Bayerischer Hausärzteverband begrüßt Vorschläge der Bundesärztekammer zur Begrenzung von iMVZ
München, 13. Januar 2023 – Der Bayerische Hausärzteverband begrüßt das Positionspapier zum Regelungsbedarf für Medizinische Versorgungszentren (MVZ), das die Bundesärztekammer (BÄK) gestern vorgelegt hat. Darin schlägt die BÄK konkrete Maßnahmen zur Begrenzung der Übernahme von MVZ fachfremde Finanzinvestoren (iMVZ) und zur Gewährleistung einer qualitativ hochwertigen und umfassenden ambulanten Versorgung vor.
„Das Positionspapier greift die auch aus unserer Sicht dringend nötigen gesetzlichen Änderungen auf“, erklärt Dr. Wolfgang Ritter, Vorsitzender des Bayerischen Hausärzteverbandes. „Wir Hausärztinnen und Hausärzte sehen in der Ausbreitung investorengeführter MVZs eine Gefahr für die medizinische Versorgung unserer Patienten:innen, vor der wir als Bayerischer Hausärzteverband wiederholt gewarnt haben. Beispiele aus anderen Ländern zeigen, dass sich die Patientenversorgung unter der Prämisse der Gewinnmaximierung verschlechtern kann und das Patientenwohl gefährdet, wenn nicht die medizinische Indikation, sondern Profit ausschlaggebend für medizinische Eingriffe werden“, so Dr. Ritter.
Die Argumentation, durch kapitalorientierte MVZ könne die Versorgung in strukturschwachen Regionen aufrecht erhalten werden, lässt der Vorsitzende des Bayerischen Hausärzteverbandes nicht gelten: „Die Realität sieht anders aus. Wir beobachten vielmehr eine Konzentrierung auf finanziell lukrative Leistungen in Ballungsgebieten. Wenn Private Equities den Gesundheitsmarkt für sich entdecken, dann nicht, um Versorgung zu verbessern. Das Ziel ist die Erwirtschaftung von hohen Renditen, unter anderem durch Monopolisierung und damit Marktmacht sowie den Verkauf solcher MVZ-Strukturen. Deshalb hat der Bayerische Hausärzteverband die Politik mehrfach und mit Nachdruck aufgefordert, gesetzliche Regelungen im SGB V zu schaffen, die ein Eindringen von Investoren begrenzen – zuletzt in einem Beschluss der Delegiertenversammlung vom 12.11.2022. Investorengeführte MVZ sind keine Lösung für Strukturprobleme, sondern setzten die flächendeckende ambulante medizinische Versorgung zusätzlich unter Druck.“
Dass die ambulante medizinische Versorgung gerade im hausärztlichen Bereich unter zunehmenden Druck gerät und es hier dringenden Handlungsbedarf gibt, steht für Dr. Ritter außer Frage: „Die Überalterung unserer Gesellschaft führt zu einem immer höheren Anteil an Patient:innen mit mehreren chronischen Erkrankungen, weshalb der Bedarf an Hausärztinnen und Hausärzten steigt. Jetzt gilt es, endlich notwendige Strukturmaßnahmen voran zu bringen wie die Schaffung neuer Medizinstudienplätze oder die Umsetzung des Masterplans 2020. Auch MFA fehlen zunehmend in den Praxen. Hier sind Strategien gefragt, um den Beruf der MFA attraktiver zu machen. Die Aufrechterhaltung der ambulanten ärztlichen Versorgung gerade in ländlichen Gebieten ist eine der aktuell drängendsten Herausforderungen. Hier sind wir alle gefragt – deshalb mein Appell an Politik und Krankenkassen: Unterstützen Sie unsere Konzepte einer medizinischen Versorgung im Team!“