Wahlfach Arzt & Unternehmer: „Großartige Sache, die eigene Niederlassung buchstäblich mal auszuprobieren“

Wie gründet man seine eigene Praxis? Wie erwirbt man eigentlich einen Arztsitz? Mit diesen und vielen weiteren Fragen beschäftigt sich das Wahlfach „Arzt & Unternehmer“ der Ludwig-Maximilians-Universität München (LMU). Der Kurs richtet sich an Studierende der LMU und der Technischen Universität München, die im Kurs eine eigene Praxis planen und den Businessplan dazu erarbeiten.

Medizinstudent Daniel Pichler berichtet über den Kurs "Arzt & Unternehmer", an dem er im Wintersemester 2017/2018 teilgenommen hat.
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Unterstützt werden sie dabei durch drei Coaches mit langjähriger Führungserfahrung in der Wirtschaft und mehreren Experten, die durch Impulsvorträge Einblick in beispielsweise die Abrechnungsmodalitäten einer Niederlassung oder die Entwicklung einer Marketing-Strategie geben.

Durch Studium, Famulaturen und Praktischem Jahr ist man nach sechs Jahren ganz gut gewappnet, seine Patienten zu behandeln. Doch wie funktioniert das eigentlich, wenn man später einmal eine eigene Praxis haben möchte? Oder als angestellter Arzt im ambulanten Bereich arbeiten will? Natürlich, wie man seine Patienten behandelt, das lernt man im Studium, die betriebswirtschaftlichen Modalitäten einer Praxis werden dort aber nicht vermittelt und sind für viele junge Ärzte ein Buch mit sieben Siegeln. Das dies im Studium keinen Stellenwert hat, ist nicht ganz nachvollziehbar, arbeiten doch 40% aller ärztlich tätigen Mediziner im ambulanten Bereich (Ärztestatistik Bundesärztekammer 2016).

 

Um diese Lücke in der medizinischen Ausbildung zu schließen, wurde vor einigen Jahren der Kurs Arzt & Unternehmer gegründet, den sich LMU Studierende als Wahlfach anrechnen lassen können. Wie läuft der Kurs ab? Ein Semester lang treffen sich die Kursteilnehmer und Coaches jeden Mittwoch-Abend und arbeiten an dem Konzept für eine Arztpraxis. Die Teilnehmer entscheiden dabei selber, wie groß die Praxis sein soll und welche Fachrichtungen die Ärzte haben. Natürlich hat dann eine Einzelpraxis in München-Bogenhausen ganz andere wirtschaftliche Rahmenbedingungen und Patientenzahlen als eine große Gemeinschaftspraxis in Bamberg. Daher helfen die Coaches - Herr Engels, Herr Schrinner und Herr Metzger-Buschor - dabei, eine Standortanalyse durchzuführen, um die Praxis für den jeweiligen Standort passend zu gestallten. Durch verschiedene Experten lernen die Teilnehmer zudem beispielsweise, welche steuerlichen Regelungen es gibt und wie die Abrechnung vonstattengeht. Das finale Konzept wird in Form eines Businessplans am Ende des Semesters in einer Abschlusspräsentation vorgestellt.

Gemeinsam mit den anderen Kursteilnehmern stellte Daniel Pichler bei der öffentlichen Abschlussveranstaltung das im Kursverlauf erarbeitete Praxiskonzept vor.
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Wir entwarfen als Gruppe dieses Jahr die Neugründung einer hausärztlichen Gemeinschaftspraxis im mittefränkischen Feuchtwangen. Feuchtwangen ist aus unserer Sicht ein guter Standort für solch eine Neugründung, da es ein unterversorgtes Gebiet ist und es daher bei der Übernahme von Arztsitzen einen finanziellen Zuschuss von der Kassenärztlichen Vereinigung Bayerns gibt. Zudem wollten wir eine große Gemeinschaftspraxis mit fünf Ärzten planen, was sich eher im ländlichen Raum verwirklichen lässt.

Bei der Erstellung unseres Plans waren wir mit den gleichen Herausforderungen konfrontiert, die es so wahrscheinlich auch im echten Berufsleben gibt: Wie sollen die Praxisöffnungszeiten sein, welcher Arzt arbeitet wie viel und wie gestalten wir den Gesellschaftervertrag? Sollte ein Arzt bestimmte Zusatzbezeichnungen haben, um die Attraktivität der Praxis zu erhöhen? Wie im echten Leben war auch bei uns die Zusammenarbeit essentiell, um Kompromisse zu finden, welche die Vorstellungen der Teilnehmer berücksichtigten. Die Coaches und Experten gaben dabei kontinuierlich Feedback, ob es in der Realität auch so funktionieren würde, wie wir uns das vorstellten.

In meinen Augen ist der Kurs eine großartige Sache, die eigene Niederlassung buchstäblich mal „auszuprobieren“, zu entwerfen und zudem noch sehr aussagekräftiges Feedback zu seinem Businessplan zu bekommen. Insbesondere durch die Flipped Classroom Elemente lernt man „hands-on“, was es heißt, nicht nur Arzt, sondern auch Unternehmer zu sein.

Daniel Pichler, 9. Semester Medizin TU München

Der Kurs „Arzt & Unternehmer“ wird auch im Sommersemester 2018 wieder als Wahlfach angeboten. Informationen zu Programm und Ablauf sowie zur Anmeldung finden Sie hier.

 

 

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