Dr. Hans-Walter Bindig: „Erfahrungen in einer Hausarztpraxis sind elementar“
„Ich mag Menschen, ich mag die sprechende Medizin und ich glaube, dass es sehr erfüllend ist, Patienten über einen längeren Zeitraum zu versorgen“, erklärt Emily Heske, die ihr Blockpraktikum bei Dr. Hans-Walter Bindig in Georgensgmünd im Landkreis Roth absolviert.
Warum sie sich vorstellen kann, später Hausärztin zu werden, kann die Medizinstudentin Emily Heske ganz einfach begründen. „Ich mag Menschen, ich mag die sprechende Medizin und ich glaube, dass es sehr erfüllend ist, Patienten über einen längeren Zeitraum zu versorgen“, sagt sie im gemeinsamen Interview mit Dr. Hans-Walter Bindig, in dessen Hausarztpraxis in Georgensgmünd sie ihr Blockpraktikum verbringt.
Gefördert wurde ihr Blockpraktikum in Georgensgmünd von der Stiftung Bayerischer Hausärzteverband. „Für mich ist das eine große Wertschätzung, für die ich dankbar bin“, sagt die Studentin, die später auch aufs Land will. „München und andere Großstädte sind mir zu wuselig. Außerdem mache ich gerne Sport und genieße die Natur.“ später als Hausarzt in der landärztlichen Grundversorgung tätig werden zu wollen”, so sein begeistertes Fazit.
Begeisterung auch bei den Patientinnen und Patienten
Wer die hausärztliche Tätigkeit selbst erlebt hat, ist schnell überzeugt, ist sich Dr. Hans-Walter Bindig sicher. Seit über zwei Jahrzehnten engagiert sich der in Georgensgmünd im Landkreis Roth niedergelassene Facharzt für Allgemeinmedizin für den hausärztlichen Nachwuchs. Als Lehrarzt der TU München, der FAU in Erlangen und der Augsburger Universität ist Dr. Bindig mittlerweile Ausbildungsprofi. „Ich versuche, die Studierenden in die Arbeit eines Allgemeinmediziners voll miteinzubeziehen. Dazu gehören Hausbesuche, Visiten im Altersheim, Krebsvorsorge, DMP, kleine OPs und natürlich auch Notfälle. Solche Erfahrungen in einer Hausarztpraxis zu sammeln, ist elementar.“
Auch die Patientinnen und Patienten seien begeistert. „Selbstverständlich wird jeder gefragt, ob er damit einverstanden ist, dass mir ein Student über die Schultern schaut. Da gab es noch nie ein Nein. Im Gegenteil. Alle freuen sich, dass sich junge Medizinstudierende für die Tätigkeit eines Landarztes interessieren. Dass Dr. Bindigs Engagement für den Landarzt-Beruf durchaus überzeugend ist, zeigt auch der Karrierepfad seiner Weiterbildungsassistentin Magdalena Cavallaro. Auch sie hatte ihr Blockpraktikum in Georgensgmünd gemacht.
Sorgenvoller Blick in die Zukunft
Dabei ist die Lage im Landkreis Roth noch gut – zumindest auf dem Papier. Einen Versorgungsgrad von 102,66 meldet die Kassenärztliche Vereinigung Bayerns in ihrem Versorgungsatlas. Umgerechnet bedeutet dies aber, dass eine Hausärztin oder ein Hausarzt im Schnitt 1553 Patienten versorgt. Was Dr. Bindig noch mehr Sorge bereitet, ist der Blick in die Zukunft: „Ich bin über 66 Jahre alt, und die Kollegen sind ebenfalls nicht viel jünger.“ Das bestätigt auch die KVB. 37,5 Prozent der Hausärztinnen und Hausärzte im Landkreis Roth – und damit mehr als der Bayern-Schnitt – sind über 60 Jahre alt und werden mittelfristig in den Ruhestand wechseln. Er kenne selbst mehrere Allgemein- und andere Fachärzte in der Umgebung, die in letzter Zeit ihre Praxen geschlossen hätten, erzählt Dr. Bindig. Hinzu kommt die Lage der Krankenhäuser. Anfang des Jahres wurde im mittelfränkischen Neuendettelsau das dortige Krankenhaus komplett geschlossen. Und in Schwabach wird händeringend ein neuer Betreiber für die dortige Klinik gesucht. Auch hier ist eine Schließung nicht ausgeschlossen.
Das Video-Interview mit Dr. Hans-Walter Bindig und Blockpraktikantin Emily Heske sehen Sie hier:
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