Famulatur in Leipheim: "Ich bin dankbar für diese Erfahrung"

 
Dr. Jakob Berger

Medizinstudentin Vanessa Ihle während ihrer Famulatur.

 Meine Eltern wohnen auf dem Land und ich wollte gerne die Semesterferien bei ihnen verbringen. Ich hätte die Famulatur auch in der Stadt bei meinem Hausarzt machen können, aber ich entschloss mich dann doch für die Praxis in Leipheim, da mich vor allem das Team bestehend aus vier Ärztinnen sehr ansprach.

In der Praxis durfte ich bei vielen verschiedenen Dingen mithelfen. Da die Omikron-Welle die Hausärzte gerade sehr belastet, habe ich vor allem bei der Infektionssprechstunde mitgeholfen und Abstriche gemacht.

„Alle haben sich viel Mühe gegeben und mich schnell integriert“

Ich konnte aber auch andere Dinge wie Impfen, Blutabnehmen, körperliche Untersuchung, Pulse tasten und Verbandswechsel üben. Die meisten fachlichen Eindrücke habe ich vermutlich in Bezug auf die Pharmakotherapie gewonnen. So wurde mir zum Beispiel die Kombinationstherapie der Antihypertensiva und Diuretika erklärt.

Ich begleitete meistens die älteste und erfahrenste Ärztin, Dr. Hannely Maucher, in der Praxis. Das fand ich auch gut so, weil wir uns so gut als Team einspielen konnten. Ich finde, es ist auch immer von Vorteil, wenn der Arzt, dem man zugeteilt ist, schon weiß, wie gut die eigenen Fähigkeiten sind und welche Tätigkeiten einem schon zuzutrauen sind. Ab und zu war ich aber trotzdem auch mit den anderen Ärztinnen unterwegs, die auch sehr nett zu mir waren. Alle haben sich viel Mühe gegeben und mich schnell integriert. Ich habe während der Famulatur bei meinen Eltern gewohnt.

Freundliche und interessierte Patienten

Die Patienten waren größtenteils sehr nett und aufgeschlossen mir gegenüber und hatten nie ein Problem damit, mir zum Beispiel ihre Krankengeschichte ausführlich zu erzählen oder mich beispielsweise Blut abnehmen zu lassen, damit ich etwas lerne. Viele haben mir viel Erfolg gewünscht und mir immer ein gutes Gefühl gegeben. Andere waren auch sehr interessiert an meinem Studium und haben mir Fragen zu meinem Werdegang gestellt.

Obwohl die Allgemeinmedizin zu Beginn meiner Famulatur fernab meines Facharzt-Wunsches lag, hatte ich dann doch sehr viel Spaß bei der Famulatur und habe auch viele gute Seiten an der Allgemeinmedizin gefunden, die ich so vorher gar nicht erwartet hatte. Mich hat vor allem die Verbindung von Arzt und Patient sehr begeistert. Die Ärztin kannte alle ihre Patienten schon lange Zeit und wusste immens viel über deren Familie, ihre allgemeine Situation, ihre Krankheitsgeschichte, ihren Beruf und deren Probleme.

Wichtig: Soziale Kompetenz

Sie konnte schon vor der jeweiligen Sprechstunde beurteilen, ob der Patient eher eine ängstliche oder vermeidende Einstellung hat und wie seine Beschwerden zu beurteilen sind. Was ich außerdem beeindruckend fand, war das breit gefächerte Wissen, was ein Allgemeinmediziner haben muss. Dadurch dass der Hausarzt meist die erste Anlaufstelle für jegliche Beschwerden ist, müssen diese schnell entscheiden können, was als dringend und ernst einzustufen ist und was als eher harmlos und leicht zu behandeln. Es ergaben sich Fragestellungen wie: Meningitis oder doch „nur“ Migräne? Nierentumor oder doch nur eine unförmige Zyste? Simple Bauchschmerzen oder doch eine fulminante Divertikulitis?

Diese Unterscheidungen können im Zweifelsfall doch manchmal ziemlich schwer, aber von großer Bedeutung sein. Deshalb fand ich es sehr wichtig ein paar Entscheidungshilfen zu erlernen, die bei solchen Fragestellungen helfen können. Vor meiner Famulatur war mir außerdem gar nicht bewusst, welch große Bedeutung der sozialen Kompetenz eines Hausarztes zukommt. Natürlich ist der behutsame und menschliche Umgang mit Patienten für jeden Arzt wichtig, aber ich glaube, dass Hausärzte besonders viel in Kontakt mit Bereichen wie der Psychosomatik sowie familiären- und psychischen Problemen kommen.

"Man darf keine Notfallsituation übersehen"

Einige Patienten nahmen besonders sensibel jedes körperliche Symptom bewusst wahr und das Einzige, was sie beruhigen konnte, waren ein paar Minuten unter ärztlicher Aufsicht. Der Arzt befindet sich dabei auf einer Gratwanderung – er kann die Angstsymptomatik durch zu viel Nachdruck und Aufmerksamkeit verschlimmern oder aber durch mangelnde Ernsthaftigkeit das Vertrauen des Patienten verlieren und ihm das Gefühl geben, er würde nicht ernst genommen.

Diesen Spagat erfolgreich zu meistern, bedarf viel Erfahrung und Einfühlungsvermögen. Zudem darf man keine Notfallsituation übersehen. Nur weil ein Patient neun Mal wegen psychisch bedingten Brustschmerzen die Praxis aufsucht, heißt dies nicht, dass er nicht möglicherweise beim zehnten Mal einen Herzinfarkt erleidet. Insgesamt konnte ich sehr viele verschiedene Eindrücke sammeln und bin sehr dankbar für die Erfahrungen, die ich gemacht habe.

Besonders hilfreich war es für mich, Patienten mit verschiedenen Erkrankungen kennenzulernen, da ich mir so Symptome, Krankheitsbilder und Therapie viel besser einprägen kann. Ich konnte meine Pharmakologie-Kenntnisse auffrischen und auch einiges neu erlernen, wie zum Beispiel das Impfen. Ich freue mich sehr auf meine nächste Famulatur und hoffe, dass diese mir genau wie die jetzige noch lange in Erinnerung bleiben wird.

 

Infos über die Famulatur- und PJ-Stipendienprogramme der Stiftung Bayerischer Hausärzteverband

 

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