Fazit nach Famulatur: Allgemeinmedizin wird bei Facharztwahl auf jeden Fall berücksichtigt
Wegen der größeren Patientennähe und dem breiteren fachlichen Spektrum gab Medizinstudent Marcel Waldhart einer Famulatur in einer landärztlichen Praxis den Vorzug gegenüber der in einer Klinik. Was er in der „Praxis Hausärzte am Erdweg“ erlebte, motiviert ihn diesen Weg weiter zu gehen.
Motivation für Bewerbung Famulatur auf dem Land
Ich bin selbst im ländlichen Bereich aufgewachsen und habe nach der Schule durch meine Tätigkeit im Rettungsdient Einblicke sowohl in der medizinischen Versorgung von Großstädten als auch auf dem Land erhalten. Auf dem Land besteht häufig eine engere Bindung zwischen Patienten und ihren Hausärzten und das Spektrum der Hausärztlichen Versorgung ist oft breiter. Besonders das enge Vertrauensverhältnis und das gute Wissen über die Patientenvorgeschichte stehen im Kontrast zum klinischen Alltag, weshalb ich mich für einen Einblick in die hausärztliche Versorgung auf dem Land entschieden habe.
Tätigkeitsbeschreibung und fachliche Eindrücke
Gleich zu Beginn der Famulatur hat der Praxisinhaber, Herr Thomas Hary, offen mit mir über seine Erwartungen sowie die Lernziele für meine Zeit in der Praxis gesprochen. Besonders wichtig war ihm, dass ich grundlegende Fertigkeiten der ärztlichen Untersuchung vertiefe und eine strukturierte Anamneseerhebung erlerne.
So durfte ich die Ärzte sowohl bei ihren täglichen Sprechstunden als auch bei Hausbesuchen begleiten und erhielt dadurch einen umfassenden Einblick in das vielfältige Tätigkeitsfeld der hausärztlichen Versorgung. Im Rahmen dessen lernte ich, Patienten strukturiert zu untersuchen und konnte viele praktische Erfahrungen sammeln von der orthopädischen Untersuchung bis hin zur Auskultation.
Besonders hervorzuheben ist, dass Herr Hary großen Wert darauflegte, mir die Möglichkeit zu geben, in einem ruhigen und kontrollierten Umfeld erste Erfahrungen in der Sonografie zu sammeln. Häufig durfte ich eigenständig Vorbesprechungen mit den Patienten führen, Unter-suchungen durchführen und diese anschließend gemeinsam mit den Ärzten besprechen und reflektieren. Gerade bei Patienten mit Infektverdacht konnte ich die Anamnese sowie die körperliche Untersuchung eigenständig durchführen und so mein klinisches Vorgehen festigen.
Betreuung vor Ort
Das gesamte Team hat mich so herzlich bei sich aufgenommen, dass ich es erst mal kaum glauben konnte. Ich wurde super betreut und auch gebeten zum PJ wieder zu kommen. Mir wurden viele Arbeiten abgegeben und ich wurde ermutigt so viel wie möglich eigenständig zu erledigen, was mich sehr stark motiviert hat.
Unterkunft
Da ich selbst aus der Region stamme, konnte ich die Zeit während der Famulatur bei meinen Eltern wohnen.
Land und Leute
Natürlich beeindruckt das Münchner Umland bereits durch seine Landschaft. Auch die Menschen vor Ort begegneten mir sehr offen und freundlich. Häufig hörte man von Patienten den Satz: „Eigentlich bin ich niemand der oft zum Arzt geht“ - trotzdem war der Hausarzt ein vertrauter Ansprechpartner und die Patienten waren zum Teil bereits seit dem Kindesalter in der Praxis. Diese Einstellung stellt auch gewisse Hürden dar, gerade wenn es um die Überweisung zu einem anderen Facharzt geht. So wurde der seltene Besuch häufig zum Anlass einer gründlichen Routineuntersuchung genommen.
Mein Fazit
Insgesamt war ich sehr positiv von meiner Hausarztfamulatur überrascht, vor allem von der Lehre. Trotz eines vollen Terminplans durfte ich eine Vielzahl an Untersuchungen selbstständig durchführen. Jeder der Ärzte war jederzeit bereit, meine Fragen zu beantworten und sich Zeit für Erklärungen zu nehmen.
Ich konnte nicht nur mein theoretisches Wissen aus den Vorlesungen praktisch anwenden und vertiefen, sondern auch wichtige ärztliche Kompetenzen erwerben – beispielsweise wichtige Grundlagen der Sonografie. Die Praxis ist ein hervorragendes Beispiel dafür, wie Allgemeinmedizin in der heutigen Zeit funktionieren kann.
Gerade auf dem Land pflegt der Hausarzt eine besonders enge Beziehung zu seinen Patienten. Oft ist er nicht nur der erste Ansprechpartner bei gesundheitlichen Problemen, sondern auch die letzte Hoffnung, der die Patienten vertrauen. Durch ein breites medizinisches Angebot und eine moderne technische Ausstattung mit Fokus auf Point-of-Care-Diagnostik, konnten viele Patienten frühzeitig behandelt oder rasch mit einer fundierten Verdachtsdiagnose an die entsprechenden Fachärzte überwiesen werden.
Die Famulatur war ein sehr guter Einstieg als erste Famulatur in den klinischen Abschnitt. Ich konnte nicht nur sehr viel lernen, sondern werde die Allgemeinmedizin besonders auf dem Land für meine spätere Facharztwahl auf jeden Fall genauer berücksichtigen.
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