"Mein PJ war eine sehr bereichernde und lehrreiche Zeit"

Viel selbstständig arbeiten können, Untersuchungstechniken praktisch erfahren und ein breites Spektrum an Krankheiten zu Gesicht bekommen – all das war für Medizinstudentin Davina Zoller im PJ besonders wichtig. Auch ihr Interesse für die Allgemeinmedizin wollte sie im von der Stiftung Bayerischer Hausärzteverband geförderten PJ-Tertial noch einmal auf die Probe stellen. Für sie steht fest: „Mein PJ war eine sehr bereichernde und lehrreiche Zeit.“ Was das PJ in der Praxis Dr. Rost für sie so besonders gemacht hat? Mehr dazu im Erfahrungsbericht.

Medizinstudentin Marlene Walhöfer
Medizinstudentin Davina Zoller in Randersacker

Wieso Allgemeinmedizin?

Für mich stand nach der ersten Famulatur in der Allgemeinmedizin fest, dass dies ein Arbeitsfeld ist, das mich sehr interessiert. Dies hat sich während der Klinik weiter gefestigt, so dass ich die Allgemeinmedizin in meinem PJ auch mal über einen längeren Zeitraum ausprobieren wollte, war da doch auch die Sorge mich auf Dauer zu langweilen. Dies bestätigte sich in keinem Fall, aber dazu später mehr.

Eines meiner Ziele im PJ war, möglichst viel selbstständig arbeiten zu können, viele Techniken in der Praxis zu erlernen und ein breites Spektrum an Krankheiten zu sehen - für all das bietet sich die Allgemeinmedizin wunderbar an. Dass ich das Tertial nicht direkt in der Stadt Würzburg machen wollte, stand auch schnell fest. Gerade in einer ländlichen Praxis besteht nochmal ein anderer Bezug zu den Patienten, oft kommen verschiedene Generationen einer Familie in die Sprechstunde und auch bei Hausbesuchen lernt man die Patienten noch einmal besser kennen.

Die Praxis

Auch meine Lehrpraxis integriert verschiedene Generationen im Team, neben meinem Ansprechpartner Dr. Rost Junior, arbeitet auch sein Vater Dr. Rost Senior immer wieder mit in der Praxis, was auch von seinen langjährigen Patienten und Patientinnen sehr geschätzt wird. Zusätzlich ist noch eine Ärztin in Weiterbildung in der Praxis angestellt. Neben dem Ärzteteam gibt es auch noch fünf Medizinische Fachangestellte (MFA) und eine Auszubildende. Sie organisieren den gesamten Praxisablauf und stehen einem bei Fragen und Problemen immer gerne zur Seite.
Der Tag begann um 7:30 Uhr mit dem Besprechen der Blutergebnisse des letzten Tages. Dabei kann man sich die Fälle noch einmal in Erinnerung rufen oder Fragen besprechen. Dann kamen schon die ersten Patienten und Patientinnen in die Praxis und ab 11 Uhr wurden dann auch die Infektpatienten einbestellt.

In den ersten Wochen habe ich vor allem meinen Lehrarzt begleitet und mir wurde vieles erklärt und gezeigt. Ich lernte das EDV-System kennen, Formulare und Anträge auszufüllen, das Ultraschallgerät, das EKG oder die Lungenfunktion zu bedienen, auch Wundversorgung, Fäden ziehen oder kleinere chirurgische Eingriffe standen auf der Tagesordnung. Nach und nach durfte ich dann allein mit der Anamnese und Untersuchung der Patienten oder Patientinnen beginnen und sobald Dr. Rost dazu kam, stellte ich ihm den Fall vor und wir besprachen gemeinsam das weitere Vorgehen. Mit der Zeit konnte ich dann in meinem „eigenen“ Sprechzimmer Patientinnen und Patienten selbstständig übernehmen, dabei stellte mein Lehrarzt mir anfangs kurz die Vorgeschichte vor und ich übernahm dann die Betreuung. Neben Anamnese und Untersuchung konnte ich mir auch schon eigene Gedanken zur Diagnose und Therapie machen, diese besprach ich mit Dr. Rost, so dass dieser etwas ergänzen oder Rückfragen meinerseits beantworten konnte. Schließlich erklärte ich dem Patienten oder der Patientin die weitere Diagnostik und Therapie und setzte diese um.

Ich konnte schnell selbst aktiv werden

Neben der Akutsprechstunde und Beratung standen auch viele Check-up-, Prä-OP-Untersuchungen und Patienten oder Patientinnen im Disease-Management-Programm (DMP) auf der Tagesordnung. Auch hier konnte ich nach anfänglichem Zuschauen schnell selbst aktiv werden und die entsprechenden Untersuchungen und Gespräche führen. Bei allem, was ich eigenständig durchführte, stand Dr. Rost mir immer zur Seite, sei es für Rückfragen, Unterstützung, wenn ich nicht weiterkam oder einfach zur Bestätigung der von mir vorbereiteten Diagnostik oder Therapieplanung. Bei interessanten Fällen oder Befunden wurde ich immer von den Ärzten dazu geholt.

Auch das Team der MFAs beantwortete gerne Fragen oder half bei technischen oder formellen Problemen. Zwischen der Vormittags- und Nachmittagssprechstunde finden die Hausbesuche in zwei verschiedenen Altenheimen statt, zusätzlich betreut die Praxis auch noch zwei Intensivpflegeeinrichtungen. Natürlich wurden auch Patienten oder Patientinnen im Akutfall besucht, bei gutem Wetter auch gerne mal mit dem Motorroller oder dem Fahrrad. Zwischen den Sprechstunden bleibt aber trotzdem noch genug Zeit für eine Pause, um nochmal Themen nachzulesen oder am Main entlangzufahren.

Land und Leute

Randersacker liegt in Unterfranken zwischen Würzburg und Ochsenfurt. Der Ort selbst ist trotz der Nähe zur Stadt noch sehr ländlich geprägt und liegt idyllisch zwischen Weinbergen und Main. Die sechs Kilometer von Würzburg bin ich jeden Tag mit dem Rad gependelt. Gerade der wunderschöne Mainradweg ist ein guter Start in den Tag und man hat ausreichend Bewegung als Ausgleich neben der Arbeit. In Randersacker dreht sich vieles um den Wein, so dass man bei Abfrage der kardiovaskulären Risikofaktoren schon ab und zu die Weinlage „ewig Leben“ als Geheimtipp angepriesen bekommt. Auch in meiner Zeit dort fanden zahlreiche Weinfeste im Ort und am Ufer des Mains statt und letzterer lädt im Sommer auch zu einem erfrischenden Bad ein. Durch die ländliche Prägung und die Nähe zur Stadt findet sich in der Praxis ein sehr buntes Patientenklientel von Beschäftigten in der Landwirtschaft bis zur Bürofachkraft und auch interkulturell gibt es ein sehr breites Spektrum an Patientinnen und Patienten aus verschiedenen Kulturkreisen.

Mein Fazit

Mein PJ in der Praxis Dr. Rost war eine sehr bereichernde und lehrreiche Zeit. Meine Sorge mich zu langweilen hat sich nicht bestätigt, kommen doch jeden Tag so viele verschiedene Patienten und Patientinnen in die Praxis mit Erkrankungen aus allen Fachbereichen und vor allem individuellen Geschichten und Hintergründen, auf die man sich jedes Mal neu einlassen muss und individuell auf jeden Patienten oder jede Patientin eingehen kann. Neben der Arbeit selbst, war auch die Stimmung innerhalb des Teams hervorragend, alle waren jederzeit offen und hilfsbereit und ich hatte das Gefühl als Studentin sehr willkommen zu sein.

 

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