Mehr Wertschätzung für Hausärztliche Praxisteams als tragende Säule im Kampf gegen Corona!

Dr. Holger Nyncke
 Dr. Wolfgang Ritter

Schon jetzt steigen die Corona-Fallzahlen wieder an, im Herbst wird mit einer neuen Corona-Welle und einer Verschärfung der Situation zu rechnen sein. Wie dem begegnet werden kann, war Thema einer Sondersitzung der Landesarbeitsgemeinschaft Impfen (LAGI) am Montag dieser Woche, die diesmal von Bayerns Gesundheits- und Pflegeminister Klaus Holetscheck eröffnet wurde.

Den Bayerischen Hausärzteverband vertrat Dr. Wolfgang Ritter, Mitglied des geschäftsführenden Vorstands. „Das Ziel muss die Verringerung der Sterblichkeit sein, und das Betrifft vor allem unsere älteren Patienten“, stellte er klar. Deshalb seien Auffrischimpfungen für vulnerable Personen jetzt entscheidend.

Generell sieht er bei den Impfquoten noch Luft nach oben. Nur dreiviertel der Bevölkerung – 76 Prozent – sind aktuell zweimal geimpft, 62 Prozent haben ihren Impfschutz mit einer dritten Impfung auffrischen lassen, nur 7 Prozent sind viermal geimpft und 2 Millionen über 60-Jährige noch gar nicht.

Hausärztinnen und Hausärzte bieten individuelle Beratung und gezielte Impfangebote

„Der Impfschutz ist vor allem für ältere Menschen und Vorerkrankte sehr wichtig“, betonte Dr. Ritter und riet dieser Personengruppe dringend zu einer 4. Impfung. Hausarztpraxen sind dafür eine bewährte Anlaufstelle. „Wir Hausärztinnen und Hausärzte beraten individuell und bieten gezielte Impfangebote, auch bei ambulant gepflegten Patientinnen und Patienten sowie in Pflegeheimen.“

Mit Blick auf den Herbst erinnerte Dr. Ritter an die tragende Rolle, die Hausärztinnen und Hausärzte bislang in der Pandemiebekämpfung innehatten: 13,2 Millionen Impfungen wurden bis Jahresmitte in Bayerns Praxen verabreicht, die meisten davon im hausärztlichen Bereich. Zum Vergleich: Bayerns Impfzentren, die vier Monate zuvor mit den Impfungen gegen SARS-Cov 2 begonnen hatten, kommen auf insgesamt 13,9 Millionen Impfungen – und auch hier waren viele Hausärztinnen und Hausärzte tätig.

Klare, stringente Kommunikation der Politik nötig

„Wir brauchen dringend mehr Wertschätzung der niedergelassenen Ärztinnen/Ärzte und ihrer Teams“, appellierte er an die Politik – hier vertreten durch Klaus Holetschek. „Denn ohne die Hausarztpraxen als tragende Säule der Pandemiebekämpfung geht es nicht!“, warnte er. „Wir arbeiten schon seit langer Zeit unter maximaler Belastung, Personalmangel und steigende Kosten kommen erschwerend hinzu“, umriss Dr. Ritter die aktuelle Situation in den Praxen.
„Wir brauchen aber auch eine klare, stringente Kommunikation der Politik“, forderte der Münchner Hausarzt. „Diese muss jetzt vorbereitet werden – und zwar im Austausch zwischen Politik, Stiko und Ärzteschaft. Bei der Bevölkerung muss eine klare Linie ankommen, unabhängig von täglich neuen medialen Themen. Alles andere verunsichert die Menschen und senkt die Akzeptanz gegenüber der Impfkampagne.“

Impflücken erkennen - beispielsweise durch Abfragen

Und noch einen dritten Punkt machte Dr. Ritter geltend: Das Erkennen von Impflücken. „Leider haben wir kein Impfregister, um diese erkennen zu können.“
Wie Impflücken trotzdem aufgespürt werden könnten, zeige das Beispiel München: Dort werde die Impfquote in der vulnerablen Gruppe durch Abfrage in Alten- und Pflegeheimen erhoben. Abgefragt werde auch, ob die Versorgung durch Hausärzte sichergestellt ist.

In dem Zusammenhang wies Dr. Ritter noch auf ein weiteres Problem hin: Dass es Corona-Impfstoffe immer noch nicht in Einzeldosen gibt, erschwere die Versorgung einzelner Patientinnen und Patienten und führe immer wieder zu Impflücken. „Als Bayerischer Hausärzteverband fordern wir schon seit Monaten, Corona-Impfstoffe auch als Einzeldosen zur Verfügung zu stellen – leider bislang ohne Erfolg.“

 

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