Dr. Oliver Abbushi: „Die Studierenden brauchen mehr Unterstützung“
Die Fachschaft Medizin der Ludwig-Maximilians-Universität hatte Entscheidungsträger aus Politik, Universität, Klinik und ambulantem Bereich am Samstagabend (29.11.2025) zu zwei Podiumsdiskussionen ins St.-Vinzenz-Haus des LMU-Klinikums Innenstadt eingeladen. Für den Ambulanten Bereich sprach Dr. Oliver Abbushi, Bezirksvorsitzender München des Bayerischen Hausärztinnen- und Hausärzteverbandes, Co-Vorstand der Stiftung Bayerischer Hausärzteverband und niedergelassener Facharzt für Allgemeinmedizin in Deisenhofen.
Unterstützung für Forderungen der Studierenden
„Sowohl als Kassenärztliche Vereinigung Bayerns als auch als Bayerischer Hausärztinnen- und Hausärzteverband unterstützen wir die Forderung der Studierenden nach einem Fairen PJ“, erklärte Dr. Abbushi, der dann von seinem PJ erzählte, als ihm in der Klinik noch nicht einmal das Mittagessen bezahlt wurde. „Diese Minder-Wertschätzung habe ich noch in Erinnerung“, so Dr. Abbushi. Die PJ-Studierenden würden, so der Facharzt für Allgemeinmedizin, „einiges auf den Stationen und in den Praxen“ leisten. „Das sind Leistungserbringer. Und das muss auch gewürdigt werden.“
Simon Weißbrod, PJ-Beauftragter der Fachschaft, unterstrich noch einmal die Forderung der Studierenden: „Wir brauchen eine Existenzsicherung in Höhe des Bafög-Hochsatzes von 992 Euro pro Monat.“
„Aber woher soll das Geld kommen?“, fragte Moderator Dr. Julius Steffen in die Runde. „Mit über 500 Milliarden Euro pro Jahr hat Deutschland das teuerste Gesundheitssystem der Welt“, erklärte Volkswirtin Claudia Küng und rechnete vor, dass die Bezahlung der rund 40.000 PJ-Studierenden mit insgesamt 500 Millionen Euro pro Jahr kaum ins Gewicht falle, da dies nur 0,01 Prozent der Gesundheitsausgaben entspricht.
Stiftung Bayerischer Hausärzteverband fördert PJ-Studierende
„Die Studierenden brauchen mehr Unterstützung. Sie haben keine richtige Lobby“, sagte Dr. Abbushi und verwies auf die Stiftung Bayerischer Hausärzteverband, die seit vielen Jahren PJ-Studierende fördert. „Wir wollen, dass die Studierenden die Möglichkeit bekommen, praktische Erfahrungen in einer Hausarztpraxis zu sammeln. Das darf nicht am Geld scheitern“, so Dr. Abbushi, der auch Co-Vorstand der Stiftung ist. „Wir müssen das Thema mal wieder vom Kopf auf die Füße stellen. In den Hausarztpraxen leisten wir die medizinische Basisversorgung für die Bürgerinnen und Bürger. 80 Prozent aller Fälle werden abschließend in einer Hausarztpraxis behandelt. Das muss sich auch in der Ausbildung der Medizinerinnen und Mediziner widerspiegeln.“
Verena Osgyan, Abgeordnete der Grünen im Bayerischen Landtag, regte an, dass der Freistaat Bayern über seine Uni-Kliniken das PJ fördern könne, solange es noch keine bundeseinheitliche Regelung gibt.
"Jeder von euch wird gebraucht und bekommt auch einen Job"
Ein zweites Aufreger-Thema war in dieser Podiumsdiskussion der Masterplan 2020, dessen Implementierung auch 2025 noch nicht in Sicht ist. Viele PJler würden in der Klinik unter Druck arbeiten und unbezahlte Überstunden akzeptieren, um vermeintlich bessere Berufsaussichten zu haben, so Dr. Abbushi. Sein Tipp: „Geht auch mal in den ambulanten Bereich. Und erspart euch diesen psychologischen Druck. Jeder von euch wird gebraucht und bekommt auch einen Job.“
Die erste Diskussionsrunde hatte unter dem Motto „Exzellente Lehre vor Ort“ gestanden. Auf dem Podium diskutierte Moderator Dr. Julius Steffen mit Prof. Marin Fischer, Lehrstuhlinhaber für Didaktik und Ausbildungsforschung in der Medizin, PJ-Koordinatorin Dr. Mara Müssigmann, Frauenbeauftragte Dr. Maria Delius und Prof. Dr. Marion Subklewe, Oberärztin an der Medizinischen Klinik III.