Praktikum hat den Blick auf die Allgemeinmedizin nachhaltig geprägt
„Es ist eine Erfahrung, die den eigenen Horizont erweitert, die Empathie fördert und wertvolle Einblicke in die medizinische Versorgung jenseits der städtischen Kliniken bietet“ – zwei Wochen Blockpraktikum in der Allgemeinarztpraxis von Herbert Ehrl in Wolnzach haben bei der Münchner Medizinstudentin Lara Stärr einen bleibenden Eindruck hinterlassen. „Das Praktikum hat meinen Blick auf die Allgemeinmedizin nachhaltig geprägt und könnte mir sogar als Inspiration für meine eigene berufliche Zukunft dienen“, berichtet sie.
Warum ich in die Landarztpraxis wollte
Im Medizinstudium liegt der Fokus häufig auf der städtischen Versorgung, wodurch Eindrücke aus ländlichen Regionen oft zu kurz kommen. Ich wollte diese Lücke schließen und erfahren, wie die medizinische Versorgung auf dem Land tatsächlich abläuft.
Bereits während eines Wahlfachs hatte ich die Gelegenheit, einen Tag in einer Landarztpraxis zu verbringen. Dabei beeindruckte mich das deutlich größere Spektrum, das Ärzte auf dem Land im Vergleich zu ihren städtischen Kollegen abdecken. Sie führen Hautkrebsscreenings durch oder übernehmen kleine chirurgische Eingriffe – Leistungen, die in der Stadt häufig an Fachärzte delegiert werden. Sprichwörtlich kennt hier jeder jeden, und es herrscht eine herzliche Atmosphäre. Das gegenseitige Duzen und die intensivere Kommunikation schaffen ein großes Vertrauensverhältnis.Viele fachliche Eindrücke und Förderung der Eigenständigkeit
Während meines Praktikums durfte ich nach entsprechender Anleitung viele Aufgaben selbstständig durchführen. Dazu zählten Blutentnahmen, Blutdruckkontrollen sowie eigenständige Gespräche mit Patienten. So durfte ich beispielsweise Check-up-Untersuchungen eigenständig durchführen, natürlich immer unter der Supervision meines Ansprechpartners, der im Raum anwesend war.
Ich erhielt vielfältige Einblicke in das Management von Patienten mit akuten sowie chronischen Erkrankungen, darunter klassischerweise Diabetes oder Hypertonie. Zudem durfte ich selbst Präventionsmaßnahmen durchführen, wie die Aufklärung und Durchführung von Impfungen. Diese praktischen Erfahrungen haben mein Verständnis für die Allgemeinmedizin erheblich vertieft und mir gezeigt, wie wichtig eine ganzheitliche Betreuung ist.
Tolle Betreuung vor Ort
Die Betreuung vor Ort war uneingeschränkt positiv. Alle Mitarbeiter waren stets hilfsbereit und sehr freundlich. Sie standen jederzeit für Fragen zur Verfügung, was mir eine aktive Einbindung in den Praxisalltag ermöglichte. Ich wurde ermutigt, selbst Fragen zu stellen, und erhielt sehr wertvolle neue Erkenntnisse. Das Team nahm sich immer Zeit für mich, trotz des oft hohen Arbeitsaufkommens. Die Ärzte und medizinischen Fachangestellten vermittelten nicht nur fachliches Wissen, sondern gaben auch Einblicke in organisatorische Abläufe und das Praxismanagement. Die kollegiale Atmosphäre und die enge Zusammenarbeit im Praxisteam förderten eine tolle Lernumgebung.
Täglich gependelt
Die direkte Anbindung mit öffentlichen Verkehrsmitteln zur Praxis ist leider begrenzt. Dennoch ist die Anreise mit dem Auto problemlos möglich, oder man nutzt den Zug bis in die Nachbarstadt und legt die restliche Strecke mit dem Auto zurück. Dank des Deutschlandtickets ist dies auch eine kostengünstige Option. Ich entschied mich, täglich zu pendeln. Die etwas längere Anreise wurde durch die wertvollen Erfahrungen vor Ort mehr als ausgeglichen.
Land und Leute - alles sehr persönlich
Das Leben auf dem Land ist stark geprägt durch familiäre Strukturen und einen engen Zusammenhalt in der Gemeinde – etwas, das man in der Großstadt weniger kennt. Während meines Praktikums wurde mir bewusst, wie viele persönliche und oft generationsübergreifende Arzt-Patienten-Beziehungen es gibt. Dieses langjährige Vertrauen hat einen beträchtlichen Einfluss auf die Behandlungsqualität und die Zufriedenheit der Patienten
Allgemein herrschte eine ruhigere und entspanntere Atmosphäre als in der Stadt. Die schöne Landschaft bietet viel Raum für Outdoor-Aktivitäten wie Wandern oder Radfahren. In meiner Freizeit konnte ich die Umgebung erkunden und die Natur genießen. Die Bevölkerung war sehr freundlich und aufgeschlossen; man konnte sich leicht unterhalten, und es wurde mir gegenüber viel Interesse gezeigt. Ausnahmslos waren alle Patienten einverstanden, dass ich bei der Behandlung mitwirke, was das Lernen erheblich erleichterte.Mein Fazit:
Das Blockpraktikum hat mir gezeigt, wie facettenreich die Allgemeinmedizin, besonders im ländlichen Bereich, ist. In den zwei Wochen wurde mir ein breites Spektrum an Krankheitsbildern präsentiert – von akuten Infektionen über chronische Erkrankungen bis hin zu Notfällen. Im Vergleich zu Praktika in der Klinik hatte ich oft viel Eigenverantwortung, was sehr lehrreich war und meine klinischen Fähigkeiten stärkte.
Unabhängig von meiner eigenen zukünftigen Fachrichtung kann ich definitiv sagen: Die Allgemeinmedizin auf dem Land ist ein hervorragender Grundstein für ein breites medizinisches Verständnis und ein tiefes Vertrauen in die ärztliche Kompetenz. Die enge Arzt-Patienten-Beziehung und die Möglichkeit, Menschen über Jahre hinweg zu begleiten, sind einzigartige Erfahrungen, die man in dieser Form nur selten macht.
Ich würde das Praktikum auf dem Land definitiv allen Medizinstudierenden empfehlen. Es ist eine Erfahrung, die den eigenen Horizont erweitert, die Empathie fördert und wertvolle Einblicke in die medizinische Versorgung jenseits der städtischen Kliniken bietet. Das Praktikum hat meinen Blick auf die Allgemeinmedizin nachhaltig geprägt und könnte mir sogar als Inspiration für meine eigene berufliche Zukunft dienen.
Stiftung Bayerischer Hausärzteverband unterstützen
In den zehn Jahren ihres Bestehens hat die Stiftung Bayerischer Hausärzteverband verschiedene Projekte aufgelegt, um Medizinstudierende und junge Ärztinnen und Ärzte für die Allgemeinmedizin zu begeistern. Schon durch eine kleine Spende können Sie uns bei dieser wichtigen Aufgabe zur Sicherung des ärztlichen Nachwuchses unterstützen.
