„Praxis auf dem Land noch persönlicher als in der Stadt"

Medizinstudent Cedric Kremer
Medizinstudent Karim El-Marouk

Gefördert von der Stiftung Bayerischer Hausärzteverband, machte Medizinstudent Karim El-Marouk Blockpraktikum in der Hausarztpraxis der Drs. Jakob und Emanuel Nies im oberbayerischen Mammendorf. Sein Fazit: „Insgesamt kann ich es jedem empfehlen, mal diese Erfahrung mitzumachen."

Motivation für das Blockpraktikum auf dem Land

Als ich erfahren habe, dass die Stiftung Bayerischer Hausärzteverband eine Förderung für das Blockpraktikum Allgemeinmedizin auf dem Land anbietet, war ich sehr glücklich. Denn gerade auf dem Land ist die Versorgungslage durch Hausärztinnen und Hausärzte angespannt und es wird mehr Nachwuchs gebraucht, der sich vorstellen könnte, später als Landärztin/Landarzt tätig zu sein. Deshalb wollte ich mal die Abläufe in einer solchen Landarztpraxis genauer kennenzulernen und mein Praktikum auf dem Land mit der Förderung verknüpfen.

Tätigkeit und fachliche Eindrücke

Meine Tätigkeit begann jeden Tag in der Früh um 8 Uhr. Ausgestattet mit Kittel und Stethoskop, das darauf wartete, am Patienten eingesetzt zu werden, begab ich mich mit meinem Lehrarzt in die Vormittags-Sprechstunde. Dort habe ich zu Beginn immer nur bei den Anamnesen zugehört und im Verlauf durfte ich dann auch selber mit den Patienten über ihre Erkrankung und den Konsultationsgrund sprechen. Es fanden sehr viele Ultraschalluntersuchungen statt, bei denen ich zuschauen und ein paar Mal auch selber Hand anlegen konnte. Zwischendurch bin ich auch mal ins Labor gegangen und habe bei EKG, Lungenfunktionsdiagnostik und Ergometrie zugeschaut. Besonders war, dass mein Lehrarzt viele Tauglichkeitsuntersuchungen für die Bundeswehr und Feuerwehr durchgeführt hat, was auch spannend zu sehen war. Ein Mal durfte ich auch bei einer Gastroskopie dabei sein, die bei einer Patientin mit unspezifischen Oberbauchbeschwerden vor Ort in der Praxis durchgeführt wurde.

Betreuung

In der Praxis, in der ich hospitieren durfte, gab es 2 Ärzte: Vater und Sohn. Der Sohn hat die Praxis von seinem Vater übernommen, der aber trotzdem noch in der Praxis ausgeholfen hat. Dieser Umstand macht auch nochmal die akute Nachfrage nach Ärztinnen und Ärzten auf dem Land deutlicher. Ich bin meistens mit dem Seniordoktor (so wird er auch von den Mitarbeitern genannt, da sich sonst beide Doktoren angesprochen fühlen) in die Sprechstunde gegangen, aber gelegentlich auch mit dem Sohn. Der Umgang mit beiden war sehr kollegial und angenehm. Ich wurde in das Praxisteam von allen sehr herzlich aufgenommen. Generell hatte ich das Gefühl, dass es in Praxen auf dem Land noch etwas persönlicher ist als in der Stadt. Fragen meinerseits wurden stets beantwortet und wenn es etwas Spannendes zu sehen gab oder ein Patient eine besonders seltene Erkrankung hatte, wurde ich immer dazu gerufen.

Unterkunft

Es wurde leider keine Unterkunft gestellt. Ich habe aber auch nicht explizit danach gefragt, da ich jeden Tag gependelt bin (wenn ich den Bus, der jede Stunde nur ein Mal kommt, erreicht habe, war das ganz gut machbar). Ich habe aber auch von anderen Kommilitonen mitbekommen, dass eine Unterkunft von Seiten der Praxis gestellt wurde. Also das einfach mal ansprechen, falls Bedarf besteht.

Land und Leute

Als jemand, der von einer Großstadt kommt, ist der Kontrast zum Land natürlich groß. Die Leute hier sind viele Vorzüge der Stadt (überall Einkaufsmöglichkeiten, Post, Bank etc.) nicht gewohnt und es mag am Anfang schwer erscheinen sich daran zu gewöhnen, aber im Endeffekt gibt es auch auf dem Land alles, was man benötigt. Man muss sich nur entsprechend arrangieren. Dafür hat man die Ruhe und Idylle, die ein Dorf auf dem Land bietet und kann dies vor allem im Sommer in der Natur in vollen Zügen genießen. Die Leute auf dem Land sind sehr herzlich und gehen die Sachen meist ruhig an. Die Beziehung zwischen dem Arzt und den Patienten ist auch oft entsprechend familiär und persönlich. Häufig kennt der Hausarzt die ganze Familie und behandelt auch alle, was ein sehr großer Vorteil für die Patientenversorgung ist.

Fazit

Ich konnte in der Zeit meines Praktikums viele verschiedene Eindrücke von der Tätigkeit in einer Hausarztpraxis gewinnen und fand vor allem die Vielfalt und Bandbreite an medizinischem Wissen, die ein Hausarzt haben muss, erstaunlich. Die Kunst ist es, die akuten Fälle von den ungefährlichen abzugrenzen und ein Gespür dafür zu entwickeln, was einer notfallmäßigen Behandlung bedarf. Ich denke, das kommt meistens mit der Zeit und der Erfahrung im Beruf. Insgesamt kann ich es jedem empfehlen, mal diese Erfahrung mitzumachen, unabhängig davon, ob man später Hausarzt in der Stadt oder auf dem Land werden möchte.

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