"HZV ist der Weg in die Zukunft"
Herr Prof. Dr. Schelling, Sie sind in der HZV, seit es sie gibt. Was hat Sie dazu bewogen, in das neue Versorgungsmodell einzusteigen?
Prof. Dr. Schelling: Es war für mich wichtig, sofort an der HZV teilzunehmen, um die Hausarztebene zu stärken und um hier Unabhängigkeit und Freiheit vom Kollektivsystem zu erhalten.
Eine Befreiung vom engen Korsett des Kollektivvertrags war aber nicht das einzige Motiv. Sie hatten auch ganz pragmatische Gründe – welche?
Prof. Dr. Schelling: In den HZV-Verträgen gibt es tolle und sinnvolle Strukturpauschalen für Praxisqualität. In der HZV, die speziell auf die Hausarztmedizin zugeschnitten ist, können Hausärztinnen und Hausärzte wirklich ihre Leistungen und Praxisabläufe noch viel besser abbilden. Die HZV-Verträge werden zudem laufend weiterentwickelt, insbesondere in Richtung Teampraxis und HÄPPI-Konzept, So können HZV-Verträge auch die Zusammenarbeit verschiedener Gesundheitsberufe viel besser abbilden als das Kollektivsystem.
Als Hausarzt bin ich vom HZV-System überzeugt. Wir setzen es seit vielen Jahren erfolgreich ein. Wir haben höhere Umsätze, wir haben zufriedenere Mitarbeitende, und inzwischen läuft die Umsetzung in der Praxis mehr oder weniger reibungslos.
Wie haben Sie die Abrechnung geregelt?
Prof. Dr. Schelling: Natürlich muss man die Abrechnung ganz neu organisieren. Es gibt neue Ziffern und man muss entsprechende Listen erstellen, Prüfungen durchführen und ähnliches. Wenn das aber etabliert ist, klappt es gut.
Wir teilen bei uns die Arbeit immer auf – die MFA tragen ihre Leistungen ein und rechnen sie ab. Die anderen Leistungen tragen wir als Ärztinnen und Ärzte ein und am Ende des Quartals gibt es natürlich Such- und Fehlerlisten, so wie im Kollektivvertragssystem auch. Damit kommen wir gut zurecht. Insofern plädiere ich dafür, in allen Praxen, die wirkliche Versorgerpraxen sind, auch die HZV einzuführen. Alles andere ist rückwärtsgewandt. HZV ist der Weg in die Zukunft. Ich bin überzeugt, dass die HZV das bessere und effektivere Abrechnungssystem für echte Hausärztinnen und Hausärzte ist.
Apropos Freiheit - Kann ich als HZV-Arzt weiterhin spezialärztliche Leistungen wie zum Beispiel eine Schmerz-Sprechstunde in meiner hausärztlichen Praxis anbieten?
Prof. Dr. Schelling: Wenn man in einer Praxis auch spezialärztliche Leistungen durchführt, muss man schauen, über welches System, das abgerechnet werden kann. In der Regel ist die HZV nur für hausärztliche Leistungen da, doch kann man hier immer einen Weg finden, wie man parallel immer noch sein Hobby betreiben und trotzdem innerhalb der HZV hausärztlich versorgen kann. Auch in unserer Praxis haben wir verschiedene Spezialgebiete: die HZV ist für die hausärztliche Versorgung und die Spezialgebiete werden weiterhinüber den Kollektivvertrag abgerechnet. Die Weiterbildungsbefugnis und die Tätigkeit als Lehrpraxis sind davon ebenfalls völlig unbenommen. Als HZV-Praxis sind Sie eine genauso hervorragende Lehrpraxis wie in jedem anderen System.
Wie gehen Sie damit um, wenn HZV-Patientinnen und -Patienten aus anderen hausärztlichen Praxen zu ihnen kommen – zum Beispiel im Rahmen einer Urlaubsvertretung?
Prof. Dr. Schelling: Wenn Vertretungspatienten zu uns kommen, ist das immer ein gutes Zeichen, weil das heißt, dass auch die Praxen um uns herum einschreiben. In unserer Erfahrung sind Vertretungspatienten weiter fest in ihrer anderen Hausarztpraxis angebunden, oder sie sind auf der Suche nach einer neuen Praxis. Dann kann man sie natürlich auch umschreiben. Vertretungen im HZV-Modell sind genauso problemlos möglich wie im Kollektivvertragssystem.
Wie handhaben Sie die Versorgung von Patientinnen und Patienten, die nicht an der HZV teilnehmen?
Prof. Dr. Schelling: Natürlich bekommt jeder Patient bei uns einen Notfalltermin und die Patienten werden auch behandelt, wenn sie im Kollektivvertrag verbleiben. Aber wir schauen schon, dass wir unsere HZV-Patienten ein bisschen bevorzugt behandeln – da wird schon mal ein Termin eingeschoben, da werden schon mal Abendsprechstunden zur Verfügung gestellt. Wir bieten unseren Patienten also schon mehr an, wenn sie an der HZV teilnehmen, denn die HZV ist ja ein Bekenntnis des Patienten zur Praxis. Und wenn die Patienten sich zur Praxis bekennen, bekennen wir uns auch noch deutlicher zu ihnen.
Noch Fragen? Unsere HZV-Praxisberatung erreichen Sie unter 089-1273927-30 oder unter
Interesse an der HZV?
In der Online-Infoveranstaltung “HZV lohnt sich für Alle - Infoveranstaltung für Interessierte und (noch) Unentschlossene” am 23. Juli von 19:00 bis 20:30 Uhr erklärt Dr. Michael Haslbeck, stellvertretender Bezirksvorsitzender in Oberbayern und bekennender HZV-Arzt, wie die Hausarztzentrierte Versorgung in der Praxis funktioniert und wie sowohl Patientinnen und Patienten als auch die Praxis davon profitieren.