Bavarian Circle: Weiterempfehlung für Ärzte mit Niederlassungsplänen

Dr. Jakob Berger
Dr. Eva Weichert will eine Hausarztpraxis übernehmen

Vom 8. bis 10. Juli lud der Bayerische Hausärzteverband rund 20 junge Hausärztinnen und Hausärzte nach Gößweinstein in der Fränkischen Schweiz zum ersten „Bavarian Circle“ ein, einem dreitägigen Workshop-Wochenende. Gleich vier Module aus dem Werkzeugkasten Niederlassung und ein berufspolitischer Abend standen auf dem Programm – und die Gelegenheit, sich mit Kolleginnen und Kollegen auszutauschen und zu vernetzen. Mit dabei war Dr. Eva Weichert, angestellt in einer Münchner Hausarztpraxis, die sie zusammen mit einer Kollegin übernehmen will.

Frau Dr. Weichert, was gab für Sie den Ausschlag, sich von München in die Fränkische Schweiz zum Bavarian Circle aufzumachen?

Dr. Weichert: Der Zeitpunkt und das Programm haben einfach perfekt gepasst. Die Entscheidung, selbst eine Praxis zu übernehmen, war kurz zuvor gefallen, und meine Kollegin und ich sind jetzt mitten im Niederlassungsprozess. Da können wir Tipps und Infos rund um die Niederlassung sehr gut gebrauchen. Nebenbei: Fremd ist mir die Gegend nicht, ich bin selbst aus Franken und komme aus der Gegend um Bamberg.

Was haben Sie aus den Werkzeugkästen-Seminaren für Ihre persönliche Lebens- und Praxisplanung mitnehmen können?

Dr. Weichert: Vor allem einen großen Motivationsschub. Mir wurde nochmal klar: Die Niederlassung ist zu schaffen, auch als Frau und Mutter. Und es gab wirklich viele praktische Tipps.

Zum Beispiel?

Dr. Weichert: Ich habe mich beispielsweise zuvor noch nicht mit der Hausarztzentrierten Versorgung beschäftigt, die in dem Abrechnungsmodul vorgestellt wurde. In der Praxis, in der ich jetzt arbeite, machen wir keine HZV.

Ist die HZV für Sie überzeugend?

Dr. Weichert: Ja. Die Referenten Dr. Ritter und Dr. Goldbrunner haben sehr überzeugend dargestellt, dass die HZV auf jeden Fall Sinn macht. Ich dachte immer, das sei alles total kompliziert mit der Vielzahl von Verträgen, aber im Grunde gibt es ja nur vier Vertragsmodelle, und tatsächlich ist die Abrechnung einfach, da es in der HZV nicht so viele Abrechnungsziffern gibt und viel über Pauschalen abgerechnet wird. In unserer eigenen Praxis wollen wir unbedingt in die HZV einsteigen.

Gibt es noch weitere besondere Mitnahmeeffekte?

Dr. Weichert: Mit der Abrechnung nach EBM kenne ich mich schon ganz gut aus, aber selbst da gab es ein paar nützliche Tipps. Ich weiß jetzt beispielsweise, dass ich in unserer Praxis unbedingt eine VERAH bzw. NäPa haben will. Auch die anderen Module aus dem Werkzeugkasten Niederlassung sind für jemanden, der wie wir kurz vor der Niederlassung steht, super. Das Thema Praxisausstattung ist da ganz akut. Die Referentinnen haben sehr anschaulich die Basics beschrieben, also was man unbedingt braucht, und was dann sinnvollerweise dazu kommen kann. Auch die Infos zum Qualitätsmanagement – ein Thema, um das ich bisher als angestellte Ärztin einen Bogen gemacht habe – waren praxisrelevant aufbereitet und beruhigend, weil deutlich wurde, dass auch das zu schaffen ist und man ja auch drei Jahre Zeit hat mit den Nachweisen.

Ein Ziel des Bavarian Circle ist, Gelegenheit zum Austausch und zur gegenseitigen Vernetzung zu bieten. Konnten Sie gute Kontakte knüpfen in Gößweinstein?

Dr. Weichert: Klares „ja“. Es war sehr interessant, sich mit anderen in einer ähnlichen Situation auszutauschen und zu sehen, wie sie mit bestimmten Situationen umgehen, zumal die Teilnehmenden in verschiedenen Phasen der Niederlassung waren. Meine Münchner Kollegin und ich hatten viele gute Gespräche, wir haben sogar Kontaktdaten ausgetauscht mit einem Arzt in Weiterbildung, der sich vorstellen kann, später zu uns in die Praxis zu kommen. Der abgelegene und schöne Veranstaltungsort hat sicher dazu beigetragen, es gab keine Ablenkung rundherum, wie das in einer Stadt der Fall gewesen wäre, und wir konnten uns ungestört untereinander austauschen.

Wie haben Sie den berufspolitischen Abend erlebt? Ist Ihr Interesse für Berufspolitik geweckt bzw. gestärkt?

Dr. Weichert: Ich glaube, die Corona-Pandemie hat schon ein Stück weit Interesse an berufspolitischen Themen geweckt, bei mir war das auf jeden Fall so. Man musste sehen, wo man bei ständig wechselnden Vorgaben immer aktuelle Infos herbekommt, und der Bayerische Hausärzteverband war da eine gute Adresse. Dabei stößt man dann auch auf das eine oder andere berufspolitische Thema im Zusammenhang mit der Pandemiebekämpfung.
Der berufspolitische Abend hat mir besonders mit Blick auf die KV-Wahl im Herbst die Augen geöffnet. Vorher habe ich mich damit nicht so sehr auseinandergesetzt und einfach mein Kreuz bei den Kandidatinnen und Kandidaten gesetzt, die mir sympathisch erschienen. Dr. Beate Reinhardt hat in Gößweinstein meinen Fokus auf den hausärztlichen Aspekt gerichtet und mir klar gemacht, wie sehr unsere künftigen beruflichen Rahmenbedingungen von einer starken hausärztlichen Fraktion abhängen.

Ihr Fazit: Würden Sie wieder zu einem Bavarian Circle kommen beziehungsweise die Veranstaltung weiterempfehlen?

Dr. Weichert: Auf jeden Fall, ich würde jedem die Veranstaltung ans Herz legen, der eine Niederlassung plant. Ich persönlich werde sicher noch das eine oder andere Werkzeugkasten-Modul online belegen, und ich bin auch gerne selbst wieder beim nächsten Mal dabei.

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