Heilen über das fasziale Organ

Dr. Holger Nyncke
 Dr. Rolf Eichinger

Im faszialen Organ sieht Dr. Rolf Eichinger, Allgemein-, Notfall-, Ernährungs-, Tauchmediziner und Chirotherapeut, große diagnostische und therapeutische Möglichkeiten. Der Bayerische Hausärzteverband konnte ihn als Referenten für die Fortbildung „Fasziale Störungen, Pathophysiologie, Diagnostik, Therapie“ gewinnen. Was Teilnehmende dort erwartet und warum es sich für Hausärztinnen und Hausärzte unbedingt lohnt, sich näher mit dem faszialen Organ zu beschäftigen, erläutert er im Interview.

Welche Bedeutung haben fasziale Störungen in der hausärztlichen Sprechstunde?

Dr. Eichinger: Eine sehr große, weil sie extrem häufig vorkommen. Rund 70 Prozent aller Beratungsanlässe in einer Hausarztpraxis hängen meiner Einschätzung nach mit faszialen Störungen zusammen. Hintergrund ist, dass wir mit dem faszialen Organ fühlen. Viele Störungen führen zu pathologischen Spannungen im Faszialen Organ. Tinnitus, Schwindel, Kopf- oder Rückenschmerzen sind häufige Symptome von faszial irritierenden Pathologien. Ein Uterusmyom kann so Kopfschmerzen oder eine Lumbalgie auslösen.

Wie ist das zu erklären?

Dr. Eichinger: Das fasziale Organ verbindet alles in unserem Köper miteinander, Bindegewebe ist dafür ein sehr treffender Ausdruck. In den Bindegewebsstrukturen, die das fasziale Organ ausmachen, ist alles eingebettet – Muskeln, Knochen und Organe. Es misst die Position der verschiedenen Komponenten zueinander und liefert dem Gehirn die Informationen, die es braucht, um Bewegungen flüssig zu steuern. Tritt an irgendeiner Stelle eine Störung auf, ist die Bewegung nicht mehr flüssig, es kommt zu Beschwerden. Solche Störungen können bewegungsinduziert sein, weil beispielsweise ungewohnte Bewegungen falsch ausgeführt werden, psychogene Verspannungen sind aber weitaus häufiger. In meinem Buch über fasziale Störungen habe ich zusammen mit der Physiotherapeutin Kerstin Klink den Begriff des Lotdurchgangs eingeführt. Fehlt dieser in einer Bewegung, kommt es zu faszialen Störungen.

Wie kommt es, dass das Thema so ein Schattendasein in der medizinischen Lehre führt?

Dr. Eichinger: Das wundert mich auch. Es liegt vermutlich auch daran, dass das fasziale Organ weniger greifbar erscheint im Gegensatz zu deutlich wahrnehmbaren Gewebsstrukturen wie beispielsweise Organe und Knochen. Ich hoffe sehr, dass sich das allmählich ändert. Im ganzen neuronalen Netz gibt es nicht einen nicht-faszialen Rezeptor. Daher lassen sich die Quellen vieler Schmerzen über das fasziale Organ mit manualtherapeutische Techniken lokalisieren und behandeln. Ärztinnen und Ärzte sollten diese Techniken kennen und auch wissen, wie Physiotherapeuten arbeiten. Die enge Zusammenarbeit mit dieser Berufsgruppe könnte Diagnostik und Therapie kostengünstiger und erfolgreicher machen.

Was erwartet Teilnehmende konkret in Ihrer Fortbildung?

Dr. Eichinger: Erst einmal möchte ich die Aufmerksamkeit weg von Skelett und Muskulatur hin zum faszialen Organ lenken mit Hilfe eines Organmodells und die Bedeutung des faszialen Organs herausstellen. Ich stelle Tests vor, mit denen man die Region lokalisieren kann, in der sich die Ursache für Beschwerden findet. Und ich gebe Einblicke in das fasziale Knotenmodell, also Schlüsselstellen im faszialen Organ. Darauf aufbauend erläutere ich manuell-therapeutische Schnelltests, mit denen sich über Bewegungen analysieren lässt, wo im Körper sich pathologische Störungen finden. Dazu biete ich auch praktische Übungen an.

Fortbildung „Fasziale Störungen, Pathophysiologie, Diagnostik, Therapie“: Infos und Termine

 

 

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