Dauerbrenner IT: Mit dem Wechsel der Konnektoren steht das nächste Problem an

 
Dr. Jakob Berger
Dr. Petra Reis-Berkowicz vor Vor dem Petitionsaus-
schuss des Bundestags: .

Dauerbrenner IT: Ende vergangenen Jahres hatte Dr. Petra Reis-Berkowicz, Mitglied des Geschäftsführenden Vorstand des Bayerischen Hausärzteverbandes und Vorsitzende der Vertreterversammlungen von KBV und KVB, die
Petition „Einführung von Flächentests zur elektronischen Arbeitsunfähigkeitsbescheinigung und zum eRezept“ initiiert und damit einen Nerv getroffen. Innerhalb kürzester Zeit unterstützten mehr als 50.000 Bürgerinnen und Bürgern die Eingabe an den Bundestag. Mit Überschreiten der 50.000er Marke konnten die engagierte Hausärztin aus Gefrees in Oberfranken das Anliegen am 14. Februar persönlich im Petitionsausschuss vorstellen (wir berichteten).

Frau Dr. Reis-Berkowicz, seit Ihrem Auftritt im Petitionsausschuss sind zwei Monate vergangenen. Wie wirkt diese Petition nach?

Dr. Petra Reis-Berkowicz: In der Sitzung hatte ich das Gefühl, dass die Parlamentarier zum ersten Mal erfahren haben, mit welchen technischen Problemen wir Ärztinnen und Ärzte in unseren Praxen täglich zu kämpfen haben. Dass das Einlesen der elektronischen Gesundheitskarte mit einem Lesegerät eines bestimmten Typs regelmäßig zum Absturz der gesamten Praxissoftware geführt hat, ist nur die Spitze des Eisbergs. Ich glaube, unser Anliegen wurde verstanden: Unsere Praxen dürfen nicht als Feldversuch missbraucht werden. Wir erwarten, dass die IT-Lösungen, die wir einsetzen sollen, auch funktionieren.

Ein Erfolg Ihrer Petition war, dass das Bundesgesundheitsministerium wegen der IT-Probleme die verpflichtende Einführung des eRezeptes verschoben hat. Ziel erreicht?

Dr. Petra Reis-Berkowicz: Dieses Beispiel zeigt, wie wichtig es für uns Ärztinnen und Ärzte ist, sich neben dem Praxisalltag auch berufspolitisch zu engagieren. Wäre die Einführung des eRezeptes, das der vormalige Gesundheitsminister Jens Spahn trotz vieler fachliche Einwände um jeden Preis durchdrücken wollte, nicht verschoben worden, hätten wir jetzt Chaos in unseren Praxen – und das mitten in einer Pandemie. Aber das nächste Problem steht bereits an, der Wechsel der Konnektoren, also der Geräte, die ein sicheres Übertragen von Patientendaten ermöglichen sollen. Auch hier hat man uns falsche Versprechungen gemacht. Die Konnektoren, die von Anfang an nur für fünf Jahre zertifiziert waren, sollten anschließend durch eine Software-Lösung ersetzt werden, doch die ist auch jetzt, fünf Jahre nach dem Start, immer noch nicht in Sicht.

Im Laufe des Jahres müssen die ersten Konnektoren ausgetauscht werden. Was bedeutet dies für die Praxen?

Dr. Petra Reis-Berkowicz: In jedem Fall viel Ärger und nicht unerhebliche Kosten im hohen vierstelligen Bereich. Die Installation der Konnektoren ist hochkomplex. Aus meiner eigenen Praxis weiß ich, dass die IT-Experten damals mehrere Wochen gebraucht haben, bis alles gelaufen ist, was entsprechend gekostet hat. Wenn jetzt die Konnektoren gewechselt werden müssen, weil die Industrie die Entwicklung der Software-Lösung verschlafen hat, muss klar sein, dass dies nicht zu Lasten der Praxen geschehen darf.

In dieser Woche fand in Berlin die Messe DMEA statt, die Digital Medical Expertise & Applications. Schirmherr war Gesundheitsminister Karl Lauterbach, der erklärte, er verstehe sich nicht nur als Gesundheitsminister, sondern auch als Digitalisierungsminister.

Dr. Petra Reis-Berkowicz: Auch wir Ärztinnen und Ärzte sind nicht grundsätzlich gegen die Digitalisierung. Im Gegenteil: Die Beispiele aus den Ländern, wo die Digitalisierung seit vielen Jahren funktioniert, zeigen, welche Chancen sich für alle Beteiligten bieten. Nur: Wir erwarten, dass die Technik auch funktioniert. Beispiel eRezept: Man hat uns erklärt, das eRezept sei unter Belastung getestet worden. Richtig ist: Es wurden wohl 30.000 eRezepte generiert. Wir stellen aber pro Jahr in Deutschland rund 550 Millionen Rezepte aus. Bei 5 Promille von einem Test unter Volllast zu sprechen, ist ein Witz.

 

 

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