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Hausärztin Dr. Katja Tritzschler macht jungen Medizinerinnen Mut

11. Juli 2025
Ihre Message auf dem Podium „Female Empowerment in der Medizin – Strukturen verändern, Karriere fördern“: Das Ziel nicht aus den Augen verlieren.

Ursprünglich wollte Dr. Katja Tritzschler in die Anästhesie, doch dann entschied sich die Münchnerin auch aus familiären Gründen für die Allgemeinmedizin. Über ihren Werdegang, strukturelle Hürden und die Vereinbarkeit von Familie und Beruf berichtete die Fachärztin für Allgemeinmedizin, die in Moosach bei Grafing im Landkreis Ebersberg niedergelassen ist, auf dem Podium „Female Empowerment in der Medizin – Strukturen verändern, Karriere fördern“. Zu der Veranstaltung hatte die Fachschaft Medizin an der LMU München am Montag ins St.-Vinzenz-Haus geladen. Neben Dr. Katja Tritzschler teilten Prof. Dr. Inga Körte, PD Dr. Evi Fleischhacker und Dr. Yvonne Link ihre Erfahrungen als Frauen in der Medizin mit den Studentinnen und junge Ärztinnen im Publikum.

Dr. Tritzschler schilderte eindrücklich ihren Weg in die Medizin – geprägt von pragmatischen Entscheidungen, familiärer Organisation und dem Willen, ihren eigenen beruflichen Platz zu finden. Aufgewachsen in einem Nicht-Akademiker-Haushalt, absolvierte sie zunächst eine Ausbildung zur Krankenschwester. Während ihrer praktischen Arbeit reifte in ihr der Wunsch, Medizin zu studieren. Mit 25 Jahren begann sie das Studium mit einem klaren Ziel: „Ich wollte in die Anästesie und habe meine Famulaturen und Praktika konsequent darauf ausgelegt“, erzählte Dr. Tritzschler. Im Verlauf des Studiums wuchs jedoch auch ihr Interesse an der Chirurgie, insbesondere an der Unfallchirurgie und Orthopädie, während Fachrichtungen wie Gynäkologie oder Urologie für sie weniger infrage kamen.

"Habe die teils starren Hierarchien einer großen Klinik erlebt"

Bereits während des Studiums bekam sie ihr erstes Kind, das zweite folgte eineinhalb Jahre nach Beginn ihrer klinischen Tätigkeit. Nach einem Einstieg in die chirurgische Arbeit fand sie nach der zweiten Geburt keine passende Stelle mehr. „Ich habe daraufhin zwei Jahre lang in der Notaufnahme des Klinikums Bogenhausen gearbeitet und dort die teils starren Hierarchien einer großen Klinik erlebt“. Schließlich wechselte sie in die Allgemeinmedizin – ein Fach, das ihr sowohl beruflich als auch privat neue Perspektiven eröffnete.

Insgesamt war sie drei Jahre in der Klinik tätig, bevor sie den Schritt in die ambulante Versorgung wagte. Der Wechsel in die Praxis brachte eine für sie überraschende Verbesserung der Lebensqualität: „Die Wochenenden und Feiertage waren plötzlich frei, das gab es in der Klinik sehr selten. Ich hatte plötzlich mehr Zeit für meine Familie“, so Dr. Tritzschler.

2018 legte sie die Facharztprüfung ab und ließ sich mit einer eigenen Praxis nieder – nicht zuletzt, weil sie nicht angestellt sein wollte. Ihr damaliger Chef hatte selbst keine Kinder, was zu einem fehlenden Verständnis für familiäre Belange führte. An der eigenen Praxis schätzt sie, dass sie ihre Patientinnen und Patienten über die Jahre kennenlernt und dadurch eine besondere Bindung aufbaut.

Schwieriger Wiedereinstieg nach der Geburt des zweiten Kindes

Eine der größten Hürden auf ihrem Weg war der Wiedereinstieg nach der Geburt ihres zweiten Kindes. Zwar hatte sie einen Krippenplatz für das Kind – diesen konnte sie aber nur behalten, wenn sie eine Arbeitsstelle nachweisen konnte. Da ihre Bewerbungen jedoch regelmäßig abgelehnt wurden, stand auch die Betreuung auf der Kippe. In dieser schwierigen Lage bewarb sie sich schließlich sehr breit, sogar beim Blutspendedienst, um den Platz nicht zu verlieren.

Ihr Partner, der in einem nichtmedizinischen Bereich tätig ist, und sie organisierten die Kinderbetreuung arbeitsteilig: morgens übernahm sie, abends ihr Partner. Ihre beiden Kinder sind heute 13 und 17 Jahre alt. Wenn es nötig war, nahm sie das jüngere Kind auch mal mit in die Praxis, wenn es krank war. Dr. Tritzschler: „Besonders wichtig ist es, den richtigen Partner an der Seite zu haben, um gemeinsam Beruf und Familie unter einen Hut zu bekommen.“

In der anschließenden Diskussion über verschiedene Arbeitsmodelle – ob Teilzeit, Nanny oder Vollzeit – riet Dr. Tritzschler dazu, offen für individuelle Lösungen zu sein: „Jeder soll das Arbeitsmodell wählen, dass zum eigenen Leben passt, ohne sich dafür rechtfertigen zu müssen.“

„Wenn man ein Ziel vor Augen hat und etwas wirklich will, dann findet man seinen Weg.“

Zum Abschluss richtete die Fachärztin für Allgemeinmedizin einen motivierenden Appell an die Zuhörerinnen: „Wenn man ein Ziel vor Augen hat und etwas wirklich will, dann findet man seinen Weg.“ Man werde dabei aber auch immer Menschen begegnen, die einen unterschätzen, weil man eine Frau ist. „Doch davon darf man sich nicht aufhalten lassen.“

Vor der Podiumsdiskussion gab es Vorträge zu den Themen „Relevante Daten zur Geschlechterverteilung in medizinischen Führungspositionen“, „Universitäre Förderangeote für Frauen“, „FAME: Gender Bias in der Wissenschaft“, „Gendermedizin: Wenn Geschlecht Therapie beeinflusst“ und „Hilfsangebote und Umfragen zum Bereich Sexismus und Diskriminierung“.