Der Bayerische Hausärzteverband tritt als Team bei der KV-Wahl 2022 an. Für die Liste Bayerischer Hausärzteverband erklären Dr. Petra Reis-Berkowicz und Dr. Markus Beier, warum diese KV-Wahl richtungsentscheidend ist.

Am 27. Oktober beginnt die Briefwahl zur Vertreterversammlung der Kassenärztlichen Vereinigung Bayerns. Bis Mittwoch, 9. November, 13.00 Uhr müssen die Wahlunterlagen bei der KVB in München eingegangen sein. Der Poststempel genügt nicht! Der Bayerische Hausärzteverband tritt als Team bei dieser Wahl an. Für die Liste Bayerischer Hausärzteverband erklären Dr. Petra Reis-Berkowicz, Vorsitzende der Vertreterversammlung der KVB, und Dr. Markus Beier, Landesvorsitzender des Bayerischen Hausärzteverbandes, warum diese KV-Wahl richtungsentscheidend ist.

Dr. Jakob Berger
 Dr. Markus Beier und Dr. Petra Reis-Berkowicz

Frau Dr. Reis-Berkowicz, Herr Dr. Beier, warum sprechen Sie von einer Richtungswahl?

Dr. Petra Reis-Berkowicz: „In den vergangenen zwölf Jahren stand mit unserem Kollegen Dr. Wolfgang Krombholz die KVB unter hausärztlicher Führung. Im guten Dialog mit den Kolleginnen und Kollegen anderer Fachrichtungen haben Hausärztinnen und Hausärzte in der KVB einen Kulturwandel durchgesetzt. Die Zeiten, in denen die KVB auf Gutsherrenart die Ärzteschaft drangsalieren konnte, sind vorbei. Die KVB unter hausärztlicher Führung ist eine Erfolgsgeschichte.“

Dr. Markus Beier: „Wir müssen allen Bestrebungen, dieses Rad zurückzudrehen, bereits im Ansatz Einhalt gebieten. Die KVB ist und bleibt eine Körperschaft des öffentlichen Rechts, aber wir haben in den vergangenen zwölf Jahren gezeigt, dass wir niedergelassenen Ärztinnen und Ärzte keine Befehlsempfänger sind – und auch nicht so behandelt werden wollen. Das Verhältnis zwischen KVB und uns Ärztinnen und Ärzten ist mittlerweile eines auf Augenhöhe. Und davon profierten alle. Diese Erfolge müssen wir zukunftsfest machen. Dies gilt insbesondere für den Erhalt und die Weiterentwicklung des hausärztlichen Honorars in Bayern. Deshalb ist es so wichtig, dass wirklich jede Hausärztin und jeder Hausarzt sein Wahlrecht nutzt und an der Briefwahl teilnimmt.“

Welche konkreten Forderungen konnten Sie in der KVB durchsetzen?

Dr. Beier: „Die Reform des Bereitschaftsdienstes mit Pool-Arzt-System und den Wegfall der Richtgrößenprüfung beim Regress sind beispielsweise zwei große Projekte, die wir als Team in der KVB durchgesetzt haben. Aber wie gesagt: Diese Erfolge sind nicht in Stein gemeißelt. Es gibt immer wieder Versuche, die Probleme, vor denen unser Gesundheitssystem steht, auf uns Niedergelassene abzuwälzen. Deshalb müssen wir als Liste Bayerischer Hausärzteverband wieder stärkste Fraktion in der Vertreterversammlung werden.“

Dr. Reis-Berkowicz: „Allein die Reformen beim Regress und beim Bereitschaftsdienst sind wesentlich, um jungen Medizinerinnen und Medizinern eine Perspektive zu geben, sich später als Hausärztin oder Hausarzt niederzulassen. Bei allen Gesprächen, die ich mit Studierenden zum Beispiel im Rahmen einer Famulatur oder des PJs habe, wird deutlich, wie wichtig es für den Nachwuchs ist, einen erfüllenden und attraktiven Beruf zu wählen. Gerade als niedergelassene Hausärztin oder Hausarzt ist es heute sehr gut möglich, Beruf und Familie miteinander zu vereinbaren.“

Dr. Beier: Der Bayerische Hausärzteverband engagiert sich seit Jahren sehr stark in der Nachwuchsarbeit, weil wir sehen, dass wir ansonsten die hausärztliche Versorgung in Stadt und Land nicht nachhaltig sicherstellen können. Wir haben auch hier viel erreicht. So wurde unsere Forderung nach Lehrstühlen für Allgemeinmedizin in fünf von sechs Universitäten mit medizinischen Fakultäten bereits umgesetzt. Über unsere Stiftung Bayerischer Hausärzteverband fördern wir Famulaturen und PJ-Tertiale in Hausarztpraxen auf dem Land. Wir zeigen also nicht nur auf andere, sondern kämpfen selbst um jede neue Hausärztin und um jeden neuen Hausarzt. Das ist ein mühsamer Weg, aber das Interesse der Studierenden an der Allgemeinmedizin steigt.

Wo sehen Sie aktuell Gefahren, dass sich das Rad wieder zurückdrehen könnte und der Hausarzt-Beruf an Attraktivität verliert?

Dr. Reis-Berkowicz: „Ein großes Thema ist die Digitalisierung, die wir grundsätzlich unterstützen. Jede digitale Lösung muss aber uns Praxen entlasten und auch den Patienten einen Mehrwert bieten.“

Dr. Beier: „Ein anderes großes Thema ist der Missbrauch von Medizinischen Versorgungszentren durch renditegetriebene Investoren. Wir sehen in anderen Facharztbereichen, wie die flächendeckende ambulante Versorgung durch einen ungehemmten Aufkauf von Praxen und die Umgliederung in Konzernstrukturen zerstört wird. Wir Hausärztinnen und Hausärzte wollen Medizin machen und unsere Patientinnen und Patienten bestmöglich versorgen – und nicht die Kapitalinteressen von Investoren befriedigen. Gesundheit ist keine Ware.“

Dr. Reis-Berkowicz: „Und wir müssen wieder faire Honorare durchsetzen. Das sind wir auch unseren Medizinischen Fachangestellten und VERAHs schuldig, ohne die eine hausärztliche Versorgung nicht möglich wäre.“

Dr. Beier: „Generell gilt: Wir müssen auf der Hut sein und frühzeitig auf allen Ebenen reagieren, um eine Verschlechterung der hausärztlichen Versorgung zu verhindern. Das geht nur im Team. Deshalb treten wir als Liste Bayerischer Hausärzteverband auch als Team zur KV-Wahl an.“

Herr Dr. Beier, Sie sind vor ein paar Tagen zum Bundesvorsitzenden des Deutschen Hausärzteverbandes gewählt worden. Hat diese Personalentscheidung Auswirkungen auf Bayern?

Dr. Beier: Nein, diese Frage stellt sich aktuell nicht. Neben Bayern stehen auch in mehreren anderen Bundesländern im Herbst Wahlen zu den Vertreterversammlungen der jeweiligen Kassenärztlichen Vereinigungen an. Es ist von ganz entscheidender Bedeutung für den Erhalt einer flächendeckenden hausarztzentrierten Versorgung, dass wir Hausärztinnen und Hausärzte in den Länder-KVen auch in Zukunft bestmöglich vertreten sind, um in der Kassenärztlichen Bundesvereinigung Gewicht zu haben. Dafür brauchen wir jede einzelne Stimme. Das ist es, worauf wir in den nächsten Wochen den klaren Fokus setzen.

Dr. Reis-Berkowicz: „Wir treten mit der Liste Bayerischer Hausärzteverband bewusst als Team an, weil es uns nicht um Personen geht, sondern um Inhalte. Unser Ziel ist es, alles zu tun, damit unser Beruf, den wir mit sehr viel Engagement und Herzblut oft seit vielen Jahrzehnten ausüben, attraktiv bleibt. Nur so können wir unsere Patientinnen und Patienten auch in Zukunft gut versorgen und Studierende für eine hausärztliche Niederlassung begeistern.“

Dr. Beier: „Grundvoraussetzung für alles ist, dass wir Hausärztinnen und Hausärzte wieder die stärkste Fraktion in der KVB-Vertreterversammlung stellen. Das schaffen wir nur um Team. Deshalb kann man es nicht oft genug sagen: Liebe Kolleginnen und Kollegen, nehmen Sie bitte an der KV-Wahl teil. Ihre Stimme entscheidet!“

Alle Kandidierenden der Liste Bayerischer Hausärzteverband und Informationen zur KV-Wahl 2022 finden Sie unter

www.kvwahl2022.de

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