Rückblick auf das Jahr 2020: Verbandsarbeit in Pandemie-Zeiten
Das „Corona-Jahr“ 2020, das auch die Arbeit des Bayerischen Hausärzteverbands stark beeinflusst hat, nähert sich dem Ende. Zeit, kurz inne zu halten und Revue passieren zu lassen, welche Themenschwerpunkte für den Bayerischen Hausärzteverband 2020 im Mittelpunkt standen und was alles erreicht wurde.
Die Corona-Pandemie hat auch die Arbeit des Bayerischen Hausärzteverbands 2020 stark beeinflusst.
Dem Vorstand war es ein großes Anliegen, die Hausärztinnen und Hausärzte in Bayern immer aktuell zur Pandemie zu informieren. In einem ersten Sonder-Newsletter zum Thema Corona leitete der Bayerische Hausärzteverband am 4. Februar die Inhalte der damals aktuellen Ausgabe von Prof. Michael M. Kochens „DEGAM-Benefits“ mit Ratschlägen zu COVID-19 weiter, ein erstes Rundfax mit Empfehlungen für die Hausarztpraxen folgte kurz darauf. Per Newsletter und Rundfax gab es von da an regelmäßige Updates, beispielsweise zur Praxisorganisation oder dem Umgang mit Tests, zuletzt auch zum Thema Corona-Impfung.
Anfang März wurde auf der Homepage eine laufend ergänzte und aktualisierte Themenseite zu Corona eingerichtet. Dort finden sich zum Beispiel alle Rundfaxe und Veröffentlichungen des Bayerischen Hausärzteverbandes, aber auch thematisch sortiert Links auf Informationen beispielsweise der DEGAM, des Deutschen Hausärzteverbandes oder der KVB.
Relaunch der Verbands-Website im November abgeschlossen
Um seine Informationen frischer und übersichtlicher darstellen zu können, hat der Bayerische Hausärzteverband im Laufe des Jahres seine Verbands-Homepage www.hausaerzte-bayern.de Bereich für Bereich einem Relaunch unterzogen. Im November war es dann soweit: mit der Überarbeitung des Bereichs Politik – jetzt Aktuell – und einer neuen Startseite war der Relaunch abgeschlossen. Auch der wöchentliche Newsletter wurde an das neue Erscheinungsbild angepasst.
Berufspolitik
Bei den berufspolitischen Aktivitäten stand die Corona-Pandemie ebenfalls im Mittelpunkt. Hier setzte sich der Bayerische Hausärzteverband vor allem für Rahmenbedingungen ein, die den bayerischen Hausärztinnen und Hausärzten die Tätigkeit unter Pandemie-Bedingungen ermöglichen bzw. erleichtern. So fand zum Beispiel die Forderung des Bayerischen Hausärzteverbandes, die im März eingeführte und zunächst bis zum 20. April befristete Corona-bedingte Sonderregelung zur telefonischen Krankschreibung zu verlängern, letztlich Gehör.
Weitere sinnvolle Maßnahme zum Infektionsschutz wurden in einem umfassenden Forderungskatalog an die Politik Ende Mai formuliert und im Anschluss in vielen Beratungen und Gremien immer wieder eingebracht.
Tag der Hausarztmedizin: Austausch mit Politikern über Versorgung unter Pandemie-Bedingungen
Dieser Forderungskatalog des Bayerischen Hausärzteverbandes stand auch im Mittelpunkt der Termine von Mitgliedern des erweiterten Vorstands mit Politikern rund um den Tag der Hausarztmedizin am 7. Mai. Zwar gab es Corona-bedingt nicht so viele Praxisbesuche durch Politiker wie in den Vorjahren, aber einige konnten unter Beachtung strenger Hygienemaßnahmen stattfinden: So war MdL Kerstin Celina von den Grünen auf Praxisbesuch bei Dr. Christian Pfeiffer, Bezirksvorsitzender Unterfranken, MdL Bernhard Seidenath (CSU) war zu Gast beim Münchner Bezirksvorsitzenden Dr. Oliver Abbushi, MdB Martina Stamm-Fibich (SPD) traf den Landesvorsitzenden Dr. Markus Beier, MdB Harald Weinberg (Die Linke) den stellvertretenden Bezirksvorsitzenden Mittelfranken Dr. Marc Metzmacher, und Prof. Dr. Andrew Ullmann, Bundestagesabgeordneter der FDP, besuchte Dr. Beier zusammen mit Dr. Konstantin Tziridis, stellvertretender Vorsitzender der Erlanger FDP.
Positionspapier für nachhaltige Corona-Strategie
Mitte Juli, als die Infektionszahlen niedrig waren, mahnte der Bayerische Hausärzteverband bereits mit Blick auf den Herbst in einem Positionspapier eine nachhaltige Corona-Strategie an.
Im September ging der erweiterte Landesvorstand des Bayerischen Hausärzteverbands mit dem aktualisierten Forderungskatalog erneut an die Öffentlichkeit. Kurz darauf schlossen sich die Bundesdelegierten am Deutschen Hausärztetag dem bayerischem Forderungskatalog zur Corona-Bekämpfung an. Mitte Oktober zog Dr. Markus Beier Zwischenbilanz und konnte einige Punkte auf der Liste zumindest teilweise abhaken.
Eine Forderung, die der Bayerische Hausärzteverband bereits seit Anfang April auf seiner Agenda hat und mehrfach angemahnt hat, ist die Einbeziehung der MFA in die Corona-Bonus-Regelung in Bayern: Pflegekräfte in Krankenhäusern, Rehabilitationskliniken, Alten-, Pflege- und Behinderteneinrichtungen sowie ambulanten Pflegediensten und Notfallsanitäter und Rettungsassistenten wurde eine einmalige Sonderzahlung von 500 Euro gewährt. Begründung: Diese Berufsgruppen würden „Enormes bei der Bewältigung der Corona-Pandemie leisten“ und „die wichtige Gesundheitsversorgung am Laufen“ halten. Außerdem seien sie „trotz aller Vorkehrungen einem zusätzlichen Infektionsrisiko ausgesetzt“. Obwohl jeder der genannten Punkte auch auf MFA in Hausarztpraxen zutrifft, blieben sie bislang außen vor. „Hier muss die Staatsregierung nachjustieren“, ist Dr. Markus Beier nach wie vor überzeugt. Er sieht darin einen Ausdruck der unzureichenden Wertschätzung dessen, was in Hausarztpraxen während der Pandemie geleistet wurde und wird.
So sah es auch die Delegiertenversammlung Mitte November und bekräftigte die Forderung des Bayerischen Hausärzteverbandes nach mehr Wertschätzung.
Hausarztzentrierte Versorgung (HZV)
Auch im Corona-Jahr 2020 bewährte sich die Hausarztzentrierte Versorgung (HZV) als Innovationsmotor. Noch vor Ausbruch der Pandemie in Deutschland, die die Digitalisierung im Gesundheitswesen massiv vorantreiben sollte, wurde im HZV-Vertrag der TK ab Januar die Nutzung digitaler Angebote mit einem Innovationszuschlag gefördert.
In der Pandemie hat sich die HZV einmal mehr als der „Rettungsschirm“ für die HZV-Praxen bewährt. In direktem Austausch mit den Kassen konnten schon frühzeitig Anpassungen an die hausärztliche Tätigkeit unter Pandemiebedingungen vereinbart werden. Im HZV-Vertrag mit der AOK Bayern beispielsweise wurde schon im März für eine Übergangszeit der persönliche Arzt-Patienten-Kontakt durch einen mittelbaren Arzt-Patienten-Kontakt ersetzt. Weitere Kassen zogen nach.
So kristallisierte sich bereits Anfang April heraus, dass in der HZV keine größeren Honorareinbußen zu erwarten waren.
Neu: Arzneimittelmodul im HZV-Vertrag der AOK Bayern
Eine wichtige Neuerung in der HZV war zudem die Einführung der neuen Vertrags-Softwarefunktion „Arzneimittelmodul“ im HZV-Vertrag AOK Bayern ab 01.07.2020, die einige Vorteile mit sich bringt. Ziel des Arzneimittelmoduls ist ein optimaler, pharmakologischer und wirtschaftlicher Einsatz der begrenzten Ressource „Arzneimittel“ mit dem Ergebnis, eine erhöhte Patientensicherheit bei reduzierten Kosten zu erreichen. Dabei bleiben ärztliche Behandlungsfreiheit und Verantwortung bei der Ausstellung einer Verordnung vollumfänglich gewahrt.
Veranstaltungen/Fortbildung
Die letzte und einzige größere Präsenzveranstaltung 2020 war der Hausärztekongress Ende Februar im Öztal – wie in den Jahren zuvor mit einem Spitzen-Feedback der Teilnehmer. Ein positives Fazit zog auch Dr. Petra Reis-Berkowicz, Mit-Initiatorin des Hausärztekongresses, im Video-Interview.
Bald darauf mussten alle Präsenz-Veranstaltungen abgesagt werden, auch der Bayerische Hausärztetag 2020. Neue Konzepte waren gefragt. Der Bayerische Hausärzteverband schuf für seine Industriepartner, die den Bayerischen Hausärztetag unterstützen, die Möglichkeit einer virtuellen Ausstellung. So konnten sich Hausärztinnen und Hausärzte über Neuheiten online Informieren.
Erste Online-Fortbildungen ab Mai
Das Fortbildungs-Team des Bayerischen Hausärzteverbandes konzipierte Online-Seminare und schulte Referenten für die neuen Fortbildungsformate, sodass ab Mai die ersten Online-Fortbildungen angeboten werden konnten. Ab Juni 2020 waren einige Präsenzveranstaltungen unter Einhaltung des Sicherheitsabstands mit verringerter Teilnehmerzahl möglich. Die geplanten Präsenztermine nach der Sommerpause mussten aufgrund hoher Inzidenzwerte in einigen Veranstaltungsorten abgesagt werden, Mitte Oktober schließlich entschied sich der Bayerische Hausärzteverband dazu, alle Präsenztermine bis einschließlich Dezember 2020 abzusagen und vorübergehend nur noch Online-Seminare anzubieten.
Bayerischer Hausärztetag 2021 erstmals digital
Parallel wurde das neue Format weiter ausgebaut. Die Online-Seminare werden von den Teilnehmern sehr gut angenommen, da eine Teilnahme ortsunabhängig ist und der zeitliche Faktor „Anreise“ wegfällt. So wurden bald auch andere Veranstaltungen virtuell. Es gab beispielsweise zum Tag der Stiftung Anfang Oktober eine virtuelle Informationsveranstaltung für Firmen, verbunden mit der Bitte un Unterstützung der Stiftung Bayerischer Hausärzteverband, im Herbst eine digitale Info-Veranstaltung für Medizinstudierende und Ärztinnen/Ärzte in Weiterbildung Allgemeinmedizin, und auch die turnusmäßige Delegiertenversammlung im November fand erstmals digital statt.
Weil noch nicht klar ist, wie die Situation sich im Frühjahr 2021 darstellt, wird der Bayerische Hausärztetag ebenfalls zum ersten Mal als Online-Veranstaltung stattfinden.
Termin: 21. – 24. April 2021.
Junge Medizin/Stiftung Bayerischer Hausärzteverband
Zwar mussten 2020 auch alle Präsenzveranstaltungen für den hausärztlichen Nachwuchs gestrichen werden, so auch der Nachwuchstag des Bayerischen Hausärzteverbandes. Das bedeutet jedoch nicht, dass sich in der Nachwuchsarbeit nichts getan hat – im Gegenteil.
Gleich zu Jahresbeginn brachte die Stiftung Bayerischer Hausärzteverband mit der Förderung von Blockpraktika in Hausarztpraxen auf dem Land ein neues Förderprojekt an den Start, das der Hausarztmedizin schon einige neue Fans beschert hat. Da zeigen die Erfahrungsberichte der Geförderten.
Die bestehenden Förderprojekte wurden fortgesetzt. So förderte die Stiftung Bayerischer Hausärzteverband 2020 insgesamt 18 Blockpraktika, 40 Famulaturen und 21 PJ-Tertiale in Hausarztpraxen auf dem Land.
Projekt Famulaturförderung wird 2021 ausgeweitet
Ende November haben sich die Techniker Krankenkasse Landesvertretung Bayern, Projektpartner der Famulaturförderung, und die Stiftung Bayerischer Hausärzteverband auf die Fortführung und Ausweitung des Erfolgsprojektes geeinigt. Das Förderbudget für 2021 wurde verdoppelt, sodass im nächsten Jahr bis zu 35 Medizinstudierende mit einer Pauschale von bis zu 600 Euro unterstützt werden, die in einer ländlichen Region in Bayerns in einer Hausarztpraxis famulierten.
Leitfaden Bayern Kompakt - Infos zur Weiterbildung und Niederlassung in Bayern
Ein weiteres Projekt der Stiftung Bayerischer Hausärzteverband ist der „Leitfaden Bayern Kompakt“, der über spezifische Förder- und Fortbildungsangebote in Bayern informiert und wichtige Anlaufstellen und Organisationen in Bayern vorstellt, die man als angehende(r) Allgemeinmediziner(in) kennen sollte und die bei der Verwirklichung des Traums von der eigenen Hausarztpraxis helfen. Damit ist „Leitfaden Bayern Kompakt“ für all denjenigen, die in Bayern ihre Weiterbildung zur / zum Fachärztin / Facharzt für Allgemeinmedizin machen und/oder sich im Freistaat niederlassen wollen, eine ideale Ergänzung zum „Leitfaden für angehende Hausärztinnen und Hausärzte“ des Deutschen Hausärzteverbandes. Mitglieder des Bayerischen Hausärzteverbandes können den „Leitfaden Bayern Kompakt“ der Stiftung Bayerischer Hausärzteverband zusammen mit „Leitfaden für angehende Hausärztinnen und Hausärzte“ des Deutschen Hausärzteverbandes im Online-Bestellservice des Bayerischen Hausärzteverbandes kostenfrei anfordern.
Fortbildungskalender für Ärztinnen/Ärzte in Weiterbildung
Eine interessante Neuerung auf der Homepage www.hausaerzte-bayern.de gibt es Für Ärztinnen und Ärzte in Weiterbildung: Schon seit Jahresbeginn finden sie im Bereich Junge Medizin einen Veranstaltungskalender mit Fortbildungs- und Informationsangeboten verschiedener Anbieter komprimiert und auf einen Blick.