PJ in der Hausarztpraxis: "Es ist schon toll, dort zu arbeiten, wo andere Urlaub machen."

Unterstützt von der Stiftung Bayerischer Hausärzteverband verbrachte Matthias Schröding sein PJ-Tertial bei den "Hausärzten am Stadtplatz" in Furth im Wald. In der Praxis von Dr. Stefan Enderlein und Dr. Hans-Jürgen Hackl lernte er nicht nur die vielseitige Arbeit eines Hausarztes kennen, er knüpfte auch Freundschaften und lernte den herzlichen Umgang auf dem Land zu schätzen: "Jetzt weiß ich sicher, dass für mich der Hausarzt auf dem Land die richtige Wahl für mein zukünftiges Berufsleben sein wird", schreibt er in seinem PJ-Bericht.

Matthias Schröding (rechts) mit Dr. Hans-Jürgen Hackl
Matthias Schröding (rechts)
mit Dr. Hans-Jürgen Hackl

1. Motivation

Warum habe ich mich für mein PJ-Tertial für eine Landarztpraxis entschieden? Da gibt es viele Gründe. Die schöne Landschaft, die doch etwas andere Lebenseinstellung dort lebender Menschen, weniger Hektik als in größeren Städten wie z.B. Regensburg - meinem Universitätsstandort - und nicht zuletzt die Tatsache, dass ich mich selbst in einigen Jahren in einer allgemeinärztlichen Praxis in der Region Bayrischer Wald sehe. Natürlich denkt da jeder anders, aber es ist schon toll, dort zu arbeiten, wo andere Urlaub machen.

2. Tätigkeitsbeschreibung und fachliche Eindrücke

Zu Beginn braucht man natürlich Einarbeitungszeit. Während des Studiums lernt man die neuesten und teuersten Verfahren zur Behandlung von Autoimmunkrankheiten, Krebs, resistente Keime, die tollsten operativen Möglichkeiten aber keiner kann einen verdammten Schnupfen heilen. So ging es mir in den ersten Wochen, als die „Grippewelle“ im Frühjahr den Bayrischen Wald und das kleine Städtchen Furth im Wald erreichte. Mir standen also etliche Patienten gegenüber, bei denen selbst eine einfache Erkältung die wohl schlimmste Grippe war, die sie sich jemals eingefangen haben. So lernte ich innerhalb kürzester Zeit alle Präparate kennen, die den Patienten – wenn auch durch deren subjektive Einschätzung – einen Vorteil im Verlauf eines viralen Infektes bringen sollten. Am Ende der Grippewelle konnte ich dann endlich die reichhaltigen Facetten des Hausarztberufes kennenlernen. Ob Blutabnahme, Operationsvorbereitung, EKG-Schreiben und Befunde, Lungenfunktionsdiagnostik, Sonographie, Behandlung von frischen und chronischen Wunden, Impfungen und Hausbesuche - ab und zu natürlich noch die „Grippe“ - überall wurde ich sehr gut eingeführt, habe durch jede neue Tätigkeit sehr viel dazu gelernt und konnte immer selbstbewusster an die Patienten rangehen. Selbst kleine chirurgische Eingriffe unter Lokalanästhesie konnte ich immer schneller durchführen. Besonders viel Wert ist die Beobachtung des Krankheitsverlaufs von Patienten. Man bekommt allmählich das Gefühl, einschätzen zu können, wann etwas konservativ behandelt werden kann und wann ein Krankenhausaufenthalt notwendig wird.

3. Betreuung vor Ort

Die Wahl der PJ-Praxis war schon seit über einem Jahr ganz klar, denn als Student im 9. Semester habe ich bereits ein 2-wöchiges Praktikum in dieser Praxis abgeleistet. Insgesamt arbeiten vier Ärzte in der Praxis: Die Praxisinhaber Dr. Hackl und Dr. Enderlein, sowie Dr. Christina von Reinhardstoettner und Weiterbildungsassistentin, Dr. Gergana Georgieva. Jeder von den Ärzten ist anders, jeder hat seine Präferenzen, seinen Charakter und so war es möglich, dass für jeden Patienten der „richtige“ und passende Arzt für ihre Anliegen da war. Eine unglaublich große Hilfe waren natürlich auch die Arzthelferinnen, ohne die ich in dieser Zeit wohl kaum die vielfältigsten Wundversorgungen und -verbände hingebracht hätte. Eine 1:1 Betreuung, die man im Krankenhaus allein wegen der Personalsituation nie erfahren wird. Und vor allem: die freundliche Atmosphäre. Ich hatte immer das Gefühl, ein Teil des Teams zu sein und dass meine Arbeit auch geschätzt und gebraucht wurde. So macht Lernen und Arbeiten Spaß.

4. Unterkunft

Meine Unterkunft war das größte Los. Da ich Dr. Hackl vom Allgemeinmedizinpraktikum kannte und der Kontakt nie abriss, durfte ich die „Einliegerwohnung“ seines Hauses beziehen. Auch hier hatte ich sofort das Gefühl, Teil der Familie zu sein. Es entstand eine tolle Freundschaft.

5. Land und Leute

Die Landschaft des oberen Bayrischen Waldes ist sehr schön. Besonders der Drachensee in Furth im Wald bietet viele Freizeitmöglichkeiten. Natürlich ist Furth nicht mit Regensburg zu vergleichen – aber falls man einen schönen Nachmittag mit Eisesessen oder Einkaufshäusern erleben möchte, bietet sich aber auch Cham ganz gut an. Außerdem ist die Gegend gut mit Radwegen ausgebaut.
Die Landleute sind einfach Klasse. Da ich selbst ein Oberpfälzer bin, machte mir der Dialekt keine Schwierigkeiten. Allgemein empfinde ich, dass man mit den Landleuten schneller eine freundliche Beziehung aufbauen kann. Sie sind weniger distanziert und es ist nicht so anonym wie in größeren Städten, v.a. grüßt man sich auch noch auf dem Stadtplatz. Zusammengefasst eine lebenswerte Umgebung. Und als Furth im Wald von einem Hagelsturm regelrecht verwüstet wurde, hatten wir alle plötzlich was gemeinsam – kaputte Autos und Häuser, verwüstete Gärten - und aus einer solchen Not entwickelte sich erst recht eine Gemeinschaft in der ganzen Stadt – ein wirklich faszinierendes Phänomen.

6. Fazit

Allgemeinmedizin als mein PJ-Wahlfach in Furth im Wald zu wählen, war für mich die beste Entscheidung. Jetzt weiß ich sicher, dass für mich der Hausarzt auf dem Land die richtige Wahl für mein zukünftiges Berufsleben sein wird. Großer Dank gilt dem gesamten Team der Hausärzte am Stadtplatz in Furth im Wald, besonders Dr. Hackl und seiner Familie, die mich in diesem Tertial wie ein Familienmitglied behandelten und mich so wunderbar versorgten. Vielen Dank auch an den Bayrischen Hausärzteverband für die PJ-Förderung. So konnte ich neben dem Arbeiten und Lernen auch die Vorzüge des Bayrischen Waldes genießen. Außerdem wurden Lebenshaltungs-kosten und Benzinkosten gut abgedeckt.
Ich kann das PJ Allgemeinmedizin auf dem Land mit bestem Gewissen weiterempfehlen.

 

 

 

 

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