„Das Blockpraktikum hat mich in meiner Ausbildung zum Arzt ein großes Stück vorangebracht“
Wo kann ich einen wertvollen Beitrag leisten? Je näher der Abschluss seines Medizinstudiums rückt, desto mehr wichtiger wird diese Frage für Quirin Donath. Beim Blockpraktikum in der hausärztlichen Praxis von Dr. med. Burkard Lipp und Dr. med. Andrea Stark in Fürstenzell fand er die Antwort.
Weil er eine Antwort auf die Frage suchte, wo er nach seinem Abschluss einen wertvollen Beitrag leisten könnte, nutzte Medizinstudent Quirin Donath die Förderung der Stiftung Bayerischer Hausärzteverband für ein Blockpraktikum in der hausärztlichen Praxis von Dr. med. Burkard Lipp und Dr. med. Andrea Stark in Fürstenzell. Er fand mehr als er suchte: „Meine Erwartungen an das Blockpraktikum wurden nicht nur erfüllt, sondern übertroffen“, so sein begeistertes Fazit.
Warum eine Famulatur auf dem Land?
Als Medizinstudent im 9. Semester beschäftige ich mich zunehmend mit den Möglichkeiten, die mir in den verschiedenen Fachbereichen offenstehen, und frage mich, wo ich einen wertvollen Beitrag leisten kann. Dabei spielen nicht nur die Wahl der Fachrichtung, sondern auch der Arbeitsort, das soziale Umfeld und die Zusammenarbeit mit Kolleginnen und Kollegen eine zentrale Rolle. Eine Praxis für Allgemeinmedizin erscheint mir dabei eine sehr gute Option.
Durch meine Mitarbeit in einer Hausarztpraxis auf dem Land im Rahmen des Blockpraktikums erwartete ich mir wertvolle Einblicke in ein familiäreres Arbeitsumfeld, in dem der Arzt/die Ärztin eine Schlüsselrolle in der ganzheitlichen Gesundheitsversorgung und Prävention einnimmt – oft mit begrenzteren Ressourcen im Vergleich zu städtischen Kliniken oder Maximalversorgern. Besonders interessierte mich die Organisation des Gesundheitswesens im ländlichen Raum, um eine gute Versorgung der Patientinnen und Patienten zu gewährleisten.
Ich erhoffte mir, meine Fähigkeit zu verbessern, die Dringlichkeit therapeutischer Maßnahmen besser einzuschätzen und dabei auch den familiären Kontext der Patientinnen und Patienten mit einzubeziehen. Mich faszinierte die Vorstellung, in einer Praxis zu arbeiten, die eine direkte Bindung zu den Patientinnen und Patienten und der Gemeinde hat. Oftmals betreut der/die Hausarzt/Hausärztin mehrere Generationen einer Familie, was eine langfristige, vertrauensvolle Beziehung aufbaut.
Eine ländliche Hausarztpraxis, die häufig die erste Anlaufstelle ist, bietet ideale Bedingungen, um die Sinne zu schärfen, potenziell gefährliche Krankheitsverläufe zu erkennen und gleichzeitig ressourcenschonend zu handeln, ohne zu übertherapieren.
Tätigkeitsbeschreibung und fachliche Eindrücke
In der Praxis Dr. med. Burkard Lipp & Dr. med. Andrea Stark in Fürstenzell hatte ich einen sehr schönen Einblick in eine Praxis für Allgemeinmedizin, die im Zentrum einer Gemeinde steht. Frau Dr. Stark und Herr Dr. Lipp haben ganz klar gezeigt, wie fachlich hervorragende Medizin mit Menschlichkeit und sozialer Intelligenz kombiniert werden und ganze Familien erfolgreich und zum besten Wohle der Patientinnen und Patienten behandelt werden.
Als Student durfte ich im Grunde den gesamten Arbeitsalltag der Ärztinnen und Ärzte begleiten, sowohl in der Praxis als auch auf Hausbesuchen und in den umliegenden Heimen, die sie mitbetreuen. Dazu gehört das Azurit-Seniorenzentrum „Abundus“ in Fürstenzell, das Azurit-Pflegezentrum Bad Höhenstadt und das Soziotherapeutische Zentrum (STZ) Passau. Im Pflegezentrum stehen in einem speziellen Bereich Plätze für Patientinnen und Patienten mit Morbus Huntington und Schizophrenie zur Verfügung. Ein Haus des STZ ist die Wohnstätte Haus Maria Rast in Tettenweis, eine soziotherapeutische Einrichtung für Patientinnen und Patienten mit Abhängigkeitssyndrom.
Durch das breite Spektrum an Patientinnen und Patienten, die in einer Hausarztpraxis am Land aufschlagen und in den umliegenden Heimen betreut werden im Sinne der unterschiedlichen Zugehörigkeit zu sozialen Schichten sowie medizinischen Fragestellungen konnte ich sehr viele Fälle sehen und einen breiteren Überblick über relevante Erkrankungen gewinnen. Von akuten Infektionen über chronische Erkrankungen wie Diabetes und Bluthochdruck bis hin zu psychischen Erkrankungen bot die Praxis ein breites Spektrum an medizinischen Fragestellungen. Ein weiterer Fokus lag auf Prävention und Nachsorge. Ich konnte beobachten, wie wichtig regelmäßige Vorsorgeuntersuchungen und eine strukturierte Nachsorge für eine gute Gesundheitsversorgung sind. Dies wurde besonders bei Patientinnen und Patienten mit chronischen Erkrankungen deutlich.
Betreuung vor Ort
Ich durfte eigenständig Anamnesen erheben und körperliche Untersuchungen durchführen und auch praktische Tätigkeiten übernehmen, wie etwa Blutentnahmen, das Anlegen von Verbänden und (orientierende) Ultraschalluntersuchungen. Anschließend konnte ich meine Vermutungen und Vorschläge für Diagnostik und Therapie oft im persönlichen Gespräch mit den Ärztinnen und Ärzten besprechen und Fragen klären.
In Einzelfällen wurde ich auf Fachliteratur hingewiesen, und manchmal wurde das Thema am Folgetag erneut aufgegriffen, was meine Weiterbildung intensiv förderte. Ich konnte die Ärztinnen und Ärzte auch zu Hausbesuchen und in die betreuten Einrichtungen begleiten, wodurch ich ein noch breiteres Spektrum an Patientinnen und Patienten kennenlernen durfte. Ich konnte jederzeit Fragen stellen und fühlte mich stets ernst genommen und unterstützt.
Unterkunft:
Die Unterkunft befand sich im selben Gebäude wie die Praxis und war sehr zentral gelegen.
Land und Leute:
Die Gegend um Fürstenzell ist sehr schön und eignet sich hervorragend für Outdoor-Aktivitäten. Der Bayerische Wald ist etwa eine Autostunde entfernt. Ich habe viele nette Menschen kennengelernt – im Praxisteam, unter Patientinnen und Patienten und deren Angehörigen sowie in der Umgebung. Insgesamt empfand ich die Atmosphäre als sehr entspannt und freundlich.
Ich habe ein besseres Verständnis dafür gewonnen, wie soziale und kulturelle Gegebenheiten die Gesundheit und die Bedürfnisse der Patientinnen und Patienten beeinflussen können.Mein Fazit:
Meine Erwartungen an das Blockpraktikum wurden nicht nur erfüllt, sondern übertroffen. Ich konnte mich fachlich weiterentwickeln und neue Perspektiven auf die Allgemeinmedizin und die Arbeitsbedingungen auf dem Land gewinnen. Besonders habe ich gelernt, wie zentral eine wertschätzende, menschliche Medizin ist und wie sehr auch die Ärztinnen und Ärzte im ländlichen Raum geschätzt werden.
Insgesamt war das Blockpraktikum in Fürstenzell eine äußerst bereichernde Erfahrung, die mich in meiner Ausbildung zum Arzt ein großes Stück vorangebracht hat. Die Erfahrung hat meinen Wunsch, später in der Allgemeinmedizin zu arbeiten, weiter gestärkt. Sie hat mir auch gezeigt, dass die Arbeit auf dem Land nicht nur eine berufliche Herausforderung, sondern auch eine persönliche Bereicherung sein kann.Stiftung Bayerischer Hausärzteverband unterstützen
In den zehn Jahren ihres Bestehens hat die Stiftung Bayerischer Hausärzteverband verschiedene Projekte aufgelegt, um Medizinstudierende und junge Ärztinnen und Ärzte für die Allgemeinmedizin zu begeistern. Schon durch eine kleine Spende können Sie uns bei dieser wichtigen Aufgabe zur Sicherung des ärztlichen Nachwuchses unterstützen.