Zertifikat für weitere 22 Kaufmännische Praxisassistentinnen
Im kompakten Lehrplan standen Grundkenntnisse Gesundheitswesen, Hygienevorschriften, Patienten empfangen und begleiten, Patientenanmeldung und Terminvergabe, Praxisorganisations- und Verwaltungsprozesse, Notfalltraining und vorbereitende Buchhaltung. Zusätzlich konnten sie in drei Praktika in hausärztlichen Praxen Erfahrungen sammeln. Zu guter Letzt absolvierten sie am Vortag noch einen umfangreichen Test, in dem in anderthalb Stunden 28 Seiten Stoff aus neun Monaten Ausbildung abgefragt wurde. „Alle 22 haben durchgehalten und eine legendäre Prüfung abgelegt mit einem Notendurchschnitt von 1,9“, freute sich Geisberger.
Spitzenergebnisse bei der Prüfung
Zu diesem Spitzenergebnis hat Christina Bozoidou nicht unmaßgeblich beigetragen. 2010 ist sie aus Griechenland nach Deutschland gekommen und hatte, nachdem ihre drei Kinder aus dem Gröbsten heraus waren, eine berufliche Neurorientierung gesucht. Ins Hotelfach, wo sie eine Ausbildung absolviert hatte, wollte sie nicht mehr. „Meine Cousine hat mich auf die Qualifizierung zur „Kaufmännischen Assistenz in Hausarztpraxen“ aufmerksam gemacht“, berichtet die 37jährige. Als sie hörte, dass noch Plätze frei sind, bewarb sie sich einfach und legte los.Es sei schon ein Sprung ins kalte Wasser gewesen. Wie viele Berufseinsteiger oder Quereinsteiger sah auch Christina Bozoidou sich vor einer großen Herausforderung und war unsicher, ob sie es schaffen würde. Sorge bereitete ihr vor allem die Sprache. Zwar spricht sie inzwischen nahezu akzentfrei und fließend deutsch. „Aber da waren natürlich viele neue Fachbegriffe“, sagt sie. Außerdem musste sie die Qualifizierung mit ihrem Familienleben unter einen Hut bringen. Da die Kurse vormittags bis 14 Uhr stattfanden, ließ sich das mit der Kinderbetreuung zwar gut vereinbaren. „Doch Schule, Haushalt und Kinder mit Hausaufgaben miteinander zu vereinen war schon anstrengend. Ich habe gelernt, wenn meine Kinder im Bett waren. Vor der Prüfung habe ich 5/6 Stunden täglich gelernt“, berichtet sie.
Der Einsatz hat sich für sie auf jeden Fall gelohnt: Sie schnitt nicht nur als Beste in der Prüfung ab, sondern hat bereits eine Anstellung am gefunden. Noch in ihrem Praktikum in einer hausärztlichen Praxis an der Münchner Freiheit wurde sie gefragt, ob sie nicht bleiben wolle. Sie sagte zu, und arbeitet dort schon seit Anfang März am Empfang. „Ich unterstütze aber die Kolleginnen auch bei anderen Tätigkeiten, z.B. beim EKG und Blutdruckmessen“, erklärt sie. Zur Abschlussfeier ist direkt von ihrer neuen Arbeitsstelle gekommen und nimmt ganz in weiß ihr Zertifikat entgegen – sie hatte keine Zeit zum Umkleiden und hat noch ihre Praxiskleidung an.
Dass die Qualifikationsteilnehmerinnen noch im Praktikum in den ärztlichen Praxen vom Fleck weg angestellt werden, kommt gar nicht selten vor, sagt die BFZ-Seminarleiterin Beatrix Pade. Denn die Praxen, die Praktikantinnen aus dieser Qualifikationsmaßnahme aufnehmen, würden schnell merken, dass die Teilnehmerinnen aus diesem Kurs keine unbedarften Schulabgängerinnen sind. „Das sind gestandene Frauen mit solider Fachausbildung, oft mit Abschlüssen in anderen Branchen und Berufserfahrung“, erklärt sie. Damit verfügen sie über Schlüsselqualifikationen, von denen das ganze Team profitiere.
„Mit Berufserfahrung kann ich wirklich dienen“, sagt Gerlinde Köhler (63) lächelnd: Nach Friseurausbildung, Ausbildung zur technischen Zeichnerin, zur Erzieherin und zu CAD-Zeichnerin hat sie jeweils einige Jahre in diesen Berufen gearbeitet. Zwischendurch hat sie drei Kinder bekommen und großgezogen und zuletzt als Buchhalterin in einer Spedition gejobbt.
„Die Ausbildung hier im BFZ ist top"
Als ihr vom Jobcenter die Qualifizierung zur „Kaufmännischen Assistenz in Hausarztpraxen“ vorgeschlagen wurde, war sie begeistert. Denn in diesen Beruf kann sie mit Menschen arbeiten und ihre technisch-administrativen Fähigkeiten einsetzen. Ihr Praktikum verbrachte sie in einer Großpraxis mit sieben Ärztinnen und Ärzten. „Da war schon lebhafter Betrieb“, sagt sie, „das hat mir gut gefallen - das hält jung“. Sie hat schon eine Stelle zum Jahresende in Aussicht. Die Teilnahme an der Qualifikation kann sie nur empfehlen. „Die Ausbildung hier ist top. Das ist das Maß der Dinge“, sagt sie begeistert.
Dass erst zehn von 22 Teilnehmerinnen eine Anstellung haben, findet BFZ-Teamleiterin Monika Geisberger keineswegs beunruhigend. Sie ist davon überzeugt, dass auch alle in hausärztlichen Praxen einen passenden Arbeitsplatz finden. „Der Bedarf ist groß“, erklärt sie mit Blick auf den allgemeinen Fachkräftemangel, der auch in hausärztlichen Praxen Realität ist.
Berufliche Zukunftsperspektiven mit Zertifikat
In ihrer Ansprache bei der Abschlussveranstaltung verwies Monika Geisberger auch auf die Möglichkeit, den Weg der Weiterbildung in den hausärztlichen Praxen weiter zu verfolgen. Mit dem Zertifikat sei die erste Hürde genommen. „Aber Sie müssen hier nicht stehen bleiben. Der nächste Schritt kann die MFA-Ausbildung sein, darauf aufbauend die Qualifizierung zur Versorgungsassistentin in der Hausarztpraxis bis hin zu einem Master-Studiengang Primary Care Management“, erklärte sie ihren Zuhörerinnen.
Die erfolgreiche Maßnahme wird fortgesetzt und auf weitere Standorte in Bayern ausgeweitet. Der nächste Kurs startet am 7. Juli in Rosenheim und wird auch hybrid angeboten. Teilnehmende an weiter entfernten Standorten können also auch über Video-Schalte am Unterricht teilnehmen. Im Oktober beginnt ein weiterer neuer Jahrgang. Für die neuen Teilnehmenden werden übrigens noch Praktikumsplätze in Hausarztpraxen gesucht.
Interesse? Dann wenden Sie sich bitte per E-Mail an Monika Geisberger unter