Dr. Antonius Schneider (TU München), Prof. Dr. Thomas Kühlein (FAU), Dr. Beate Reinhardt (2. stellvertretende Vorsitzende des Bayerischen Hausärzteverbandes), Dr. Stefan Semmler (Schriftführer des Bayerischen Hausärzteverbandes), Stefanie Berger (stellvertretende Bezirksvorsitzende Schwaben des Bayerischen Hausärzteverbandes) sowie Dr. Jakob Berger, Vorstand der Stiftung Bayerischer Hausärzteverband, der jahrelang dafür gekämpft hat, dass an der Universität Augsburg die Allgemeinmedizin mit einem Lehrstuhl und einem Institut vertreten ist. Gesponsert wurde die Feier vom Bayerischen Hausärzteverband.

 

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