LAQ-Kennenlerntreffen: Willkommen in der Allgemeinmedizin

Landarztpraxis„Mit der Veranstaltung wollen wir den Studierenden, die über die Landarztquote an unsere Fakultät gekommen sind, die Angebote und Ansprechpartner unseres Instituts für Allgemeinmedizin sowie andere Institutionen wie KVB und Bayerischer Hausärzteverband vorstellen. Und es geht darum, für die Allgemeinmedizin zu motivieren und eine Plattform zum gegenseitigen Vernetzen zur Verfügung zu stellen“, erklärt Prof. Dr. Anne Simmenroth, die sich mit ihrer Kollegin Prof. Dr. Ildikó Gágyor den Lehrstuhl für Allgemeinmedizin an der Universität Würzburg teilt, die Intention des virtuellen Kennenlerntreffens für die 19 Medizinstudierenden, die zum Wintersemester 2022/2023 über die Landarztquote (LAQ) einen Studienplatz in Würzburg erhalten haben.

Einbindung in das Programm „Beste Landpartie Allgemeinmedizin“ (BeLA)

Sie hieß die Teilnehmenden willkommen und wies dabei auch auf das Stipendienprogramm "Beste Landpartie Allgemeinmedizin (BeLA)" hin. Das vom Bayerischen Staatsministerium für Gesundheit und Pflege (StMGP) geförderte Programm soll – wie die LAQ - dazu beitragen, eine qualitativ hochwertige und flächendeckende medizinische Versorgung im ländlichen Raum zu sichern. Dafür werden Studierende mit Interesse am Fach Allgemeinmedizin während des Studiums mit einem Wahlcurriculum, Mentoring und Praktikumsangeboten gefördert. Auch allen LAQ-Studierenden steht die Teilnahme an dieser ideellen Förderung des BeLA-Programms offen. Einen Einstieg bietet das Wahlfach „Einführung in die hausärztliche Denk- und Handlungsweise“, bei dem für diese Studierenden Plätze reserviert werden. „Das Wahlfach bietet erste Einblicke in die Hausarztpraxis und vermittelt, dass in der Hausarztpraxis ungleich mehr geleistet wird, als viele sich das vorstellen können“, erläuterte Dr. Edgar Gramlich, Facharzt für Allgemeinmedizin und verantwortlicher Dozent des Kurses.

„Die Tür ist immer offen für Sie – in der KVB und im Bayerischen Hausärzteverband“

Ein Grußwort gab es von Dr. Christian Pfeiffer, frisch gebackener Vorsitzender der Kassenärztlichen Vereinigung Bayerns (KVB), der in seiner bisherigen Funktion als regionaler Vorstandsbeauftragter der KVB sowie als Bezirksvorsitzender Unterfranken und Vorstandsbeauftragter für Forschung und Lehre des Bayerischen Hausärzteverbandes einen guten Kontakt zum Lehrstuhl aufgebaut hat. „Die Tür ist immer offen für Sie – in der KVB und im Bayerischen Hausärzteverband“, versicherte er den Studierenden.

Informationsmöglichkeiten & Förderprogramme

bhaev mitgliedschaftDr. Beate Reinhardt, 2. stellvertretende Landesvorsitzende des Bayerischen Hausärzteverbandes und Vorstandsbeauftragte für das Projekt „Junge Medizin“, stellte Angebote des Bayerischen Hausärzteverbandes vor wie den „Leitfaden Bayern kompakt“, die Förderprogramme der Stiftung Bayerischer Hausärzteverband oder den Nachwuchstag. Sie betonte, wie wichtig auch die berufspolitische Arbeit und Vernetzung ist: „Wir als Verband haben gemeinsam mit anderen Playern viel auf den Weg gebracht“, sagte sie und nannte als Beispiele die Lehrstühle für Allgemeinmedizin an den medizinischen Fakultäten in Bayern, das Kompetenzzentrum Weiterbildung Allgemeinmedizin (KWAB) und den guten Draht in die Bundespolitik mit der Wahl des ehemaligen bayerischen Landesvorsitzenden Dr. Markus Beier zum Bundesvorsitzenden des Deutschen Hausärzteverbandes.

„Wir wollen langfristig ein großes BeLA-Netzwerk aufbauen“

Bei der Vorstellungsrunde der teilnehmenden Studierenden zeigte sich, dass einige sich bereits zufällig kennengelernt hatten, aber die LAQ-Studierenden grundsätzlich keine Möglichkeit haben, sich gegenseitig zu identifizieren – aus Datenschutzgründen, wie Dr. Reinhardt erklärte, die an den Auswahlverfahren zur LAQ beteiligt ist. „Der heutige Abend trägt auf jeden Fall zur Vernetzung bei“, stellte Dipl.-Kulturwirtin Pamina Eva Hagen fest, BeLA-Koordinatorin am Würzburger Institut für Allgemeinmedizin. Der Netzwerkgedanken liegt ihr besonders am Herzen: „Wir wollen langfristig ein großes BeLA-Netzwerk aufbauen“, kündigte sie an.

Unterschiedliche Motive und Karrierewege in der Allgemeinmedizin

Dass viele Wege und unterschiedliche Beweggründe in die Niederlassung als Hausärztin/Hausarzt führen können, machten die Beispiele der beiden niedergelassenen Hausärzte Dr. Elisabeth Rieck und Dr. Wolfgang Offenberger, BeLA-Absolvent Julian Hauptmann und BeLA -Stipendiatin Lisa Kardel deutlich. „Ich konnte mich nicht entscheiden, was ich nicht machen will“, erzählte Dr. Rieck, die ursprünglich aus dem Rettungsdienst kommt, Interesse an vielen medizinischen Bereichen mitbrachte und zunächst Anästhesie und Notfallmedizin ins Auge gefasst hatte. Während ihrer Tätigkeit in einem kleinen Landkrankenhaus, in dem sie manchen Patienten mehr als einmal betreute, bemerkte sie, dass ihr eine langfristige Patientenbetreuung und -bindung besonders wichtig sind. Sie übernahm die Hausarztpraxis eines älteren Kollegen, in der sie schon einen Teil ihrer Weiterbildungszeit absolvierte, und führt diese heute als Einzelpraxis.

Aufbau eines Hausarztzentrums: „Anstrengend, aber macht richtig Spaß“

Für Dr. Offenberger, Sohn eines Landarztes aus dem Allgäu, war das Medizinstudium erstmal nur Plan B. Im Medizinstudium entdeckte er dann, dass auch er Interessen an vielen Fachgebieten hat und kam zu der Überzeugung, dass sich diese am besten in der Allgemeinmedizin mit ihrem breiten Spektrum umsetzen lassen. Inzwischen ist er seit fünf Jahren niedergelassen und hat vor zwei Jahren seine Praxis neu aufgestellt: Er betreibt nun das Hausarztzentrum Versbach mit drei angestellten Fachärztinnen. „Das war sehr anstrengend, aber macht richtig Spaß“, versichert er.

Werkzeugkasten-Seminare: „Da lernt man, dass man nicht alleine ist“

Auch für Dr. Rieck, inzwischen im 6. Jahr niedergelassen, gestaltete sich die Praxisübernahme nicht immer einfach. Ihr Anspruch sei es, leitlinienorientierte universitäre Medizin anzubieten, was anfangs nicht immer gut ankam. „Viele Patienten wollen Fangopackungen, Massagen und Spritzen und nicht selbst aktiv werden“, so ihre Erfahrung. Geholfen bei der Niederlassung haben ihr die Werkzeugkasten-Seminare des Hausärzteverbandes, berichtet sie. „Da lernt man, dass man nicht alleine ist und wie man Dinge organisieren kann“, so Dr. Rieck. Bereut hat sie den Schritt in die Niederlassung jedenfalls nicht. „Ich habe eine tolle Work-Life-Balance, 10 Wochen Urlaub im Jahr und einen guten Verdienst“, stellt sie fest.

„Als Hausarzt muss man Vergleich mit Oberarztgehalt nicht scheuen“

Genauso zufrieden ist Dr. Offenberger mit seiner Berufswahl. „10 Wochen Urlaub habe ich noch nicht, aber sieben bis acht Wochen sind es schon, und ab Sommer habe ich vor, die Freitage außerhalb der Praxis zu verbringen“, schildert er seine Situation. „Und Geld verdienen kann man als Hausarzt auch, da muss man den Vergleich mit einem Oberarztgehalt nicht scheuen.“

Wahlfach zur Niederlassung: „Nimmt Angst vor der Selbstständigkeit“

Bis zur eigenen Hausarztpraxis hat der Bela-Absolvent und gelernte Krankenpfleger Julian Hauptmann noch ein Stück Weg vor sich, auch wenn das sein erklärtes Ziel ist. Die Begleitung der Patienten über eine lange Phase hinweg ist für ihn besonders reizvoll. Dass seit der Bereitschaftsdienstreform in Bayern Dienste abgegeben werden können, hat ihm die Entscheidung für eine spätere Niederlassung als Hausarzt zusätzlich erleichtert. Die Angst vor der Selbstständigkeit habe ihm das Wahlfach „Ohne Sorgen in die Niederlassung - Simulation einer Praxisübernahme“ genommen, berichtete er.

„Bin immer wieder bei der Allgemeinmedizin gelandet“

BeLA-Stipendiatin Lisa Kardel, derzeit im Praktischen Jahr, ist ebenfalls noch über die Wartezeit zum Medizinstudium gekommen und hat zuvor im Rettungsdienst gearbeitet. „Ich bin froh, dass es die Möglichkeit mit der Wartezeit gab, und stelle jeden Tag fest, dass Medizin mein Traumberuf ist“, sagt sie. Während des Studiums hat sie in verschiedene Fachrichtungen hineingeschnuppert, „aber ich bin immer wieder bei der Allgemeinmedizin gelandet. Auch jetzt im PJ macht mir die Arbeit in der Hausarztpraxis richtig Spaß.“

Anstellung oder Selbstständigkeit – auch eine Frage der Lebenserfahrung

Bei all der großen Zufriedenheit, die in eigener Praxis niedergelassene Hausärztinnen und Hausärzte über ihre Berufswahl ausstrahlen, warf Dr. Reinhardt die Frage auf, warum dennoch so viele junge Ärztinnen und Ärzte eine Anstellung bevorzugen. „Ich denke, das ist auch eine Frage des Alters“, meinte Prof. Simmenroth. "Wer nach dem Abitur direkt mit dem Medizinstudium beginnt und mit 23 Jahren bereits Arzt oder Ärztin ist, wird sich nach der Weiterbildung erstmal für eine Anstellung entscheiden.“ Die LAQ-Studierenden seien eine andere Gruppe: „Die meisten haben schon gearbeitet, bevor sie in unser Fach gehen“, so Prof. Simmenroth. Das hatte auch die Vorstellungsrunde beim Kennenlerntreffen gezeigt: Der überwiegende Teil der Teilnehmenden hatte bereits eine Berufsausbildung im medizinischen Bereich absolviert – vorwiegend im Rettungsdienst und in der Krankenpflege. Diese Gruppe der Medizinstudierenden habe bereits feste Vorstellungen. „Gerade in unserem Fach gehen viele dieser Absolventen nach einer Zeit in Anstellung in die Niederlassung“, beobachtet sie.

„So viel Freiheit wie als selbstständig Niedergelassene(r) werden Sie in der Anstellung nie finden“

Eine gute Entscheidung – da waren sich Prof. Simmenroth und die Hausärztinnen und Hausärzte in der Runde einig. „So viel Freiheit wie als selbstständig Niedergelassene(r) werden Sie in der Anstellung nie finden“, brachte es Dr. Gramlich auf den Punkt. Ein gutes Team Medizinischer Fachangestellter mit an Bord zu haben, sei dabei ein Schlüssel für den Erfolg einer Praxis, gab er den LAQ-Studierenden mit auf den Weg.

„Das war doch schon mal ein super Einstieg in unser Fach“, fasste Prof. Simmenroth am Ende der Veranstaltung zusammen und stellte in Aussicht: „Das wiederholen wir im Sommer – am besten draußen im Freien beim Grillen.“

 

 

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