Tag der Hausarztmedizin: MdL Andreas Krahl bei Dr. Josef Pömsl
Wie gelingt es, die medizinische Versorgung in Stadt und Land nachhaltig sicherzustellen? Dies war die zentrale Frage beim Besuch von MdL Andreas Krahl bei Dr. Josef Pömsl in Kaufering bei Landsberg im Rahmen des Tages der Hausarztmedizin.
Der Sprecher für Gesundheit und Pflege der Grünen-Landtagsfraktion ist seit 2018 Mitglied des Ausschusses für Gesundheit, Pflege und Prävention und hat zudem berufliche Expertise im Gesundheitssektor. Nach seinem Abitur und einer Banklehre absolvierte Krahl eine Ausbildung zum Gesundheits- und Krankenpfleger und arbeitete als Fachkrankenpfleger für Intensivmedizin und Anästhesie auf einer Intensivstation für Rückenmarks- und Brandverletzte in Murnau sowie als Notfallsanitäter. Zudem engagiert sich der heute 35-Jährige als Vizepräsident im Bayerischen Roten Kreuz sowie in der Seenotrettung, ist Mitglied im Landesgesundheitsrat und Aufsichtsrat des Kreisklinikums in Garmisch-Partenkirchen.
Kritik an immer noch ausstehender Reform des Medizinstudiums
Dass die Reform des Medizinstudiums mit dem Masterplan 2020 immer noch nicht umgesetzt ist, dafür hatten weder er noch sein Gastgeber Dr. Pömsl Verständnis. „Wir müssen den Studierenden zeigen, wie erfüllend eine Tätigkeit in einer Hausarztpraxis ist und bereits an der Universität für die Allgemeinmedizin werben“, so Dr. Pömsl, der in einer großen Gemeinschaftspraxis niedergelassen ist und sich als Fortbildungsbeauftragter im Vorstand des Bayerischen Hausärzteverbandes engagiert.
Krahl sieht zudem auch beim Zugang zum Medizinstudium Reformbedarf. „Die Abiturnote darf nicht der maßgebliche Faktor sein“, ist der Grünen-Politiker überzeugt, der allerdings die Landarztquote als Alternative zum regulären Zulassungsverfahren eher kritisch sieht.
Sinnvolle Patientensteuerung unabdingbar
„Wichtig ist es auch, den Medizinstudierenden eine wirtschaftlich sinnvolle Perspektive als niedergelassene Hausärztin beziehungsweise niedergelassenen Hausarzt zu bieten. Aus diesem Grund sind die Hausarztverträge unabdingbar“, griff Dr. Pömsl ein weiteres Argument auf und unterstrich die Forderung des Bayerischen Hausärzteverbandes, die Hausarztzentrierte Versorgung zu einem freiwilligen Primärarztsystem weiterzuentwickeln: „Ohne eine sinnvolle Patientensteuerung werden wir die Herausforderung demographischer Wandel nicht leisten.“
Kontraproduktiv seien dagegen Überlegungen der Politik, neue Versorgungsebenen einzuführen. „Die Kosten für das Gesundheitssystem explodieren und die jungen Ärztinnen und Ärzte werden vor den Kopf gestoßen“, warnte Dr. Pömsl. Eine weitere große Gefahr für die flächendeckende Versorgung seien die investorengetriebenen Medizinischen Versorgungszentren. „Leider hat der Bundesgesundheitsminister seinen Worten nicht Taten folgen lassen und die Gesetzeslücke immer noch nicht geschlossen. Wir sehen in anderen Facharztbereichen, wie verheerend es für die Patienten und Patienten ist, wenn Gesundheit als Renditeobjekt missbraucht wird.“
HAPPI-Konzept für zukunfssichere Praxen
Dass die Hausärztinnen und Hausärzte aber nicht nur Kritik üben, sondern selbst Lösungen anbieten, machte Dr. Pömsl an mehreren Beispielen deutlich. „Mit der Teampraxis beziehungsweise dem HAPPI-Konzept stellen wir unsere Praxen zukunftssicher auf. Über unsere Stiftung Bayerische Hausärzteverband unterstützen wir Studierende, die ihre Famulatur oder ihr PJ auf dem Land absolvieren wollen. Und unsere Fortbildungen sind pharmafrei, damit wir unsere Patientinnen und Patienten unabhängig und kompetent versorgen können.“