Zitrone mit bvkj                                                                                                                                                                   Foto: KBV

Manchmal reichen drei Buchstaben: Mit einem emotionalen „Wow“ hat Dr. Petra Reis-Berkowicz, Vorsitzende der Vertreterversammlung der Kassenärztlichen Bundesvereinigung (KVB) und erste stellvertretende Landesvorsitzende des Bayerischen Hausärzteverbandes, am vergangenen Freitag in Berlin rund 800 Ärztinnen und Ärzte sowie Psychotherapeutinnen und Psychotherapeuten zur gemeinsamen Krisensitzung der KBV und der Länder-KVen begrüßt.

Unter dem Hashtag #Praxenkollaps verabschiedeten die Delegierten am Ende der zweieinhalbstündigen außerordentlichen KBV-Vertreterversammlung einstimmig einen sieben Punkte umfassenden Maßnahmenkatalog an Bundesgesundheitsminister Karl Lauterbach und forderten ihn auf, bis zum 13. September Stellung zu nehmen, damit die nächste KBV-Vertreterversammlung am 15. September die nächsten Schritte beraten kann.

"Die Politik muss dringend und schnell gegensteuern"

Dr. Wolfgang Ritter, Landesvorsitzender des Bayerischen Hausärzteverbandes: „Die breite Resonanz, die die Initiative #Praxenkollaps bereits vom Start weg auslöst, zeigt, wie dramatisch die Situation bereits ist. Auch den Bayerischen Hausärzteverband erreichen täglich Berichte von frustrierten Hausärztinnen und Hausärzten. Die Politik muss dringend und schnell gegensteuern, was wir seit Monaten auch immer wieder anmahnen. Es geht um nichts geringeres als die nachhaltige Sicherung der medizinischen Versorgung unserer Patientinnen und Patienten in Stadt und Land. Dazu muss die Politik sich zu der bestehenden ambulanten hausärztlichen Versorgung bekennen und sie endlich auch fördern.“

"Es droht der Praxiskollaps"

In ihrer Begrüßung hatte Dr. Reis-Berkowicz ebenfalls den Ernst der Lage unterstrichen: „Wow, sind Sie viele. Wow, sind Sie lautstark. Wow, haben Sie Temperament und Power. Das zeigt deutlich, wie ernst die Lage ist und dass es so nicht weitergehen kann. Es droht der Praxenkollaps. Es die Pflicht der Politik, diesen Zusammenbruch unserer ambulanten Versorgung zu verhindern. Die nächsten Monate werden entscheidend sein.“

Bereits jetzt seien in Deutschland über 6000 Arztsitze nicht besetzt. Der Grund seien zahlreiche Hürden, die man den Praxen aufbürde, so die engagierte Hausärztin, die im oberfränkischen Gefrees niedergelassen ist: „Leistungs- und damit patientenfeindliche Budgetierung, ständig steigende Praxiskosten ohne ausreichende Gegenfinanzierung, eklatanter Personalmangel, überbordende Bürokratie, eine aufgezwungene dysfunktionale Digitalisierung, fehlender ärztlicher und psychotherapeutischer Nachwuchs sowie eine permanente politische Gängelung wahlweise auch Diskreditierung und Verleugnung dessen, was jeden Tag in den Praxen geleistet wird.“

"Protest nur des Protestes wegen lehnen wir ab"

Dr. Wolfgang Ritter: „Der in der KBV-Vertreterversammlung beschlossene Forderungskatalog umfasst wichtige Ansätze zur Stärkung der ambulanten Versorgung. Unabdingbar sind jedoch weitere strukturelle Reformen, um unser Gesundheitssystem nachhaltig auf stabile Beine zu stellen - unter anderem durch eine Neuausrichtung unseres Honorarsystem in der Regelversorgung. Unser Ziel muss daher sein, auch die Krankenkassen und den Bundesfinanzminister mit ins Boot zu bekommen. Sollte seitens Politik und Kostenträgern jedoch kein Reformwille sichtbar werden oder nur eine leere Versprechung folgen, braucht es klare Konsequenzen und zunächst einen von den Protest-Initiatoren vorzulegenden Maßnahmenkatalog. Gemeinsam mit den Kolleginnen und Kollegen der anderen Landesverbände des Hausärztinnen- und Hausärzteverbandes tauschen wir uns darüber hinaus bereits über Aktionen aus – auch mit Blick auf eine mögliche Beteiligung an dem für den 2. Oktober geplanten bundesweiten Aktionstag. Protest nur des Protestes wegen, lehnen wir ab – dazu steht für unsere Mitglieder zu viel auf dem Spiel. Bestes Beispiel ist die Entbudgetierung, die im hausärztlichen Bereich einfach anders aussehen muss als von vielen Facharztverbänden und großen Teilen der KBV gefordert. Auch beim Thema Weiterbildung haben wir eine klare Position, an der nicht zu rütteln ist!“

 

 

 

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