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„Für mich sind die HZV und Versorgungsstrukturen wie HÄPPI die Zukunft“

verfasst am 18. Juli 2025
Warum, erklärt Dr. Friedrich Kindler vom hausärztlichen MVZ Schierling im Interview.

Dr. Friedrich Kindler ist seit 2017 im hausärztlichen MVZ Schierling mit 3 Standorten niedergelassen und hat von Anfang an an der HZV teilgenommen. Im Interview erklärt er, warum er die HZV für ein Erfolgsmodell hält – auch mit Blick auf die Zukunft der hausärztlichen Versorgung. Und er hat einen Optimierungsvorschlag.

Als Sie in das MVZ Schierling eingestiegen sind, wurde dort schon HZV gelebt. Mussten Sie lange überlegen, ob Sie auch HZV-Arzt werden wollten?

Dr. Kindler: Nein, gar nicht. Die ältere Generation an Ärzten bei uns hat bereits an der HZV teilgenommen, seit es sie gibt. Und ich bin ebenfalls überzeugt von dieser Versorgungsform. Schon allein deshalb, weil die Verträge vom Bayerischen Hausärztinnen- und Hausärzteverband ausgehandelt werden, also direkt von Hausärztinnen und Hausärzten. Damit sind wir unabhängig von anderen Ärzte– und Interessensgruppen. Hinzu kommt, dass das Abrechnungssystem in der HZV übersichtlicher ist mit weniger Abrechnungsziffern im Vergleich zum KV-System. Und die Vergütung ist in der HZV besser und planbarer, es werden zum Beispiel keine Leistungen rückwirkend gestrichen, wie wir es im KV-System schon erlebt haben. Besonders qualifiziertes Personal wird in der HZV-Abrechnung berücksichtigt, für das Vorhalten einer VERAH gibt es beispielsweise eine zusätzliche Pauschale. So kann sich eine Praxis gut qualifiziertes Personal leisten. Deshalb sind wir auch dazu übergegangen, nicht nur, wie vor meiner Zeit hier, chronisch Kranke in die HZV einzuschreiben, sondern möglichst alle Versicherten.

Und was sagen die Patientinnen und Patienten dazu?

Dr. Kindler: Es fällt mir leicht, Patientinnen und Patienten einzuschreiben. Die Argumente liegen auf der Hand: Wir Hausärztinnen und Hausärzte haben ohnehin eine enge Arzt-Patienten-Bindung. Da ist die Einschreibung bei dem HZV-Arzt, den ich als Patient hauptsächlich als erste Anlaufstelle in allen gesundheitlichen Fragen - vom Abklären neu auftretender Beschwerden über die kontinuierliche Betreuung bei chronischen Erkrankungen bis hin zur Beratung zu Pflegegradeinstufung und Antrag auf Schwerbehindertenausweis - zu Rate ziehe, nur die logische Konsequenz. Dazu kommt die bessere Versorgung in der HZV, etwa bei den Vorsorgeuntersuchungen. Und für die Praxis bedeutet die HZV eine stabilere Grundvergütung und weniger Bürokratie – auch davon profitieren Patientinnen und Patienten, weil wir so eine hohe Versorgungsqualität gewährleisten können.

Gibt es Besonderheiten mit Blick auf die HZV für größere Praxisstrukturen wie einem MVZ?

Dr. Kindler: Tatsächlich sind Großpraxen beziehungsweise MVZ von der Organisation her in der HZV insofern benachteiligt, weil viele HZV-Ärztinnen und -Ärzte unter einem Dach eine Vielzahl von Einzel-Auszahlungen auslösen. Wenn beispielsweise zehn Kolleginnen und Kollegen an den sechs unterschiedlichen HZV-Verträgen in Bayern teilnehmen, kann es schnell unübersichtlich werden. Eine echte Verbesserung wäre es, wenn man Versicherte auf die Betriebsstätte anstatt auf den einzelnen Arzt einschreiben könnte. Damit entfiele auch das Umschreiben der Versicherten, wenn eine Kollegin oder ein Kollege wegfällt – sei es durch altersbedingtes Ausscheiden aus dem Team oder bei Ruhen der KV-Zulassung beispielsweise aufgrund von Elternzeit. Das kommt gerade in größeren Strukturen häufiger vor und ist jedes Mal auch mit zusätzlichem Beratungsaufwand verbunden. Denn die Versicherten sind natürlich beunruhigt, wenn sie ein Schreiben von der Kasse erhalten, dass ihr HZV-Vertrag beendet ist, weil ihre Hausärztin oder ihr Hausarzt nicht mehr im Vertrag ist.

Trotzdem ist die HZV für mich aus den genannten Gründen alternativlos und ein Erfolgsmodell, auch mit Blick auf die Zukunft. Die Möglichkeit der Einschreibung auf die Betriebsstätte oder in ein hausärztliches Betreuteam wäre noch das I-Tüpfelchen.

Welche Rolle spielt die HZV aus Ihrer Sicht für die Zukunft der hausärztlichen Versorgung?

Dr. Kindler: Wir sind aufgrund der demografischen Entwicklung mit einer wachsenden Patientenzahl konfrontiert – bei gleichzeitig zunehmenden Fachkräftemangel. Langfristig sind die damit verbundenen Herausforderungen nur lösbar, wenn wir Hausärztinnen und Hausärzte unser Team noch mehr in die Patientenversorgung einbinden und mehr delegieren. Voraussetzung dafür wiederum sind entsprechend qualifizierte MFA, beispielsweise VERAHs, die in der HZV-Vergütung besser berücksichtigt werden. Für mich sind die HZV und Versorgungsstrukturen wie HÄPPI die Zukunft. Das ist für mich auch das Argument, unsere MFA zur VERAH-Fortbildung oder zum Primary-Care-Management Studium zu ermutigen. Nur im gut qualifizierten Team können wir hausärztliche Versorgung in Zukunft stemmen – mit Spaß an der Arbeit und ohne Burnout.

Was raten Sie jungen Kolleginnen und Kollegen, die noch unsicher sind, ob sie in die HZV einsteigen sollen?

Dr. Kindler: Ganz klar – machen! Und möglichst jede Patientin und jeden Patienten einschreiben. Denn gerade in der Gründungs- und Aufbauphase einer Praxis ist ein stabiler Grundumsatz, den die HZV bietet, besonders wichtig. In dieser Zeit fallen die Vorteile der HZV – weniger Bürokratie, leichtere Abrechnung, weniger Anhängigkeit von politischen Entwicklungen und anderen Playern im Gesundheitssystem – noch stärker ins Gewicht.

 

Fragen zur HZV? Unsere HZV-Praxisberatung erreichen Sie unter 089-1273927-30 oder unter Diese E-Mail-Adresse ist vor Spambots geschützt! Zur Anzeige muss JavaScript eingeschaltet sein.

 

Interesse an der HZV?

In der Online-Infoveranstaltung “HZV lohnt sich für Alle - Infoveranstaltung für Interessierte und (noch) Unentschlossene” am 23. Juli von 19:00 bis 20:30 Uhr erklärt Dr. Michael Haslbeck, stellvertretender Bezirksvorsitzender in Oberbayern und bekennender HZV-Arzt, wie die Hausarztzentrierte Versorgung in der Praxis funktioniert und wie sowohl Patientinnen und Patienten als auch die Praxis davon profitieren.