MdL Bernhard Seidenath bei Dr. Oliver Abbushi

Am 8. Mai, dem ersten bundesweiten Tag der Hausarztmedizin, begrüßte Dr. Oliver Abbushi den CSU-Politiker Bernhard Seidenath, MdL und seit 2018 Vorsitzender des Ausschusses für Gesundheit, Pflege und Prävention, in seiner Praxis in Oberhaching, um mit ihm über die aktuelle Situation der Hausärztinnen und Hausärzte zu sprechen.

Medizinstudent Cedric Kremer
MDL Berhard Seidenath und Dr. Oliver Abbushi.

Eigentlich war für den Praxisbesuch eine Stunde vorgesehen. Dass er länger dauerte, lang daran, dass die beiden viel Gesprächsstoff hatten. Themen waren unter anderem: Die wichtige Rolle der Hausarztmedizin und wie die hausarztzentrierte Versorgung diese stärken kann, die zunehmend schwierige Versorgungslage und die Herausforderung, hausärztlichen Nachwuchs zu fördern.

Dr. Oliver Abbushi, Vorstand der Stiftung Bayerischer Hausärzteverband und Bezirksvorsitzender München des Bayerischen Hausärzteverbandes, ging gleich in medias res. "Mein Anliegen ist es, die Versorgungsstruktur für die Patienten zu erhalten und sinnvoll weiter zu entwickeln. Ich habe die Sorge, dass die ambulanten Strukturen, wie wir sie brauchen, nicht erhalten werden können“, erklärte er. Gleich zu Beginn setzte Dr. Abbushi seinen Gast aus der Gesundheitspolitik über die sich zunehmend verschlechternde Lage der Hausarztpraxen in Bayern in Kenntnis. "Wir benötigen dringend politische Unterstützung, unsere Konzepte der Teampraxis und Entbürokratisierung umzusetzen", stellte er fest.

"Fachkräftemangel in der Humanmedizin ist hausgemacht"

Auch zur Lösung des Problems tauschten Hausarzt und Gesundheitspolitiker Ideen und Vorschläge aus. Vieles davon in Übereinstimmung. Zum Beispiel, dass die hausarztzentrierte Versorgung ein wichtiges Instrument der Zukunftssicherung der ambulanten Versorgung ist, da sie den Beruf des niedergelassenen Hausarztes stärke. „Das ist genau mein Thema“, entgegnete Bernhard Seidenath auf die praxisnahe Schilderung des Nachwuchsmangels, von dem die Hausärztinnen und Hausärzte auch betroffen sind. „Selbst in München ist es mittlerweile schwierig, offene Stellen zu besetzen“, sagte Dr. Abbushi. „Das Personalthema lässt einen nicht los. Wir haben immer Anzeigen laufen“, berichtet er über eigene Erfahrung mit der Besetzung seiner modernen Teampraxis in Oberhaching.

Medizinstudent Cedric Kremer
  Hatten reichlich Gesprächsstoff:
Dr. Oliver Abbushi und MdL Bernhard Seidenath 
beim praxisbesuch zum Tag der
Hausarztmedizin 

Auch in einem zweiten Punkt sind sich Dr. Abbushi und Bernhard Seidenath einig: Es braucht mehr Ausbildungsplätze in der Medizin. Der Fachkräftemangel im Bereich der Humanmedizin ist in erster Linie ein hausgemachtes Problem. Weit mehr Abiturientinnen und Abiturienten wollen Medizin studieren, als zugelassen werden. "Ich werde da nicht locker lassen", sagte Seidenath dazu.

Ein anderes Problem sei der Proporz – also nicht nur wie viele einen Platz bekommen, sondern auch, aus welchem Bundesland die Studienplatzbewerberinnen und -bewerber kommen. Da gebe es eine Schieflage, so Seidenath. „Nur rund 15 Prozent der Studienplätze in den medizinischen Fakultäten werden mit bayerischen Abiturientinnen und Abiturienten besetzt“, moniert der CSU-Gesundheitspolitiker und stellte bei dieser Gelegenheit seinen Lösungsansatz vor: „Um den Medizinermangel einzudämmen, wollen wir künftig mit einem Stipendienprogramm bayerischen Abiturientinnen und Abiturienten die Möglichkeit geben, im Ausland Medizin zu studieren“, berichtete er. Der Freistaat würde in diesem Modell die Semestergebühren übernehmen. Im Gegenzug verpflichten sich die Studentinnen und Studenten, nach ihrer Ausbildung zehn Jahre lang in Bayern als Ärztin oder Arzt tätig zu sein. 

Neues Förderstipendium für bayerische Medizinstudierende geplant

Den finanziellen Rahmen für das Förderstipendium vom Freistaat konnte er auch schon beziffern: 100 Stipendienplätze seien zu vergeben. 30.000 Euro koste jeder einzelne von ihnen pro Jahr. Mache insgesamt drei Millionen Euro pro Jahr. Die Auswahl der Teilnehmerinnen und Teilnehmer soll dabei exakt so erfolgen wie bei der Amts- oder Landarztquote, also ohne Numerus clausus. Der Einfluss der Abiturnote werde sowieso überschätzt, sagte Seidenath. „Der Numerus clausus ist sicherlich nicht der beste Prädiktor dafür, ob jemand eine gute Ärztin oder ein guter Arzt wird oder nicht“, betonte er.

Dem stimmte der Gastgeber zu, meldete allerdings an, dass mit dem Ausbau der Studienmöglichkeiten das Problem des Nachwuchsmangels in den Hausarztpraxen nicht komplett gelöst sein dürfte. „Es sind viele Rädchen, an denen man drehen muss“, gibt er zu bedenken. Aus Sicht von Dr. Abbushi bedroht die Ausweitung investorengeführter MVZ längerfristig die patientennahe Versorgung. Wichtig sei es deshalb auch, mit falschen Vorstellungen über das Berufsbild bei den jungen Medizinerinnen und Medizinern aufzuräumen. „Wir müssen zum Beispiel vermitteln, dass der Wunsch nach einer Anstellung nicht nur in MVZ realisiert werden kann“, erklärte Dr. Abbushi. Schon heute seien die Mehrzahl der ambulant angestellten Ärztinnen und Ärzte nicht in MVZ, sondern in eigentümergeführten Praxen tätig. Mit Projekten wie sie die Stiftung Bayerischer Hausärzteverband, deren Vorsitzender er ist, seit zehn Jahren im Programm hat, sei man auf einem guten Weg. "Durch die finanzielle Förderung von PJ-Tertialen, Blockpraktika und Famulaturen in Hausarztpraxen wecken wir mit viel Erfolg beim Nachwuchs die Leidenschaft für diesen Beruf", ist Dr. Abbushi überzeugt.

ePa: Vor dem Nutzen steht der Zusatzaufwand

Medizinstudent Cedric Kremer
Nach einem gelungenen Austausch vor der Praxis:
Dr. Oliver Abbushi und MdL Bernhard Seidenath.

Auch auf das Thema Digitalisierung wurde Dr. Abbushi von seinem Gast angesprochen. Was mit der ePA sei, wollte dieser wissen. „Zukunft von morgen“, lautete Dr. Abbushis kurze Antwort. Momentan sei seine Praxis beschäftigt mit der Umsetzung von Videosprechstunde, eAU und eRezept. Die von der Einführung einer elektronischen Patientenakte versprochene Erleichterung, werde nicht sofort eintreten. „Zunächst wird sie zusätzlichen Aufwand mit sich bringen“, ist sich der Hausarzt sicher. „Wenn all die Daten in die Akte übertragen werden müssen, wird das in der Umsetzung auch nicht so einfach“, prophezeit er. Auch in diesem Punkt stößt er auf Verständnis bei seinem Gast. „Das muss separat bezahlt werden“, nickte Seidenath mit Blick auf den zusätzlichen Zeitaufwand durch die Dateneingabe ins System. "Wir brauchen dafür einen Praxiszukunftsfonds"

Positive Bilanz eines Besuchs zum Tag der Hausarztmedizin

Gegen Ende des Besuchs zeigten sich beide Seiten zufrieden über den Austausch. Was er mitnimmt aus diesem Praxisgespräch, darüber musste Bernhard Seidenath nicht lange nachdenken. „Die Bedingungen für Hausärzte werden immer schwieriger. Das wird von der Politik gesehen. Mit dem Primärarztsystem kann ich mich anfreunden, auch wenn Lauterbach die maximalversorgendenh KRankenhäuser als Fixstern des Gesundheitswesens sieht“, so der bayerische Gesundheitspolitiker.

Das Fazit des Gastgebers fällt ebenfalls durchweg positiv aus: „Ich freue mich über den Besuch zum Tag der Hausarztmedizin, denn er hat gezeigt, dass die Probleme des Gesundheitsbereichs von der Politik gesehen und ernst genommen werden. Wir freuen uns noch mehr, wenn die CSU die Anliegen der Hausärzteschaft auch weiterhin ernst nimmt und mit uns weiter daran arbeitet, diese umzusetzen, um den Bürgerinnen und Bürgern in Bayern weiter ihre Hausarztversorgung zu erhalten.“ Vom Gast kam dazu noch ein allerletzter Kommenar: „Das ist eine echte Herausforderung.“

 

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