„Quarantäneregelungen im PJ dürfen nicht als Fehltage angerechnet werden“

Virtuelle Fragestunde: Unsere erfahrenen HausärztInnen haben sich am 03.11. eine Stunde lang Zeit genommen um Eure Fragen zu beantworten. Ob PJ, Weiterbildung oder Förderprogramme. Es war ein kleiner Rundumschlag durch die Allgemeinmedizin. 

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Das Coronavirus hat unseren Alltag ganzschön durcheinandergewirbelt und viele Pläne über den Haufen geworfen – so auch die für den jährliche Nachwuchstag des Bayerischen Hausärzteverbanders, der im Frühjahr 2020 in Erlangen hätte stattfinden sollen. Ein virtuelles Trostpflaster für alle, die ihre Teilnahme schon geplant hatten, gab es am 03. November: Unter dem Titel „Der Weg vom Medizinstudium zur Weiterbildung zum Facharzt für Allgemeinmedizin“ hatten Medizinstudierende sowie Ärztinnen wie Ärzte in Weiterbildung Allgemeinmedizin Gelegenheit, unsere erfahrenen HausärtzInnen mit Fragen zu löchern. Eine Stunde lang beantworteten Dr. Beate Reinhardt, Vorstandsmitglied im Bayerischen Hausärzteverband und federführend in der Nachwuchsarbeit tätig, und Dr. Marco Roos, Leiter des Kompetenzzentrums Weiterbildung Allgemeinmedizin Bayern, alle drängenden Fragen.

„Wir möchten heute Abend für euch da sein“: Mit diesen Worten eröffnete Dr. Beate Reinhardt die virtuelle Fragestunde – eine Stunde, die fast nicht ausreichte für die vielen Anliegen der Teilnehmerinnen und Teilnehmer.

„Wie weit könnten Kommunen die Weiterbildung fördern und wäre es möglich für die Landarztquote Stipendien zu vergeben?“

Dr. Roos: „Die Landarztquote ist an sich schon ein Förderprogramm. Sie garantiert einen Medizinstudienplatz, wenn man sich verpflichtet, im Anschluss an die Ausbildung für eine gewisse Zeit auf dem Land zu arbeiten. Eine zusätzliche finanzielle Förderung ist hier nicht vorgesehen.“

Aber es gebe viele Programme, die einen während und nach dem Studium auch finanziell unter die Arme greifen.

Dr. Reinhardt: „Das Landesamt für Gesundheit und Lebensmittelsichert und die Gesundheitsregionen Plus sind hier sehr engagiert. In Zusammenarbeit mit den Kommunen werden immer wieder Förderprogramme ausgeschrieben. Am besten setzen Sie sich hier direkt mit den favorisierten Regionen in Bayern in Verbindung.“

Fördermöglichkeiten gibt es auch über die Kassenärztliche Vereinigung Bayerns und den Bayerischen Hausärzteverband: Über die Stiftung Bayerischer Hausärzteverband können Medizinstudierende und Hausarztpraxen während der Famulatur und dem PJ mit bis zu 600 Euro gefördert werden. Alles zu den Konditionen und Voraussetzungen findet Ihr hier: https://relaunch.bhaev.de/index.php/nachwuchs/foerderung

Klärungsbedarf gab es auch beim Thema "Neue Approbationsordnung":
„Wird das Fach Allgemeinmedizin jetzt zum Pflichtfach?“

Dr. Marco Roos: „Es liegt aktuell ein Referentenentwurf vor, der die Gesetzesvorlage für die Änderung in der Approbationsordnung abbilden soll. Der Entwurf sieht eine Vierteilung des PJs vor. Neben der Innerer Medizin und Chirurgie wird es auch ein Pflichtquartal geben, das in der ambulanten Versorgung absolviert werden muss. Es bleibt also offen, ob Sie das in der Hausarztpraxis, der Gynäkologie oder der Pädiatrie absolvieren möchten.“

Es gibt aber noch eine weitere Änderung: Die Allgemeinmedizin wird Prüfungsfach im 4. Staatsexamen. In der mündlichen Prüfung wird es somit einen Pflichtteil in der Allgemeinmedizin geben, der auch in der Hausarztpraxis stattfinden soll.

Dr. Roos: „Aus diesem Grund nehmen wir an, dass die Medizinstudierenden dann auch ihr Pflichtquartal in der Allgemeinmedizin absolvieren werden.“

Sorge gab es bei den Studierenden, dass sich mögliche Ausfälle im PJ aufgrund von Quarantäneverordnungen negativ auf die Anwesenheitszeit auswirken. Hier konnte Dr. Roos beruhigen: „Das Bundesgesundheitsministerium hat in einer Sonderregelung festgelegt, dass Quarantäneregelungen während des PJs nicht als Fehltage angerechnet werden dürfen. Wenn wir während der Corona-Pandemie PJ Studierenden heranziehen, die uns unterstützen, darf ihnen das nicht zum Nachteil ausgelegt werden“.

Der Tipp von Dr. Reinhardt: „Klären Sie das trotzdem vorab nochmal mit den Prüfungsämtern der jeweiligen medizinischen Fakultät ab.“

PJ in der Allgemeinmedizin – was spricht dafür?

Zugeschaltet war an diesem Abend auch Fabian Förtsch, Student an der FAU Erlangen-Nürnberg. In seinem PJ durfte er die Allgemeinmedizin in der Praxis von Dr. Reinhardt und im MVZ für Dr. Marco Roos kennen lernen.

„Mit meinem PJ in der Allgemeinmedizin hatte ich die Hoffnung, mal etwas anderes zu erleben und mehr zu lernen als das, was man sonst in der Klinik erlebt.“

Sein erstes Tertial verbrachte Förtsch in der Inneren Medizin: „Hier war ich meistens mit Blutabnahmen und Botengängen beschäftigt. In der Klinik hatte ich nie das Gefühl, dass es Zeit gab, Fragen zu stellen. Man hatte immer das Gefühl man stört. Ich habe mich weniger als Teil des Teams gefühlt und eher als Hilfsbote“.

Seine Hoffnungen in der Hausarztpraxis eine andere Seite der Medizin kennen zu lernen hat sich erfüllt: „Ich habe so viel gelernt, wurde herzlich aufgenommen und konnte selbständig arbeiten. Es war toll und ich bin traurig, dass meine Zeit in der Allgemeinmedizin bald endet.“

Sein Resümee: „Eigentlich wollte ich in die Rheumatologie, aber jetzt komme ich doch ins Grübeln, ob das noch mein Zukunftswunsch ist. Deswegen kann ich jedem empfehlen, einmal in die Allgemeinmedizin zu schnuppern, auch wenn ihr euch noch nicht sicher seid. Das ist eine Chance, die man ergreifen sollte und bei der man auch viel lernen kann“.

Weiterführende Informationen:

Die Profis für alle Fragen rund um die Weiterbildung Allgemeinmedizin: www.kosta-bayern.de  
Fortbildungen und Workshops für Ärztinnen und Ärzte in Weiterbildung: www.kwab.de 
Ihr habt Fragen zu den Förderprogrammen der Stiftung Bayerischer Hausärzteverband?
Schreibt uns gerne ein eMail an Diese E-Mail-Adresse ist vor Spambots geschützt! Zur Anzeige muss JavaScript eingeschaltet sein!

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