2022 09 22 Beauftragter für Bürokratieabbau 1breit2

v. li.: Klaus Schwarzer, AOK Bayern, Dr. Oliver Abbushi, Benjamin Laub (KVB), Monika Schindler (KVB), MdL Walter Nussel, David Raab (Geschäftsstelle für Bürokratieabbau), Dr. Markus Beck
(Verband Freie Berufe in Bayern), Gunnar Geuter (Bayerisches Landesamt für Gesundheit und Lebensmittelsicherheit), Markus Heindl (Bayerisches Staatsministerium für Gesundheit und Pflege).

So voll war das Sprechzimmer von Dr. Oliver Abbushi noch nie: Der Beauftragter für Bürokratieabbau der Bayerischen Staatsregierung, MdL Walter Nussel, hat sich vor Ort in der Hausarztpraxis in Deisenhofen unter dem Motto Praxis-Check über das große Thema „Bürokratie in der Hausarztpraxis“ informiert.

Neben Gastgeber Dr. Abbushi, Vorsitzender des Bezirksverbandes München des Bayerischen Hausärzteverbandes, brachten Dr. Wolfgang Ritter, Mitglied des Geschäftsführenden Vorstands des Bayerischen Hausärzteverbandes, und Dr. Markus Beck, Vizepräsident Verband Freier Berufe in Bayern, die Erfahrungen aus den Hausarztpraxen in die zweistündige Besprechung mit ein. Ebenfalls dabei waren Vertreter des Bayerischen Staatsministeriums für Gesundheit und Pflege, des Landesamtes für Gesundheit und Lebensmittelsicherheit, der Kassenärztlichen Vereinigung Bayerns und der AOK.

„Bürokratie in der Arztpraxis betrifft vor allem selbständige Ärztinnen und Ärzte, behindert den Work-flow und hält jüngere Menschen davon ab, die Entscheidung für eine selbständige Berufsausübung zu treffen“, erklärte Dr. Beck und überreichte dem Beauftragten eine Zusammenfassung, die der Nationale Normenkontrollrat 2015 in Zusammenarbeit mit zahlreichen Gesundheitsinstitutionen erstellt hat und in dem detailliert Bürokratieaufwendungen aufgelistet sind.

Beim Thema Digitalisierung erklärten Dr. Abbushi und Dr. Ritter dem Beauftragten, welche Folge eine von der Bundespolitik durchgedrückte, aber nicht ausgereifte Software in der täglichen Hausarztpraxis hat. So würden zum Beispiel bei der Ausstellung von eAUs immer wieder Systemabstürze die Praxis lahmlegen.

Dr. Ritter: „Wir sind für die Digitalisierung, wenn sie uns im Praxisalltag entlastet, also unseren Praxen, aber auch unseren Patientinnen und Patienten einen Mehrwert bietet. Der Grundfehler der Politik ist es, uns Hausärztinnen und Hausärzte mit unserer praktischen Expertise nicht von Anfang an einzubinden.“

Dr. Abbushi: „Wir haben veraltete Software, die uns im Alltag nur behindert statt entlastet. Nur ein Beispiel: Bei der Ausstellung einer einzigen eAU vergehen zwanzig Sekunden, bis das Dokument an die Krankenkasse übermittelt ist. In dieser Zeit ist der PC gesperrt. Das ist in einer Hausarztpraxis nicht akzeptabel.“

Skeptisch sind die beiden Hausärzte auch beim Thema elektronische Patientenakte. Dr. Ritter: „Es geht nicht nur darum, die ePA zu befüllen, die Daten müssen auch laufend gepflegt werden. Das ist ein enormer Aufwand.“

MdL Nussel zog nach dem Treffen ein positives Fazit: „Mein Praxis-Check hat das Ziel, sich mit allen Beteiligten an einen Tisch zu setzen, um bürokratische Hürden zu identifizieren, die wir abbauen wollen. Ich nehme viele Vorschläge mit, die meine Mitarbeiter und ich jetzt aufarbeiten. Unser Ziel ist es, dass die Hausärzte mehr Zeit bekommen, um ihre Patienten zu versorgen.“

Dr. Abbushi: „Das war ein konstruktives Gespräch, auch weil wir uns Zeit genommen haben, um tiefer in die jeweiligen Punkte einzusteigen. Ich glaube, wir sind bei Herrn Nussel und den anderen Gesprächspartnern auf Verständnis gestoßen, dass wir in unseren Hausarztpraxis eine schlanke Bürokratie brauchen.“

Dr. Ritter: „Bürokratie bedeutet immer, dass Zeit für die Versorgung abgeht. Ein großes Thema sind zum Beispiel die zunehmenden Anfragen von Krankenkassen und Versicherungen mit einer Flut von Formularen. Solche bürokratischen Prozesse müssen standardisiert und deutlich entschlackt werden. Die Grundlage, um praxistaugliche Lösungen zu entwickeln, ist aber immer eins: Wir Hausärztinnen und Hausärzte müssen von Beginn an eingebunden werden. Nur wir haben die Expertise für die hausarztzentrierte Versorgung in Stadt und Land.“

Mit diesem eindringlichen Appell stieß Dr. Ritter beim Beauftragten für Bürokratieabbau auf offene Ohren. MdL Nussel kündigte an, dass man sich nach Prüfung der vielen Einzelpunkte erneut an einen Tisch setzen werde.

 

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