Mehr Patienten Versorgen im Team: HÄPPI bietet Lösungsansatz
Beim diesjährigen Get-Together zur Adventszeit, zu dem der Bayerische Hausärztinnen- und Hausärzteverband traditionell in der Vorweihnachtszeit einlädt, stand dieses Jahr das HÄPPI-Projekt im Fokus, das vom Bayerischen Staatsministerium für Gesundheit, Pflege und Prävention gefördert wird.
Zentral dabei ist die Patientensteuerung, „das beherrschende Thema dieses Jahres“, wie Dr. Ritter in seiner Begrüßung feststellte. Bei der großen Überschrift „Steuerung“ gebe es ganz viele Schnittmengen, so Dr. Ritters Beobachtungen bei vielen Gesprächen, die er im Laufe des Jahres geführt hat. „Aber sobald man dann ins Detail kommt, sieht man, wie die einzelnen Player links und die anderen rechts abbiegen in verschiedene Richtungen“, so Dr. Ritter. Er mahnte an, bei der Diskussion die wissenschaftliche Evidenz als Grundlage zu nehmen. Und da habe sich die Hausarztzentrierte Versorgung (HZV) als freiwilliges hausärztliches Primärarztsystem bewährt.
Damit ein hausärztliches Primärarztsystem auch funktionieren kann, wenn weniger Hausärztinnen und Hausärzte einem wachsenden Versorgungsdruck gegenüberstehen, „haben wir die Lösung HÄPPI“, brachte Dr. Ritter das Versorgungskonzept ins Spiel, das Schwerpunkt der anschließenden Podiumsdiskussion zum Thema „Lösungsideen primärärztlicher Versorgung“ war. Dort vertiefte Dr. Ritter die Bedeutung des HÄPPI-Pilotprojekts in Bayern, in dessen Rahmen neun Hausarztpraxen in Bayern durch das Bayerische Staatsministerium für Gesundheit, Pflege und Prävention gefördert werden. Ziel sei, aus den im Förderprojekt gesammelten Erfahrungen eine Art Kochbuch zu erstellen für weitere Praxen, die den Transformationsprozess zu HÄPPI ebenfalls starten wollen. Fragen wie „wo kann ich meine PCM einsetzen“ oder „welche Digitalisierungs-Tools gibt es“, das müsse nicht jede Praxis neu herausfinden. Sie werden in dem „Kochbuch“ aufgegriffen, in dem genau nachzulesen sein soll, wie welcher Ablauf gestaltet werden kann. „So kann sich jeder rausziehen aus dem Konzept, was er für die Versorgung vor Ort braucht“, so Dr. Ritter.
Erfahrungsberichte aus der HÄPPI-Praxis
Was HÄPPI in der Praxis bedeutet und was sich seit ihrer Teilnahme an dem Pilotprojekt in Bayern für sie verändert hat, erläuterten dort Dr. Peter Wienert und Primary Care Managerin (PCM) Susann Marschner. „Das Schöne am PCM-Studiengang ist, dass er auf mehreren Ebenen stattfindet. Das ist einmal der medizinische Teil für die Patientenversorgung, aber der Studiengang beinhaltet auch administrative und betriebswirtschaftliche Aspekte“, erklärte Marschner, wie das PCM-Studium die Grundlage für ihre neuen Aufgaben bildet: „Ich erledige den Schriftverkehr rund um die Patienten mit den Behörden, Ämtern und Krankenkassen. Aber ich bin auch ganz nah am Patienten dran mit der Terminsprechstunde und der Infektsprechstunde unter Supervision meiner beiden Chefs und allen delegierbaren Aufgaben, die ich übernehmen kann“, umriss sie ihren Arbeitsalltag in der HÄPPI-Pilotpraxis von Dr. Wienert und seinem Kollegen Dr. Martin Eder in Berchtesgaden.
Dass ihr neues Aufgabengebiet einiges an Umstrukturierung in der Praxis erforderte, machte Dr. Wienert deutlich. Die Akzeptanz der Patientinnen und Patienten für das neue Angebot der PCM-Sprechstunden zu erreichen, habe eine lange Vorbereitung und gezielte Kommunikation erfordert, berichtete er. Gleichzeitig unterstrich er die Bedeutung von HÄPPI. „Das Besondere an dem Projekt ist, dass es uns unheimlich flexibel macht und uns Möglichkeiten eröffnet, das Personal einzusetzen, Personal, von dem ich weiß, was es
Einigkeit über die Ziele
Politik zeigt sich pro HÄPPI
Auch Bernhard Seidenath, Vorsitzender des Gesundheitsausschusses im Bayerischen Landtag, zeigte sich überzeugt davon, dass sich Hausärztinnen und Hausärzte entlasten müssen durch nichtärztliches Fachpersonal. HÄPPI habe in diesem Zusammenspiel eine ganz neue Qualität.Ruth Waldmann, Seidenaths Stellvertreterin im Gesundheitsausschuss, konnte dem nur zustimmen. „Was ich besonders gut finde an dem HÄPPI-Modell ist, dass es von Ihnen entwickelt wird“, sagte sie in Richtung der Hausärzte auf dem Podium. Hier gehe es nicht um aufgesetzte Strukturen, für die SPD-Landtagsabgeordnete ein „erfolgversprechender Weg“. „Ich finde es gut, dass Sie sich öffnen, dass Sie bereit sind, verschiedene Berufsgruppen zu integrieren und auf Kooperation setzen, und das unterstützen wir gern“, versicherte sie.
Wichtig ist, dass wir auch die Vergütung entsprechend anpassen, damit das auch bezahlt wird, sonst haut’s nicht hin“, brachte Seidenath einen Aspekt ins Spiel, der auch Dr. Ritter als BHÄV-Vorsitzender und dem HÄPPI-Arzt Dr. Wienert am Herzen liegt. Der Einsatz der PCM müsse sich auch in der Vergütung für die Praxen wiederspiegeln, mahnte Dr. Wienert an. Schließlich müsse nicht nur der PCM ein entsprechendes Gehalt gezahlt werden, sondern auch eine weitere MFA, die ihre früheren Aufgaben übernimmt. Sein Vorschlag: Eine entsprechende ergänzende Vergütung, wie es sie für die VERAH auch gibt.
Dr. Ritter betonte, man wolle das Gros der Hausärztinnen und Hausärzte dazu bringen, die Transformation in Richtung HÄPPI zu machen. Aber nur zu sagen, „hör zu, da hast du das Kochbuch, aber es kostet so und so viel Geld und macht viel Arbeit“, erhöhe die Hürde. „Deshalb brauchen wir die Krankenkassen, aber auch die Politik“, so Dr. Ritters Appell. Er plädierte ebenfalls für einen PCM-Zuschlag, wie er in den HZV-Verträgen für die VERAH gezahlt wird.