Nachwuchstag "Meet & Connect“: Vom Studium bis zur Niederlassung nicht allein!

Barbara Stamm beim Nikolausempfang des Bayerischen Hausärzteverbandes 2017
Full House in der Nachtkantine: Der Landesvorsitzende
Dr. Wolfgang Ritter begrüßte die Gäste zum
Nachwuchstag 2023 des Bayerischen Hausärzteverbandes.
 

 

Inzwischen ist es schon fast Tradition: Am Vorabend des Bayerischen Hausärztetags lädt der Bayerische Hausärzteverband Medizinstudierende sowie Ärztinnen und Ärzte in Weiterbildung zu seinem Nachwuchstag ein. Unter dem Motto „Meet & Connect“ kamen am 11.05.2023 rund 100 angehende Mediziner in der Nachtkantine im Münchner Werksviertel zusammen, um sich über den Hausarztberuf und die Wege dorthin zu informieren und im Anschluss die Chance zum Vernetzen untereinander und mit den Referierenden zu nutzen.

„…mitnehmen, wer der Bayerische Hausärzteverband ist“

Dr. Wolfgang Ritter, Vorsitzender des Bayerischen Hausärzteverbandes, wies in seiner Begrüßung noch auf ein weiteres Ziel der Nachwuchsveranstaltung hin: „Wir freuen uns, wenn Sie heute Abend auch mitnehmen, wer der Bayerische Hausärzteverband ist“, sagte er und wies auf aktuelle berufspolitische Herausforderungen hin. „Wir sind dafür da, uns einzusetzen und der Politik Vorschläge zu machen, wie wir uns Versorgung vorstellen – dazu würde ich Sie gerne einladen und mitnehmen“, warb er beim Nachwuchs um politisches Engagement im Berufsverband.

„Der Hausärzteverband hilft auch persönlich weiter“

Barbara Stamm beim Nikolausempfang des Bayerischen Hausärzteverbandes 2017
als Vertreter der Lehre hieß Prof. Dr. med. Antonius
Schneider die jungen Gäste aus Studium und Weiterbildung
ebenfalls Willkommen.
 

 

„Politisches Engagement ist immer super“, befand auch Prof. Dr. med. Antonius Schneider, Inhaber des Lehrstuhls für Allgemeinmedizin an der TU München, der als Vertreter der Lehre ebenfalls die jungen Gäste aus Studium und Weiterbildung begrüßte und sich dabei über den hohen Anteil von Studierende seiner Fakultät freute. Immerhin 15 Prozent der Facharztprüfungen entfielen inzwischen auf die Allgemeinmedizin, wusste er zu berichten – „bei 36 Gebietsbezeichnungen eigentlich eine relativ große Menge“. Wichtig sei, dass die frisch gebackenen Allgemeinmediziner dann auch in die Patientenversorgung gehen. „Und wenn der ein oder andere am Lehrstuhl für Allgemeinmedizin hängen bleibt, wär’s auch toll, denn den Ärztemangel gibts inzwischen auch an der Uni“, fügte er hinzu. Angesprochen auf die Bedeutung der für Medizinstudierende kostenlose Mitgliedschaft im Bayerischen Hausärzteverband meinte er: Wer jetzt schon sehr stark liebäugelt mit der Allgemeinmedizin, der komme als Mitglied dann stärker an die ganzen politischen Bezüge ran. Und: „Der Hausärzteverband hilft auch persönlich weiter.“

Unterstützung vom Studium bis zur Niederlassung

Wie, das wurde an diesem Abend einmal mehr deutlich. In Gesprächsrunden mit persönlichen Erfahrungsberichten der Gäste auf dem Podium spannten die Moderatoren Dr. Beate Reinhardt, 2. stellvertretende Vorsitzende des Bayerischen Hausärzteverbandes und Leiterin der AG Nachwuchs, sowie Diplom-Journalist Torsten Fricke den Bogen vom Medizinstudium bis zur Niederlassung. In jeder Phase auf dem Weg zur eigenen Praxis gibt es Unterstützung – vom Bayerischen Hausärzteverband über seine Stiftung, aber auch von Seiten der Kassenärztlichen Vereinigung Bayerns, der Bayerischen Landesärztekammer und der Bayerischen Staatsregierung, die jeweils mit Info-Ständen in der Nachtkantine vertreten waren.

PJ in der Hausarztpraxis: Herzlicher Empfang und 1:1-Betreuung

Barbara Stamm beim Nikolausempfang des Bayerischen Hausärzteverbandes 2017
Studentin Anna Kaufmann erzählte über ihr PJ-Tertial
bei Prof. Dr. Jörg Schelling, der seinerseits
begründete, warum PJ-Studierende bei ihm
in der Gemeinschaftspraxis besonders willkommen sind.
 

 

Den Anfang machte Medizinstudentin Anna Kaufmann, die für ihr PJ-Tertial in der Hausarztpraxis von Prof. Dr. med. Jörg Schelling in Martinsried bei München die PJ-Förderung der Stiftung Bayerischer Hausärzteverband genutzt hatte. Mit sichtlicher Begeisterung erzählte sie von ihrer Zeit in der Hausarztpraxis, in der sie „super herzlich“ empfangen worden war und in 1:1-Betreuung wertvolle Erfahrungen sammelte. In der ersten Zeit hieß es erst mal zuschauen, meist in der Akutsprechstunde, aber bald schon konnte sie selbst voruntersuchen und Therapievorschläge machen, die dann gemeinsam mit einem Lehrarzt und dem Patienten besprochen wurden.

“Wir bilden Medizinstudierende aus – am liebsten PJ-Studierende“

Prof. Schelling, der das Institut für Allgemeinmedizin an der LMU 2014 gründete und bis 2016 kommissarisch leitete, engagiert sich auch in seiner Praxis für den hausärztlichen Nachwuchs: “Wir bilden schon seit Jahren Medizinstudierende aus – am liebsten PJ-Studierende“, berichtet er. Denn im PJ-Tertial bleibe im Gegensatz zu kürzeren Praktikumsformen im Medizinstudium genug Zeit, sich kennenzulernen und auch in die Tiefe zu gehen. Außerdem seien dies Studierende, die sich wirklich für die Allgemeinmedizin interessieren, und nach ein paar Wochen oder Monaten der Einarbeitung habe man auch eine spürbare Entlastung. PJ-Studierende seien für die Praxis auf jeden Fall ein Gewinn, versichert er: „Es tut jeder Praxis gut, wenn eine junge Kollegin oder ein junger Kollege mit neuen Ideen frisch von der Uni kommt, das tut einem auch selber gut, mal ein bisschen angestoßen zu werden.“

Hausärztin werden? Auf jeden Fall!

Barbara Stamm beim Nikolausempfang des Bayerischen Hausärzteverbandes 2017
Drei, die sich für die Weiterbildung Allgemeinmedizin
entschieden haben: Luisa Hecht, Anne Vogel und Luca
Frank, hier mit den Moderatoren Torsten Fricke und
Dr. Beate Reinhardt.
 

 

Die Förderung zu bekommen, sei unkompliziert gewesen, obwohl sie ihren Antrag sehr kurzfristig gestellt hatte, erinnert sich Anna Kaufmann. Wie es denn nach dem Studium weitergehe und ob sie Hausärztin werden wolle? „Auf jeden Fall“, kam es wie aus der Pistole geschossen. Und einen Tipp gab sie ihren Kommilitonen mit auf den Weg: „Auch wenn Allgemeinmedizin nicht der erste Wunsch ist - es lohnt sich trotzdem, in das Fach reinzuschauen, schon allein um den Vergleich zwischen Klinik und Praxis mal zu ziehen.“

Zurück in der Hausarztpraxis: „Es war wie nach Hause kommen“

Für die Weiterbildung Allgemeinmedizin hatten sich die Teilnehmer der nächsten Gesprächsrunde bereits entschlossen. Anne Vogel, die mit ihrem kleinen Sohn Hannes gekommen war und so gleich als bestes Beispiel für die Familienfreundlichkeit des Hausarztberufs fungierte, stellte gemeinsam mit ihrem Kollegen Luca Frank das frisch gegründete Forum Weiterbildung des Bayerischen Hausärzteverbandes vor. Beim Nachwuchstag 2016 hatte sie ihre PJ-Erfahrungen geschildert, inzwischen ist sie zweifache Mutter und im 5. Jahr der Weiterbildung zur Allgemeinmedizinerin. Den Einstieg in die Weiterbildung absolvierte sie in einem Weiterbildungsverbund. Das habe die Orientierung erleichtert, und sie schätze die gute Strukturierung. Aber dann sei ihre Wunschpraxis nicht im Verbund gewesen, und sie setzte in Eigenregie ihre Weiterbildung fort. Luca Frank, mit dem sie das Forum Weiterbildung gegründet hat, ist ebenfalls im 5. Jahr seiner Weiterbildung zum Allgemeinmediziner und hat zwei Kinder. „Es war wie nach Hause kommen“, beschreibt er seine Empfindungen bei der Rückkehr aus der Elternzeit in die Praxis. „Wenn man richtig nah am Patienten sein will, ist die Allgemeinmedizin toll“, ergänzte Anne Vogel.

Barbara Stamm beim Nikolausempfang des Bayerischen Hausärzteverbandes 2017
Wie unterschiedliche Wege der Niederlassung als Haus-
ärztin/Hausarzt sein können, machten Dr. Julia Born,
Dr. Britta Amthor und Dr. Benedikt Henschel deutlich.
 

 

Forum Weiterbildung – Stimme der jungen Hausärzt:innen

Mit dem neuen Forum Weiterbildung im Bayerischen Hausärzteverband wollen beide angehenden Hausärztinnen und Hausärzten eine Plattform zum gegenseitigen Austausch bieten und den Blickwinkel von Ärztinnen und Ärzten in Weiterbildung in die politische Arbeit des Berufsverbands einbringen, ihren speziellen Anliegen eine Stimme geben. Wer beim Forum Weiterbildung mitmachen will, kann unter der eMail-Adresse Diese E-Mail-Adresse ist vor Spambots geschützt! Zur Anzeige muss JavaScript eingeschaltet sein! Kontakt aufnehmen - Anne Vogel und Luca Frank freuen sich über die Rückmeldungen von Weiterbildungskolleginnen und -kollegen.

Kein "entweder Forschung oder Praxis" in der Allgemeinmedizin

Um Vernetzung geht es auch bei dem Zusammenschluss Junge Allgemeinmedizin Deutschland, kurz JADE, den Louisa Hecht vertrat und der dazu beigetragen hat, dass sie sich für die Weiterbildung Allgemeinmedizin entschied – „da hab ich gemerkt, dass ich nicht allein bin“. Sie beschrieb den Zusammenschluss als Netzwerk, in dem man sich zu allen Fragen rund um die Weiterbildung austauschen kann, zum Beispiel, welche Praxis gut weiterbildet, wie das Gehalt aussehen sollte und vieles mehr. Anders als ihre beiden Vorredner will sie zunächst einmal an einem allgemeinmedizinischen Lehrstuhl arbeiten, weil die Forschung sie reizt. Wobei es in der Allgemeinmedizin kein "entweder Forschung oder Praxis" gibt: Das Netzwerk Bayfonet bringt beides zusammen.

Neben der finanziellen Förderung der Weiterbildung durch KV und Krankenkassen gibt es auch weitere Unterstützungsangebote, zum Beispiel durch das Kompetenzzentrum Weiterbildung Allgemeinmedizin, kurz KWAB, und die Koordinierungsstelle Allgemeinmedizin (KoStA), die, getragen von der Kassenärztlichen Vereinigung Bayerns (KVB) der bayerischen Landesärztekammer (BLÄK) und dem Bayerischen Hausärzteverband, Weiterbildungsverbünde fördert und Seminare speziell für Ärztinnen und Ärzte in Weiterbildung Allgemeinmedizin anbietet.

Barbara Stamm beim Nikolausempfang des Bayerischen Hausärzteverbandes 2017
An den Infoständen der Stiftung Bayerischer
Hausärzteverband, KoStA, KVB und Ministerium standen
Expertinnen für individuelle Fragen bereit.
 

 

Mit „Allgemeinmedizin Kompakt“ gut vorbereitet in die Facharztprüfung

Ein heißer Tipp für diejenigen, die kurz vor der Facharztprüfung Allgemeinmedizin stehen, ist der Prüfungsvorbereitungskurs „Allgemeinmedizin Kompakt“ der Münchner Akademie für ärztliche Fortbildung, der am Nachwuchstag vorgestellt wurde, bevor die Bühne dann zwei Hausärztinnen und einem Hausarzt gehörte, die kurzweilig von ihren unterschiedlichen Wegen in die Niederlassung als Hausärztin/Hausarzt berichteten.

Viele Wege führen in die Hausarztpraxis….

Während Dr. Julia Born immer schon Hausärztin werden wollte und nach 8 Jahren angestellter Tätigkeit nun mit einer Kollegin im Speckgürtel von Nürnberg niedergelassen ist, hatte Dr. Britta Amthor zunächst eine Karriere als Chirurgin im Visier, und Dr. Benedikt Henschel arbeitete als Anästhesist. Beide wurden langfristig in den Krankenhausstrukturen beziehungsweise mit ihrem Fach nicht glücklich und wechselten in die Allgemeinmedizin – Dr. Amthor vor allem, weil sich die chirurgische Tätigkeit im Krankenhaus als wenig familienfreundlich entpuppte: „Ich bekam null Unterstützung, keinen Rückhalt“ nach der Geburt der Tochter. Sie stieg bei einem Hausarzt ein und hat inzwischen den Schritt in eine Einzelpraxis gewagt. „Das war die beste Entscheidung meines Lebens“, sagt sie rückblickend. „Ich arbeite mit zwei angestellten Kolleginnen und bin ein freier Mensch.“

Dr. Henschel brachten die Erzählungen eines hausärztlichen Kollegen auf die Allgemeinmedizin – das habe ihn ins Grübeln gebracht. So entschied er sich schließlich, in einer zweijährigen Weiterbildung den Facharzt für Allgemeinmedizin zu machen und stieg in ein hausärztliches Zentrum mit mehreren Kolleginnen und Kollegen ein.

Bavarian Circle macht fit für die Niederlassung

Barbara Stamm beim Nikolausempfang des Bayerischen Hausärzteverbandes 2017
Nach den Vorträgen konnten sich alle am Büffet stärken.
 

 

Auch mit der Niederlassung werden Hausärztinnen und Hausärzte nicht allein gelassen: Es gibt Fördergelder sowohl von der KV als auch von der Bayerischen Staatsregierung, und das nötige Knowhow vermittelt in aktuell 16 verschiedenen Modulen der Werkzeugkasten Niederlassung des Deutschen Hausärzteverbandes, in denen neu Niedergelassene ihre Erfahrungen teilen und Tipps geben, so wie Dr. Britta Amthor, Dr. Julia Born und Dr. Benedikt Henschel. Mit seinem Format Bavarian Circle bietet der Bayerische Hausärzteverband die Möglichkeit, 4 Werkzeugkasten-Module an einem Wochenende zu absolvieren - inklusive Austausch & Vernetzung.

Meet & Connect – mehr als ein Schlagwort

Wer nach den Vorträgen noch Fragen hatte, konnte an den Infoständen der Stiftung Bayerischer Hausärzteverband, der KoStA, der KVB und des Bayerischen Gesundheitsministeriums nachhaken – ein Angebot, das bis in die späten Abendstunden hinein genutzt wurde. Bei gutem Essen und Trinken kamen auch Austausch und Kontakte knüpfen nicht zu kurz.

„Ich hab’s genossen, ein Erfolgsabend, der genau das macht, was er soll: Meet & Connect“, kommentierte Dr. Beate Reinhardt im Nachgang die Veranstaltung. Begeisterung spricht auch aus denn Feedbacks der Gäste, hier ein paar Beispiele:

Barbara Stamm beim Nikolausempfang des Bayerischen Hausärzteverbandes 2017
Beim Gemeinsamen Essen und TRinken konnten sich die 
angehenden Ärztinnen und ärzte austauschen und
Kontakte knüpfen.
 

 
  • „Das Programm fand ich sehr gut. Angenehm war, dass der Vortrag informativ, aber dennoch nicht anstrengend lang war Die Location und die Referenten waren super!“
  • „Vielen herzlichen Dank für die Möglichkeit, solche persönlichen Einblicke in die Arbeitsrealität niedergelassener Allgemeinmediziner:innen zu bekommen“
  • „Die Veranstaltung hat mir gezeigt, dass man nach dem Studium nicht zwangsläufig in einen Burnout an der Klinik zuläuft. Das hat mir Mut gemacht, und es war schön, positive und zufriedene Ärzt:innen als Vorbilder kennen zu lernen.“
  • „Die Veranstaltung war sehr aufschlussreich und interessant. Als Studenten durften wir alles fragen, was wir wissen wollten und sind nur auf offene Ohren gestoßen. Wir haben uns sehr wohl gefühlt.“
  • "Herzlichen Dank für diesen gelungenen Abend, von dem ich sehr profitieren konnte! Neben einer angenehmen Moderation beleuchtete jeder Gast die Allgemeinmedizin aus einer anderen Perspektive, was für einen realistischen Eindruck zu möglichen Entwicklungsperspektiven schaffte. Gerne bin ich das nächste Mal wieder dabei!"
  • „Ich fand die Veranstaltung sehr gelungen und konnte viel mitnehmen. Besonders hat mir auch der kleine Vortrag der PJlerin Anna gefallen, ich finde es immer gut, anschauliche Berichte aus der Praxis zu bekommen. Ich werde mich auf jeden Fall beim Bayerischen Hausärzteverband eintragen und hoffe, dass auch in der Zukunft ähnliche Veranstaltungen stattfinden werden.“

Ja, den Nachwuchstag wird es auch im kommenden Jahr wieder geben. Bis April 2024 in Augsburg!

 

 

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