„Wir sind ein lebendiger Verband“
„Jeder ist froh, dass es in der Oberpfalz einen Lehrstuhl für Allgemeinmedizin gibt“, fasst der Gastgeber Dr. Stefan Semmler, BHÄV-Bezirksvorsitzender Oberpfalz, die Reaktionen der digitalen Runde auf die Vorstellung des neuen Lehrstuhls für Allgemeinmedizin in Regensburg zusammen. Seit dem 1. Oktober ist die Lehrstuhlinhaberin Prof. Dr. Patricia Schartau dabei, in Regensburg einen neuen Standort für allgemeinmedizinische Präventions- und Versorgungsforschung aufzubauen und einen zentralen Anlaufpunkt für die Nachwuchsförderung im hausärztlichen Bereich zu schaffen.
Wie bei der Bezirksversammlung am Mittwochabend deutlich wurde, hat sie bei dieser Aufgabe die Hausärztinnen und Hausärzte an ihrer Seite. Dazu Dr. Semmler: „Wir sind uns einig darüber, dass sie unsere volle Unterstützung bekommt, wo sie sie braucht – zum Beispiel, wenn es um Lehrpraxen oder Praxen für das PJ-Allgemeinmedizin geht, sind wir dabei – keine Frage.“
Mehr Diskussionsbedarf warfen die Themen auf, über die der BHÄV-Vorsitzende Dr. Wolfgang Ritter in seinem berufspolitischen Update informierte. Zum Beispiel, wenn es um die Folgen der Krankenhausreform und für die hausärztlichen Praxen geht. „Wenn eine Klinikabteilung oder ein Krankenhaus geschlossen werden, betrifft uns das als Niedergelassene auch. Denn dann ist die ambulante Versorgung eine andere und die Anforderungen an die Hausärztinnen und Hausärzte steigen“, bringt Dr. Stefan Semmler das Problem auf den Punkt.
Auch der Dauerbrenner iMVZ wirft bei den Niedergelassenen viele praktische Fragen auf, sagt der Gastgeber. Ein Gesetz zur Regulierung der iMVZ wird gefordert. „Auch geht es zum Beispiel um die Zusammenarbeit mit Fachärzten, die in iMVZ arbeiten“, erklärt er. Bei selbstständigen niedergelassenen Fachärzten ist die Bereitschaft zu einer guten Zusammenarbeit im mit Blick auf die Qualität der Versorgung höher. Große Probleme gibt es wenn ein investorenbetriebenes MVZ mit mehreren Arztsitzen kurzfristig schließt. Hier ist die Versorgung von Patienten akut gefährdet, das bestehende System kann solche Ausfälle nicht kompensieren.
Viel Raum nahm das Thema „HÄPPI“ ein. Wie Dr. Ritter in seinem Update zur Sache erklärte, erweist sich das Versorgungskonzept auch in den neun bayerischen Modellpraxen als zukunftsfähige Lösung. Das zeigten auch die ersten wissenschaftlichen Auswertungen.
Dennoch gibt es seitens der Ärzteschaft noch größeren Informationsbedarf. Das bewies die intensiv geführte Diskussion im Anschluss an den Kurzvortrag – großes Thema: Was die Umsetzung von HÄPPI im Versorgungsalltag für die Hausarztpraxen bedeutet, „Gerade für die Einzelpraxis bietet das Konzept große Chancen. Das flexible Konzept ermögliche es das Ausmaß der Delegation an die Bedürfnisse der jeweiligen Praxis anzupassen“, so Dr. Ritter.
Unterm Strich ist Dr. Semmler sehr zufrieden mit der ersten interaktiven Bezirksmitgliederversammlung Oberpfalz. Den persönlichen Austausch könne eine Kachelkonferenz zwar nicht ersetzen, doch für berufspolitische Informationen aus erster Hand und intensiven Austausch aller Teilnehmer hält er dieses Format sehr gut geeignet. Und noch etwas sei an diesem Mittwochabend zu beobachten gewesen. „Wir sind ein lebendiger Verband“, freut sich der Gastgeber.