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„Versorgungssteuerung nur in der Hausarztzentrierten Versorgung“

verfasst am 19. Mai 2025
Pressemitteilung mit einem Rückblick auf den Bayerischen Hausärztetag 2025, der vom 16. bis 17. Mai in Erlangen stattgefunden hat.

München/Erlangen, 19. Mai 2025 – In ihrem Leitantrag auf dem Bayerischen Hausärztetag haben die Delegierten des Bayerischen Hausärzteverbandes einstimmig die neue Bundesregierung aufgefordert, „die hausärztliche Patientensteuerung im Gesundheitssystem durch eine Stärkung der HZV als freiwilliges Primärarztsystem zu fördern“. Im Gegensatz dazu erteilten Bayerns Hausärztinnen und Hausärzte möglichen Überlegungen, ein Primärversorgungssystem im Kollektivvertrag umzusetzen, eine klare Absage.

Im Leitantrag heißt es dazu: „Die Hausarztzentrierte Versorgung (HZV) nach § 73 b SGB V vergütet bereits heute gesteuerte Versorgung auf Basis von mehr Pauschalen und schafft so eine faire Honorierung für die zusätzliche Verantwortung der Hausärztinnen und Hausärzte und ihrer Praxisteams in der Versorgung der HZV-Patientinnen und -Patienten. Dieses vertrauensbasierte und unbürokratische Prinzip macht eine funktionierende Steuerung erst möglich. Die HZV steht damit diametral zur Systematik des Kollektivvertrags, der mit seiner Regelungswut im engen Korsett des einheitlichen Bewertungsmaßstabs nicht die Voraussetzungen schaffen kann, die eine steuernde Hausarztpraxis braucht.“

Gleichzeitig verweisen Bayerns Hausärztinnen und Hausärzte auf den Erfolg der freiwilligen Hausarztverträge mit über zehn Millionen Versicherten: „Dass sich Hausärztinnen und Hausärzte sowie Patientinnen und Patienten in freier Entscheidung für eine gesteuerte Versorgung entscheiden, ist ein substanzieller Mehrwert der HZV. Ein verpflichtendes Primärarztsystem nimmt diese Entscheidung sowohl für beide Seiten verbindlich vorweg. Dies kann zu einem Gefühl der Einschränkung und Bevormundung führen. Die HZV macht daher ein Angebot an die hausärztlichen Praxen sowie Patientinnen und Patienten, sich in eine gesteuerte Versorgung im Sinne einer besseren Versorgung zu begeben.“ Stattdessen sollten Krankenkassen, die die HZV fördern, entsprechend profitieren, fordert der Bayerische Hausärzteverband.

Dr. Wolfgang Ritter, Landesvorsitzender des Bayerischen Hausärzteverbandes: „Unser Ziel ist es, für die Patientinnen und Patienten eine gute medizinische Versorgung in Stadt und Land nachhaltig sicherzustellen. Grundbedingung dafür ist eine Versorgungssteuerung nur in der Hausarztzentrierten Versorgung. Bayerns hausärztliche Praxen sind für diese wichtige Aufgabe gewappnet. Seit Jahren unterstützt der Bayerische Hausärzteverband Medizinstudierende auf dem Weg in die Allgemeinmedizin und fördert Medizinische Fachangestellte sich weiter zu qualifizieren. Diese Anstrengungen zeigen Erfolge. Hinzu kommt die Umstrukturierung unserer Praxen und der Einbindung des gesamten Teams in der Versorgung, wie wir es mit dem HÄPPI-Konzept dargelegt haben.“

Über 900 Hausärztinnen und Hausärzte sowie Medizinische Fachangestellte nahmen am Wochenende an dem Bayerischen Hausärztetag in Erlangen teil, der unter dem Motto „Wandel gestalten – Hausärztliche Praxen in Bewegung“ stand. Bereits am Donnerstagabend hatte der Bayerische Hausärzteverband Medizinstudierende aus ganz Bayern sowie Ärztinnen und Ärzte in Weiterbildung zu der Veranstaltung „Startup Allgemeinmedizin“ ins E-Werk eingeladen, um über Famulatur- und PJ-Förderungen, eine strukturierte Weiterbildung zur Fachärztin beziehungsweise zum Facharzt für Allgemeinmedizin und Wege zur Niederlassung zu informieren. (Ein YouTube-Video zum Startup Allgemeinmedizin finden Sie hier: https://youtu.be/SlwLVCKCB7Y)

Nach der Delegiertenversammlung am Freitag (Beschlussübersicht) und zahlreichen Fortbildungen gab es am traditionellen Festabend gleich zwei weitere Höhepunkte. Alexander Herrmann, Sternekoch und Botschafter der Stiftung Bayerischer Hausärzteverband, stellte sein Buch „Heldenküche – Die Hausärzte-Edition“ vor, mit dessen Reinerlös der hausärztliche Nachwuchs gefördert wird. (YouTube-Gespräch von Dr. Oliver Abbushi, Vorsitzender der Stiftung Bayerischer Hausärzteverband, und Alexander Herrmann finden Sie hier: https://youtu.be/9kMV1PpuZeY)

Anschließend überreichte Bayerns Staatsministerin für Gesundheit, Pflege und Prävention, Judith Gerlach, einen Förderbescheid in Höhe von rund 650.000 Euro für ein Modellprojekt zur Stärkung der hausärztlichen Versorgung im Rahmen des HÄPPI-Konzepts.

Die Ministerin in ihrer Festrede: „Vor dem Hintergrund eines zunehmenden Bedarfs an hausärztlicher Versorgung braucht es innovative Strukturen und Rahmenbedingungen, die neue Formen der Zusammenarbeit im Team ermöglichen. Mit dem Modellprojekt möchten wir die Kompetenzen der Gesundheitsfachberufe, wie beispielsweise von akademisierten Medizinischen Fachangestellten, stärken. Dadurch können sich Hausärztinnen und Hausärzte stärker auf die Fälle konzentrieren, bei denen ihre ärztliche Kompetenz zwingend erforderlich ist.“

Ein weiterer Höhepunkt war am Samstag die Mitgliederversammlung, auf der Dr. Wolfgang Ritter und der Co-Bundesvorsitzende des Hausärztinnen- und Hausärzteverbandes, Dr. Markus Beier, mit Klaus Holetschek, Vorsitzender der CSU-Landtagsfraktion, und Martina Stamm-Fibich, langjährige Bundestagsabgeordnete und ehemalige Vorsitzende des Petitionsausschusses, über die aktuelle Ge-sundheitspolitik diskutierte. (Ein Interview mit Dr. Wolfgang Ritter zum Bayerischen Hausärztetag sehen Sie hier: https://youtu.be/Dtae-RZ-zGI)

Für Rückfragen: Ruth Sharp, +49 89 127 39 27 61; Torsten Fricke, Mobil +49 171 41 58 329