Dr. med. Dipl.-Oek. Bernhard Riedl, Prof. Dr. med. Jörg Schelling und Dr. med. Britta Amthor sind neben ihrer Praxistätigkeit im Bereich Lehre beziehungsweise Wissensvermittlung aktiv. Was sie antreibt, bei der KV-Wahl 2022 für die Liste Bayerischer Hausärzteverband zu kandidieren.

Mit insgesamt 45 Kandidatinnen und Kandidaten geht die Liste Bayerischer Hausärzteverband bei der KV-Wahl 2022 ins Rennen. Sie alle engagieren sich neben ihrer Praxistätigkeit in unterschiedlichen Bereichen und haben entsprechend unterschiedliche berufspolitische Schwerpunkte, auch wenn sie ein Ziel eint: Gute Rahmenbedingungen für Hausarztpraxen und die Sicherung der wohnortnahen, flächendeckenden ambulanten hausärztlichen Versorgung in Bayern.

Dr. med. Dipl.-Oek. Bernhard Riedl, der in einer Einzelpraxis in Wenzenbach im Landkreis Regensburg niedergelassen ist, setzt hier schon beim Medizinstudium an. Seit vielen Jahren engagiert er sich als Dozent für Allgemeinmedizin und wurde 2017 mit dem Lehrpreis „Dozent des Jahres“ der medizinischen Fakultät an der TU München ausgezeichnet. Ihm ist es wichtig, neben einer praxisnahen Hausarztmedizin den angehenden Ärztinnen und Ärzte auch wirtschaftliche Aspekte der hausärztlichen Tätigkeit nahezubringen. Als Facharzt für Allgemeinmedizin und Gesundheitsökonom bringt er damit die passenden Voraussetzungen mit. So hat er 2019 zusammen mit dem Allgemeinmediziner Dr. Florian Vorderwülbecke und unterstützt vom Bayerischen Hausärzteverband und der KV Bayerns das Wahlfach „Traumziel Allgemeinmedizin“ an der TU München aus der Taufe gehoben.

„Wir müssen die wissenschaftliche Allgemeinmedizin stärken, um sie für den studentischen Nachwuchs noch attraktiver zu machen“

In der Förderung von Niederlassungsseminaren sieht Dr. Riedl einen Weg, wie die KVB gezielt dazu beitragen kann, den medizinischen Nachwuchs für eine spätere Niederlassung zu gewinnen. Und: „Wir müssen die wissenschaftliche Allgemeinmedizin stärken, um sie für den studentischen Nachwuchs noch attraktiver zu machen“, ist er überzeugt. Auch hier sieht er die KVB mit in der Pflicht: „Forschung ist ebenfalls auf Förderung angewiesen, und als Mitglied der Vertreterversammlung würde ich mich für mehr Engagement der KVB in der Praxisforschung einsetzen“, so Dr. Riedl.

„Die Medizinstudierenden brauchen eine Perspektive in der Niederlassung – wir dürfen sie nicht den investorengesteuerten MVZ in die Arme treiben“

Die gezielte Förderung der Niederlassung und sichere wirtschaftliche Rahmenbedingungen für die selbstständige Tätigkeit sind für ihn weitere wichtige Aspekte: „Die Medizinstudierenden brauchen eine Perspektive in der Niederlassung – wir dürfen sie nicht den investorengesteuerten MVZ in die Arme treiben“.

Aus der Lehre kommt auch Kandidat Prof. Dr. med. Jörg Schelling. Der in Planegg bei München in einer Gemeinschaftspraxis niedergelassene Facharzt für Allgemeinmedizin hat das Institut für Allgemeinmedizin an der LMU als kommissarischer Direktor von 2014 bis 2016 federführend aufgebaut. Danach verlagerte er den Schwerpunkt seiner Lehrtätigkeit auf Ärztinnen und Ärzte in Weiterbildung Allgemeinmedizin, indem er das Kursangebot „Allgemeinmedizin Kompakt“ der Münchner Akademie für Ärztliche Fortbildung initiierte. Die dreitägige Präsenzveranstaltung ist in erster Linie als umfangreiche und praxisbezogene Vorbereitung auf die Facharztprüfung Allgemeinmedizin konzipiert, eignet sich aber auch als ‚Refresher‘ (Fortbildungsrepetitorium) für alle Niedergelassenen und kann beim Quer- und Wiedereinstieg wertvolles Basiswissen vermitteln. Inzwischen ist der Kurs „fast schon Pflichtveranstaltung in der Weiterbildung Allgemeinmedizin“ geworden, so der Eindruck von Prof. Schelling.

„Wir müssen aber auch genauer definieren, was echte Versorgungs-Hausarztmedizin ist“

Über die Beweggründe für seine Kandidatur sagt er: „In der KVB will ich mich stark machen für die klare Benennung der Strukturen und Fachgebiete, welche die Hauptlast der Versorgung tragen - nicht nur in der Pandemie.“ So habe die Allgemeinmedizin mit ihrer Breitenkompetenz nach wie vor nicht den Stellenwert, der ihr zukommt – weder im Studium, wo Spezialisierung als Karriereziel im Vordergrund steht, noch im ambulanten System, wo die Rolle der Hausärztinnen und Hausärzte als zentrale Anlaufstelle, bei denen alle Fäden zusammenlaufen, nicht immer anerkannt wird. „Wir müssen aber auch genauer definieren, was echte Versorgungs-Hausarztmedizin ist“, so Prof. Schelling. Denn viele Kolleginnen und Kollegen, die der hausärztlichen Versorgung zugerechnet werden, haben sich auf einen Schwerpunkt spezialisiert und bieten keine breite Versorgung. Dies wiederum verfälsche die Zahlen, wenn es darum geht, den Versorgungsgrad zu bestimmen. „Fördern und Fordern sollte hier die Devise sein“, findet Prof. Schelling. Wer nur ein eingeschränktes Behandlungsspektrum biete, könne im ersten Schritt durch entsprechende Fortbildungsangebote angeregt werden, ein größeres hausärztliches Spektrum abzudecken und auch gezielt dazu aufgefordert werden.

"Es ist wichtig, die Ärztinnen und Ärzte in Weiterbildung rechtzeitig abzuholen"

Schließlich sieht er die KV auch in der Pflicht bei der Motivation zur Niederlassung als Hausärztin/Hausarzt, zum Beispiel durch Informationskampagnen. „Es ist wichtig, die Ärztinnen und Ärzte in Weiterbildung rechtzeitig abzuholen, wie das ja auch schon über die Koordinierungsstelle Allgemeinmedizin – die KoStA – geschieht, zu deren Trägern neben der Bayerischen Ärztekammer und der KVB auch der Bayerische Hausärzteverband gehört“, so Prof. Schelling. „Wir müssen den jungen Ärztinnen und Ärzten die Angst vor der Niederlassung nehmen“.

Ein Projekt dazu ist der Werkzeugkasten Niederlassung, für den sich zwei weitere Kandidatinnen der Liste Bayerischer Hausärzteverband als Referentinnen engagieren: Allgemeinmedizinerin Dr. med. Julia Born, seit 2022 niedergelassen in einer Gemeinschaftspraxis in Lauf a. d. Pegnitz, Landkreis Nürnberger Land, und Dr. med. Britta Amthor, seit 2017 niedergelassen in einer Einzelpraxis im oberbayerischen Landsberg am Lech.

"Ich bin selbst ein Werkzeugkasten-Kind. Die Module haben mich in meinem Beschluss gestärkt, meine Praxis zu übernehmen."

Neben Informationen und Tipps zu unterschiedlichen Aspekten rund um die Niederlassung geht es in den Modulen des Werkzeugkastens Niederlassung auch um den emotionalen Austausch auf Augenhöhe, betont Dr. Amthor. Denn die Dozentinnen und Dozenten haben sich allesamt selbst vor nicht langer Zeit auf das Wagnis Selbstständigkeit eingelassen und wissen aus eigener Erfahrung, dass der Weg zur eigenen Praxis Überwindung kostet, sich aber immer lohnt. „Ich bin selbst ein Werkzeugkasten-Kind“, sagt Dr. Amthor, „die Module haben mich in meinem Beschluss gestärkt, meine Praxis zu übernehmen. Jetzt möchte ich jungen Kolleginnen und Kollegen Mut machen, diesen Schritt zu wagen“, begründet sie ihr Engagement.

"Aktuellen Unterstützungsmaßnahmen für neu Niedergelassenen für die Zukunft zu sichern und weiter auszubauen"

Die Unterstützung der KVB bei der Niederlassung findet Dr. Amthor „schon sehr gut organisiert“. Als Mitglied der Vertreterversammlung würde sie sich unter anderem dafür einsetzen, die aktuellen Unterstützungsmaßnahmen für neu Niedergelassenen für die Zukunft zu sichern und weiter auszubauen – „deshalb kandidiere ich für die Liste Bayerischer Hausärzteverband“.


Alle Kandidierenden der Liste Bayerischer Hausärzteverband und Informationen zur KV-Wahl 2022 finden Sie unter

www.kvwahl2022.de

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