„Wir müssen die hausärztliche Versorgung nachhaltig sichern“

Praxisbesuch beim 5. Tag der Hausarztmedizin: MdL Dr. Dominik Spitzer, VERAH Anja Klingensteiner und Dr. Stefan Gramlich.
Praxisbesuch beim 5. Tag der Hausarztmedizin:
MdL Dr. Dominik Spitzer,
VERAH Anja Klingensteiner und Dr. Stefan Gramlich.

Blaichach, 11. Juli 2019 – Nach fast zwei Jahrzehnten als niedergelassener Hausarzt sowie Betriebsmediziner in Kempten ist Dr. Dominik Spitzer im Herbst vergangenen Jahres als Abgeordneter für die FDP in den Bayerischen Landtag einzogen und sitzt dort unter anderem im Gesundheitsausschuss. In dieser neuen Rolle als Politiker besuchte Dr. Spitzer anlässlich des 5. Tages der Hausarztmedizin die Praxis von Dr. Stefan Gramlich in Blaichach im Allgäu, um sich über die aktuelle Situation in der Gesundheitspolitik auszutauschen.

Dr. Spitzer: „Wir müssen die hausärztliche Versorgung auf dem Land und in der Stadt auch in Zukunft sichern. Das ist eines meiner großen politischen Ziele. Ein wesentliches Element sind dabei die Hausarztverträge, die gerade jungen Ärzten eine Perspektive bieten, sich als Hausärztin oder Hausarzt niederzulassen.“

„Auch wenn wir im sogenannten Planungsbereich Immenstadt/Sonthofen laut Statistik noch genügend Hausärzte haben, ist auch in dieser Region jeder dritte Hausarzt über 60 Jahre alt und wird bald in den Ruhestand gehen. Es ist deshalb eine Kernaufgabe, junge Nachfolger zu finden, die in Zukunft die Patienten versorgen“, so Dr. Gramlich.

Einig waren sich die beiden Ärzte auch, dass „Hausärzte nur durch Hausärzte ersetzt werden können“. Ein Physician Assistent, der nur ein Kurzzeitstudium absolviert hat, könne nicht die Verantwortung für die primärärztliche Versorgung einer ganzen Region übernehmen. Dies würde die betroffenen Menschen zu Patienten zweiter Klasse machen.

Die Delegation ärztlicher Leistungen sei zwar sinnvoll, müsse aber immer unter ärztlicher Kontrolle bleiben. Dr. Gramlich: „Dafür gibt es die Versorgungsassistentin in der Hausärztlichen Praxis. Unsere VERAH Anja Klingensteiner ist mittlerweile sogar mit einem TeleArzt-Rucksack ausgestattet und kann bei einem Hausbesuch die Untersuchungsdaten direkt in die Praxis übermitteln, um den Fall mit mir zu besprechen. Gerade bei Routine-Hausbesuchen ist das eine große Entlastung für mich als Hausarzt und ein guter Service für die Patienten.“ Bundesweit haben sich bereits rund 12.000 Medizinische Fachangestellte (MFA) zur Versorgungsassistentin in der Hausärztlichen Praxis weitergebildet. Allein in Bayern gibt es derzeit knapp 2.500 VERAHs.

Überhaupt habe sich in den vergangenen Jahren bereits vieles zum Guten geändert. „Die Streichung der Residenzpflicht, die Reform des Bereitschaftsdienstes und die Eindämmung der Medikamenten-Regresse waren richtig, aber diesen Weg müssen wir konsequent weitergeben“, so die beiden Mediziner.

Dr. Gramlich: „Uns Hausärzten wird immer noch zugemutet, dass wir bei der Ausstellung eines Folgerezeptes - zum Beispiel für Patienten, die aus dem Krankenhaus entlassen worden sind - , alle Indikationen kennen. Es wäre fair, wenn es bei angeblichen Verstößen zunächst einen schriftlichen Hinweis gibt, und erst bei weiterer Nichtbeachtung eine Strafe.“

Dr. Spitzer: „Wir müssen außerdem dafür sorgen, dass auch diejenigen Abiturienten Medizin studieren können, die später auch wirklich in die Versorgung gehen. Wir sollten deshalb den Numerus Clausus abschaffen und das Zulassungsverfahren nach österreichischem Vorbild regeln. Wichtiger als eine sehr gute Abiturnote ist gerade bei einem Hausarzt die Empathie.“

 

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