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„Patienten-Steuerung ist Fundament einer nachhaltigen Versorgung“

verfasst am 06. Mai 2025
Pressemitteilung zum Bayerischen Hausärztetag 2025, der vom 16. bis 17. Mai in Erlangen stattfindet.

München/Erlangen, 6. Mai 2025 – „Wandel gestalten – Hausärztliche Praxen in Bewegung“ ist das Motto des Bayerischen Hausärztetages, der am Freitag, 16. Mai und Samstag, 17. Mai in Erlangen stattfindet. „Unser Gesundheitssystem steht vor großen Herausforderungen, aber wir als Bayerischer Hausärzteverband haben eine klare und umfangreiche Strategie, wie wir die Versorgung unserer Patientinnen und Patienten in Stadt und Land zukunftsfest sicherstellen können. Mit der Festschreibung eines Primärarztsystems im Koalitionsvertrag von CDU/CSU und SPD ist unser Lösungsansatz im Grundsatz in der Politik angekommen. Die Patienten-Steuerung im Rahmen der Hausarztzentrierten Versorgung (HZV) ist dabei das Fundament einer nachhaltigen Versorgung“, erklärt Dr. Wolfgang Ritter, Vorsitzender des Bayerischen Hausärzteverbandes. „Mit über 10 Millionen HZV-Patienten beweisen Deutschlands Hausarztpraxen seit Jahren Tag für Tag, wie sinnvoll die Steuerung über uns Hausärztinnen und Hausärzte sowohl für die Patienten selbst, aber auch für die Versichertengemeinschaft ist.“

„Primärärztliche Versorgung bedeutet, Patientinnen und Patienten über einen längeren Zeitraum in allen Gesundheitsfragen zu begleiten. Es geht also um viel mehr, als nur um die Behandlung einer einzelnen, auch komplexen Erkrankung, die je nach Art auch von unseren Facharztkollegen übernommen werden kann“, erklärt Dr. Petra Reis-Berkowicz. Die 1. stellvertretende Vorsitzende des Bayerischen Hausärzteverbandes stellt deshalb klar: „Nur wir Hausärztinnen und Hausärzte haben immer den ganzen Menschen im Blick. Deshalb ist die Ankündigung der neuen Bundesregierung richtig, das Primärarztsystem bei den Hausarztpraxen zu verorten. Wir brauchen aber nicht nur Worte, sondern Taten.“

„Unsere Hausarztpraxen sind für diese zentrale Steuerungsfunktion gut aufgestellt. Mit der Teampraxis beziehungsweise dem HÄPPI-Konzept werden wir die Herausforderungen meistern“, sagt Dr. Ritter. HÄPPI steht für das Konzept „Hausärztliches Primärversorgungszentrum – Patientenversorgung Interprofessionell“, das der Hausärztinnen- und Hausärzteverband als Bundesverband in Kooperation mit der Universität Heidelberg entwickelt hat.  Der zentrale Gedanke dabei: Statt immer neue Anlaufstellen für Patientinnen und Patienten zu schaffen, wird in einer HÄPPI-Praxis die Verantwortung unter dem Dach der Hausarztpraxis gebündelt. Dabei übernimmt unter der Verantwortung und Leitung der Hausärztinnen und Hausärzte das Praxis-Team, bestehend aus akademisierten und nicht-akademisierten Fachkräften, zusätzliche Aufgaben in der Patientenversorgung. Außerdem wird die Digitalisierung durch sinnvolle und funktionierende Anwendungen genutzt. Die Hausärztinnen und Hausärzte können sich so stärker auf die Fälle konzentrieren, bei denen ihre ärztliche Kompetenz zwingend erforderlich ist.

Auch beim Thema Nachwuchs zeigen sich Erfolge. So hat sich laut Bundesärztekammer von 2010 bis 2023 die Zahl der Facharztanerkennungen für Allgemeinmedizin/Innere sowie Allgemeinmedizin von 1085 auf 2031 deutschlandweit fast verdoppelt. „Ob bei Famulatur, dem PJ, der strukturierten Facharzt-Weiterbildung oder auf dem Weg in die Niederlassung, wir als Bayerischer Hausärzteverband unterstützen unsere künftigen Kolleginnen und Kollegen vom Studium bis zur eigenen Praxis“, sagt Dr. Beate Reinhardt. Die 2. stellvertretende Vorsitzende des Bayerischen Hausärzteverbandes ist Gastgeberin der Veranstaltung „Start-up Allgemeinmedizin: Meet the Experts – Wege in der Allgemeinmedizin“, zu dem Medizinstudierende sowie Ärztinnen und Ärzte in Bayern am Donnerstag ab 18.00 Uhr ins E-Werk in Erlangen eingeladen sind. Seit 2015 findet diese Informationsveranstaltung mit anschließendem Get-Together am Vorabend des alljährlichen Bayerischen Hausärztetages statt. Den Schwerpunkt bilden Vorträge von erfahrenen Hausärztinnen und Hausärzten zu wichtigen Themen, wie Facharztweiterbildung, Förderprogrammen, Niederlassungsmöglichkeiten und Praxisstrukturen. Dr. Reinhardt: „Wir sehen mittlerweile auch ein steigendes Interesse bei Kolleginnen und Kollegen anderer Facharztrichtungen, die in die Allgemeinmedizin wechseln wollen.“

Für die Beantwortung persönlicher Fragen stehen anschließend Expertinnen und Experten an den Infoständen bereit. Vertreten sind in diesem Jahr wieder die Stiftung Bayerischer Hausärzteverband, die Angebote Werkzeugkasten Niederlassung, Bavarian Circle und Allgemeinmedizin Kompakt, das Bayerische Staatsministerium für Gesundheit, Pflege und Prävention, die Kassenärztliche Vereinigung Bayerns, die Koordinierungsstelle Allgemeinmedizin (KoStA), das Kompetenzzentrum Weiterbildung Allgemeinmedizin Bayern (KWAB) und der Lehrstuhl für Allgemeinmedizin an der Friedrich-Alexander-Universität in Erlangen.

Nachhaltig engagiert sich der Bayerische Hausärzteverband auch in dem Bestreben, den Arbeitsplatz Hausarztpraxis noch attraktiver zu machen. So ist das Angebot an die Medizinischen Fachangestellten, sich zur „Versorgungsassistentin in der Hausarztpraxis“ (VERAH) oder zur „Betriebswirtschaftlichen Assistentin in der Hausarztpraxis“ (BEAH) weiter zu qualifizieren, seit Jahren ein Erfolg. „Mit der Primary Care Managerin (PCM) können unsere Praxismitarbeiterinnen jetzt auch berufsbegleitend einen akademischen Abschluss anstreben. Die ersten Absolventinnen haben vor ein paar Wochen in München ihre Bachelor-Zeugnisse erhalten. Damit bieten wir in Zusammenarbeit mit der Hochschule FOM insbesondere Frauen eine interessante Perspektive, den nächsten Karriereschritt zu machen und mehr Verantwortung zu übernehmen – was auch die Berufszufriedenheit steigert“, so Dr. Reinhardt.

Am Freitag und Samstag bilden 52 Fortbildungen für die Hausärztinnen und Hausärzte sowie Medizinische Fachangestellte einen Schwerpunkt des Bayerischen Hausärztetages in der Heinrich-Lades-Halle. „Wir Hausärztinnen und Hausärzte zahlen die Fortbildungen für unser Team und für uns aus der eigenen Tasche. Alle Fortbildungen des Bayerischen Hausärzteverbandes sind deshalb pharmafrei, evidenzbasiert und praxisorientiert“, so Dr. Ritter.

Außerdem tagt am Freitag die Delegiertenversammlung des Bayerischen Hausärzteverbandes in nicht-öffentlicher Sitzung (Hinweis an die Redaktionen: Eine Zusammenfassung der Beschlüsse erhalten Sie im Nachgang beziehungsweise über die Webseite www.hausaerzte-bayern.de).

Auf dem Festabend am Freitagabend wird Bayerns Staatsministerin für Gesundheit, Pflege und Prävention, Judith Gerlach, sprechen. Als weiteren Höhepunkt stellt Sternekoch Alexander Hermann als Botschafter der Stiftung Bayerischer Hausärzteverband sein neues Buch „Heldenküche – Hausarzt-Edition“ vor, das ab sofort unter anderem über die Webseite des Bayerischen Hausärzteverbandes www.hausaerzte-bayern.de bestellt werden kann. „Ich freue mich wahnsinnig, dass dieses schöne Projekt für die Stiftung Bayerischer Hausärzteverband gelungen ist. Dieses besondere Kochbuch beinhaltet nicht nur das breite Spektrum einer guten und gesunden Küche, sondern stellt mit den Portraits unterschiedlicher Hausärztinnen und Hausärzte die Vielfalt unseres Hausarztberufs dar“, sagt Dr. Petra Reis-Berkowicz, die das Projekt initiiert hatte.

Am Samstag steht dann die öffentliche Mitgliederversammlung im Mittelpunkt. Hausärztinnen und Hausärzte aus ganz Bayern diskutieren dabei über die aktuellen Fragen der Gesundheitspolitik. Auf dem Podium sind neben dem Vorstand des Bayerischen Hausärzteverbandes Dr. Markus Beier, Co-Bundesvorsitzender des Hausärztinnen- und Hausärzteverbandes, Klaus Holetschek, Vorsitzender der CSU-Fraktion im Bayerischen Landtag und ehemaliger bayerischer Gesundheitsminister, sowie die langjährige SPD-Bundestagsabgeordnete Martina Stamm-Fibich, die in der vergangenen Legislatur Vorsitzende des Petitionsausschusses war.

Für Rückfragen: Ruth Sharp, +49 89 127 39 27 61; Torsten Fricke, Mobil +49 171 41 58 329