Unterwegs zur eigenen Hausarztpraxis
Franziska Büttner arbeitet als angestellte Hausärztin in der Praxis Dres. Löw im mittelfränkischen Treuchtlingen, wo sie schon ein PJ-Tertial absolviert hat und später einen Teil ihrer Weiterbildung. Auf ihrem Weg in die Treuchtlinger Hausarztpraxis hat die Stiftung Bayerischer Hausärzteverband sie mit der Förderung ihres PJ-Tertials unterstützt. Nun denkt Büttner über eine eigene Praxis nach. Im Interview berichtet sie, warum sie sich für die Hausarztmedizin entschieden hat, wie sie sich ihre weitere Karriere vorstellt und welche Rolle die Stiftung Bayerischer Hausärzteverband mit ihren Angeboten dabei spielt.
Sie kommen ja nicht gebürtig aus Bayern – was hat Sie zum Medizinstudium nach Erlangen geführt?
Franziska Büttner: Eigentlich hat mich eine Stelle ursprünglich nach Bayern geführt. Ich wollte zwar schon immer Medizin studieren, musste aber sechs Jahre Wartezeit überbrücken, bevor ich einen Studienplatz bekam. Ich habe in meiner Geburtsstadt bei Leipzig daher eine Ausbildung zur Pflegefachkraft abgeschlossen. Damals war es gar nicht so leicht, eine passende Stelle zu finden, den Fachkräftemangel in der Form, wie wir ihn heute kennen, gab es noch nicht. Ich war dann froh, eine Stelle in der Nähe von Garmisch-Partenkirchen zu bekommen. Dort habe ich drei Jahre gearbeitet, bevor ich einen Medizinstudienplatz bekommen habe. Warum es dann Erlangen geworden ist, kann ich gar nicht mehr so genau sagen.
Warum haben Sie sich für ein PJ auf dem Land entschieden, nicht in Erlangen? Welche Rolle hat die Förderung gespielt?
Franziska Büttner: Ich habe Dr. Peter Löw während meiner Teilnahme an der Medizinischen Ferienakademie Altmühlfranken kennengelernt. Das gab den Ausschlag, zu ihm und seiner Frau für ein PJ-Tertial in die Praxis zu gehen. Allerdings hat die Förderung der Stiftung Bayerischer Hausärzteverband das erst möglich gemacht. Denn von Nürnberg nach Treuchtlingen ist es eine gute Stunde Fahrt, und da muss man von Erlangen aus auch erst hinkommen. Unter der Woche hatte ich durch die Vermittlung von Dr. Löw eine Wohnung von der Stadt Treuchtlingen gestellt bekommen, aber an den Wochenenden bin ich zurück nach Erlangen. Mein Studentenbudget war knapp, das hätte ich ohne die Förderung wohl nicht gemacht.
Wie war das PJ-Tertial in der Landarztpraxis im Vergleich zu den anderen beiden PJ-Tertialen?
Franziska Büttner: Bei mir waren Innere Medizin und Chirurgie Pflicht-Tertiale im PJ, und beides habe ich an der Klinik gemacht. Das ist natürlich ein gravierender Unterschied zum PJ-Tertial in der Hausarztpraxis, generell im ambulanten Bereich: Da hat man viel mehr Freiheiten. In der Praxis der Dres. Löw hatte ich eine 1:1-Betreuung, war überall mit dabei und konnte vieles lernen. Auch der Umgang ist anders als in einer Klinik, man kennt sich und die Patientinnen und Patienten, die man über einen längeren Zeitraum betreut. Das ermöglicht auch, zu sehen, wie die Behandlung, die man eingeleitet hat, anschlägt, kann nachverfolgen, wie sich die Patientin/der Patient unter der Therapie weiterentwickelt. Das hat man so in der Klinik nicht. Die Patientinnen und Patienten sind nach der Op oder der stationären Therapie wieder weg, man sieht sie meist nicht wieder.
Was gab den Ausschlag für Ihre Entscheidung, die Weiterbildung Allgemeinmedizin zu beginnen?
Franziska Büttner: Ich wollte Hausärztin werden, weil mich der Mensch an sich fasziniert, nicht nur ein Organ. Und mir liegt die Art der Arbeit, die langjährige Patientenbegleitung, oft über Lebensabschnitte hinweg. Im Gegensatz dazu läuft Medizin in vielen anderen Bereichen eher nach dem Motto „schnell helfen, danke und tschüss“. Auch die Bandbreite der Patienten, die man sieht, ist faszinierend, vom konkreten Behandlungsanlass bis hin zu dem einen oder der anderen, die eher zum Reden vorbeikommen.
Wie gehen Sie als Ärztin damit um, wenn eine Patientin oder ein Patient einfach Redebedarf hat?
Franziska Büttner: Da steckt ja meist mehr dahinter. Ich sehe meine Aufgabe darin, im Gespräch herauszufinden, was das ist, ob beispielsweise vielleicht ein psychisches Problem zugrunde liegt, das behandlungsbedürftig ist.
Wo haben Sie Ihre Weiterbildung absolviert?
Franziska Büttner: Den ambulanten Teil habe ich in der Praxis der Dres. Löw gemacht und bin dann nach der Facharztprüfung als angestellte Hausärztin dortgeblieben.
Sie haben ein weiteres Angebot der Stiftung BHÄV genutzt, den "Bavarian Circle - Werkzeugkasten Niederlassung". Was haben Sie mitgenommen?
Franziska Büttner: Das Thema Niederlassung ist wie eine riesige Mauer, die sich vor einem auftut, und der Bavarian Circle hilft, die Tür darin zu finden. Denn man ist bei einer Niederlassung mit vielen Aspekten konfrontiert, über die man nichts weiß, mit denen man im Studium und auch in der Weiterbildung nicht in Berührung kommt. Der Bavarian Circle bietet die Möglichkeit, sich genau darüber schlau zu machen, und das auf greifbare Art. Die Referierenden erzählen auch über eigene Erfahrungen, die sie den Teilnehmenden ersparen möchten, Fehler, die nicht jede und jeder nochmal machen muss. Ich habe mitgenommen: Viele haben den Schritt in die Niederlassung schon geschafft, ich kann das auch.
Und dann ist es auch toll, auf Kolleginnen und Kollegen zu treffen, die in einer ähnlichen Lebenssituation sind, im gleichen Alter, die vielleicht auch schon Familie haben und berichten können, wie sie Familie und Beruf unter einen Hut bekommen. Ich habe beim Bavarian Circle sogar einen ehemaligen Kommilitonen wieder getroffen, der jetzt eine Praxis hat. Zu einer weiteren Teilnehmerin habe ich freundschaftlichen Kontakt, und wir treffen uns gelegentlich. Auch zu den anderen Teilnehmenden besteht regelmäßiger Kontakt und Austausch zu Herausforderungen im Praxisalltag.
Teilnehmende am Bavarian Circle haben die Möglichkeit, im Rahmen des Programms Bavarian Circle Backstage in einer Praxis zu hospitieren. Haben Sie diese Möglichkeit auch genutzt?
Franziska Büttner: Nein, bisher noch nicht. Aber ich würde zum Beispiel sehr gerne einmal in einer HÄPPI-Praxis hospitieren. Im Moment finde ich leider die Zeit dazu nicht.
Planen Sie konkret, sich selbstständig in eigener Praxis zu machen?
Franziska Büttner: Nicht gleich, aber in naher Zukunft, und dann möchte ich nicht blauäugig an die Sache rangehen, sondern wissen, was auf mich zukommt. Dafür ist der Bavarian Circle wirklich ein tolles Angebot, das ich gerne wieder nutzen werde.