Famulatur in der Landarztpraxis: „Ein Stück weit entgegen meiner Erwartung empfinde ich die Tätigkeit als Hausärztin als eine sehr spannende“

Nicht nur ein Famulant von vielen sein, sondern in einer ‚kleineren‘, ländlicheren Praxis wirklich ins Praxisgeschehen integriert werden – das, so schreibt Medizinstudentin Charlotte Clar rückblickend, habe ihr eine Famulatur auf dem Land interessant erscheinen lassen. Und sie wollte wissen: Wie spannend ist speziell am Land das Hausarztdasein. Antworten fand sie in der Gemeinschaftspraxis Dr. Kraetsch und Dr. Häusler im mittelfränkischen Schwanstetten.

 
PJ-Studentin Dayana Walter
Medizinstudentin Charlotte Clar mit Dr. Hans-Georg Kraetsch (li.) und Dr. Marcus Häusler.

 

 

Meine Motivation für eine Famulatur auf dem Land

Nicht nur ein Famulant von vielen sein, sondern in einer ‚kleineren‘, ländlicheren Praxis wirklich ins Praxisgeschehen integriert werden – das war einer der wesentlichen Gründe, die im Vorfeld eine Famulatur auf dem Land für mich interessant erscheinen ließen. Ein weiterer war, ganz offen gestellt, die Frage: Wie spannend ist speziell am Land das Hausarztdasein, wo der Hausarzt für viele Menschen in der gesamten Bandbreite gesundheitlicher Fragestellungen oft erste Anlaufstelle ist.

Was waren meine Hauptaufgaben?

In der Gemeinschaftspraxis Dr. Kraetsch und Dr. Häusler arbeiten insgesamt fünf Ärztinnen und Ärzte, was für mich als Famulantin den Vorteil mit sich brachte, die Arbeit verschiedener MedizinerInnen zu begleiten und dadurch unterschiedliche Ansätze und Arbeitsweisen im Vergleich kennenlernen zu können. Ein paar Eindrücke, die mir besonders positiv aufgefallen sind: Egal mit welchem Anliegen Patientinnen und Patienten in die Praxis kamen – es wurde immer versucht, jeder Sache intensiv auf den Grund zu gehen und niemals nur an der Oberfläche gekratzt, um das jeweils Beste für die Patientin oder den Patienten herauszuholen. In diesem Zuge wurden auch jeden Tag Befunde gemeinsam analysiert, sodass die PatientInnen von der fachlichen Expertise und dem Austausch aller Ärztinnen und Ärzte in der Praxis profitieren. Beeindruckt hat mich auch, dass nicht wenige PatientInnen sich sogar das Vorgehen ihres Facharztes noch einmal von ihrem Hausarzt bestätigen ließen, wodurch die starke Bindung und das Vertrauen zwischen Hausärztin/Hausarzt und Patientin/Patient deutlich wird.

Entsprechend war – auch wenn das zunächst unspektakulär klingen mag – schon die aktive Teilnahme an den Anamnesegesprächen auch jenseits der rein fachlichen Perspektive sehr gewinnbringend. Zusammen mit der gemeinsamen Besprechung der Befunde, der Analyse der Laborwerte und der Sonographie-Bilder sowie den praktischen Tätigkeiten wie Blut abnehmen, impfen und Fäden entfernen und zahlreichen Hausbesuchen ergab sich daraus eine lehrreiche Famulatur.

Betreuung vor Ort

Bereits vor Beginn der Famulatur habe ich mich sehr gut aufgehoben gefühlt und konnte alle meine Fragen schon vorab telefonisch klären. In der Praxis angekommen, wurde ich sehr freundlich und offen begrüßt und habe mich bereits am ersten Tag integriert gefühlt, wofür ich auch im Rückblick sehr dankbar bin. Jede der ÄrztInnen und auch alle Medizinischen Fachangestellten hatten immer ein offenes Ohr für meine Fragen und haben sich Zeit genommen für Erklärungen und Erzählungen von spannenden Fällen.

Unterkunft

Da meine Eltern außerhalb von Nürnberg wohnen und ich für die Zeit der Famulatur noch einmal zu Hause wohnte, hatte ich einen recht kurzen Weg in die Praxis, den ich problemlos auch mit dem Fahrrad zurücklegen konnte.

Land und Leute

Was ich sehr eindrücklich fand: Der Hausarzt ist auf dem Land mindestens genauso populär wie der Pfarrer oder der Bürgermeister. Familien haben auch generationenübergreifend ihren festen Hausarzt, der jung wie alt unterstützend und beratend zur Seite steht, dem man vertraut.

Darüber hinaus ist die Facharztdichte in ländlichen Regionen natürlich grundsätzlich eher dünner. Sehr positiv wahrgenommen habe ich darum den engen Austausch, den Hausarzt- und Facharztpraxen hier pflegen können und der die gemeinsame engmaschige Betreuung eines Patienten erleichtert. „Man kennt sich“ ist in diesem Sinne nicht nur eine Beschreibung für Land und Leute im ländlichen Raum, sondern aus medizinischer Sicht ein wertvoller Faktor der gesundheitlichen Versorgung.

Fazit

Zugegeben: Ich wurde positiv überrascht und – ein Stück weit entgegen meiner Erwartung – empfinde ich die Tätigkeit als Hausärztin als eine sehr spannende. Es gefällt mir, dass man die PatientInnen quasi ihr Leben lang begleitet und ihnen – manchmal leichter als gedacht – wirklich helfen und etwas in ihrem Leben verbessern kann. Nicht zuletzt das Vertrauen, das hier die Beziehung zwischen ÄrztInnen und ihren PatientInnen prägt, macht für mich den Arztberuf am Landunter anderem so attraktiv.

Charlotte Clar wurde bei ihrem Blockpraktikum durch die Stiftung Bayerischer Hausärzteverband unterstützt.

Infos zur Förderung

 

 

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