Hausärzte erklären Politikern, was im Gesundheitsbereich falsch läuft

Barbara Stamm beim Nikolausempfang des Bayerischen Hausärzteverbandes 2017
Dr. Claudia Völkl (2.v.li.) hatte gemeinsam mit Kolleginnen und
Kollegen vor Ort Politiker zum Gespräch eingeladen. Unterstützung
gab's von Dr. Jakob Berger, Bezirksvorsitzender Schwaben (1.v.re.)

„Wir Hausärztinnen und Hausärzte kämpfen darum, dass alle Patienten auch in Zukunft eine gute medizinische Versorgung haben, aber uns werden laufend Knüppel zwischen die Beine geworfen“, erklärt Dr. Claudia Völkl, niedergelassene Fachärztin für Allgemeinmedizin in Nördlingen und Bezirksdelegierte des Bayerischen Hausärzteverbandes.

Schließung einer Hausarztpraxis verschärft den Hausarztmangel im Ries 

Gemeinsam mit ihren Kolleginnen und Kollegen vor Ort lud Dr. Völkl am Freitagabend Politiker zum Gespräch ein. Über zwei Stunden erfuhren die Bundestagsabgeordneten Ulrich Lange (CSU) und Maximilian Funke-Kaiser (FDP) sowie die Landtagsabgeordneten Eva Lettenbauer (Grüne) und der SPD-Landtagskandidat Georg Wiedemann aus erster Hand, was im Gesundheitssystem schiefläuft. Aktueller Anlass war die Schließung einer Hausarztpraxis, die den Hausarztmangel im Ries weiter verschärft hat.

„Es ist für eines der reichsten Länder der Erde ein Armutszeugnis, dass wir nicht genügend Ärzte ausbilden“, stellte Dr. Jakob Berger fest. Der Bezirksvorsitzende Schwaben des Bayerischen Hausärzteverbandes hat erst unlängst eine Hausarztpraxis in Wemding übernommen, um dort die medizinische Versorgung sicherzustellen – in einem Alter, in dem Angehörige anderer Berufsgruppen längst in Rente sind.

Stärkung der Allgemeinmedizin an den Universitäten dringend nötig

Der Bayerische Hausärzteverband fordert deshalb seit Jahren eine Stärkung der Allgemeinmedizin an den Universitäten. Dazu gehören mehr Medizin-Studienplätze, eine Abschaffung des Numerus Clausus als dominierendes Zugangskriterium, Lehrstühle für Allgemeinmedizin an allen Medizinischen Fakultäten und die längst überfällige Umsetzung des Masterplans 2020.

Barbara Stamm beim Nikolausempfang des Bayerischen Hausärzteverbandes 2017
MdL Eva Lettenbauer (Grüne),  MdB Maximilian Funke-Kaiser (FDP),
MdB Ulrich Lange (CSU) und Landtagskandidat Georg Wiedemann (SPD)
erfuhren aus erster Hand, was im Gesundheitssystem schiefläuft.

Deutlich wurde in den Beiträgen der Ärzte auch, dass das deutsche Gesundheitssystem an seine Belastungsgrenzen kommt, wenn Patienten weiter ungesteuert jederzeit medizinische Leistungen in Anspruch nehmen können. Ein freiwilliges Primärarztsystem über die Hausarztverträge sei dafür die Lösung, erklärten die Hausärzte und schlugen vor, Versicherten, die sich in einen Hausarztvertrag einschreiben, dafür einen Bonus zu gewähren.

Nicht funktionierende IT belastet Praxen zusätzlich

Ein tägliches Ärgernis ist die den Praxen oktroyierte IT mit eCard, eRezept und elektronischer Patientenakte. So berichtete Dr. Bettina Kehrle aus Wallerstein, dass es in ihrer Praxis nach jedem Update zum Systemabsturz und zum Ausfall der Kartenlesegeräte komme. Folge: Wenn die Gesundheitskarten nicht eingelesen werden können, können auch keine Rezepte mehr ausgestellt werden. Hinzu komme die wachsende Bürokratie. Die verschärften Vorschriften, Diagnosen noch genauer zu codieren, bringe aber weder den Patienten noch den Praxen einen Vorteil. „Wir haben jede Menge zusätzlichen Aufwand und die einzigen, die davon profitieren, sind die Krankenkassen“, erklärten die Hausärzte den vier Politikern.

Eine andere Herausforderung ist die wachsende Anzahl an älteren und kränkeren Patienten, die aufgrund des Kostendrucks immer früher aus dem Krankenhaus entlassen werden. „Die Verantwortung für diese Patienten wird einfach auf uns Hausärztinnen und Hausärzte abgewälzt“, beklagte Dr. Völkl.

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