„Zuhören – Ernsthaftigkeit – Fürsorge leben – Nicht polarisieren – Gemeinsam Handeln“
Gemeinsames Statement der Mitglieder des Landesvorstands des Bayerischen Hausärzteverbandes zur aktuellen pandemischen Lage.
München, 30.10.2020 - Die aktuelle gesundheitspolitische und pandemische Situation erfordert ein aktuelles Statement der Mitglieder des Landesvorstands des Bayerischen Hausärzteverbandes (BHÄV):
Politik muss uns Hausärztinnen und Hausärzten zuhören
Wir Hausärztinnen und Hausärzte versuchen mit unseren Praxisteams seit Monaten, unsere Patientinnen und Patienten mit großem Aufwand zu schützen und die Krankenhäuser zu entlasten. Hier wurde viel erreicht, von allen in unserem Gesundheitssystem. Aktuell ist das Testen Symptomatischer kaum noch in akzeptablen Zeiträumen möglich. Mit jeder neuen Verordnung steigt die Bürokratie und raubt uns wertvolle Zeit und Energie. Das Kommunikationsdurcheinander aus dem Bundesgesundheitsministerium zum Influenzaimpfstoff verunsichert unsere Patienten und wiegelt die Bürgerinnen und Bürger teilweise sogar auf. Die Politik sollte uns, die wir täglich mit der Corona-Pandemie direkt konfrontiert sind, zuhören und unser nachhaltiges und verantwortungsbewusstes Handeln unterstützen. Und wir fordern weiterhin mit Nachdruck endlich eine politische Wertschätzung auch für unsere MFAs, die täglich an vorderster Front arbeiten und sich selbstlos gesundheitlichen Risiken aussetzen – siehe zu allen Punkten unseren aktualisierten Forderungskatalog hier.
Die Pandemie und die Wissenschaft ernst nehmen
Wissenschaft ist keine beliebige Meinung. Wissenschaft ist Grundlage unseres ärztlichen Handelns. Aktuell sehen wir die wissenschaftliche Situation der Pandemie am besten durch das Papier der Leopoldina vom 28.10.2020 beschrieben. Es gibt derzeit keinerlei wissenschaftlichen Anhalt, dass das Konzept der Herdenimmunität bei der Pandemiebekämpfung Anwendung finden darf.
Fürsorge leben
Unser ärztliches Ethos basiert auf Fürsorge. Auch in der aktuellen pandemischen Situation kümmern wir uns täglich um jede Patientin und jeden Patienten, egal mit welcher Erkrankung sie oder er uns konsultiert, und werden dies auch weiter tun. Um eine Überlastung unsere Praxen und der Krankenhäuser zu verhindern und um uns alle zu schützen, müssen die Infektionszahlen jetzt wieder in einer gemeinsamen Anstrengung gesenkt werden und Risikogruppen besser geschützt werden.
Polarisierung hilft nicht weiter
Der öffentliche und politische Diskurs muss sachlich und wissenschaftlich fundiert geführt werden. Die Debatte darf nicht in eine weitere Polarisierung führen. Aufgeregtheit und Unsicherheit in krisenhaften Zeiten sind verständlich, aber dürfen nicht in ein unversöhnliches Gegeneinander führen.
Gemeinsam Handeln
Wir Hausärztinnen und Hausärzte raten deshalb allen Beteiligten, nicht die Meinungsverschiedenheiten zu betonen, sondern gemeinsam die Pandemie einzudämmen. Wir sehen in unseren Praxen täglich, dass viele Menschen psychisch und finanziell massiv unter den Einschränkungen leiden. Wir sehen aber auch, dass es eine große Solidarität und Hilfsbereitschaft zwischen den Menschen z.B. in der Nachbarschaftshilfe gibt. Dies macht Mut.
Wir wünschen uns, dass diese Solidarität auch weiter geht, wenn wir an die besonders betroffenen Teile der Bevölkerung denken. Vergessen wir nicht die existentiell bedrohlichen Auswirkungen auf Kunst und Kultur, Geschäfte, Gastronomie etc.. Diese Branchen leiden besonders unter der aktuellen Situation. Hier gilt für uns alle im Besonderen, Mittel und Wege finden, gerade die für uns alle so wichtigen kulturellen Einrichtungen und die dort tätigen Menschen nachhaltig zu unterstützen und insgesamt „Solidarität und Unterstützung statt online Shopping“ zu betreiben.
Wir hoffen, dass alle gemeinsam ihren Teil dazu beitragen, diese Pandemie einzugrenzen. Unser Appell: Reduzieren wir alle persönlichen Kontakte, wo es möglich ist, und halten uns an AHA+L+C.