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Bayerischer Hausärztetag: Klare Forderungen an die Politik

München, 5. Mai 2023 – „Teampraxis, Digitalisierung und Nachwuchs sind drei Themenfelder, die darüber entscheiden, ob wir die zukünftigen Herausforderungen meistern können. Unser Ziel ist es, eine hausärztliche Primärversorgung als Fundament einer guten medizinischen Versorgung für alle Bürgerinnen und Bürger nachhaltig sicherzustellen“, erklärt Dr. Wolfgang Ritter, Landesvorsitzender des Bayerischen Hausärzteverbandes, im Vorfeld des 30. Bayerischen Hausärztetages.

Unter dem Motto „Hausarztmedizin im Wandel – Top-Versorgung im Team gestalten“ werden Bayerns Hausärztinnen und Hausärzte am 12. und 13. Mai in München-Riem in der Wappenhalle Lösungsansätze erarbeiten und klare Forderungen an die Politik formulieren.

Berufspolitischer Höhepunkt ist am Samstag ab 10.30 Uhr die Mitgliederversammlung, in deren Rahmen die Hausärztinnen und Hausärzte mit Gesundheitsminister Klaus Holetschek (CSU) und den Landtagsabgeordneten Ruth Waldmann (SPD, stellvertretende Vorsitzende des Gesundheits-ausschusses), Dr. Dominik Spitzer (FDP, Mitglied des Gesundheitsausschusses), Eva Lettenbauer (Bündnis 90/Die Grünen, Landesvorsitzende) und Prof. (Univ. Lima) Dr. Peter Bauer (Freie Wähler, Patienten- und Pflegebeauftragter der Bayerischen Staatsregierung) über die aktuellen Probleme im Gesundheitssektor diskutieren. Bereits am Donnerstagabend findet in der Nachtkantine der Nachwuchsabend „Meet & Connect“ mit Medizinstudierenden sowie Ärztinnen und Ärzten in Weiterbildung aus ganz Bayern statt.

Der demographische Wandel stellt auch Bayerns Hausärzteschaft vor enorme Herausforderungen. 35,7 Prozent der Hausärztinnen und Hausärzte in Bayern sind über 60 Jahre alt und werden in den nächsten Jahren ihre Praxen abgeben. Gleichzeitig steigt die Zahl an alten und multimorbiden Patienten. „Um die Ressource Arztzeit zu schonen, entwickeln wir die Hausarztpraxen zu Teampraxen weiter“, erklärt Dr. Ritter und verweist auf die Fort- und Weiterbildungsangebote für Medizinische Fachangestellten, die dann als VERAH, BEAH oder als Absolventen des neuen Bachelor-Studiengangs Primärmedizinisches Versorgungs- und Praxismanagement wichtige Aufgaben in den Praxen übernehmen können.

Eindringlich warnt der Bayerische Hausärzteverband aber die Politik davor, als vermeintliche Lösungsansätze neue Versorgungsebenen, wie Gesundheitskioske oder Gemeindeschwestern, einzuführen. „Solche Parallelstrukturen würden nur zu höheren Kosten, unklaren Verantwortlichkeiten und Abstimmungsproblemen führen. Am Ende sind die Patientinnen und Patienten die Leidtragenden, die nicht mehr wissen, wer sie eigentlich versorgt“, so Dr. Ritter.

Auch beim Thema Digitalisierung gilt es, die richtigen Weichen zu stellen, so Dr. Petra Reis-Berkowicz. Die 1. stellvertretende Vorsitzende des Bayerischen Hausärzteverbandes stellt deshalb klar: „Wir Hausärztinnen und Hausärzte sind für die Digitalisierung. Voraussetzung ist aber, dass digitale Lösungen vor dem Ausrollen ausreichend entwickelt und getestet wurden und stabil in den Praxen laufen. Jede digitale Anwendung muss der Praxis einen Mehrwert bieten. Hausärztinnen und Hausärzte sowie deren Teams dürfen nicht für das Einspeisen von Daten – für wen auch immer – missbraucht werden.“

Eine Gefahr sieht Dr. Reis-Berkowicz auch in dem Missbrauch von Video-Sprechstunden: „Hier stehen schon wieder renditeorientierte Unternehmen in den Startlöchern, um mit der Gesundheit unserer Patienten Kasse zu machen. Video-Sprechstunden machen nur Sinn, wenn es sich um ein Zusatzangebot der Praxen handelt und die Ärztin beziehungsweise der Arzt den Patienten kennt und jederzeit entscheiden kann, den Patienten in der Praxis weiter zu untersuchen oder zu behandeln. Anonyme Video-Callcenter, die vielleicht sogar vom Ausland aus agieren, führen nur dazu, dass verunsicherte Patienten anschließend doch in die Praxen rennen. Auch das sind Parallelstrukturen, die nur zu höheren Kosten führen und keinen Mehrwert bieten. Abgesehen davon ist völlig unklar, wie die Video-Callcenter bei Fehldiagnosen in Haftung genommen werden können.“

Seit vielen Jahren engagiert sich der Bayerische Hausärzteverband in der Nachwuchsarbeit, um junge Studierende für eine Karriere als Fachärztin oder Facharzt für Allgemeinmedizin zu begeistern. So fördert die Stiftung Bayerischer Hausärzteverband PJs, Famulaturen und Blockpraktika in Landarztpraxen und zeichnet hervorragende Promotionen in der Allgemeinmedizin aus. Im Rahmen der Veranstaltungsreihe „Bavarian Circle“ und „Bavarian Circle Backstage“ erhalten Ärztinnen und Ärzte in Weiterbildung sowie junge Fachärztinnen und Fachärzte für Allgemeinmedizin Tipps zur Niederlassung und können bei erfahrenen Hausärztinnen und Hausärzten hospitieren. Außerdem ist der Bayerische Hausärzteverband ein Gründungspartner der Koordinierungsstelle Allgemeinmedizin (KoStA), die die Verbundweiterbildung organisiert, und steht im engen Kontakt zu den Lehrstühlen für Allgemeinmedizin in München, Würzburg, Erlangen und Augsburg.

„Der Bayerische Hausärzteverband nimmt seine Verantwortung als Berufsverband ernst und engagiert sich erfolgreich in der Nachwuchsarbeit. Wir erwarten aber, dass auch die Politik ihre Hausaufgaben macht“, sagt Dr. Beate Reinhardt. Die 2. stellvertretende Vorsitzende des Bayerischen Hausärzteverbandes fordert deshalb: „Längst überfällig ist die Umsetzung des Masterplans 2020, die eine Stärkung des Fachs Allgemeinmedizin im Medizinstudium vorsieht. Außerdem ist es unverständlich, dass die Universität Regensburg als einzige Universität in Bayern noch immer keinen Lehrstuhl für Allgemeinmedizin eingerichtet hat, obwohl gerade in der Oberpfalz dringend junge Hausärztinnen und Hausärzte gesucht werden.“

Welche weiteren konkreten Forderungen die bayerischen Hausärztinnen und Hausärzte an die Politik richten, darüber werden die Delegierten des Bayerischen Hausärzteverbandes bereits am Freitag in ihrer internen Sitzung beraten. Die Ergebnisse werden dann am Samstag im Rahmen der öffentlichen Mitgliederversammlung präsentiert.

Weitere Informationen über den 30. Bayerischen Hausärztetag finden Sie hier.

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Fotos

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Dr. Wolfgang Ritter

Dr. Wolfgang Ritter

Landesvorsitzender
Dr. Petra Reis Berkowicz

Dr. Petra Reis Berkowicz

1. stellv. Vorsitzende
Öffentlichkeitsarbeit
Dr. Beate Reinhardt

Dr. Beate Reinhardt

2. stellv. Vorsitzende
Maria Stich

Maria Stich

Schatzmeisterin
Dr. Stefan Semmler

Dr. Stefan Semmler

Schriftführer
 

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