„Pjler/in in der Gemeinschaftspraxis in Effeltrich zu sein bedeutet: super Betreuung, steile Lernkurve und loyales Miteinander“

PJ-Studentin Dayana Walter  

Medizinstudentin Carolin Helfenstein kannte die Gemeinschaftspraxis Effeltrich im oberfränkischen Landkreis Forchheim schon von ihrem Blockpraktikum her und hatte sie in bester Erinnerung behalten. Gefördert von der Stiftung Bayerischer Hausärzteverband, kehrte sie nach Effeltrich zu den Dres. Reinhardt und Kolleginnen/Kollegen zurück und wurde auch diesmal nicht enttäuscht, wie ihr Bericht zeigt.

1. Motivation für Bewerbung PJ-Tertial Allgemeinmedizin auf dem Land

Die Entscheidung, mein PJ Wahl-Tertial in der Allgemeinmedizin zu verbringen, wurde stark von den Erfahrungen geprägt, die ich im Allgemeinmedizin-Blockpraktikum 2018 in der Gemeinschaftspraxis in Effeltrich sammeln durfte. Obwohl ich „nur“ zwei Wochen in der Praxis verbrachte, fühlte ich mich dort sofort sehr wohl. Die Art und Weise, wie das Team der Praxis dort Medizin betreibt, hat mich sehr beeindruckt. Dennoch war ich mir nicht sicher, ob der Beruf „Landarzt“ mich auch langfristig begeistern könne oder ob mir das Tätigkeitsfeld des Hausarztes nicht zu „einseitig“ ist. Deshalb entschied ich mich dafür, mein Wahltertial zu nutzen, um weitere Einblicke und Erfahrungen in der Allgemeinmedizin sammeln zu können. Die Verbindung aus Wohnen in der Stadt und einem ländlich gelegenen Arbeitsplatz war für mich dabei die perfekte Mischung.

2. Tätigkeitsbeschreibung und fachliche Eindrücke

Das Tätigkeitsfeld als Hausarzt ist deutlich vielseitiger, als es sich die meisten Medizinstudierenden vorstellen. Denn auch als PJlerin gibt es viel mehr zu sehen als nur „Schnupfen und Husten“. Von Tag 1 an wurde ich in den Praxisalltag integriert, der eine spannende Mischung aus Sprechstunden, Hausbesuchen und auch Notfällen bildet. In der Hausarztpraxis in Effeltrich glich kein Tag dem Nächsten. Nach einer Einarbeitungsphase, in der ich den allgemeinen Ablauf/PC-System kennenlernte und in den Sprechstunden hospitierte, wurden mir „eigene“ Patientinnen und Patienten zugeteilt, die ich eigenständig in der Sprechstunde visitieren durfte. Anschließend wurde jeder Patientenfall mit einem/r der Ärzte/Ärztinnen genau besprochen und gemeinsam ein Therapiekonzept erarbeitet. So durfte ich als PJlerin selbständig GU’s, Hautkrebsscreenings und DMP’s übernehmen, in denen es besonders um Prävention und Beratung geht. Später kamen Belastungs-EKG’s, Impfungen unter Aufsicht und Hausbesuche hinzu. Außerdem durfte man als PJlerin auch Labortätigkeiten übernehmen wie Vitalparameter erfassen, Blutabnahmen, Zugänge legen und EKG’s schreiben (habe hier mehr pVK‘s gelegt als in meiner Inneren Famulatur ). Aber auch bei Akutsprechstunden und Notfällen wurde man als PJlerin fest integriert und konnte mehr als nur „zusehen“. Wenn es zeitlich möglich war, durfte ich Patientinnen und Patienten mit einem Sonographietermin (Abdomen / Schilddrüse) auch „vorschallen“ und den Ultraschallbefund nach Besprechung dokumentieren. Da die Praxis in Effeltrich recht groß und Dr. Reinhardt zusätzlich Internist ist, gab es in der Praxis auch die Möglichkeit, bei Herzechos und Carotiden-Sonos zuzusehen, was natürlich besonders interessant war. Ebenso erlernte ich die Grundlagen der Wundversorgung (Beurteilung von Wunden, sterile Versorgung, Fäden-/Klammerentfernung, Verbände etc.) und die leitliniengerechte Versorgung der wichtigsten Konsultationsgründe.

3. Betreuung vor Ort

Pjlerin in der Gemeinschaftspraxis in Effeltrich zu sein bedeutet: super Betreuung, steile Lernkurve und loyales Miteinander. Man wird direkt in den Praxisalltag miteingebunden und fühlt sich dadurch nicht nur wie ein „Praktikant“, sondern wie ein richtiger Teil des Teams. Bei Fragen und Unklarheiten wurde man jederzeit unterstützt. Trotz dem hohen Patientenaufkommen und der stressigen Impfphase im Frühjahr/Sommer fanden die Ärzte und Ärztinnen immer gerne Zeit, Fälle zu besprechen, Krankheitsbilder zu erklären und praktische Fertigkeiten beizubringen. Wer möchte, kann in dieser Praxis sehr viel lernen – sowohl menschlich als auch fachlich.

4. Unterkunft

Während meines Tertials in Effeltrich lebte ich weiterhin in meiner Wohnung in Erlangen. Die Praxis ist von dort aus so-wohl mit dem Auto (10-15min), als auch mit dem Zug/Bus (20-30min) oder Fahrrad (45-50min) schnell erreichbar. Aber auch von Forchheim, Nürnberg oder Fürth ist die Praxis gut zu erreichen. In Effeltrich selbst gibt es jedoch keine „Wohnheimsplätze“ für Studierende.

5. Land und Leute

Die kleine Gemeine in Effeltrich besticht durch ihre typisch fränkische Mentalität. Anders als in städtischen Hausarztpra-xen besteht das Patientenklientel natürlich zu einem großen Teil aus Personen im Rentenalter. Aber auch Kinder, junge Er-wachsene und Erwerbstätige im mittleren Alter besuchen die Praxis. Dementsprechend präsentiert sich ein breites Spektrum von Krankheitsbildern.
Die Umgebung an sich ist super geeignet zum Wandern, Klettern oder Rennradfahren. Für Leute, die nach Feierabend gerne noch ausgehen etc. wollen, ist Effeltrich dagegen eher ungeeignet (Forchheim/Erlangen bietet sich dafür mehr an).

6. Fazit

Die Kombination aus fachlicher Kompetenz, Empathie und Menschlichkeit der insgesamt 7 Ärztinnen und Ärzte sowie der MFA’s begeisterte mich von Beginn an. 4 Monate ein Teil dieses Teams sein zu dürfen, war für mich ein großes Privileg. Das gemeinsame Arbeiten auf Augenhöhe und die loyale und lockere Atmosphäre sorgten dafür, dass ich jeden Tag gerne zur Arbeit kam und motiviert war, etwas zu lernen. So erlernte ich recht zügig, welche Diagnostik und Therapie an welcher Stelle sinnvoll ist und welche Schritte guten Gewissens noch abgewartet werden können. Denn genau das ist der „Spagat“, den eine Hausärztin/ein Hausarzt täglich bewältigen muss. Es geht darum, häufige und ungefährliche Kon-sultationsgründe zu erkennen und leitliniengerecht zu behandeln, ohne das Auge für potentiell gefährliche Verläufe zu verlieren. Ich habe gemerkt, wie schön es ist, ein offenes Ohr anzubieten für die Sorgen und Ängste der Patientinnen und Patienten und dafür Dankbarkeit und Zuspruch zu erhalten. Die Möglichkeit, diese Arbeit mit voller Hingabe auszuführen und gleichzeitig Zeit für ein Privatleben und Familie haben zu können, ist für mich der Grund, weshalb ich Hausärztin werden möchte. Und die Praxis in Effeltrich hat mir gezeigt, dass dies auf jeden Fall machbar ist. Ich kann ein PJ-Tertial hier also nur wärmstens empfehlen!

 

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