Wohnortnahe Versorgung sichern durch mehr Kooperation und gute Organisationsstrukturen

Veröffentlicht am 03. Juli 2020.

Wie ist die aktuelle Situation der medizinischen Versorgung im Landkreis Tirschenreuth, wie sehen die Zukunftsperspektiven aus? Zu diesen Fragen stand Dr. Peter Deinlein, stellvertretender Bezirksvorsitzender Oberpfalz des Bayerischen Hausärzteverbandes, den Kreistagsmitgliedern der Freien Wähler Rede und Antwort.

 
Dr. Peter Deinlein
Dr. Peter Deinlein

„Derzeit sind wir noch ganz gut mit Ärzten versorgt, aber der Altersschnitt der Ärzte ist relativ hoch und es wollen zu wenig junge Ärzte aufs Land. Teilweise gibt es bereits eine Unterversorgung, die nur durch eine erhöhte Mobilität der Patienten ausgeglichen wird“, fasst der Allgemeinmediziner aus Kemnath die Lage zusammen – eine Einschätzung, die von den Kommunalpolitikern der Freien Wähler geteilt wurde.

Kommunen in der Pflicht

Wie aber lässt sich die medizinische Versorgung auf hohem Niveau dauerhaft in der Region sichern? Einig war sich Dr. Deinlein mit den Kreistagsmitgliedern der Freien Wähler, dass ein Lehrstuhl für Allgemeinmedizin an der Universität Regensburg, die neu eingeführte Landarztquote bei der Studienplatzvergabe in Bayern, Stipendien für Medizinstudierende, die ihre Zukunft in einer Landarztpraxis sehen, sowie finanzielle Förderungen für Praxisgründer in ländlichen Regionen in die richtige Richtung weisen. Die Freien Wähler sehen zudem die Kommunen in der Pflicht, mit geeigneten Praxisräumen und medizinischer Infrastruktur ihre Attraktivität für junge, niederlassungswillige Ärzte zu steigern.

Zusammenarbeit im Weiterbildungsverbund intensivieren

Darüber hinaus mahnte Dr. Deinlein Verbesserungsbedarf bei den Weiterbildungsangeboten für junge Ärztinnen und Ärzte – sowohl fachlich, organisatorisch als auch finanziell. „Die Intensivierung der Zusammenarbeit im bestehenden Weiterbildungsverbund der Praxisärzte und der Kliniken Nordoberpfalz AG wäre hierfür wichtig“, so Dr. Deinlein. Die „Gesundheitsregion plus“ in der Region Nordoberpfalz sieht der Allgemeinmediziner als einen weiteren potenziellen Partner.
Außerdem müsste auch für die Aus- und Fortbildung der Medizinischen Fachangestellten im ländlichen Regionen mehr getan werden.

Zusammenschlüsse für bessere Vereinbarkeit von Beruf und Familie

Ein weiterer Aspekt sind die Organisationsstrukturen in den Arztpraxen. Junge Mediziner legen großen Wert auf die Vereinbarkeit von Familie und Beruf, weiß Dr. Deinlein, der sich in der Nachwuchsförderung im hausärztlichen Bereich engagiert. Dies gelingt am besten in Praxisgemeinschaften, Gemeinschaftspraxen und Medizinischen Versorgungszentren(MVZ), in denen Ärztinnen und Ärzte gemeinsam praktizieren. Dies ermöglicht flexibleres Arbeiten und den fachlichen Austausch, das finanzielle Risiko der Praxisgründung entfällt und die Mediziner werden in Punkto Buchhaltung und Verwaltung entlastet.

Freiberuflichkeit muss Standard bleiben

Eine Einschränkung macht Dr. Deinlein aber mit Blick auf MVZ: Gesellschafter dieser sollten Mediziner und nicht profitorientierte Kapitalinvestoren sein.
Idealerweise sollten angestellte Ärztinnen und Ärzte vertraglich zugesichert werden, nach einer bestimmten Zeit selbst Gesellschafter werden zu können. Denn die Freiberuflichkeit sollte nicht nur für den Allgemeinmediziner der Standard bleiben.

Kommunikation und Zusammenarbeit zwischen Praxen und Krankenhäusern verbessern

Einig war sich Dr. Deinlein mit den Freie-Wähler-Kommunalpolitikern auch, dass für die Qualität der medizinischen Versorgung in der Region neben den Arztpraxen auch leistungsfähige Krankenhäuser notwendig sind. Der Hausarzt unterstützt daher die Absicht der Freie-Wähler-Kreistagsmitglieder, die Klinik Nordoberpfalz AG mit den Standorten Tirschenreuth und Kemnath in kommunaler Trägerschaft zu erhalten und plädiert außerdem
für den Erhalt der geriatrischen Rehabilitation in Erbendorf. Allerdings müssten ambulanter und stationärer Bereich besser interagieren: „Zum Wohl unserer Patienten brauchen wir eine bessere Kommunikation und Zusammenarbeit zwischen Praxen und Krankenhäusern“, ist er überzeugt.

 

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